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Jeder sitzt in seinem eigenen Kino — Radikaler Konstruktivismus

Die­ses Phä­no­men kennt jeder: Man redet völ­lig anein­an­der vor­bei oder hat kom­plett gegen­sätz­li­che Erin­ne­run­gen an ein Ereig­nis – der radi­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus ist eine Erklä­rung hier­für.
In die­ser Fol­ge von Coach&Coach erklä­ren Jan Gus­tav Fran­ke die­se Sicht­wei­se auf eine anschei­nend nie objek­ti­ve Rea­li­tät und erläu­tern, wie einem das blo­ße Bewusst­sein zu die­ser Theo­rie in vie­len Situa­tio­nen hel­fen kann.

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Jan
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach. Und ich freue mich heu­te mit Björn über ein sehr inter­es­san­tes The­ma zu spre­chen, näm­lich über den radi­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus. Hal­lo Björn!

Björn
Hal­lo Jan, end­lich.!

Jan
Genau. In der ein oder ande­ren Fol­ge ist der Begriff schon mal gefal­len. Radi­ka­ler Kon­struk­ti­vis­mus. Und ja, wir wol­len uns jetzt heu­te mal die Zeit neh­men, etwas inten­si­ver dar­über zu spre­chen. Denn es ist tat­säch­lich eine Grund­an­nah­me über einem Welt­bild und Welt­ver­ständ­nis von Rea­li­tät Ver­ständ­nis, was sehr prä­gend ist, sowohl im Coa­ching als auch all­ge­mein im Leben. Und als klei­ne, als klei­ne Prä­am­bel mal vor­weg oder noch mal als Erklä­rung dazu geht es also in der Grund­an­nah­me des radi­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus also dazu, dass es kei­ne objek­tiv repro­du­zier­ba­re Rea­li­tät gibt, die wahr­ge­nom­men oder wie­der­ge­ge­ben wird von Men­schen. Das heißt also, dass sich jeder Mensch sei­ne eige­ne Rea­li­tät erst schafft aus dem, was er wahr­nimmt. Und dar­über wol­len wir heu­te mal dis­ku­tie­ren. Björn, was fällt dir so spon­tan ein, wenn du an die­ses The­ma denkst?

Björn
Spon­tan fällt mir ein, dass das für mich ein wirk­li­cher Augen­öff­ner war, als ich da das ers­te Mal drü­ber gehört habe. Das hat mir also das war nicht sofort so, son­dern das war dann so ein lang­sam Brü­ter, dass je mehr ich dar­über nach­dach­te, so man­che Situa­tio­nen in mei­nem Leben sich anders, völ­lig für mich völ­lig anders dar­stell­ten. Das ist eine eine Grund­an­nah­me, die ich als äußerst berei­chernd emp­fin­de und die einen auch sehr ent­spannt durchs Leben gehen lässt. Wenn man das, wenn man dran, wenn man das so sieht, wenn man dran glaubt, dass man muss. Man muss tat­säch­lich da eine Über­zeu­gung haben, dass es so ist, glau­be ich, dann wird man da Wert draus zie­hen kann. Aber ich fin­de es unglaub­lich wert­voll.

Jan
Ja, das fin­de ich gleich noch mal einen span­nen­den Punkt, über den man auch dis­ku­tie­ren kann, ob man irgend­wann dar­an glau­ben muss oder ob das fak­tisch so ist oder nicht. Aber viel­leicht erklä­ren wir noch mal grund­sätz­lich, was denn die­ses Prin­zip oder die­se Idee eigent­lich eigent­lich beschreibt. Der radi­ka­le Kon­struk­ti­vis­mus kommt ja daher, dass er sagt oder defi­niert Es exis­tiert eine Welt, also sagen wir jetzt mal die rea­le, objek­ti­ve Welt, wie sie ist.

Björn
Es gibt ja kei­ne objek­ti­ve Welt.

Jan
Die objek­ti­ve Welt gibt es viel­leicht nur. Kei­ner von uns kann sie wie­der­ge­ben oder oder wahr­neh­men, so die Idee dahin­ter. Aber es exis­tiert etwas und das ist bei­spiels­wei­se unse­re Umwelt. Und die wird wahr­ge­nom­men von Men­schen. Und zwar als aller­ers­tes mit den Sin­nes­or­ga­nen, die wir haben, mit den Augen, was wir sehen, was wir rie­chen, was wir schme­cken, was wir füh­len, was wir hören. Das ist eigent­lich die die ers­te, unser ers­ter Kon­takt über­haupt zur Außen­welt. Nur über die­se Din­ge kön­nen wir über­haupt unse­re Außen­welt erfah­ren. Und dann haben wir aber noch ganz vie­le ande­re Din­ge mit dazu, die dann im Grun­de genom­men noch noch wei­ter­ge­hen. Aber schon da geht es los, dass jeder Mensch die Din­ge unter­schied­lich wahr­nimmt.

Björn
Rich­tig. Das ist ja schon der ers­te Punkt, dass auch in die­ser rei­nen Sin­nes­wahr­neh­mung, ohne dass irgend­ei­ne Wer­tung ins Spiel kommt, es aber schon eine Gewich­tung gibt. Also ich per­sön­lich bin zum Bei­spiel ein aus­ge­spro­che­ner Mensch. Also Gerü­che sind für mich sehr, sehr ent­schei­dend. Ande­re gehen viel mehr nach Optik. Da fällt mir spon­tan immer das das Essen ein, wie man Nah­rung wahr­nimmt. Und da ist man­chen wich­tig, dass es unheim­lich hübsch aus­sieht. Das ist mir total egal. Ist zum Bei­spiel nur ganz ent­schei­dend, dass es gut duf­tet, dass es gut riecht oder auch Hotels. Auch ein schö­nes Bei­spiel Da mögen man­che ganz viel Wert auf beson­ders impo­san­te Optik oder gro­ße Räu­me sowas legen. Das ers­te, was ich wahr­neh­me, das was bei mir auch wirk­lich sich immer ein­brennt, ist wie hat es da gero­chen? Und da sieht man schon das und dass da eine Gewich­tung statt­fin­det, die dann auch im Nach­hin­ein stark beein­flusst, wie man etwas bewer­tet und wie es sich in der Rea­li­tät, in der eige­nen Rea­li­tät, in dem eige­nen Rea­li­täts Kon­strukt dann hin­ter­her wie­der zusam­men­baut.

Jan
Ja, das heißt also da sieht man schon, Men­schen kön­nen unter­schied­li­che Din­ge wahr­neh­men oder was, so sage ich mal, das als ers­tes ins Bewusst­sein dann vor­dringt von den Din­gen, die man wahr­nimmt. Also wir neh­men über unse­re Sin­nes­rei­ze aus, über unse­re Sin­ne, Rei­ze auf so her­um, und dann geht es ja im Grun­de genom­men wei­ter, dann haben wir die­se Din­ge auf­ge­nom­men, und die sind unter Umstän­den unter­schied­lich gefil­tert wor­den, die­se Rei­ze. Und dann fan­gen wir an, mit die­sen Rei­zen auch umzu­ge­hen und die­se zu bewer­ten, und zwar auf Basis unse­rer per­sön­li­chen Fil­ter, die wir auch im Kopf haben, die auch aus Erfah­rung, Erzie­hung, unter­schied­li­chen Din­gen, die wir gelernt haben in unse­rem Leben, dann sich zusam­men­stel­len und das kön­nen ganz unter­schied­li­che Din­ge sein. Es kann unse­re Wer­te sein. Glau­bens­sät­ze, Fähig­kei­ten, ganz unter­schied­li­che Din­ge.

Björn
Und das ist unheim­lich mäch­tig. Wenn man über­legt, wie, wie was für einen enor­men Ein­fluss Glau­bens­sät­ze auf unser all­täg­li­ches Ver­hal­ten auch haben, was wir für rich­tig und falsch erach­ten, fil­tert das natür­lich die Wahr­neh­mung, also das, was unse­re Sin­nes­or­ga­ne uns qua­si ins Hirn schi­cken, unge­mein. Also dann wird das ein schö­nes Bei­spiel ist hier die Sym­pa­thie oder Anti­pa­thie Men­schen gegen­über. Das erlebt man ja ganz häu­fig, dass man, wenn man, wenn man mit, mit Men­schen zusam­men einen Vor­trag zum Bei­spiel hört oder einem Red­ner lauscht, dass es da völ­lig unter­schied­li­che Mei­nun­gen gibt, wie die­ser Mensch wirkt. Und wenn man­che von den offen man­che sagen konn­te ich nicht lei­den. Völ­lig los­ge­löst vom Inhalt auch schon gibt es da völ­lig unter­schied­li­che Wahr­neh­mung. Man­che sagen, der ist arro­gant, ande­re sagen, der ist selbst­si­cher, ande­re bewun­dern, ande­re ver­ach­ten. Bei ein und der­sel­ben Per­son. Und das macht sehr deut­lich, dass es da kei­ne objek­ti­ve Wahr­neh­mung geben kann.

Jan
Na also. Es gibt viel­leicht in dem Zusam­men­hang natür­lich auch Nor­men oder etwas, was sage ich mal, von einem Groß­teil der Per­so­nen als kom­pe­tent oder wie auch immer wahr­ge­nom­men wird, wenn man sie zu sagen hat, es gibt ja schon Nor­men oder sagen wir mal Wahr­schein­lich­keits­ver­tei­lung dar­über, wie Din­ge emp­fun­den wer­den, aber es gibt nichts Objek­ti­ves, wo man sagen kann, jeder Mensch wird das genau so emp­fin­den, in dem Zusam­men­hang genau genau­so, genau­so sehen. Und das ist eigent­lich das Inter­es­san­te, dass eben tat­säch­lich die die Wahr­neh­mung von dem, was wir sehen, ganz unter­schied­lich ist. Das ist ein tol­les Bei­spiel dafür, dass auch Kunst wie Kunst wahr­ge­nom­men wird. Es gibt Kunst ist super. Wenn man jetzt mit einer Grup­pe von Men­schen in eine Aus­stel­lung geht, dann ist wahr­schein­lich die die Wahr­neh­mung der ein­zel­nen Kunst­wer­ke, Objek­te, die da, die da gese­hen oder wahr­ge­nom­men wer­den. Es gibt ja auch nicht nur nicht nur bild­li­che Dar­stel­lung, son­dern auch ande­re, kom­plett unter­schied­li­che. Und was dann auch bei einem ankommt und was anfan­gen kann, das ist total indi­vi­du­ell, auch was man als ästhe­tisch emp­fin­det in dem Zusam­men­hang.

Jan
Und das ist ja nur ein Bei­spiel dafür, dass es sich in Kunst auch nicht mani­fes­tiert. Sym­pto­ma­tisch aber, dass sich das natür­lich auch durch unser gesam­tes Leben zieht. Es kön­nen Per­sön­lich­kei­ten sein, Per­so­nen, mit denen wir gut klar­kom­men, weni­ger gut klar­kom­men, die wir auf eine gewis­se Art und Wei­se wahr­neh­men. Es gibt ja auch durch­aus Men­schen zu, die fin­den wir auf Anhieb sehr sym­pa­thisch oder sehr unsym­pa­thisch und man kann sich das viel­leicht auch teil­wei­se gar nicht so rich­tig her­lei­ten. Hat wahr­schein­lich auch was mit der jeweils indi­vi­du­el­len Erfah­rung zu tun, aber so ist es halt ganz, ganz unter­schied­lich, wie jeder Mensch die Din­ge wahr­nimmt. Jetzt ist die Fra­ge in dem Zusam­men­hang War­um ist das wich­tig oder war­um spre­chen wir dar­über?

Björn
Ein schö­nes Bei­spiel dazu ist mir gera­de noch ein­ge­fal­len, bevor wenn es dar­um geht, war­um wir drü­ber spre­chen, war­um wir das für wich­tig hal­ten. Es gibt eine Serie, die gibt es lei­der momen­tan, das heißt lei­der, die gibt es nur auf Apple TV plus, die kann ich jedem ans Herz legen. Das ist eine wirk­li­che Stu­die dar­über, wie Men­schen in ihrer eige­nen Rea­li­tät in einem einen Rea­li­täts Kon­strukt leben, dass es weg­rutscht, dass es über die, denen, den oder die Macher die WE work gegrün­det haben und dann ja unglaub­lich abge­stürzt sind. Das kurz zusam­men­ge­fasst unglaub­lich hoch gehan­delt. Das Unter­neh­men habe ich mit 47 Mil­li­ar­den $ bewer­tet, kurz vor dem Bör­sen­gang, und ist dann total zusam­men­ge­bro­chen, weil sich der Auf­sichts­rat mit dem CEO über­wor­fen hat. Und wenn man sich die­se Serie anschaut, dann wird einem sehr bewusst in was für einem. Also wenn man das sieht, dann denkt man wirk­lich per­ma­nent Mein Gott, die leben in ihrer eige­nen Rea­li­tät. Also die­ser Grün­der und sei­ne Frau leben gefühlt. Das Unver­ständ­nis der Men­schen drum her­um. Da habe ich viel drü­ber nach­ge­dacht, als ich das gese­hen habe, zeigt eigent­lich, dass die­ses Prin­zip von radi­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus gar nicht so in den Köp­fen prä­sent ist, weil die­ses Unver­ständ­nis ein­fach zeigt, dass die das das Umfeld immer gedacht hat Ja, ihr seht es ein­fach nicht rich­tig.

Björn
Also da wur­de dann qua­si immer gesagt Ist jetzt falsch und bewun­derns­wert auf der ande­ren Sei­te, auch wenn die dann abge­stürzt sind. Wie beharr­lich die in ihrer Rea­li­tät, in die­sem Kon­strukt, ihrer eige­nen Kon­struk­ti­on geblie­ben sind. Und das ist mit ein Grund, war­um es wich­tig ist. Weil, wenn wir uns des­sen bewusst sind, dass wir alle in unse­rer eige­nen Rea­li­tät, in unse­rem eige­nen Rea­li­täts Kon­strukt leben, wer­den vie­le Situa­tio­nen deut­lich leich­ter. Zum Bei­spiel so was wie Kon­flik­te wird deut­lich ein­fa­cher, wenn man sich in sol­chen Momen­ten auch mal ganz kurz zurück­neh­men kann und sich klar­ma­chen kann Mein Gegen­über nimmt die tat­säch­li­che Rea­li­tät, sei­ne Rea­li­tät völ­lig anders war als ich. Da pral­len dann im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes Wel­ten auf­ein­an­der. Und da ist es immer sehr hilf­reich, wenn man sich, wenn man ver­sucht in das Rea­li­täts kon­strukt des ande­ren sich ein­mal hin­ein­zu­den­ken. Das geht natür­lich nicht bis zum letz­ten. Aber sol­che Situa­tio­nen wer­den dadurch natür­lich ent­schärft.

Jan
Genau. Wir haben ja auch schon mal über das The­ma Per­spek­tiv­wech­sel gespro­chen, in dem Zusam­men­hang ja auch wei­ter­hel­fen kön­nen und die ja auch genau dar­auf auf­bau­en, dass man eigent­lich ver­sucht, sich in die ande­re Per­son hin­ein­zu­ver­set­zen, um nach­zu­voll­zie­hen, was denn da im Kopf abgeht. Also wir haben ja jetzt gera­de noch mal in der Defi­ni­ti­on von den Sin­nes­rei­ze, von den per­sön­li­chen Fil­tern und dann letz­ten Endes zur Rea­li­täts kon­struk­ti­on, also zu dem, was sich jeder selbst dann zusam­men­baut dar­aus. Ich fin­de auch schön in dem Zusam­men­hang, wenn man es also für sich selbst auch noch mal nutzt. Also die­se Erkennt­nis, dass man sich also sei­ne Rea­li­tät auch ein Stück weit aus den eige­nen Wahr­neh­mun­gen und Erfah­run­gen und Fil­tern dann eben auch kon­stru­iert. Die kann natür­lich auch dazu füh­ren, dass wir Din­ge ein­fach neu bewer­ten kön­nen, dass wir auch Sach­ver­hal­te, wie wir sie wahr­neh­men, als nicht objek­tiv. War es als ein­zi­ge Wahr­heit betrach­ten müs­sen, son­dern dass wir auch sagen kön­nen, dass es das ist jetzt unse­re Per­spek­ti­ve auf die Din­ge. Ich bin nun letz­tens, wir waren im Schwarz­wald unter­wegs und da war man in Frei­burg und irgend­ei­nen Street Artist, so nen­ne ich es jetzt mal, also Graf­fi­ti oder wie auch immer, hat­te auf so einen Strom­kas­ten geschrie­ben.

Jan
Wenn es aus die­ser Per­spek­ti­ve nicht gut aus­sieht, ist es doch nicht so schlimm. Es gibt doch noch vie­le ande­re Per­spek­ti­ven, irgend­wie ganz wit­zi­gen und nied­li­chen Spruch, was natür­lich genau auch damit damit zu tun hat. Also viel­leicht kann der glei­che Sach­ver­halt aus einem ande­ren Blick­win­kel betrach­tet ganz anders aus­se­hen. Und viel­leicht kann man eben auch die Din­ge dann anders wert­schät­zen, ande­re anders bewer­ten, für sich und so viel­leicht noch aus einer schwie­ri­gen Situa­ti­on etwas Posi­ti­ves her­aus­zie­hen, ein­fach um um bewer­ten für sich oder auch aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven betrach­ten und schau­en, was kann man da ansons­ten noch raus­zie­hen oder wie könn­te man es gege­be­nen­falls noch wahr­neh­men?

Björn
Ja, der gan­zen Sache, also radi­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus wohnt ja auch eine Gefahr, weil dadurch, dass das so ist, kön­nen ja auch gefähr­li­che Situa­tio­nen ent­ste­hen. Also zum Bei­spiel, das haben wir gera­de in unse­rer aktu­el­len welt­li­chen Situa­ti­on ja sehr deut­lich vor Augen, wenn sich einer vom ande­ren bedroht fühlt. Das hat ganz oft damit zu tun. Wird der wirk­lich bedroht? Ist das deren Rea­li­täts kon­struk­ti­on? Und wenn ja, ist es ganz leicht natür­lich zu sagen das tun wir mal so ab. Also das ist Quatsch, das stimmt ja alles gar nicht. Aber da muss man sich auch ernst­haft hin­ter­fra­gen, wie kommt das? War­um ent­steht so ein Rea­li­täts Kon­strukt? Was ist da viel­leicht an fil­tern oder an Vor­gän­gen abge­lau­fen, dass so etwas ent­ste­hen lässt? Also es ist es ist für mich unglaub­lich wert­voll, sich des­sen immer bewusst zu sein, dass das gan­ze halt, das ist halt immer eine Fra­ge der per­sön­li­chen Situa­ti­on und Kon­struk­ti­on ist. Ich fin­de, es gibt kei­nen Ersatz für die­ses Wort Kon­struk­ti­on, weil seit ich dar­über ler­ne oder mich mit dem The­ma aus­ein­an­der­set­ze, ertap­pe ich mich halt sel­ber dabei, dass ich mich mir sol­che Fra­gen stel­le.

Björn
Okay, was habe ich mir hier gera­de kon­stru­iert? Was ist gera­de mei­ne mei­ne Wahr­neh­mung der Rea­li­tät und wie ist viel­leicht die Wahr­neh­mung auf der ande­ren Sei­te? Gera­de dann, wenn es mal wenn wenn es Rei­bungs­punk­te gibt, ist das sehr, sehr wert­voll.

Jan
Ja, das stimmt. Da gibt es ja auch die­sen, die­sen Satz oder die­se Fra­ge Was wäre, wenn mein Gegen­über recht hät­te? So, das fin­de ich auch mal ein Gedan­ke. Oft­mals denkt man ja, das ist doch Quatsch. Es ist so wie Ich sehe es rich­tig. Mein Gegen­über viel­leicht nicht. Aber sich da ein­fach mal hin­ein­zu­ver­set­zen und zu über­le­gen Wie kommt denn die Per­son gegen­über zu der Bewer­tung der Situa­ti­on? Und das ist auch über­haupt etwas, was ich ganz wert­voll fin­de in dem Zusam­men­hang. Wenn wir jetzt auch mit Men­schen umge­hen, dann. Dann neigt man manch­mal dazu, eine gewis­se Ver­hal­tens­wei­se oder so etwas zu bewer­ten und irgend­wo auch zu kate­go­ri­sie­ren. Das ist jetzt so oder das ist so, die­se Per­son han­delt falsch oder rich­tig oder wie auch immer. Und grund­sätz­lich ist es ja so, dass aus der eige­nen Per­spek­ti­ve jeder Mensch eigent­lich bestrebt ist, ja nicht falsch zu han­deln, son­dern rich­tig zu han­deln. Man macht ja nicht extra etwas falsch, son­dern man möch­te es eigent­lich rich­tig machen. Manch­mal stellt man spä­ter fest. Rück­bli­ckend betrach­tet, hät­te es viel­leicht auch anders tun kön­nen.

Jan
Ich habe da viel­leicht im Affekt gehan­delt oder wie auch immer. Aber zumin­dest in der Situa­ti­on gibt es etwas. Und. Und das ist eben auch ein Punkt, wo man sich tat­säch­lich auch da hin­ein­ver­set­zen kann und viel­leicht eben in die­se Ebe­ne gehen kann und sagen kann Okay, war­um han­delt mein Gegen­über jetzt so? Wie man gegen behan­delt. War­um? Was steckt dahin­ter? Es ist jetzt gera­de genau das The­ma. Da geht es ja eigent­lich um eine ganz ande­re Sache. Das ist ja in Kon­flik­ten bei­spiels­wei­se so, aber auch so manch­mal in Bezie­hun­gen mit Ängs­ten zu tun hat oder so was. Das sind Din­ge. Oft­mals steckt da noch eine Meta­ebe­ne dahin­ter und es geht eigent­lich gar nicht um den Sach­ver­halt, den man gera­de vor sich hat. Und das ist eine Betrach­tungs­wei­se.

Björn
Er ist natür­lich auch im gan­zen Per­so­nal­we­sen ganz span­nend, weil immer dann, wenn es um dar­um geht, Men­schen zu ent­wi­ckeln oder auch manch­mal zu bewer­ten und Situa­tio­nen zu ent­schär­fen. Wenn man jetzt zum Bei­spiel ver­ant­wort­lich für eine grö­ße­re Men­ge an Per­so­nen ist, ist es da unheim­lich wert­voll, wenn man sich das immer wie­der vor Augen führt. Also zum Bei­spiel gera­de im Ent­wick­lungs­be­reich ist es so Das Jetzt macht doch ein­fach immer. Der fal­sche Satz ist, weil es in der Rea­li­tät des ande­ren einen Grund gibt, war­um nicht ein­fach gemacht wird in Anfüh­rungs­stri­chen oder war­um etwas schwie­rig ist. Die Men­schen nei­gen dazu, immer von uns gleich auf den ande­ren zu schlie­ßen. Also wir pro­ji­zie­ren qua­si unse­re eige­ne Rea­li­tät Kon­struk­ti­on auf den ande­ren und hal­ten die für all­ge­mein­gül­tig. Und wenn man sich ein­mal mit radi­ka­len Kon­struk­ti­vis­mus aus­ein­an­der­ge­setzt hat, baut sich das immer mehr ab. Also ich habe erlebt bei mir, dass ich tat­säch­lich bei bestimm­ten Situa­tio­nen, also wenn mein Gegen­über irgend­et­was macht, was für mich uner­klär­lich ist, was mich viel­leicht vor fünf Jah­ren noch auf die Pal­me gebracht hät­te, oder mich, wo ich viel­leicht direkt Kon­tra gege­ben hät­te, dass ich in so einem Moment mich erst mal fra­ge Moment, was?

Björn
In was für einer Situa­ti­on steckt der ande­re da? Was ist da die Rea­li­tät? Wie wird da etwas wahr­ge­nom­men? Dann kann man da auch ganz anders mit umge­hen. Ich fin­de das für Füh­rungs­kräf­te und Per­so­nal­ent­wick­lung unglaub­lich wich­tig.

Jan
Total. Und man kann natür­lich auch die ande­re Fra­ge stel­len War­um macht das so etwas mit mir, dass ich da so drauf reagie­re?

Björn
Ja, es ist gut.

Jan
Ab und zu die Fra­ge wie, wie kann jetzt das Ver­hal­ten des ande­ren dazu füh­ren, dass mich das ja irgend­wie aus der Balan­ce bringt? Denn rein theo­re­tisch ja rich­tig, die Per­son macht ihr Ding, ich mache mein Ding. Also, was ist mir zu tun?

Björn
Ja, genau. Also, was für ein Teil von mir spricht das eigent­lich gera­de an? Da sind wir wie­der beim The­ma Inne­res Team und so, aber das ist, das ist halt alles so unglaub­lich nicht ver­all­ge­mei­ner­bar, dass man also die Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­än­dert sich tat­säch­lich, das kann ich. Ich weiß nicht, wie es dir gegan­gen ist, seit du dich damit aus­ein­an­der­setzt, aber ich stel­le fest, dass ich bei man­chen Situa­tio­nen in man­chen Situa­tio­nen eher mal die Klap­pe hal­te und den­ke Ja, ist deren Wahr­neh­mung. Ich muss es ja nicht gut fin­den, aber ich muss nicht gleich dage­gen ange­hen.

Jan
Ja, auch das ist aus mei­ner Sicht ein Trai­ning. Also ich sage mal, das ist schon eine sehr, sehr. Sehr, sehr distan­zier­te Sicht auf die Din­ge. Also wenn man sich auch mal so etwas dis­so­zi­iert, etwas Abstand schafft zu dem eige­nen, viel­leicht impul­si­ven oder initia­len Emp­fin­den, son­dern dass man sagt, man schaut erst mal, was da so pas­siert, nimmt es mal nur wahr, hat auch wie­der etwas mit Acht­sam­keit zu tun, wor­über wir schon gespro­chen haben, rela­tiv aus­führ­lich. Und genau das heißt, das fällt natür­lich immer dann leich­ter, wenn man auch ent­we­der den Fokus drauf hat, sich damit aus­ein­an­der­setzt, per­sön­lich oder ein­fach prä­sent hat oder wenn auch die Umstän­de das machen. Ich glau­be, man kann auch sagen, dass zum Bei­spiel in stres­si­gen Situa­tio­nen oder wenn man auch selbst emo­tio­nal irgend­wo mit invol­viert ist, das dann ich mal so eine, so eine abs­trak­te sich dann auch mal schwie­ri­ger fal­len könn­te, man schwe­rer fal­len könn­te. Aber klar, um sozu­sa­gen die erst mal die Übung sicher­lich oder das viel­leicht sogar der zwei­te Schritt.

Jan
Und das ers­te ist eigent­lich erst mal die Erkennt­nis, dass es so etwas gibt. Und das ist eigent­lich schon ein ganz, ganz wesent­li­cher Unter­schied und der kann schon wirk­lich auch die eige­ne Welt ver­än­dern. Und das fin­de ich total wich­tig.

Björn
Ja, das ist ein schö­ner Schluss­satz. Ja, wir hof­fen Euch hat das in eurer Rea­li­täts Kon­struk­ti­on heu­te gefal­len und wir freu­en uns, wenn ihr uns treu bleibt. Wir freu­en uns auch über The­men­vor­schlä­ge oder Wün­sche oder Kom­men­ta­re. Kon­takt­da­ten gibt es wie immer in der Pod­cast Beschrei­bung. Und bleibt uns gewo­gen und ich sag Bis bald.

Jan
Auf Wie­der­hö­ren.