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Gesunder Egoismus — Nach uns die Sintflut?

Wenn es mir gut geht, geht es auch allen um mich gut. Die­ser sehr wah­re Satz wird in den letz­ten Jah­ren des Öfte­ren miss­braucht, um einen star­ken Ego­is­mus zu recht­fer­ti­gen. Aber das ist hier kei­nes­wegs beab­sich­tigt – gesun­der Ego­is­mus ist gut und wich­tig. Vie­le Men­schen fin­den hier nicht den rech­ten Zugang oder eine gute Balan­ce. In die­ser Fol­ge von Coach&Coach ver­su­chen Jan Gus­tav Fran­ke und ich dem auf die Spur zu gehen und erläu­tern, wie man gesun­den Ego­is­mus üben kann.

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Björn
Hal­lo und herz­lich Will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge Coach und Coach mit mir, Björn Bob­ach und Jan Gus­tav Fran­ke Hal­lo Jan.

Jan
Hal­lo Björn.

Björn
Wir set­zen uns heu­te mit gesun­dem Ego­is­mus aus­ein­an­der. Und wie sind wir dar­auf gekom­men? Unse­re geschätz­te Dozen­tin, bei der wir bei­de die Zer­ti­fi­zie­rung zum Per­so­nal Coach IHK gemacht haben. Hat da vor eini­gen Mona­ten etwas auf Lin­ke­dIn gepos­tet, was ich vehe­ment beja­hen muss­te. Und zwar war es eine Aus­ein­an­der­set­zung zu den zu dem The­ma bzw zu der Tat­sa­che, dass es zur­zeit 111 Ten­denz gibt, das vie­le, das sich auf sich selbst kon­zen­trie­ren, ein biss­chen über­trei­ben. Das Schö­ne wenn es mir gut geht, geht es auch allen ande­ren gut, wird da ein wenig ins Extre­me ver­zo­gen und endet in tota­ler Ego­zen­trik und über­trie­be­nem Ego­is­mus. Und das hat uns dazu geführt, uns mal Gedan­ken dar­über zu machen Was ist eigent­lich gesun­der Ego­is­mus und wie kann der ent­ste­hen? Und wo sind da die Gren­zen, die, die man so nicht über­schrei­ten soll­te? Damit wol­len wir uns heu­te aus­ein­an­der­set­zen. Habe ich das gut zusam­men­ge­fasst? Ja.

Jan
Das hast du.

Björn
Also, was ist gesun­der Ego­is­mus?

Jan
Ich habe mir gedacht, dass das jetzt so läuft. So ein­fach ist das nicht. Aber erst mal ist fest­zu­stel­len, dass das kei­ne Sache ist, die rucki­zucki ganz ein­fach zu beant­wor­ten ist.

Björn
Nein.

Jan
Weil es dafür auch. Ein ganz gro­ßes Stück an Selbst­re­fle­xi­on, Bedarf und auch Ver­ständ­nis von mei­nem Gegen­über, mei­nen Gegen­übern. Und es ist auch ein sehr. Es kann eine sehr fra­gi­le Geschich­te sein, weil es gibt da glau­be ich, rela­tiv schnell auch Punk­te, wo es kip­pen kann. Wir bewe­gen uns ja eigent­lich. Wir haben vor­her ja schon ein­mal dar­über gespro­chen in die­sem Span­nungs­feld zwi­schen den Polen, Selbst­lo­sig­keit bis Selbst­lo­sig­keit oder sogar Selbst­auf­ga­be. Also wenn man alles für ande­re tut oder sich selbst kom­plett auf­gibt und es ist doch egal, was mit mir ist, bis hin zu abso­lu­tem Ego­is­mus oder Ego­zen­trik, wenn es eigent­lich nur um die eige­ne Per­son geht und nur um das eige­ne Wohl­be­fin­den oder dar­um, dass die eige­nen Wün­sche hier erfüllt wer­den. Und die hohe Kunst, wie immer im Leben ist es jetzt also, hier einen gesun­den Punkt zu tref­fen. Und der liegt wahr­schein­lich irgend­wo in der gol­de­nen Mit­te. Aber wie fin­det man das jetzt her­aus? Das ist ja die gro­ße Fra­ge.

Björn
Ja, viel­leicht fin­den wir die Mit­te, wenn wir die bei­den Pole ein­mal beleuch­ten, also ein­mal das über­trie­ben ego­zen­tri­sche, ego­is­ti­sche und ein­mal das über­trie­ben altru­is­ti­sche, selbst­lo­se, also über­trie­ben selbst­lo­se Selbst auf­ge­ben. Und dann kön­nen wir uns viel­leicht der Mit­te annä­hern.

Jan
Ja, gut.

Björn
Also die­ser Trend, von dem ich da eben sprach, resul­tiert ja aus dem Satz Wenn es mir gut geht, dann geht es auch an den ande­ren um mich her­um gut. Und das ist bestimmt wahr, weil man ja nur, wenn es einem selbst gut geht, auch Din­ge für ande­re tun kann, ohne und zwar mit vol­ler Ener­gie tun kann und aus vol­len Reser­ven schöp­fen kann. Aber das ver­lei­tet dazu, dass man sagt Hopp­la, hier komm ich und alles ande­re ist mir egal. Und man ver­hält sich dann extrem rück­sichts­los. Das kann in Empa­thie­lo­sig­keit sich äußern. Das kann in. Herz­lo­sig­keit wür­de ich jetzt fast sagen, sich äußern, also dass man sehr kalt reagiert, viel­leicht auf das, was um einen her­um pas­siert, unzu­gäng­lich wird. Hilf mir ein biss­chen. Was noch?

Jan
Ich glau­be du, du du hast schon die rich­ti­gen Wor­te gewählt in dem Zusam­men­hang. Es pas­siert halt ein­fach, dass man ande­re Men­schen aus dem Blick ver­liert. Und genau das ist der Punkt bei Ego­zen­trik, dass man das eben tut. Und hier ist auch wich­tig, dass man dar­über spricht, dass es unter­schied­li­che Ebe­nen gibt. Denn es gibt auch durch­aus Men­schen, die sagen Jetzt mal in der klas­si­schen ist so ein klas­si­sches Bezie­hungs the­ma, viel­leicht in der klas­si­schen Geschlech­ter oder in einem klas­si­schen Rol­len­ver­ständ­nis. Eine Per­son ist Ernäh­rer oder Ernäh­rer in die ande­re küm­mert sich viel­leicht um Haus und Hof. Und jetzt bringt die Per­son, die jetzt für das mate­ri­el­le Wohl zustän­dig ist, er bringt ja so viel nach Hau­se, da muss es der ande­ren Per­son noch gut gehen. Die hat doch alles.

Björn
Ja.

Jan
Mir geht es gut. Ich habe einen erfül­len­den Job und es läuft. Und ich bin ja auch dadurch das Ich, dass es mir gut geht, hier wei­ter leis­tungs­fä­hig. Also habt ihr doch alles, was ihr braucht. Dann seid doch froh. Und ich glau­be, ganz wich­tig ist bei die­ser Geschich­te, dass man eben auch sein Umfeld nicht aus den Augen ver­liert und ein­fach dar­auf ach­tet, dass es eben nicht nur die eige­nen Bedürf­nis­se gibt, son­dern es gibt auch die Bedürf­nis­se von ande­ren Men­schen. Und es geht ja sogar noch wei­ter. Wenn ich die­sen kras­sen Ego­is­mus fah­re oder die­se kras­se Ego­zen­trik, dann gibt es die Mög­lich­keit, dass mein Umfeld ent­we­der dar­auf reagiert, indem es das hin­nimmt, aus wel­chen Grün­den auch immer und viel­leicht unglück­lich ist oder wird. Es gibt aber auch die Mög­lich­keit, dass sich mein Umfeld von mir ab kehrt und das ist eigent­lich genau ins Gegen­teil umschlägt. Eigent­lich genau zu dem, was ich nicht errei­chen woll­te.

Björn
So und da spielt natür­lich auch wie­der der radi­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus rein und der Per­spek­tiv­wech­sel, weil genau, was du sagst. Man ver­liert den Blick für die ande­ren und man kreist sich nur noch um sich selbst. Und ich muss da gera­de eine per­sön­li­che Geschich­te los­wer­den, weil mei­ne Eltern sind nun bei­de gestor­ben. Des­we­gen kann ich das erzäh­len, ohne dass ich hier irgend­wie irgend­wem auf die Füße tre­te. Ich kann mich erin­nern, dass mei­ne Mut­ter ger­ne erzähl­te, dass mein Vater mal zu ihr sag­te Dein Leben hät­te ich gern, du musst dich ja nur um die Kin­der küm­mern.

Jan
Ja.

Björn
Weil das genau.

Jan
Laut lachen.

Björn
Ja, weil das. Genau. Weil das genau die­se Situa­ti­on qua­si war. Der Ernäh­rer. Und dann die Mut­ter, die zu Hau­se bei den Kin­dern ist und genau da auch für vie­le Rei­bungs­punk­te gesorgt hat.

Jan
Und ich mein­te, ich glau­be nah dran an dem. Das biss­chen Haus­halt ist doch kein Pro­blem.

Björn
Sagt mein Mann genau. Ja, aber das ist ja genau der ist ja genau der Punkt. Man ver­liert den Blick für die ande­ren, man kreist nur um sich selbst und man über­trägt dann ja in dem Moment auch qua­si das eige­ne Ver­ständ­nis von Glück völ­lig auf den ande­ren. Aber wir schwei­fen gera­de ein biss­chen ab, aber das ist tat­säch­lich, das ist tat­säch­lich der Aus­gangs­punkt. Also wenn man so eine Hal­tung hat und dann sagt, na ja, ich ver­die­ne ja viel Geld, das ist für mich das Wich­tigs­te. Also sind alle ande­ren um mich her­um auch ganz glück­lich. Es ist schon schwie­rig.

Jan
Genau. Es muss nicht nur Geld sein, son­dern es kann auch genau das Gegen­teil sein. Es kann auch sein, zum Bei­spiel ein­fach eine exzes­si­ve Selbst­be­zo­gen­heit. Es kann auch ein Hob­by sein, das ich viel­leicht auch bei­spiels­wei­se Din­ge wie Ich muss auch für ande­re sor­gen dar­in ver­nach­läs­si­ge, dass ich bei­spiels­wei­se mei­ne gan­ze Zeit nur für irgend­ein extre­mes Hob­by, das viel Zeit in Anspruch nimmt, dann drauf­ge­hen las­se. Ver­eins Tätig­kei­ten, also alles, was außer­halb sozu­sa­gen mei­nes sons­ti­gen Lebens liegt. Und das ist natür­lich auch das The­ma. Über­all da, wo man sich auch woan­ders dann bewegt, ent­ste­hen natür­lich auch da Erwar­tungs­hal­tun­gen. Und das ist eben die­ses, die­ses bezie­hungs tech­nisch oder sys­tem­theo­re­ti­sche Span­nungs­feld, in dem wir sind. Es gibt immer auch ver­schie­de­ne Sys­te­me, in denen wir agie­ren. Alle haben gewis­se Erwar­tungs­hal­tung oder von uns emp­fun­de­ne Erwar­tungs­hal­tun­gen, die es zu befrie­di­gen gilt. Und dar­aus kann es eben nicht, die eine Sache zu betrei­ben, dass ich eben an einer ande­ren Stel­le ver­nach­läs­si­ge. Und ich wür­de gern noch mal auf einen Punkt kom­men, den du gera­de ange­spro­chen hast.

Jan
Und das ist die Empa­thie, dass wir näm­lich hier eigent­lich ein Schlüs­sel­ele­ment, das ist ein Schlüs­sel­punkt, dass es wich­tig ist, dass man empa­thisch bleibt und ver­steht. Was ist denn das Bedürf­nis auch von mei­nem Umfeld jeweils? Nur dann kann ich auch tat­säch­lich abwä­gen Bin ich hier noch auf dem rich­ti­gen Kurs und trifft das sozu­sa­gen auch da noch? Die Erwar­tun­gen oder die Bedürf­nis­se mei­nes Umfel­des in dem Zusam­men­hang.

Björn
Und das ist ja auch so, dass ein Aus­fül­len des Hob­by über­haupt nichts Schlech­tes ist. Also sol­len sie auch kei­ner falsch ver­ste­hen. Es ist ja auch total wich­tig, dass man die­sen ja genau, dass man die­sen gesun­den Ego­is­mus hat und Din­ge hat, die man für sich sel­ber auch tut. Aber es wird halt gefähr­lich. In dem Moment, wo sich mein Umfeld viel­leicht beklagt und sagt Wir haben nichts mehr von dir oder ich kom­me hier ein biss­chen zu kurz. Und man dann damit argu­men­tiert Ja, aber es muss ja erst mal mir gut gehen. Das ist ja genau der Punkt, dass wenn es da ange­kom­men ist, dann wird es schwie­rig.

Jan
Genau. Wir haben ja jetzt die­sen einen Pol, die­se Ego­zen­trik oder den star­ken Ego­is­mus nun schon mal beleuch­tet. Das ande­re war ja die Selbst­lo­sig­keit oder Selbst­auf­ga­be in dem Zusam­men­hang, dass man also gar nicht auf sich selbst ach­tet oder immer nur für ande­re funk­tio­niert oder etwas tut. Jetzt wür­de, könn­te man ja sagen Ja, wie­so? Das ist doch nicht wei­ter wild. War­um? War­um ist es dann doch pro­ble­ma­tisch?

Björn
Ja, also wir kön­nen jetzt bei dem Bei­spiel von eben blei­ben. Also wenn ich zum Bei­spiel gar kein Hob­by hät­te. Also wenn ich jetzt nichts hät­te, was ich wirk­lich nur für mich tue und mein gan­zer Tages­ab­lauf qua­si fremd­be­stimmt wäre, da haben wir auch wie­der die­ses The­ma, mit der Selbst­be­stim­mung und Fremd­be­stim­mung nur fremd­be­stimmt wäre von den Bedürf­nis­sen der ande­ren. Dann wür­de ja ein Grund­be­dürf­nis von mir nicht erfüllt wer­den, weil eines unse­rer Grund­be­dürf­nis­se ist ja die Selbst­be­haup­tung und die Selbst­be­stim­mung. Dann kom­me ich irgend­wann in eine Situa­ti­on, wo sehr wahr­schein­lich mut­ma­ße ich jetzt eine Klei­nig­keit dafür sor­gen kann, dass ich völ­lig aus der Fas­sung gera­te, weil ein­fach nicht so zuge­las­sen mit den Bedürf­nis­sen der ande­ren bin und mit der Erfül­lung der Bedürf­nis­se der ande­ren bin, dass gar kei­ne Kapa­zi­tät mehr dafür ist, die­se Bedürf­nis­se so zu erfül­len, weil ich über­haupt kei­ne Zeit habe, mich auf mich selbst auch mal zu kon­zen­trie­ren und dar­auf zu ach­ten, was mir selbst gut tut.

Jan
Das heißt also auch, wenn man jetzt, sage ich mal, voll in der Tätig­keit auf­geht oder auch in einer. Rol­le, Bezie­hung oder wie auch immer, dann heißt das nicht zwin­gend, dass es was mit Selbst­auf­ga­be zu tun haben muss. Also wenn man sagt, es ist trotz­dem etwas, was einen erfüllt, aber wenn man es tut nur für ande­re und dabei sich selbst und die eige­nen Bedürf­nis­se ver­nach­läs­sigt, dann wird es natür­lich schwie­rig. Das heißt, wir brau­chen natür­lich auch unse­re Ven­ti­le für Din­ge, die sich auf­stau­en, auf­la­den. Das kann Stress sein aus dem Beruf, das kann Stress sein, auch aus der Bezie­hung. Und dafür braucht man Ven­ti­le. Das kann Sport sein, das kann Medi­ta­ti­on sein. Das kann aber auch mal das Gespräch mit einem Freund sein, mit einer Freun­din, sich ein­fach mal den Frust oder Kum­mer von der See­le reden. Aber wenn man sich selbst immer nur noch auf­op­fert für ande­re Men­schen, dann führt das dazu, dass sich das ein­fach anschaut, dann über die Zeit und dass man dann auch tat­säch­lich in eben die­se Berei­che rein­rut­schen kann.

Jan
Sprich­wor­te Stich­wort Burn­out, in denen es dann irgend­wann dazu führt, dass man eben nicht mehr funk­tio­niert, nicht mehr ein­fach nur für ande­re, son­dern dass es ein­fach nicht mehr klappt. Und dann wird es natür­lich tat­säch­lich pro­ble­ma­tisch für die eige­ne Gesund­heit. Unab­hän­gig davon. Das ist natür­lich auch viel erfül­len­der. Das Leben ist, wenn man auch ein­fach Spaß hat an den Din­gen und Spaß am Leben. Und dafür ist es dann eben teil­wei­se doch not­wen­dig, dass man etwas auf sich ach­tet. Und das ist die­ser zitier­te gesun­de Ego­is­mus, dass man also nicht immer nur sagt Ja, kann ich machen. Und ja, das ist in Ord­nung, ich über­neh­me das schon für dich. Und so wei­ter, son­dern dass man auch mal für sich sagt Jetzt bin auch ich mal dran. Und das ist aus mei­ner Sicht auch abso­lut in Ord­nung.

Björn
Ja, ist es, abso­lut. Aber wir hat­ten ja auch im Vor­ge­spräch schon fest­ge­stellt, dass das jetzt etwas ist, was vie­len nicht leicht fällt. Also es ist sehr wahr­schein­lich häu­fi­ger, dass vie­le, dass Men­schen eher dazu nei­gen, nicht gesun­den Ego­is­mus aus­zu­le­ben, anstatt es über­trie­ben zu machen. War­um ist das so? Da hat­ten wir uns ja im Vor­feld auch schon Gedan­ken zu gemacht. Ich glau­be es fängt schon mit dem Begriff Ego­is­mus an, weil Ego­is­mus ist ja sehr nega­tiv bela­den und das auch zu Recht, weil Ego­is­mus in der puren Form, wie wir jetzt vor­her schon geklärt haben, ja wirk­lich etwas sozi­al äußerst Unzu­gäng­li­ches ist. Also es wird schon vie­len schwer fal­len, über sich sel­ber zu sagen Ich bin gesund, ego­is­tisch.

Jan
Ja, das ist natür­lich eine Fra­ge, wie man mit Freun­den umgeht oder wie man die emp­fin­det. Man könn­te auch sagen Ich bin selbst­be­wusst oder ich ach­te auf mich. Das wäre viel­leicht, wenn viel­leicht Wor­te, mit denen man sich da, den man da bes­ser umgeht und ach­te eben auch auf mei­ne eige­nen Bedürf­nis­se. Also ich fin­de auch, dass der gesun­de Ego­is­mus jetzt so als Sprich­wort nicht unbe­dingt die ele­gan­tes­te Wahl ist in die­sem Zusam­men­hang. Aber trotz­dem ist er erst mal bekannt als sol­cher und als so wie er gemeint ist, der gesun­de Ego­is­mus auch nicht. Aus mei­ner Sicht nicht schäd­lich, aber es kommt immer drauf an, aus wel­cher Per­spek­ti­ve man da gera­de drauf­schaut. Das ist halt auch das Inter­es­san­te bei die­sen Din­gen.

Björn
Ja, und der, der das Wort Ego­is­mus oder ego­is­tisch trig­gert, natür­lich auch jede Men­ge Glau­bens­sät­ze, die wir alle in uns tra­gen und für die dies uns viel­leicht noch nicht so lan­ge zuhö­ren. Noch mal viel­leicht kurz ein klei­ner Bogen dahin. Glau­bens­sät­ze im Sin­ne von Din­gen, die wir schon in frü­hes­ter Kind­heit oder Jugend antrai­niert bekom­men haben, die uns viel­leicht auch dar­an hin­dern, da einen gesun­den Ego­is­mus an den Tag zu legen. Also zum Bei­spiel so ein Satz wie Sei nicht so ego­is­tisch!

Jan
Ja, oder du musst. Du musst etwas tun, damit du was wert bist. Mach dich nütz­lich.

Björn
Denk nicht nur an dich selbst oder auch so was wie ein Gefühl, immer zu kurz zu kom­men. Also, dass man das Gefühl hat, man kommt immer zu kurz. Kann einen dar­an hin­dern, eine gesun­de Balan­ce zu fin­den. Da steckt ganz viel drin. Also das, was uns dar­an hin­dert, viel­leicht wirk­lich in bestimm­ten Momen­ten mal zu sagen Moment, jetzt bin ich mal dran. Kann ganz vie­le Aus­lö­ser haben.

Jan
Genau. Es kann die­ses sein. Moment, jetzt bin ich mal dran, das. Dass man da gehemmt ist. Oder es kann auch tat­säch­lich sein, dass man ja über­kom­pen­siert und aus sol­chen Grün­den auch sagt Ja, jetzt bin ich aber erst mal dran. Also ich habe. Wenn ich nicht auf mich ach­te, dann tut es kei­ner. Nach dem Mot­to. Und das ist eben auch ein The­ma, das wir halt. Und das ist das Inter­es­san­te, dass wir natür­lich auf Basis die­ser Glau­bens­sät­ze, die in uns schlum­mern und auf wir­ken, oft ja auch unter­be­wusst, aber dass sie doch teil­wei­se uns trig­gern, dass sie Impul­se in uns set­zen, wie wir han­deln und dass uns manch­mal gar nicht so rich­tig klar ist Woher kommt das eigent­lich gera­de? Das kann schon ganz span­nend sein, sich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen und da mal auf den Zahn zu füh­len.

Björn
Ich glau­be, ein ganz gro­ßer, gro­ßes Anzei­chen, dass man das viel­leicht üben soll­te, ist, wenn man das Phä­no­men hat, dass man sehr schwer Nein sagen kann. Nein­sa­gen ist ja eigent­lich ein etwas gesun­des, dass man sich abgrenzt und dass man sagt Nein, das schaf­fe ich jetzt nicht, das geht auf mei­ne Kos­ten jetzt, wenn ich das auch noch auf mich wei­se. Wenn einem, wenn man damit grund­sätz­lich ein Pro­blem hat, dann soll­te man viel­leicht dar­an arbei­ten oder üben, ein wenig gesün­der ego­is­tisch zu sein. Kann man das üben?

Jan
Das kann man auf jeden Fall üben. Also das kann man auf unter­schied­lichs­te Art und Wei­se üben. Das kann man üben, indem man sich erst mal bewusst macht, in wel­chen Situa­tio­nen man dazu über­haupt neigt zu reagie­ren. Das muss ja auch nicht in jeder Situa­ti­on so sein, son­dern es kann auch in unter­schied­li­chen Situa­tio­nen, die aber viel­leicht ähn­lich gela­gert sind, der Fall sein. Das kann an bestimm­ten Per­so­nen hän­gen. Die wir even­tu­ell als sol­che, die halt ein­fach von ihrer Art so sind, dass sie das bei uns bewir­ken oder die uns viel­leicht auch unter­be­wusst unbe­wusst an eine ande­re Per­son erin­nern oder die wir sozu­sa­gen einem ähn­li­chen Ver­hält­nis sehen. Ähn­li­chen Licht zu einer Per­son, mit der wir schon ähn­li­che Erfah­run­gen gemacht haben. Das heißt also erst mal ver­ste­hen, in wel­chen Situa­tio­nen kommt das über­haupt zustan­de? Und dann kann man es. Üben, indem man ein­mal ana­ly­siert Woher kommt das? Was trig­gert mich da? Und man kann es auch prak­tisch üben, indem man einer­seits das zum Bei­spiel auch in Rol­len­spie­len, auch in klas­si­schen Coa­ching Set­tings mal macht, dass man es also mal aus­pro­biert Wie fühlt es sich denn an, Nein zu sagen?

Jan
Wie kann ich da Nein sagen? Man muss ja nicht immer sagen Nein, auf gar kei­nen Fall, das kommt gar nicht in die Tüte, son­dern es gibt ja noch ande­re Mög­lich­kei­ten. Man kann ande­re Optio­nen, Kom­pro­mis­se, man kann Kom­pro­mis­se machen. Auch ein wun­der­schö­nes Wort hier und da sind Mög­lich­kei­ten. Und man kann es dann auch in tat­säch­li­chen Feld­ver­su­chen aus­pro­bie­ren. Also wirk­lich raus­ge­hen und dann mal? Den gesun­den Ego­is­mus an den Tag legen und mal aus­pro­bie­ren, was pas­siert. Viel­leicht erst mal in Situa­tio­nen, bei denen wir nicht so eine ganz gro­ße Sor­ge haben, dass uns das auf die Füße fal­len könn­te.

Björn
Und viel­leicht mal ein ganz prak­ti­ka­bler Tipp von mir. Gut, wir sind ja als Coa­ches gehen wir eigent­lich kei­ne Rat­schlä­ge, aber viel­leicht so aus mei­ner per­sön­li­chen Erfah­rung. Also ich war mal ein über­trie­ben altru­is­tisch unter­wegs und ich war mein über­trie­be­ner Altru­ist. Ich war schon sehr selbst auf­ge­ben in einer Pha­se mei­nes Lebens und ich war auch der Ver­ste­her vor dem Herrn. Ich habe alle immer ver­stan­den. Ich konn­te auch immer alles recht­fer­ti­gen, was irgend­je­mand um mich her­um getan hat. Also es war war. Ich muss da jetzt mitt­ler­wei­le drü­ber lachen, weil im Nach­gang den­ke ich, so wie ver­rückt eigent­lich. Was mir unglaub­lich gut getan hat, war mir Zeit für mich selbst zu reser­vie­ren. Und ich glau­be, das ist etwas, was vie­le gar nicht so auf dem Schirm haben. Wir haben den Ter­min­ka­len­der voll und dann 1000 Ver­pflich­tun­gen und so, aber wo ist denn wirk­lich Zeit nur für einen selbst? Und das ist etwas, was ich als unglaub­lich hilf­reich emp­fun­den habe, mir ein­fach in mei­nem Kalen­der auch Zei­ten mal zu blog­gen, die wirk­lich nur Björn Time sind.

Björn
Das heißt, das habe ich auch tat­säch­lich dann so genannt Björn Time, wo ich dann wirk­lich Din­ge getan habe, wo nur ich drauf Lust hat­te, was ich für mich machen woll­te, was ich mit einem super Gefühl nur für mich gemacht habe. Und das ist mir anfangs schwer­ge­fal­len und ich glau­be, dass es vie­len schwer fällt, wenn man das nicht prak­ti­ziert. Aber das hat enor­me Aus­wir­kun­gen gehabt. Und die­se Zei­ten gibt es auch jetzt immer noch. Also es gibt immer Zei­ten, die sind für mich hei­lig und das ist für mich. Und so lebe ich mei­nen gesun­den Ego­is­mus, dass ich mich halt aus­klin­ken, dann mal eine Wei­le und das ist jetzt nicht mona­te­lang oder wochen­lang, nicht mal Tage lang. Aber es gibt halt Zeit­fens­ter, wo ich den­ke, nein, jetzt küm­me­re ich mich um mich. Und das ist kann ich nur jedem ans Herz legen, wenn es Leu­te gibt da drau­ßen, die da viel­leicht auch ein biss­chen kämp­fen.

Jan
Ja, das ist dann noch mal ganz prak­ti­scher Rat­schlag am Ende der Fol­ge. Wir hof­fen auf jeden Fall, ihr hat­tet Spaß dar­an, an die­sem klei­nen Aus­flug in die unter­schied­li­chen Pole der Selbst­lo­sig­keit und des Ego­is­mus und das Span­nungs­feld dazwi­schen und letz­ten Endes dann beim Her­aus­fin­den des gesun­den Ego­is­mus. Wir wün­schen euch auf jeden Fall, dass ihr acht­sam auf euch selbst seid und bewusst auch für die eige­nen Bedürf­nis­se, für die eige­nen Bedürf­nis­se und an der einen oder ande­ren Stel­le auch ein­fach mal dar­auf ach­ten, was euch gut tut. Und wir hof­fen, die­ser Pod­cast tut euch eben­falls gut und wir hören euch beim nächs­ten Mal wie­der und ver­ab­schie­den uns bis dahin. Macht’s gut. Tschüss. Auf Wie­der­hö­ren.