Willkommen zu einer weiteren inspirierenden Folge von Coach & Coach! In dieser Episode tauchen wir tief in den altbekannten Spruch “Hinterher ist man immer schlauer” ein und diskutieren, was es wirklich bedeutet, aus unseren Erfahrungen zu lernen. Gemeinsam mit Jan-Gustav Franke teile ich, Björn Bobach, wertvolle Einsichten und Reflexionen darüber, wie man vergangene Entscheidungen analysiert und daraus positive Schlüsse zieht.
Wir beleuchten die Gefahren der Selbstverurteilung und zeigen auf, wie man diese in positive Energie umwandeln kann. Außerdem sprechen wir über die Rolle des Zufalls in unserem Leben und warum es so wichtig ist, Gelassenheit zu bewahren. Für Coaches und diejenigen, die sich für persönliche Weiterentwicklung interessieren, bieten wir praktische Ansätze und Methoden, um den Selbstwert zu stärken und aus Erfahrungen zu lernen.
Höre dir jetzt die Folge an und entdecke, warum es manchmal besser ist, Fehler einfach anzunehmen und wie du sie in wertvolle Lernprozesse verwandeln kannst. Vergiss nicht, uns deine Gedanken und Kommentare zu hinterlassen und abonniere unseren Podcast, um keine spannende Folge mehr zu verpassen!
Jan (00:25)
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach & Coach mit Björn Bobach. Hallo Björn! Und mir, Jan ‑Gustav Franke. Ja, wir sprechen heute über einen altbekannten Spruch, nämlich hinterher ist man immer schlauer. Und ja, was es damit auf sich hat und wie man das betrachten kann, darüber wollen wir uns heute ein bisschen austauschen. Björn, gibt es denn Situationen, von denen du sagen würdest, naja gut.
Björn (00:31)
Hallo Jan.
Jan (00:54)
Da ist man hinterher auf jeden Fall schlauer.
Björn (00:56)
zuhauf, ne? Also zuhauf gibt’s die. Also das ist, ähm, wie, ich weiß gar nicht, wie oft ich das schon gedacht habe, gehört habe von anderen, dass man sagt, äh, ja, hinterher, das, das hätten wir alles kommen sehen können. Oder das hätten wir alles schon besser wissen müssen, weil man ist dann ja schlauer. Äh, und das ist genau, was du gerade sagst mit dieser Folge, ne? Jetzt nehmen wir hier was auf. Und hinterher …
Sagen wir vielleicht, ach, da hätten wir an der Stelle doch die Wendung nehmen müssen, deswegen haben wir das und das nicht angesprochen. Das ist ja auch total, liegt ja total auf der Hand, dass man hinterher immer schlauer ist. Ich finde, es ist gefährlich, wenn man sich darüber ärgert.
Jan (01:40)
Ja, das würde ich auch so unterschreiben. Das war jetzt gefährlich, aber die Frage ist halt, bringt es einen weiter?
Björn (01:46)
Ja, aber das ist etwas, was ich im Coaching auch schon erlebt habe, dass bei mir Klienten sitzen, die sich unglaubliche Vorwürfe darüber machen, dass sie es nicht früher besser gewusst haben.
Jan (01:59)
Ja, ja. Ja, tatsächlich ist ja die Frage, hätte man es früher besser wissen können.
Björn (02:01)
Wie geht man denn damit
Glaube nicht.
Jan (02:11)
Vielleicht gibt es Situationen, da ist das der Fall. Vielleicht ist es manchmal die Situation, dass man einfach mehr Zeit hätte haben müssen, die Situation irgendwie klarer zu analysieren. Und danach sieht man dann, dass vielleicht die eine oder andere Entscheidung dazu geführt hat, dass halt irgendwas in die Hose gegangen ist. Und deshalb ist man danach erst schlauer, man hätte es vielleicht vorher wissen können. Manchmal ist es aber vielleicht auch nicht der Fall, dass man vielleicht die Komplexität gar nicht erkennt oder gar nicht weiß, was noch links und rechts darum …
passiert. Und vielleicht ist es manchmal auch so, dass man denkt, man ist danach schlauer, aber eigentlich ist man es gar nicht. Was meine ich damit? Mir ist in einem Artikel das Thema retrospective Kohärenz begegnet, wo es also darum geht, dass man quasi im Nachhinein dann feststellt, wie Dinge miteinander zusammenhängen. Und da ist ja die Frage, also
Hintergrund ist quasi da die Idee, dass man also im Nachhinein die Möglichkeit hat, komplexe Dinge besser zu erfassen in Summe und zu erklären und deshalb auch sagen kann, wie das eine zum anderen führt. Die Frage, die ich mir aber in diesem Zusammenhang auch stelle, ist, ist es nicht auch so, dass man manchmal Dinge hinein interpretiert, also dass man quasi eine Kohärenz herstellt, denkt, das eine hat zum anderen geführt, auch wenn es genauso gut anders hätte ausgeht können. Und das ist ja etwas, zu dem wir Menschen neigen. Wir wollen nämlich irgendwo auch eine
sinnvolle Geschichte zusammen bekommen. Das heißt, wir wollen rückblickend eigentlich sagen können, wir verstehen, warum es so oder so gekommen ist. Und dabei wird, glaube ich, in Teilen auch der Zufall, unbekannte Variable und so weiter etwas unterbewertet. Das heißt, die Frage ist auch da tatsächlich in diesem Spruch. Hinterher ist man immer schlauer. Ist man es tatsächlich oder glaubt man es nur zu sein?
Björn (03:56)
Das ist schwierig zu beantworten oder sehr wahrscheinlich kann man das gar nicht beantworten. Also ich glaube, man ist hinterher immer reicher an Erfahrung. Aber ob man unbedingt schlauer ist, das wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, dass tatsächlich darüber auch noch steht, dass wir gerne die, die, wir haben so gerne diese, diesen, gerade bei uns in Deutschland, glaube ich, die den Anspruch,
alles perfekt und richtig machen zu müssen und möglichst keine Fehler zu machen. Und natürlich, wenn ich jetzt zurückblickend, das kann man ja auch auf den ganzen Lebensweg beziehen, also irgendwelche Entscheidungen, die man mal in der Karriere getroffen hat oder was Beziehungen angeht, kann man natürlich immer sagen, ja, das hätte ich alles besser wissen können und in Zukunft weiß ich es jetzt auch besser. Natürlich weiß ich es besser, weil ich die Erfahrung gemacht habe. Und ist da nicht eigentlich die Grundhaltung,
dass man sich nie angekommen fühlt, also dass man nie den Eindruck hat oder dass man nie davon ausgeht, ich werde jetzt alles immer richtig machen, weil das steht ja da, das steht da ja eigentlich drüber, dieses immer alles richtig machen zu wollen und keine Fehler zuzulassen. Und du hast schon recht, also dieses Einreden davon, ja, jetzt habe ich ganz viel gelernt, ist das nicht eigentlich eine Entschuldigung dafür, die gar nicht nötig ist?
dass auf einem Weg vielleicht auch mal eine falsche Abbiegung genommen wurde oder dass man vielleicht irgendwas in dem Moment, in der Situation, wo so viel auf einen eingeprasselt ist, nicht richtig miteinander verbunden hat, ist das nicht eigentlich normal? Also muss man sich dafür entschuldigen und sagen, ja, jetzt hätte ich es besser gewusst? Ist das nicht eigentlich die normale Situation, wenn man ausgeglichen, zuversichtlich und mit einem
gesunden Selbstwert durchs Leben geht?
Jan (05:49)
Also ich finde ganz interessant, was du gerade gesagt hast, nämlich die Interpretation nach dem Motto, natürlich weiß ich es beim nächsten Mal besser, weil ich habe es ja schon erlebt, weil das schließt eigentlich total an die Folge, die wir zuletzt aufgenommen haben zum Thema Rosenthal ‑Effekt und quasi Erwartungshaltung auch an Situationen, nämlich der Theorie oder Annahme, dass Situationen sich einfach so wiederholen lassen.
Und das ist ja in der Regel nicht der Fall im Leben. Also es ist vielleicht in Versuchskonstellation der Fall, wo ich irgendwie alles andere ausschließen kann. Aber im Leben hängt ja meistens noch deutlich mehr darüber. Okay, wenn ich jetzt irgendwie sage, ich bin jetzt mit dem Auto mit 50 kmh irgendwo gegen gefahren, das kann ich wahrscheinlich relativ einfach sagen, was dann der Effekt ist. Und da lerne ich vielleicht dann auch unter Umständen dazu. Aber ich sage mal, menschliche Begegnungen sind natürlich so vielschichtig, dass es glaube ich schwierig ist da, mal zu sagen, da weiß ich jetzt irgendwie, wie es besser geht.
oder wie es komplett richtig ist. Ich bin auch bei dir, dass man da halt irgendwie eher neutraler sein sollte. Und ich persönlich glaube auch nicht, dass es ein richtig oder falsch gibt. Sondern es gibt Erfahrung und es gibt letzten Endes dann teilweise entweder Bewertung oder keine Bewertung dieser Erfahrung. So und in der Regel neigen wir Menschen dazu, das irgendwie zu bewerten in unserem Wertegerüst, in dem wir auch leben und dann halt irgendwie unsere Schlüssel rauszuziehen. Aber tatsächlich
kam ich auch bei diesem Thema mehr über diesen anderen Gedanken. Im Nachhinein ist man immer schlauer, nämlich über diesen Hang Dinge erklären zu wollen und zu glauben, man könnte rückblickend klar erkennen, warum es so gekommen ist. Ein Beispiel sind Biografien von sehr erfolgreichen Menschen, wo unterschiedliche Aspekte genannt werden, die dann…
Björn (07:32)
Hm.
Jan (07:35)
genau dazu geführt haben, dass diese Person dann halt eben so mega erfolgreich ist. Und das aber quasi daneben. Tausende oder Tausende andere Personen sind, die eigentlich ganz Ähnliches getan haben, aber halt eben damit nicht erfolgreich waren. Und wo man quasi mit den gleichen Themen theoretisch eine Biografie füllen würde und sagen würde, guck mal, das ist der Grund, weshalb sie es irgendwie nicht geschafft haben. Das bleibt halt irgendwie außen vor. Und da gibt es ja auch so einen Bias zu, nämlich …
Björn (07:40)
Hm.
Jan (08:05)
dass wir eigentlich immer nur die Überlebenden sehen. Also wir sehen quasi nur die Geschichte derjenigen, die tatsächlich erfolgreich waren, aber wir schauen uns nicht die 999 Geschichten der anderen an, die es eigentlich genauso gemacht haben und es nicht geschafft haben. Und das heißt, diese Neigung dazu, rückblickend erklären zu wollen, warum jetzt etwas geklappt hat oder nicht, die finde ich tatsächlich in Teilen schwierig. Das ist vielleicht auch so das, was…
Björn (08:08)
Mmh.
Jan (08:33)
was es auch schwierig macht, zu Retrospectiven zu tun, zumindest wenn sie schwarz oder weiß sind. Also ich glaube, man kann grundsätzlich Tendenzen erkennen, Trends, das ist so eine Möglichkeit, die man auch im Rückblick erkennen kann. Man kann da auch Erfahrungen sehen, aber ich glaube, man kann es nicht schwarz oder weiß sehen. Es ist nicht an und aus, dass es richtig ist, dass es falsch ist, sondern es gibt quasi unterschiedliche Konstellationen, unterschiedliche Gründe und vielleicht kann man erkennen, welche Faktoren eher Dinge begünstigt haben oder schwieriger gemacht haben.
Björn (09:00)
Ja, weil dieses, jetzt weiß ich alles besser und das nächste Mal mache ich das alles richtig, lässt ja auch das Prinzip des Zufalls völlig außen vor. Und das ist ja ein Prinzip, das Menschen erfahrungsgemäß in totale Panik versetzt. Also, dass manche Dinge auch einfach zufällig sind. Also, nehmen wir das Beispiel mit den wahnsinnig erfolgreichen Menschen. Und es gibt noch 100 andere, die haben alles genauso gemacht, aber die hatten halt nicht diesen …
Zufallsmoment vielleicht, der dafür gesorgt hat, dass das, was sie gemacht haben, auch entsprechend potenziert wurde und zu einem unglaublichen Erfolg geführt hat. Deswegen bin ich ja auch zum Beispiel immer so ein Warnervor den Gurus. Also die sagen, mach alles so, wie ich es mache und dann wirst du auch mega erfolgreich. Das funktioniert halt nicht, weil dazu sind wir zu individuell und es gibt dieses Zufallsprinzip, das einfach auf uns einwirkt und …
dazu führt, dass jede Erfahrung und jeder Lebensweg, jede Begegnung immer wieder anders ist. Man hat ja einfach nichts Identisches. Und solche Situationen wirst du auch kennen, auch wenn du natürlich deutlich jünger bist als ich, dass… wirst du auch kennen, dass man irgendetwas zum x ‑ten Mal macht oder eine Begegnung selbst mit dem gleichen Menschen zum x ‑ten Mal hat, dahinter herausgeht und denkt, was war das denn jetzt? Also…
Jan (10:20)
Hmm.
Björn (10:21)
weil man einfach solche Sachen nicht immer wiederholen kann. Also ich glaube, das macht Menschen Angst, und deswegen versuchen sie tatsächlich, sich das immer so zu erklären, ja, jetzt sehe ich die Zusammenhänge und jetzt verstehe ich das alles und deswegen wird mir das in Zukunft nicht wieder passieren. Ich glaube, der Schlüssel dazu ist tatsächlich die Gelassenheit und das Hineben von Dingen. Also dass man auch davon ausgeht, dass manche Dinge einfach unvorhergesehen passieren.
Man muss nicht hinterher schlauer sein. Man muss manche Sachen auch einfach so stehen lassen, wie sie passiert sind. Und auch ruhig so benennen kann. Also, das ist schlecht gelaufen. Und nicht, dass irgendwie sich selber zu rechtfertigen, warum das so passiert ist, und dass man das jetzt gar nicht mehr so machen würde. Das ist ja auch völlig irrelevant. Weil es ist ja Vergangenheit. Also, warum sich darüber noch so einen Kopf zerbrechen und dieser Rechtfertigungsdrang …
hat, glaube ich, ganz viel damit zu tun, dass wir mit dem Zufallsprinzip nicht gerne umgehen und dass man halt auch mit den Fehlern nicht so gerne umgeht, die man dann gemacht hat. Weil wir hatten auch schon mal eine Folge dazu, wenn ich mich richtig erinnere, dieses Nach ‑Hinten ‑Schauen ist ja auch nicht immer zuträglich. Also was bringt mir das, immer nach hinten zu gucken? Ich bin total erfreunt davon, aus seinen Fehlern zu lernen, aus vergangenen Erfahrungen zu lernen, aber sich zu rechtfertigen für etwas, indem man dann sagt, jetzt verstehe ich die Punkte und ich kann alles miteinander verbinden.
finde ich sehr, sehr schwierig. Und dieses Beispiel, das du genannt hast, mit den erfolgreichen Personen, ist eigentlich ein Paradebeispiel, wie sehr wir dazu neigen, auch solche Erfahrungen vermeiden zu wollen. Also negative Erfahrungen. Denn wenn wir uns so an ein großes Vorbild orientieren, was x, y getan hat und deswegen so erfolgreich wurde, dann versuchen wir das zu imitieren, zeigt dir eigentlich nur, dass wir Angst vor eigenen negativen Erfahrungen haben.
Das ist ja auch total menschlich. Wir vermeiden ja aus einem Grundprinzip auch schon Schmerz und negative Emotionen. Aber ich glaube, Gelassenheit kann da sehr viel helfen.
Jan (12:24)
Es ist ja auch da, wenn man jetzt irgendwie sagt, negative Erfahrungen, ist auch die Frage, was ist jetzt in diesem Zusammenhang eine negative Erfahrung? Also auch, nehmen wir jetzt mal erfolgreiche Persönlichkeiten, Unternehmerpersönlichkeiten, dann gehören da in der Regel auch Rückschläge mit dazu. Niederlagen.
Insolvenzen, wie auch immer, alles mögliche, was da gemacht wurde, fast aber von diesen Personen teilweise, als die wertvollste Erfahrung wahrgenommen wurde, weil die gesagt haben, okay, auf einmal hab ich wirklich gewusst, was eigentlich wichtig ist oder was wichtig sein könnte in dem Zusammenhang. Und vielleicht muss man sich davon auch ein bisschen frei machen von diesen Kategorien, irgendwie gut, schlecht, positiv, negativ, sondern dass man da halt einfach seinen eigenen Weg gehen kann.
Was ich interessant finde, oder welcher Gedanke mir da gerade noch kam, als du gesagt hast, ob man da irgendwie in der Vergangenheit hängen bleiben sollte, ja oder nein. Ich finde, jetzt grundsätzlich erst mal zu sagen, wenn man für sich halt irgendwie eine logische Herleitung dafür findet, warum man jetzt heute da steht, wo man steht. Man ist mit sich im Reinen. Finde ich das ja auch völlig in Ordnung. Also warum soll man nicht auch ein Narrativ erzählen? Ob das jetzt irgendwie …
des Tages alles richtig oder falsch ist oder ob wir alle Variablen betrachten, wahrscheinlich nicht. Aber why not? Dann hat man halt irgendwie seine für sich stimmige Geschichte. Eine Falle, in die man natürlich tippen kann, ist, dass wenn man eigentlich dann so mit sich nicht im Reinen ist und dann in diese Vergangenheitsgeschichte geht und jetzt wir kommen noch einmal von diesem Spruch, im Nachhinein ist man immer schlauer, anfängt zu überlegen, ja hätte ich damals mal dieses oder jenes gemacht, dann wäre jetzt…
passiert, dann wäre ich jetzt da und da. Dann kommt man natürlich ganz, ganz schnell in einen Bereich der Spekulation, der so weit weg ist, von dem erstens was passiert ist und wo wir auch so weit weg sind von dem, wo wir tatsächlich belastbar sagen könnten, ja genau, dann wäre auch das eingetreten, was ich mir jetzt hoffen oder wünschen würde, dass man darauf natürlich relativ viel Energie verschwenden kann. Plus, es gibt dann auch diese, das kennst du bestimmt auch,
Björn (14:03)
Hm.
Jan (14:24)
Die Aussagen, ja, mit meinem heutigen Wissen würde ich es ganz anders machen. Wo ich mir denke, ja gut, aber zu unserem heutigen Wissen sind wir ja auch nur über die Erfahrungen gekommen, die wir gemacht haben. Das heißt also, diese Abbiegung, die hätte es unter Umständen gar nicht in der Art und Weise gegeben, weil wir halt eben zu dem Zeitpunkt zu gut entschieden haben, wie es halt eben ging. Und das hat die Frage, bringt es einen weiter, da so viel Energie drauf zu verwenden?
Björn (14:29)
Natürlich.
Ja.
Jan (14:50)
über diese Vergangenheitsarbeit in dieser Art und Weise.
Björn (14:54)
Bestimmt nicht. Vor allem nicht, wenn es in Selbstvorwürfen endet, so wie du es gerade beschrieben hast, dass man sich dann selber Vorwürfe macht. Hätte ich doch damals nur und warum hab ich denn nicht? Und der schöne Spruch hätte, hätte Fahrradkette. Das bringt einem überhaupt nichts. Und das spricht ja auch nicht dafür, dass dann die Selbstannahme besonders stark ausgeprägt ist. Also dass man einfach auch annimmt, was passiert ist im eigenen Leben. Und bei dem Narrativ fürs eigene Leben, da bin ich total bei dir.
Das hast du ja auch, das hab ich auch. Ich weiß, warum ich zu dem Menschen geworden bin, der ich gerade bin. Aber … Ich kann für mich sagen, zumindest, ich bereue nichts. Ich hab auch Krisen erlebt, ich hab auch wirklich Rückschläge erlebt in allen möglichen Bereichen meines Lebens. Aber ich bereue das nicht. Und ich … habe gelernt, tatsächlich auch nicht zu sagen … hätte ich doch damals. Also, dieses Bereuen und zu sagen, jetzt weiß ich das alles besser.
Das ist ein total leerer Satz, weil in der Situation, in dem Moment, in der Konstellation, in denen irgendetwas passiert ist, habe ich ja trotzdem, wir gehen ja, glaube ich, beide davon aus, dass Menschen immer erst mal eine positive Grundhaltung haben, darin bestrebt sind, etwas Positives zu erreichen. Also in diesen Situationen damals habe ich mit dieser Grundhaltung das Äußerste getan von dem, was ich tun konnte, damit es einen positiven Outcome hat. Und wenn ich so …
Jan (16:14)
Hm.
Björn (16:17)
mit so einer Haltung auch an meine eigene Vita gehe oder auch an die Vita meiner Umgebung, dann gehört es einfach dazu, irgendwann etwas noch nicht zu wissen. Und dann ist es auch egal, wenn man es später dann besser gewusst hätte. Weil, wie du sagst, es ist eine völlig, es ist eine selbsterklärende Geschichte, dass man natürlich rückblickend sagen kann, man hat das alles, hätte das alles besser wissen, würde das jetzt alles besser wissen. Aber in der Situation selber, glaube ich, ist das völlig irrelevant.
für mich sind solche Aussagen, hätte ich doch und jetzt wüsste ich das alles, Mensch, ich ärgere mich oder so. Würde ich als erstes sagen, ja, muss man aber annehmen und hinnehmen, dass man halt nicht perfekt ist und dass es dazu gehört, Fehler zu machen.
Jan (17:01)
Jetzt ist es ja so, wie du das auch beschreibst, dass das bei dir so ist, dass du das auch eben annehmen kannst, auch für die Vergangenheit und so weiter. Was wäre denn jetzt mal in einer Situation, Klientensituation, da ist das halt eben nicht so, da sind diese Gedanken da. Was wäre denn da aus deiner Sicht sonst eine Herangehensweise, damit auch zu arbeiten oder das irgendwie positiv zu transformieren, auch dieses Annehmen?
Björn (17:26)
Das ist eine sehr schwierige Frage, wenn man die so allgemein beantworten soll. Ich glaube, es ist tatsächlich wichtig, dann immer erst mal auf den Selbstwert zu schauen. Also diese Tendenz, sich für etwas zu verurteilen, sich selbst etwas zu verurteilen, was einem widerfahren ist. Da würde ich hinterfragen, warum das so ist. Also warum man sich selber für etwas Vorwürfe macht, was vielleicht auch gar nicht mal so selbst der eigenen Kontrolle unterlegen hat.
oder aus einem noch nicht ausgebauten Erfahrungsschatz resultiert ist. Das wäre eine Möglichkeit. Und ich finde, Reframing ist da auch immer ein ganz tolles Tool. Also Reframing bedeutet für unsere Zuschauer, dass man gewisse Situationen noch mal durch einen anderen Rahmen sieht, also aus einer anderen Perspektive raus sieht oder aus einer anderen persönlichen Sicht raus sieht. Also ich finde, eine spannende Frage in solchen Situationen ist immer, wenn jemand sich dafür so etwas Vorwürfe macht, wenn man sich in eine
engen Freund aus der Zeit reinversetzt, der auf einen draufschaut, wie würde der das denn bewerten? Wie würde der darauf schauen oder wie würde der jetzt darüber sprechen, wenn ich ihn fragen würde? Und da kommt dann sehr häufig schon so ein Gedanke von Mitgefühl oder Verständnis oder Nachsicht, wenn das wirklich Fehler waren, die gemacht wurden oder Fehltritte waren oder schwerwiegende Fehlentscheidungen, solche Sachen. Aber ich glaube, darüber steht immer ein Selbstwertthema.
Jan (18:50)
Hm.
Björn (18:50)
Also das ist immer, nicht immer, aber sehr, sehr häufig, ich will das auch überhaupt nicht pauschalisieren, aber sehr häufig so ein Ding ist, davon sich das nicht zu verzeihen, dass man halt kein perfekter Mensch ist. Und da kann man nachfragen, warum ist das so? Da gibt es sehr, sehr viele verschiedene Erklärungen für, das kann irgendein Muster sein aus der früheren Lebensabschnitt, aus dem früheren Lebensabschnitt, das kann eine schlechte Erfahrung sein. Vielleicht zum Beispiel, wenn man in einem neuen Job anfängt,
Und da sich sehr unwohl fühlt, kann das sein, dass zum Beispiel der Job, den man davor mal angefangen hat, sehr unglücklich gestartet ist, weil man ein schwieriges Verhältnis zum Vorgesetzten hat, aber das gar nicht richtig benennen kann. So als Beispiel kann das natürlich damit zusammenhängen, dass man mal einen sehr schwierigen Chef hatte. Also solche Sachen, solche Erfahrungswerte meine ich. Aber es ist individuell. Also das so pauschal zu beantworten, finde ich schwierig. Oder wie siehst du das?
Jan (19:40)
Klar, das ist auf jeden Fall komplex. Keine Frage und kann auch unterschiedliche Sachen zu führen. Weshalb das so ist. Ein Gedanke, den ich dazu habe, ist doch der Blick irgendwie ein Stück weit in die Dankbarkeit, also in die Betrachtung sozusagen. Also trotzdem bin ich ja heute da, wo ich bin und beurteile die Situation vielleicht ein bisschen anders. So und ein Stück weit aber auch nochmal zu wertschätzen, dass …
dass man ja quasi einerseits diese Erfahrung hatte, dass auch diese Gedanken, die man da hatte, wichtig sind, auch quasi den Erkenntnisweg zu gehen, den man gerade geht. Und vielleicht auch zu schauen, was ist das Gute daran, dass sie vielleicht trotzdem die Dinge so entwickelt haben, was habe ich daraus gelernt, für wo stehe ich jetzt heute, sich das nochmal zu vergegenwärtigen und dann vielleicht auch nochmal ein Stück weit zu transformieren, hin zu Gedanken oder Ansätze, Glauben setzen.
Björn (20:25)
Hm.
Jan (20:35)
Was man für sich eigentlich für die Zukunft wünscht, wie man Dinge gestalten möchte. Ich glaube, das kann dabei helfen, auch ein Stück weit abzuschließen, Frieden zu schließen, auch mit Gedanken der Vergangenheit und halt irgendwo den Fokus aus der Vergangenheit irgendwie in die Zukunft zu richten. Und das kann man, denke ich, kann man machen in unterschiedlichen Formen, tatsächlich einfach in der eigenen Kopfarbeit. Man kann es ein bisschen ritualisierter machen, tatsächlich mit einem Stück Papier. Man kann es im Rahmen des Coachings machen.
Und das ist etwas, wo man zum Beispiel auch an so einer Sache arbeiten könnte als Idee.
Björn (21:10)
Ich würde nicht nur sagen könnte, sondern definitiv kann.
Jan (21:12)
Ja absolut.
Björn (21:12)
Ja, das war ein spannendes Thema, Jan. Also, ich glaube, wir können jetzt rückblickend sagen, ich weiß jetzt noch nichts besser, aber ich bin zumindest Erhelter, was deine Ansichten zu dem Thema angeht. Und ihr zu Hause oder wo auch immer ihr diesen Podcast hört, sehr wahrscheinlich auch ein bisschen wisst ihr jetzt mehr. Aber das ist ja normal im Leben, dass man in jeder Sekunde mehr weiß als in der Sekunde davor.
Wir bedanken uns fürs Zuschauen, wir freuen, äh, zu hören, Verzeihung. Wir freuen uns, dass ihr uns treu seid. Wenn ihr Kommentare habt, könnt ihr die natürlich unter diese Podcast ‑Folge schreiben, unsere Kontaktdaten auch wie immer in den Show Notes oder beziehungsweise der Beschreibung unter dieser Folge. Wir freuen uns, wenn ihr uns weiterhin treu bleibt und sagen bis zum nächsten Mal. Ciao.
Jan (22:00)
auf Wiederhören.