"Ich möchte meine Fehler akzeptieren lernen" - diesen Satz höre ich von meinen Klienten sehr häufig. Und ich kann es nachvollziehen - in meiner Vergangenheit als Musiker war eine offene Fehlerkultur nicht existent und auch in Firmen verschiedener Größen habe ich das nicht erfahren dürfen. Erstaunlich, denn eine offene Fehlerkultur hat enorm viele Vorteile.
In dieser Podcast-Folge geht es um
- die Gründe für einen schlechten Umgang mit Fehlern
- die Folgen, sich nicht positiv mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen
- Methoden, um einen positiven Umgang mit (eigenen) Fehlern zu fördern
Hier die Transkription des Podcasts:
Herzlich willkommen zu Klarsicht, dem Coaching Podcast mit mir Björn Bobach. Ich freue mich, dass ihr da seid. Und heute geht es um Fehler. Eigentlich geht es aber darum, Fehler akzeptieren zu lernen bzw. besser mit Fehlern umzugehen. Vor allem mit den eigenen Fehlern. Das ist für mich ein ziemlich großes Thema, weil es mir zum einen selbst im Berufsleben sehr häufig begegnet ist. Und dazu hole ich ein bisschen aus. Ich habe das schon mal erwähnt, Ich war mal Opernsänger. Ich habe also mal auf der Bühne gestanden. Das ist jetzt mittlerweile sehr, sehr lange her. Aber auf der Bühne sind Fehler natürlich und naturgemäß extrem exponiert und nicht zu verstecken. Und im Theateralltag sind diese Fehler dann natürlich auch oft die Ursache für Häme und Getuschel und Gerede. Also wenn einem da was auf der Bühne passiert ist, was nicht wirklich gut war, war das noch tagelang Thema. Und das ist natürlich keine kein positiver Umgang mit Fehlern. Das hilft jetzt nicht gerade, mit eigenen Missgeschicken positiver umzugehen. Das habe ich im Theateralltag also schon auch als sehr störend empfunden und habe das nicht besonders genossen, wenn so was passiert ist.
Und nach meiner Theaterlaufbahn selbst habe ich das dann aber auch in Firmen klein und groß immer wieder beobachtet, dass es keine offene Fehlerkultur gab. Im Gegenteil, sogar wenn das behauptet wurde, dass man das lebt und da Regeln aufgestellt hat, gab es immer wieder Mitarbeiter und Kollegen, deren, die das so genutzt haben, dass die Fehler der anderen wunderbar Gesprächsstoff war. So in der Kantine oder mal so zwischendurch. Und das ist ja auch wunderbar, weil es lenkt ja von den eigenen Fehlern ab, wenn man über die Fehler der anderen spricht. Und sorgt natürlich auch bei einem selbst dann eher für Unbehagen, gerade wenn es auch Vorgesetzte sind, die so was machen. Weil man da natürlich sich gar nicht traut, offen mit den eigenen Fehlern umzugehen oder seinem Team zu vermitteln, dass es okay ist, wenn Fehler passieren. Und im privaten Bereich begegnet es mir im Coaching sehr, sehr häufig. Dass in vielen Familien Perfektion erwartet wird. Also das perfekte Kind zu sein, ist ein sehr häufigeres Thema im Coaching. Da stecken dann ganz starke Glaubenssätze in den Menschen.
Und in Extremfällen ist es dann sogar so, dass ein falsches Wort riesige Konsequenzen hat. Ein einzelnes falsches Wort kann dann schon mal zum Kontaktabbruch führen. Nur weil der Anspruch da an den jenigen ganz anders war, nämlich dass er sich nie im Ton vergreift oder nie falsche Vokabeln benutzt, die einen vielleicht verletzen könnten, auch wenn es nicht absichtlich war. Also in Familien ist das Thema Perfektion und keine Fehler dulden auch sehr weitverbreitet. Und dann ist es natürlich auch so, dass Fehler sehr oft an unserem Selbstwert rütteln. Und vor allem dann, wenn wir unseren Selbstwert vor allem über die Meinung von anderen definieren. Also wenn die externe Bestätigung enorm wichtig ist, um unseren Selbstwert stark und hoch zu halten, kann ein Fehler, der auch von anderen wahrgenommen wird, den Selbstwert ungeheuer ins Wanken bringen. Dahinter steckt dann natürlich der Glaubenssatz, dass nur fehlerfreie Menschen wirklich angenommen werden. Auch das wird natürlich irgendwie aus einem Glaubenssatz, der aus der Kindheit stammt. Aber auch das ist sehr weitverbreitet und vielleicht im Kleinen auch bei euch. Das kennt eigentlich fast jeder so ein bisschen, dass Fehler einen so ein Unbehagen spüren lassen, weil es vielleicht eine Situation mal irgendwann gab, wo ein Fehler eine schlimme Konsequenz hat und einem eben nicht vermittelt wurde, dass das okay ist.
Wie kann man also offener mit Fehlern umgehen oder positiver mit Fehlern umgehen? In einem Team ist es da zunächst einmal sehr wichtig, dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt, also dass man sich abstimmt darüber, was Fehler eigentlich bedeuten. Und da sollten die Parameter sein, dass Fehler etwas Menschliches sind und Perfektion ein unerreichbares Ziel ist. Es gibt keine Perfektion, wenn Menschen involviert sind. Wir machen einfach Fehler und man sollte sich darauf verständigen, dass Fehler grundsätzlich auch etwas Positives sind. Denn Fehler zeigen ja Grenzen auf. Die zeigen mir persönlich auf, wo ich noch nicht an dem Punkt bin, an dem ich vielleicht sein sollte. Die zeigen mir also, wo ich noch Lernbedarf habe. Ein Kollege von mir hat das einmal so nett bezeichnet als Lerngeschenk. Jeder Fehler ist ein Geschenk. Und zu wissen, was man noch zu lernen hat und einem vielleicht auch gleich das Entsprechende beizubringen. Und wenn man offen mit seinen Fehlern umgeht, signalisiert das auch den Teamkollegen, dass man über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügt. Und es ist ja sogar etwas Positives für meine Kollegen, wenn die aus meinen Fehlern mit lernen können.
Es ist eigentlich ein Zeichen von einem tollen Teamplayer, wenn er offen mit seinen Fehlern umgeht. Und außerdem zeigen Fehler natürlich auch, dass man tatsächlich in sich ruht. Die eigenen Fehler werden akzeptiert. Das bedeutet also für den Einzelnen, dass man die eigene Sicht auf Fehler grundsätzlich überdenken sollte. Und da sollte man sich Fragen stellen Was bringen mir die Fehler der anderen? Bringt mir das eine Selbstwerterhöhung, wenn jemand anderes etwas falsch macht? Ist es das wirklich wert? Dadurch das Team Gefüge eigentlich nachhaltig zu beschädigen? Oder bringt es mir nicht viel mehr zu sehen, wenn jemand mit einem Fehler offen umgeht und ich daraus etwas lernen kann? Und was bringen mir persönliche Fehler eigentlich, wenn ich sie wirklich akzeptiere? Ein wichtiges Prinzip hier ist die Selbstannahme, also sich mit seinen Macken und Fehlern lieben lernen. Das verschafft uns einen ausgeglichenen und liebevolleren Blick auf uns selbst und ist am Ende richtig gut für den Selbstwert. Und abschließend ist es natürlich so, dass es sein kann, dass hier ganz starke Glaubenssätze am Werk sind, die wie eingangs erwähnt, aus der Kindheit stammen und es uns sehr schwer machen, unsere Sicht auf eigene Fehler vor allem zu korrigieren und in einem anderen Licht zu sehen.
Da kann Coaching helfen oder auch eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Glaubenssätzen. Aber es ist alles machbar und moderierbar. Mich interessiert natürlich, wie ihr mit euren Fehlern umgeht und ob ihr da vielleicht eure Sichtweise auch mal in eurem Leben ändern musstet oder geändert habt. Erfolgreich. Ich freue mich über Kommentare unter dieser Podcast-Folge und über Kontaktaufnahme über meine Website. Das steht alles in der Beschreibung dieses Podcasts. Ich freue mich natürlich über positive Bewertungen, wenn euch der Podcast gefällt und eure Treue sage bis zum nächsten Mal. Bye Bye.