Ein Jahr geht zu Ende – auch für uns eine gute Gelegenheit zurückzuschauen und uns mit dem Vergangenen auseinanderzusetzen. Warum neigen Menschen dazu, zurückzublicken? Warum gelingt es manchen aus der Vergangenheit Kraft zu schöpfen, während andere in der Vergangenheit gefangen zu sein scheinen? Wie kann man Rückblicke gewinnbringend gestalten? Diesen Fragen gehen Jan Gustav Franke und ich pünktlich zum Silvestertag nach und schauen auch selbst auf das vergangene Jahr zurück.
Wir bedanken uns bei unseren Zuhörern und Abonnenten für die Treue in den ersten 4 Monaten unseres Podcasts und freuen uns auf viele weitere Folgen!
Fragen und Anmerkungen gerne an bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de
Hier die Transkription des Podcast:
Jan
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach und Coach. Es ist nicht einfach irgendeine Folge, es ist auch die letzte Folge. In diesem Jahr.
Björn
Hallo. Hallo Jan, ich lach mich tot.
Jan
Ja, eine zu große Vorlage, das konnte ich nicht ungenutzt. Alles klar. Wir schreiben den 31. Dezember 2021, mithin Silvester. Und der oder die ein oder andere hat vielleicht trotzdem Lust, den Podcast zu hören oder den später mal zu hören. Ich glaube, das Thema, was wir heute besprechen, muss man oder kann man nicht nur an Silvester besprechen. Wir sprechen heute über Rückblicke. So ist es genau. Ja, Silvester. Da drängt sich das ja schon fast auf mit Rückblicken.
Jan
Warum? Weil eigentlich auch schon vorher alles voll ist mit Rückblicken, Jahresrückblicke. Ob das jetzt kommen? Die Jahresrückblicke sind politische Jahresrückblicke, Pandemie, Rückblicke, technische Rückblicke. Es gibt alles im Fernsehen, in den Zeitungen, in Podcasts, alles Mögliche. Und auch hier. Wir sprechen heute, jetzt über Rückblicke, aber wir wollen uns der ganzen Sache eigentlich ein bisschen anders annähern. Es geht. Jetzt kann ich darum, dass das Jahr Revue passieren zu lassen, sondern eigentlich mal grundsätzlich darüber zu sprechen, warum man Rückblicke macht und was sie also geben können.
Björn
Ja, wir Menschen haben ja eine Tendenz dazu, immer mal wieder nach hinten zu gucken. Also als dieser schöne Satz Früher war alles besser den ganz bestimmten Alter ja öfter mal hört und ich habe ihn tatsächlich auch schon mal gesagt, etwas abgewandelt. Aber was bestimmte Situationen angeht, hatte ich tatsächlich mal den Eindruck, dass das mal einfacher war. Aber wir Menschen haben die Tendenz, die Gegenwart immer sehr gern mit der Vergangenheit zu vergleichen und dadurch so ein bisschen nach hinten zu schauen.
Björn
Und warum ist das eigentlich so?
Jan
Es ist jetzt eine Frage an mich oder ist es eine rhetorische Frage, mit der du was einleitet?
Björn
Nein, es war tatsächlich eine Frage an dich.
Jan
Ja, ja, also grundsätzlich stehen wir als Menschen immer am Scheideweg zwischen Vergangenheit und Zukunft. Das heißt, dass es ja auch mit einer der schwierigsten Aufgaben im Moment zu leben, achtsam zu sein und. Es gibt da ja verschiedene Punkte, auch wenn man sich jetzt so Achtsamkeitstraining anguckt, dann ist ja das Ziel dabei, eigentlich im Moment zu leben, sich auf den Moment zu konzentrieren, da wo man auch handeln kann. Aber nichtsdestotrotz beschäftigt sich unser Geist ganz oft mit der Vergangenheit und auch mit der Zukunft und mit der Vergangenheit.
Jan
Beschäftigen uns natürlich insbesondere deshalb, weil wir versuchen, Vergangenes zu verarbeiten, zu verstehen. Warum sind Dinge passiert, wie sie passiert sind? Und daraus versuchen wir auch teilweise was für die Zukunft abzuleiten und eine Zukunft ist ungewiss. Wir wissen gar nicht, was passiert und wir können eigentlich auch nur Erfahrungen basiert, eine Vorstellung davon gewinnen, was in der Zukunft vielleicht passieren könnte. Da unser Gehirn ja ein Riesenproblem Apparat ist und immer versucht Lösungen zu finden, ist das eben etwas, womit wir uns sehr beschäftigen.
Jan
Und eine Dimension dabei ist eben die Vergangenheit.
Björn
Jetzt hast du es schon so formuliert Du hast gesagt, was ist in der Vergangenheit passiert und warum ist das passiert? Das ist ja schon eine sehr positive Art nach hinten zu schauen und über Vergangenes nachzudenken.
Jan
Ich glaube, ist das passiert. Kann auch negativ sein. Also das ist ja immer die Frage, wie man wie man auf diese Frage schaut.
Björn
Ja, das stimmt schon. Aber wenn man diese Frage stellt, um etwas daraus zu lernen, um dann in der Zukunft etwas anders zu machen, ist das ja eine positive Absicht dahinter. Ich glaube auch, es hat schlicht und ergreifend damit zu tun, dass wir über die Vergangenheit ja nur rätseln, äh, Verzeihung, über die Zukunft ja nur rätseln können. Wir können ja nicht in die Zukunft blicken, das ist ja keinem gegeben. Und die alles was wir an Gedanken Energie in die Zukunft stecken, geht ja in Richtung mutmaßen Sorgen ganz oft.
Björn
Wir machen uns dann Sorgen über die Zukunft oder wir hypothetisch oder wünschen uns etwas richtig oder wir hypothetisch an was wäre wenn? Das ist aber alles auf sehr wackeligen Beinen, weil wir es einfach nicht wissen, weil er zu viele Faktoren auch sind, die wir nicht beeinflussen können. Und die Vergangenheit, die ist nun mal wie sie ist. Und da ist es natürlich naheliegend, dass man darüber nachdenkt, weil das etwas ist, was faktisch sich schon aufdrängt und auch wichtig und gesund ist.
Björn
Es gibt ja, das hatten wir, glaube ich, in der Folge positives Denken. Es gibt ja nun auch die Tendenz, dass Menschen in der Vergangenheit hängen bleiben, also immer sagen Ach, es doch wieder wie früher. Ach, wäre ich doch wieder wie früher, oder wenn es noch mal genauso wäre früher, dann wäre es ganz toll. Gibt es dieses Phänomen, dass viele Menschen den identischen Urlaub planen? Jedes Jahr also wirklich identisch. Die fliegen zur gleichen Zeit am gleichen Tag ins gleiche Land, ins gleiche Hotel und essen da das gleiche, weil sie das mit einer sehr positiven Erfahrung koppeln.
Björn
Und das wollen sie immer wieder herstellen.
Jan
Interessant ist noch in diesem Zusammenhang, wenn man sich jetzt das Thema der Vergangenheit anschaut, was da gerade gesagt die Vergangenheit ist, wie sie ist. Das ist glaube ich nur bedingt so, weil wir ja auch schon im Laufe der Zeit uns unsere Vergangenheit und die Erinnerung so zurecht ruckeln, wie das auch in unserer gesamten Narrativ passt. Es gibt ja auch bei diesen diese große Weisheit, jetzt zum Beispiel in der Geschichte, dass die Geschichtsbücher immer von den Siegern der Geschichte geschrieben werden.
Jan
Und das ist natürlich schon so. Derjenige, der eine Geschichte erzählt, der einen Rückblick macht und wiedergibt, vor allen Dingen, der hat natürlich auch immer die Möglichkeit, dabei zu gestalten. Und dabei haben wir unterbewusst natürlich auch eine eigene Vorstellung von unserer Identität und davon, wie Dinge ablaufen. Das heißt zu 100 prozent faktenbasiert sind unsere Erinnerungen und eigene Rückblicke wahrscheinlich auch nicht immer unbedingt, sondern zum Teil müssen wir uns das bestimmt auch schon ein Stück weit zurecht. Und es ist auch wissenschaftlich nachgewiesen, dass je weiter Dinge auch zurückliegen, desto unschärfer wird tatsächlich die faktische Erinnerung und desto eher neigt man auch dazu, andere Dinge da zu konstruieren, die vielleicht gar nicht so erfolgt sind.
Jan
Aber nichtsdestotrotz ist das natürlich das Narrativ, das setzt. Unser Verständnis unserer Vergangenheit ist also das ist, dass wir eben unsere Vergangenheit heute erleben und verstehen. Und das macht natürlich die Summe der Erinnerungen und Rückblicke letzten Endes unsere Lebensgeschichte aus.
Björn
Und da sind wir auch wieder beim radikalen Konstruktivismus, weil auch wenn wir beide ja zum Beispiel dieses Jahr etwas zusammen auch erlebt haben, sogar viel zusammen erlebt haben. Die Wahrnehmung davon ist natürlich wieder geprägt durch unsere persönlichen Filter, Werte und so weiter. Und das heißt, das stimmt, die für die Vergangenheit. Diese Fakten in der Vergangenheit sind erst mal sehr, sehr subjektiv. Also das ist bei jedem wieder anders wahrgenommen und sind natürlich auch in der Erinnerung veränderbar.
Björn
Da gebe ich dir recht. Aber was ich meine ist, was geschehen ist, ist geschehen. Das meine ich mit Fakten. Also das, das ist einfach egal, wie ich es werte und deute oder wie ich es wahrgenommen habe oder wie ich es erinnere. Das ist nun mal ein Teil der Vergangenheit. Richtig jetzt. Ich neige dazu. Nein, ich neige nicht dazu. Ich bin einfach so, dass ich tatsächlich am Ende eines Jahres immer in den Zeiten zwischen den Feiertagen und Silvester tatsächlich für mich so ein persönliches Resümee ziehe.
Björn
Ich mache das allerdings nicht auf Papier und mit Stift oder so, sondern das passiert in meinen Gedanken. Das, was ich mir zur Hilfe nehme, ist mein Kalender. Also ich gucke immer meinen Kalender durch, schaue mir noch mal an, was da so alles drin stand, was ich für Termine hatte. Ja, das mache ich jedes Jahr. Ach ja, und ich schreib mir dann nichts auf, aber ich gehe das alles noch mal durch und erinnere mich dann tatsächlich auch noch mal an die großen Ereignisse.
Björn
Weil wenn irgendetwas Wichtiges passiert ist, wird das an irgendeinem Termin der Familie im Kalender steht, natürlich sich manifestieren und. Ich nutze das sehr konstruktiv. Es ist so, dass ich dann schon drüber nachdenke und dann auch noch mal mir klar mache Wenn das jetzt ein großes Ereignis war, was hat dazu geführt? Wie bin ich damit umgegangen? Würde ich das anders machen? Hat das jetzt noch Folgen für mich? Muss ich da irgendwas jetzt noch nachjustieren? Muss ich irgendwas ändern?
Björn
Habe ich vielleicht sogar was vergessen? Das gibt es ja auch, dass man manchmal Dinge erlebt, wo man denkt Ja, da habe ich eine Konsequenz draus. Und dann gerät es einem aus dem Kopf und ich nutze die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr eigentlich immer dafür, über das letzte Jahr nochmal nachzudenken. Hmmm, also ich halte das für eine. Ich halte es für eine positive Art des Rückblicks. Also sortiert man ja noch mal. Es macht mir auch noch mal bewusst, was so passiert ist.
Björn
Was mir begegnet ist auch, was ich vielleicht anders machen möchte, was ich daraus fürs nächste Jahr ziehen kann. Das ist so meine Art der Herangehensweise. Da machst du so was ähnliches.
Jan
Also ich mache das nicht so. Das ist schon fast ritualisiert. Da wären wir ja bei unseren letzten Folgen, bei den Ritualen. So mache ich das glaube ich nicht. Aber ich habe schon. Also ich verbinde sehr viel mit zum Jahreswechsel, das kann ich schon sagen. Für mich ist es interessanterweise schon immer Weihnachten. Eine total tolle Zeit und Silvester eine total tolle Zeit. Ich genieße das total und lasse mich da auch voll voll drin drin versinken, darin aufgehen, dass ich die Spaß dran habe, da auch so meine Weihnachten und Silvester Rituale und mit dazugehört.
Jan
Aber auch eigentlich immer so, dass ich ab Anfang Mitte Dezember schon öfter mal darüber nachdenke, was ist denn so das ganze Jahr passiert? Ich bin auch so ein Typ. Ich ich mache dann auch eine Bewertung, weil das jetzt irgendwie ein gutes ist. Ja, und insofern gehört das für mich auch dazu. Aber ich setze mich jetzt nicht mit dem mit dem Kalender hin, sondern ich gehe da sozusagen im Kopf immer mal wieder durch, spricht da auch drüber.
Jan
Meine Frau und ich, wir sitzen uns dann schon mal zusammen und sprechen darüber, was denn so das Jahr passiert. Was sind unsere Erwartungen und Wünsche für das nächste Jahr? Und das ist halt irgendwie auch was Schönes, weil es halt auch. Also ich empfinde es als schön, weil es halt irgendwie auch so eine Sollbruchstelle ist und noch immer die Möglichkeit. So empfinde ich das als Aufbruch. Aufbruch in ein neues Kapitel. Hmm, ja eben wie, wie wie ein Buch mit verschiedenen Kapiteln und jedes Jahr ist ein Kapitel.
Jan
Also so empfinde ich das manchmal, was natürlich auch sowieso große Abschnitte oder Meilensteinen, ob das jetzt irgendwie Schule, Studium, Hochzeit, Geburt, Kinder, irgendwann Pensionierung oder wie auch immer ist, aber halt irgendwie dazwischen, sind doch sowieso diese Abschnitte.
Björn
Es hat ja auch noch mal eine besondere Qualität, wenn man das mit seiner Partnerin oder seinem Partner zusammen macht, finde ich. Weil da kommen dann auch noch mal zwei Sichten zueinander, die ja auch sehr unterschiedlich Lachs schon, die ja auch sehr unterschiedlich sein können. Und das ist ja auch gut so ist, weil das ja auch die eigene Erinnerung. Wir hatten es ja gerade davon, wie wandelbar das ist, vielleicht auch noch mal ein anderes Licht rückt. Und das, wenn man das so macht, dass man sich dann auch noch mal bewusst hinsetzt und über Dinge noch mal zusammen nachdenkt, die so passiert sind, sich auch wieder annähern kann als Paar auch das er, ob das jetzt genau das Paar ist oder die Gruppe auch als Freund, als andere Organisationen auch im beruflichen Kontext kann das auch sinnvoll sein, also auch bei einer Firma oder so was mit dem Team.
Björn
Sich noch mal hinzusetzen und zu sagen wie war dann letztes Jahr, wie haben wir das empfunden? Was nehmen wir da mit? Also da haben wir gerade im Vorgespräch auch kurz darüber gesprochen. Was hat das noch zu tun mit einer Retrospektive? Das ist ja auch durchaus ein Tool, was man nutzen kann, auch im beruflichen Umfeld. Auch dafür kann man so was natürlich nutzen für so ein Jahresrückblick. Und wie du sagst, es ist auch eine Möglichkeit, gemeinsam noch mal einen Blick auf einen bestimmten zeitlichen Abschnitt zu werfen und auch noch mal zu evaluieren Wie hat jeder einzelne wahrgenommen, erlebt?
Björn
Was nimmt man so an Erkenntnissen daraus mit und wie möchte man es auch in der Zukunft gestalten und kann da auch immer wieder weiter zusammenrücken oder auch mal feststellen wo gibt es vielleicht auch Differenzen? Unterschiedliche Wahrnehmungen, die man vielleicht im Alltag gar nicht so richtig wahrgenommen hat.
Björn
Und auch das kann im Vorgespräch kurz das Jahr rast ja, die Zeit rast. Ja, da ist ja immer wieder überrascht, dass schon Dezember ist. Und wenn der Dezember dann angefangen hat, ist auch auf einmal schon Weihnachten. Das ist ja dieses Phänomen, dass wir immer am Ende eines Jahres denken. Das ging aber jetzt doch schnell vorbei. Und wenn man so zurückschaut auf ein Jahr gebündelt, dann wird einem bewusst, dass in diesem so schnell vergangenen Jahr aber natürlich trotzdem.
Björn
Eine solche Vielzahl an Dingen, natürlich um uns herum passiert, ist, dass man die Zeit auch sehr viel mehr zu schätzen weiß. Ein bisschen geht in die Richtung Achtsamkeit, die du ja auch schon angesprochen hast. Also Achtsamkeit im Moment ja, aber vielleicht auch Achtsamkeit für ein ganzes Jahr mal üben. Das ist, finde ich. Deswegen mache ich das mit meinem Kalender so, weil mir dann auch noch mal wirklich bewusst wird, wie gefüllt eigentlich alles war.
Björn
Ja, na ja, da sind wir wieder bei der Dankbarkeit, die wir ja auch hatten. Letzte Woche, also da werden auch noch darüber nachgedacht, was ist, was ist gut und was ist schlecht an Rückblicken? Oder wie können Rückblicke gut oder schlecht sein? Da ich also da ich oder wir beide ja gerne auch uns von von Problemen zu Lösungen orientieren. Ganz schön, wenn man dann noch mal starten würden mit mit was kann schlecht sein an Rückblicken unter Umständen.
Björn
Und du hast es ja gerade schon anfangs erwähnt. Das fand ich ganz interessant, weil ich habe gesagt, der Rückblick kann sein. Wie ist die Vergangenheit gewesen? Und warum ist es so gekommen? Und dann gesagt Was wünscht man sich für viel Zukunft oder. Was erwartet man von der Zukunft? Hast du von dir gesagt Ja, das ist ja ein positiver Umgang. Das entlarvt sich schon mal als positiv mit die Menschen. Ich kenne ganz viele Menschen, die auch in die Vergangenheit blicken, aber eher mit einer, ja mit einem sorgenvollen Ansatz oder mit einem besorgten Ansatz.
Björn
Warum das jetzt so gekommen ist, warum Dinge so so waren, wie sie waren und wo sich auch, wo auch Vorwürfe eine Rolle spielen gegenüber anderen oder sich selbst. Dass man sich verhalten hat, warum andere sich so verhalten haben, so fies gegenüber überschaubaren oder wie auch immer, warum einem dies oder jenes passiert ist. Warum trifft das ausgerechnet mich? Oder warum hat es mich getroffen? Und das ist natürlich ein Punkt dieses es gibt ja auch. Ja, das ist ja nicht mal ein Ewiggestriger, ist ja jemand, der sozusagen eher die Vergangenheit heroisiert, will ich jetzt mal sagen.
Björn
Aber jemand, der quasi in der Vergangenheit lebt oder sich da ein ganz großer Fokus ist und darüber Gedanken macht, warum Dinge so gekommen sind und dass das, dass das ganz schlimm ist, damit prägt man sich und sein Gehirn, sein Denken natürlich auch. Und wenn man da sozusagen droht, in so eine Abwärtsspirale zu geraten, in dem man immer wieder in die Vergangenheit schaut, aber halt eher mit einer, wie soll ich sagen, negativen Brille darauf, dass Dinge so passiert sind und mit dem nicht wahrhaben wollen und nicht akzeptieren, dass es nun mal einfach so ist, dann kann das ganz schön viel Kraft kosten.
Björn
Und das sind dann durchaus Rückblicke, die vielleicht nicht so angenehm sind und einem nicht gut tun können.
Björn
Ich glaube, die die größte Manifestierung von so einer Haltung ist tatsächlich. Den Gedanken hatte ich ja auch schon mal gesagt, oder den Satz Die Aussage habe ich schon gemacht ist wäre ich wieder wie früher. Das begegnet einem ja oft bei Menschen, denen irgendein Schicksalsschlag widerfahren ist. Ein Verlust zum Beispiel bei so einer Krankheit. Und die schauen dann zurück. Mit so einem Blick von damals habe ich mir besser gefallen. Und wär ich doch wieder so wie früher. Und das ist natürlich fatal, weil das kann ja nicht passieren, weil wieder wie früher sein würde, bedeuten die Erfahrungen, die man gemacht hat, also die faktische Vergangenheit, würde man umdrehen und also erst mal nicht möglich und führt ja im Endeffekt auch nur zu Frust und zu einer Trauer gegenüber dem früheren Selbst.
Björn
Also das ist eine Art von Rückblick, die natürlich für einen persönlich nicht besonders förderlich ist. Das begegnet einem auch im Coaching mit Menschen, die nicht loslassen können zum Beispiel, oder die irgendeinen ein Ereignis in ihrem Leben nicht richtig in ihre Identität integriert bekommen haben. Zum Beispiel den Verlust wieder oder eine Krankheit. Und die hadern damit. Und da fehlt es dann an der Möglichkeit, nach vorne zu schauen, wenn man sich immer so an das Vergangene krallt, also in das Vergangene vor einem negativen Ereignis krallt.
Björn
Also da fehlt im Prinzip in dem Moment die Fähigkeit, aus diesem negativen Ereignis, egal wie einschneidend es war zu sagen Okay, das ist passiert. Die Ergebnisse davon sind jetzt Teil meiner Identität. Und jetzt geht es weiter.
Jan
Das ist ein Aspekt. Und dann sehe ich noch einen anderen Aspekt. Das ist der dieses nicht, wäre ich mal wieder wie damals, sondern wenn ich jetzt noch Student wäre zum Beispiel und noch mal neu entscheiden würde. Oder noch mal, wenn ich mich mal zurück beamen könnte und ich hätte wieder eine neue Partnerwahl treffen oder eine andere Berufswahl Animate. Auch das ist ja so ein beliebtes Muster. Ist leider auch überhaupt nicht hilfreich, weil man das nun mal nicht ändern kann.
Jan
Man steht jetzt nun mal da, wo man steht und und es ist so, wie es jetzt ist. Aber. Es gibt noch einen weiteren Aspekt. Nicht nur, dass es nicht hilfreich ist, sondern was man auch anerkennen muss, ist nur dadurch, dass man die Erfahrung gemacht hat, die man sie gemacht hat, steht man überhaupt an dem Punkt und kann so reflektieren und richtig die Vorstellungen oder die Erwartungshaltung, dass jetzt eine andere Entscheidung zu einem früheren Zeitpunkt zu einem deutlich anderen oder besseren Ergebnis geführt hat hätte.
Jan
Das ist ja eine reine Spekulation und in Summe vielleicht sogar unwahrscheinlich, denn zu einem großen Anteil sind wir natürlich auch. Ausgenommen harte Schicksalsschläge, selbst mit dafür verantwortlich, wie wir unser Leben empfinden und was wir daraus machen und wie wir damit umgehen. Wir haben ja auch trotzdem jederzeit die Möglichkeit, auch anders zu entscheiden, neu zu entscheiden. Und das sind aber wie gesagt die Muster, die durchaus nicht selten sind, die man aber auch wenn man möchte, durchbrechen kann und ersetzen kann durch vielleicht eine etwas andere Sicht auch auf die Vergangenheit ja umwandeln kann in eine wertschätzende Sicht darauf, um eher zu schauen Was habe ich denn überhaupt alles gemeistert?
Jan
Was hat mich dahin gebracht zu dem Punkt, wo ich heute stehe? Und was hat mir auch dabei geholfen, zu den Menschen zu werden, der ich jetzt heute bin?
Björn
Ich würde sogar nicht nur wertschätzend sagen, also eher liebevoll, also liebevoll auf sich selbst zurückschauen mit der Zuneigung, die man auch verdient hat. Weil das frühere selbst hat ja nicht irgendetwas getan, um dem zukünftigen selbst zu schaden. Das wäre äußerst besorgniserregend, wenn das so wäre. Und dieser liebevolle Blick zurück, die Gedanken kennen wir ja das. Du wirst sowas was auch schon mal erlebt haben, dass du irgendwie manchmal in Situationen ach, hätte ich doch damals.
Björn
Ja, bestimmt. Ich glaube, ich habe im Rahmen von irgendeiner Folge, die wir aufgenommen haben, auch mal gesagt Hätte ich früher Coaching gehabt, also als Sänger noch, würde ich sehr wahrscheinlich noch in dem Beruf sein. Das ist definitiv so. Aber ich schaue darauf halt nicht zurück. Mit einem Blick von Verdammt, verdammt, verdammt Shantanu ich halt jetzt an einem Punkt, wo mir das klar ist. Aber wie hätte ich es früher wissen sollen? Also wie soll ich das mit 25 wissen sollen?
Björn
Und das ist glaube ich, ein ganz entscheidender Punkt, dass man bei Rückblicken halt nicht über sich selbst und auch nicht über andere eigentlich urteilt und nicht verurteilt, sondern immer in dieser positiven Annahme, dass man das damals ja mit bestem, mit bestem Gewissen und mit bester Intention so entschieden hat. Ja, ja.
Jan
Und ich habe natürlich auch oder man hat natürlich auch im Rückblick immer die Möglichkeit, auch tatsächlich viel Kraft daraus zu ziehen, also auch zu schauen. Im Coaching sprechen wir oft davon, was gibt es für Ressourcen, aus denen man was ziehen kann. Also wenn ich jetzt unterschiedliche Herausforderungen auch im Leben hatte, wie habe ich die denn gemeistert? Mit welchen Fähigkeiten habe ich das getan? Und so zum Beispiel über eine solche oder mit einer solchen Brille? Einen Rückblick zu zu haben oder zu machen, hilft dann natürlich weiter, da eben auch Kraft rauszuziehen und zu verstehen.
Jan
Was sind denn die Punkte, die mich dahin gebracht haben, wo ich heute stehe?
Björn
Oder wenn man jetzt was was Schlimmeres erlebt hat, mit welchen Ressourcen, die ich habe, habe ich das durchstanden. Also was hat es? Was hat mir in der Zeit geholfen? Wie habe ich das geschafft, das zu durchstehen? Das, das man ja immer noch da ist, das ist nicht komplett auf den Boden geschmissen hat. Und daraus weiß man dann ja auch Für die Zukunft habe ich die Ressourcen auch. Und dann sind vielleicht kommende Dinge, die nicht so schön sind, viel leichter zu meistern, weil man sich dessen auch bewusst ist.
Jan
Das ist zum Beispiel auch bei zukünftigen Herausforderungen ganz konkret, wenn man sieht, es gibt neue Aufgaben oder etwas ähnliches, dass man auch da einfach den Blick zurück mal wagt und schaut Wie habe ich es denn bisher gemacht im Leben?
Björn
Wir haben das genug angestellt und das ist, dann kann man da sehr weiterhelfen. Einfach Kraft herauszuziehen, Mut und einen gestärkten Blick auf die Zukunft.
Björn
Ja so Jan, wie war denn dein 2021?
Jan
2021 war tatsächlich herausragend, muss ich sagen, das war für mich ein ganz besonderes Jahr, weil einfach super viele Dinge passiert sind und das für mich mit Abstand größte Ereignis ist natürlich die Geburt unserer Tochter. Das ist ein solches Glück, was ich mir vorher gar nicht ausmalen können. Das ist echt ein wahnsinniges Erlebnis. Wunderschön. Und das genieße ich auch jeden Tag. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, sagen da auch, neue Anforderung an sich zu haben und auch selbst daran zu wachsen.
Jan
Aber das geht das Kind. Das Glück da zu sehen, ist halt einfach wunderbar. Aber auch unabhängig davon viele andere tolle Dinge. Das erste Mal in meinem Leben einen Marathon Distanz gelaufen, aber super für mich auch ein riesen riesen Erlebnis und ich habe vor anderthalb Jahren konkreter mit dem Laufen angefangen. Also neben mir so alle paar Wochen mal ein bisschen joggen, dass ich gesagt habe, ich möchte eigentlich einen Halbmarathon machen und dieses Jahr sind sogar der Marathon Distanz geklappt.
Jan
Worauf ich sehr stolz bin, dass das, dass ich das hinbekommen habe. Ich meine, mittlerweile ist das ja nichts Besonderes mehr, weil es zuvor viele Menschen tun. Aber trotzdem persönlich, da man seinen inneren Schweinehund zu überwinden und auch mental da zu kämpfen, das hat schon unheimlich Spaß gemacht oder macht auch Spaß. Und darüber hinaus eben auch noch ganz, ganz viele andere Dinge. Also allein beruflich super viele interessante Projekte, tolle und interessante Kontakte und Bekanntschaften, unheimlich tiefe Gespräche, auch privat wie beruflich geführt.
Jan
Und auch dafür bin ich total dankbar, einfach so diesen Reichtum an Menschen und und Projekten kennenzulernen. Ganz, ganz viele unterschiedliche Dinge, Sachverhalte, Herausforderungen. Und es macht halt einfach unheimlich viel Spaß, das zu bearbeiten. Und darüber hinaus natürlich noch andere Punkte, wie auch zum Beispiel unsere Ausbildung oder auch unser Podcast, den wir hier ja aufgehoben haben. Ja. Er. Wie war es bei dir?
Björn
Also es war ein sehr bewegtes Jahr, muss ich sagen, es ist selten, dass ich sage, ein Jahr ist schlecht oder gut, dass das zu bewerten. Auch wenn uns das nahe liegt. In Summe, glaube ich, war es ein sehr gutes Jahr. Ich musste gerade als du von deinem Marathon erzählt hast, daran denken, dass ich dieses Jahr tatsächlich meine Liebe zum Wandern neu entdeckt habe oder wiederentdeckt habe, muss ich sagen. Ich habe dieses Jahr laut einer App, die ich 35 Wanderungen gemacht.
Björn
Das finde ich für ein Jahr, das nur 12 Monate hat, äußerst beachtlich. Das war so ein bisschen aus der Not heraus geboren, weil wir durften ja alle nicht so viel reisen. Sie eigentlich meine große Leidenschaft, aber ich habe meine Liebe zum Wandern entdeckt, bin aber wirklich auch an Stellen gekommen, die so wunderschön waren. Und das alles hier im Umkreis von maximal 150 Kilometern um meinen Wohnort Düsseldorf herum. Das hätte ich gar nicht vermutet. Es war ein Jahr voller neuer Begegnungen, muss ich sagen.
Björn
Ich glaube, so viele neue Menschen wie dieses Jahr habe ich lange nicht getroffen. Und das hat unmittelbar auch was mit unserer Ausbildung zu tun. Natürlich. Und die war für mich das größte Geschenk. Tatsächlich, dass das jetzt auch erfolgreich abgeschlossen ist, dass ich das mit sehr interessanten und wertvollen Menschen. Also es geht auch in deine Richtung gemacht hat natürlich noch mal geholfen. Ja, der Podcast ist ein Traum von mir gewesen, den wir zusammen erfüllt haben.
Björn
Das ist also für mich jetzt auch ganz schön, dass wir jetzt zum Jahresende das auch damit beschließen, dass wir diesen Podcast heute auch noch mal aufnehmen. Auch wenn heute nicht Silvester ist, wir produzieren ja immer vor. Und natürlich ist das auch ein Jahr, das von von schwierigen Situationen ein bisschen geprägt ist, weil diese Coruna Situation mich natürlich auch wirtschaftlich getroffen hat. Das ist einfach so wie der Großteil der Menschen. Aber auch da sind neue Dinge draus entstanden.
Björn
Also auch das ist, wenn ich dann so zurückblicke, eigentlich ein Punkt, wo ich kreativ geworden bin, um neue Wege zu finden und andere Wege zu finden. Und das ist eigentlich insgesamt was sehr Gutes. Also es ist ganz selten, dass ich auf ein Jahr zurückblicke und sage Das war alles eine Katastrophe und bloß weg damit. Also das gibt es bei mir eigentlich nicht.
Jan
Na schön, ja, dann können wir eigentlich nur unseren Zuhörern wünschen, dass sie auch so liebevoll und sich selbst gegenüber wertschätzend auf ihr vergangenes Jahr schauen. Wir freuen uns, dass ihr uns entdeckt habt, dass ihr uns dieses Jahr treu geblieben seid und wir hoffen, dass ihr das vielleicht ins neue Jahr mitnimmt. Wir werden das so weitermachen. Ich glaube, das kann ich schon so sagen. Also das macht uns beiden so viel Freude und so viel Spaß. Wir kriegen so viel positive Rückmeldungen von unseren Zuhörern, dass wir das auf jeden Fall weiter beibehalten wollen.
Jan
Wir wünschen euch einen guten Rutsch. Jan Du sehr wahrscheinlich auch, denn einen guten Rutsch, alles erdenklich Gute fürs neue Jahr, einen liebevollen und wertschätzende Blick auf das Alte und freuen uns dann, euch ab 2022 auch wieder zu begrüßen. Ich sage Tschüss! Und der Jan sagt sein ritualisiertes:
Jan
Auf Wiederhören.
Björn
Ciao. Tschüss.