Coach & Coach Logo Podcast

Hinterher ist man immer schlauer — Erkenntnisse und Reflexionen

Will­kom­men zu einer wei­te­ren inspi­rie­ren­den Fol­ge von Coach & Coach! In die­ser Epi­so­de tau­chen wir tief in den alt­be­kann­ten Spruch “Hin­ter­her ist man immer schlau­er” ein und dis­ku­tie­ren, was es wirk­lich bedeu­tet, aus unse­ren Erfah­run­gen zu ler­nen. Gemein­sam mit Jan-Gus­tav Fran­ke tei­le ich, Björn Bob­ach, wert­vol­le Ein­sich­ten und Refle­xio­nen dar­über, wie man ver­gan­ge­ne Ent­schei­dun­gen ana­ly­siert und dar­aus posi­ti­ve Schlüs­se zieht.

Wir beleuch­ten die Gefah­ren der Selbst­ver­ur­tei­lung und zei­gen auf, wie man die­se in posi­ti­ve Ener­gie umwan­deln kann. Außer­dem spre­chen wir über die Rol­le des Zufalls in unse­rem Leben und war­um es so wich­tig ist, Gelas­sen­heit zu bewah­ren. Für Coa­ches und die­je­ni­gen, die sich für per­sön­li­che Wei­ter­ent­wick­lung inter­es­sie­ren, bie­ten wir prak­ti­sche Ansät­ze und Metho­den, um den Selbst­wert zu stär­ken und aus Erfah­run­gen zu ler­nen.

Höre dir jetzt die Fol­ge an und ent­de­cke, war­um es manch­mal bes­ser ist, Feh­ler ein­fach anzu­neh­men und wie du sie in wert­vol­le Lern­pro­zes­se ver­wan­deln kannst. Ver­giss nicht, uns dei­ne Gedan­ken und Kom­men­ta­re zu hin­ter­las­sen und abon­nie­re unse­ren Pod­cast, um kei­ne span­nen­de Fol­ge mehr zu ver­pas­sen!

Listen on Apple Podcasts

Jan (00:25)
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach & Coach mit Björn Bob­ach. Hal­lo Björn! Und mir, Jan ‑Gus­tav Fran­ke. Ja, wir spre­chen heu­te über einen alt­be­kann­ten Spruch, näm­lich hin­ter­her ist man immer schlau­er. Und ja, was es damit auf sich hat und wie man das betrach­ten kann, dar­über wol­len wir uns heu­te ein biss­chen aus­tau­schen. Björn, gibt es denn Situa­tio­nen, von denen du sagen wür­dest, naja gut.

Björn (00:31)
Hal­lo Jan.

Jan (00:54)
Da ist man hin­ter­her auf jeden Fall schlau­er.

Björn (00:56)
zuhauf, ne? Also zuhauf gibt’s die. Also das ist, ähm, wie, ich weiß gar nicht, wie oft ich das schon gedacht habe, gehört habe von ande­ren, dass man sagt, äh, ja, hin­ter­her, das, das hät­ten wir alles kom­men sehen kön­nen. Oder das hät­ten wir alles schon bes­ser wis­sen müs­sen, weil man ist dann ja schlau­er. Äh, und das ist genau, was du gera­de sagst mit die­ser Fol­ge, ne? Jetzt neh­men wir hier was auf. Und hin­ter­her …

Sagen wir viel­leicht, ach, da hät­ten wir an der Stel­le doch die Wen­dung neh­men müs­sen, des­we­gen haben wir das und das nicht ange­spro­chen. Das ist ja auch total, liegt ja total auf der Hand, dass man hin­ter­her immer schlau­er ist. Ich fin­de, es ist gefähr­lich, wenn man sich dar­über ärgert.

Jan (01:40)
Ja, das wür­de ich auch so unter­schrei­ben. Das war jetzt gefähr­lich, aber die Fra­ge ist halt, bringt es einen wei­ter?

Björn (01:46)
Ja, aber das ist etwas, was ich im Coa­ching auch schon erlebt habe, dass bei mir Kli­en­ten sit­zen, die sich unglaub­li­che Vor­wür­fe dar­über machen, dass sie es nicht frü­her bes­ser gewusst haben.

Jan (01:59)
Ja, ja. Ja, tat­säch­lich ist ja die Fra­ge, hät­te man es frü­her bes­ser wis­sen kön­nen.

Björn (02:01)
Wie geht man denn damit

Glau­be nicht.

Jan (02:11)
Viel­leicht gibt es Situa­tio­nen, da ist das der Fall. Viel­leicht ist es manch­mal die Situa­ti­on, dass man ein­fach mehr Zeit hät­te haben müs­sen, die Situa­ti­on irgend­wie kla­rer zu ana­ly­sie­ren. Und danach sieht man dann, dass viel­leicht die eine oder ande­re Ent­schei­dung dazu geführt hat, dass halt irgend­was in die Hose gegan­gen ist. Und des­halb ist man danach erst schlau­er, man hät­te es viel­leicht vor­her wis­sen kön­nen. Manch­mal ist es aber viel­leicht auch nicht der Fall, dass man viel­leicht die Kom­ple­xi­tät gar nicht erkennt oder gar nicht weiß, was noch links und rechts dar­um …

pas­siert. Und viel­leicht ist es manch­mal auch so, dass man denkt, man ist danach schlau­er, aber eigent­lich ist man es gar nicht. Was mei­ne ich damit? Mir ist in einem Arti­kel das The­ma retro­s­pec­ti­ve Kohä­renz begeg­net, wo es also dar­um geht, dass man qua­si im Nach­hin­ein dann fest­stellt, wie Din­ge mit­ein­an­der zusam­men­hän­gen. Und da ist ja die Fra­ge, also

Hin­ter­grund ist qua­si da die Idee, dass man also im Nach­hin­ein die Mög­lich­keit hat, kom­ple­xe Din­ge bes­ser zu erfas­sen in Sum­me und zu erklä­ren und des­halb auch sagen kann, wie das eine zum ande­ren führt. Die Fra­ge, die ich mir aber in die­sem Zusam­men­hang auch stel­le, ist, ist es nicht auch so, dass man manch­mal Din­ge hin­ein inter­pre­tiert, also dass man qua­si eine Kohä­renz her­stellt, denkt, das eine hat zum ande­ren geführt, auch wenn es genau­so gut anders hät­te aus­geht kön­nen. Und das ist ja etwas, zu dem wir Men­schen nei­gen. Wir wol­len näm­lich irgend­wo auch eine

sinn­vol­le Geschich­te zusam­men bekom­men. Das heißt, wir wol­len rück­bli­ckend eigent­lich sagen kön­nen, wir ver­ste­hen, war­um es so oder so gekom­men ist. Und dabei wird, glau­be ich, in Tei­len auch der Zufall, unbe­kann­te Varia­ble und so wei­ter etwas unter­be­wer­tet. Das heißt, die Fra­ge ist auch da tat­säch­lich in die­sem Spruch. Hin­ter­her ist man immer schlau­er. Ist man es tat­säch­lich oder glaubt man es nur zu sein?

Björn (03:56)
Das ist schwie­rig zu beant­wor­ten oder sehr wahr­schein­lich kann man das gar nicht beant­wor­ten. Also ich glau­be, man ist hin­ter­her immer rei­cher an Erfah­rung. Aber ob man unbe­dingt schlau­er ist, das wage ich zu bezwei­feln. Ich glau­be, dass tat­säch­lich dar­über auch noch steht, dass wir ger­ne die, die, wir haben so ger­ne die­se, die­sen, gera­de bei uns in Deutsch­land, glau­be ich, die den Anspruch,

alles per­fekt und rich­tig machen zu müs­sen und mög­lichst kei­ne Feh­ler zu machen. Und natür­lich, wenn ich jetzt zurück­bli­ckend, das kann man ja auch auf den gan­zen Lebens­weg bezie­hen, also irgend­wel­che Ent­schei­dun­gen, die man mal in der Kar­rie­re getrof­fen hat oder was Bezie­hun­gen angeht, kann man natür­lich immer sagen, ja, das hät­te ich alles bes­ser wis­sen kön­nen und in Zukunft weiß ich es jetzt auch bes­ser. Natür­lich weiß ich es bes­ser, weil ich die Erfah­rung gemacht habe. Und ist da nicht eigent­lich die Grund­hal­tung,

dass man sich nie ange­kom­men fühlt, also dass man nie den Ein­druck hat oder dass man nie davon aus­geht, ich wer­de jetzt alles immer rich­tig machen, weil das steht ja da, das steht da ja eigent­lich drü­ber, die­ses immer alles rich­tig machen zu wol­len und kei­ne Feh­ler zuzu­las­sen. Und du hast schon recht, also die­ses Ein­re­den davon, ja, jetzt habe ich ganz viel gelernt, ist das nicht eigent­lich eine Ent­schul­di­gung dafür, die gar nicht nötig ist?

dass auf einem Weg viel­leicht auch mal eine fal­sche Abbie­gung genom­men wur­de oder dass man viel­leicht irgend­was in dem Moment, in der Situa­ti­on, wo so viel auf einen ein­ge­pras­selt ist, nicht rich­tig mit­ein­an­der ver­bun­den hat, ist das nicht eigent­lich nor­mal? Also muss man sich dafür ent­schul­di­gen und sagen, ja, jetzt hät­te ich es bes­ser gewusst? Ist das nicht eigent­lich die nor­ma­le Situa­ti­on, wenn man aus­ge­gli­chen, zuver­sicht­lich und mit einem

gesun­den Selbst­wert durchs Leben geht?

Jan (05:49)
Also ich fin­de ganz inter­es­sant, was du gera­de gesagt hast, näm­lich die Inter­pre­ta­ti­on nach dem Mot­to, natür­lich weiß ich es beim nächs­ten Mal bes­ser, weil ich habe es ja schon erlebt, weil das schließt eigent­lich total an die Fol­ge, die wir zuletzt auf­ge­nom­men haben zum The­ma Rosen­thal ‑Effekt und qua­si Erwar­tungs­hal­tung auch an Situa­tio­nen, näm­lich der Theo­rie oder Annah­me, dass Situa­tio­nen sich ein­fach so wie­der­ho­len las­sen.

Und das ist ja in der Regel nicht der Fall im Leben. Also es ist viel­leicht in Ver­suchs­kon­stel­la­ti­on der Fall, wo ich irgend­wie alles ande­re aus­schlie­ßen kann. Aber im Leben hängt ja meis­tens noch deut­lich mehr dar­über. Okay, wenn ich jetzt irgend­wie sage, ich bin jetzt mit dem Auto mit 50 kmh irgend­wo gegen gefah­ren, das kann ich wahr­schein­lich rela­tiv ein­fach sagen, was dann der Effekt ist. Und da ler­ne ich viel­leicht dann auch unter Umstän­den dazu. Aber ich sage mal, mensch­li­che Begeg­nun­gen sind natür­lich so viel­schich­tig, dass es glau­be ich schwie­rig ist da, mal zu sagen, da weiß ich jetzt irgend­wie, wie es bes­ser geht.

oder wie es kom­plett rich­tig ist. Ich bin auch bei dir, dass man da halt irgend­wie eher neu­tra­ler sein soll­te. Und ich per­sön­lich glau­be auch nicht, dass es ein rich­tig oder falsch gibt. Son­dern es gibt Erfah­rung und es gibt letz­ten Endes dann teil­wei­se ent­we­der Bewer­tung oder kei­ne Bewer­tung die­ser Erfah­rung. So und in der Regel nei­gen wir Men­schen dazu, das irgend­wie zu bewer­ten in unse­rem Wer­te­ge­rüst, in dem wir auch leben und dann halt irgend­wie unse­re Schlüs­sel raus­zu­zie­hen. Aber tat­säch­lich

kam ich auch bei die­sem The­ma mehr über die­sen ande­ren Gedan­ken. Im Nach­hin­ein ist man immer schlau­er, näm­lich über die­sen Hang Din­ge erklä­ren zu wol­len und zu glau­ben, man könn­te rück­bli­ckend klar erken­nen, war­um es so gekom­men ist. Ein Bei­spiel sind Bio­gra­fien von sehr erfolg­rei­chen Men­schen, wo unter­schied­li­che Aspek­te genannt wer­den, die dann…

Björn (07:32)
Hm.

Jan (07:35)
genau dazu geführt haben, dass die­se Per­son dann halt eben so mega erfolg­reich ist. Und das aber qua­si dane­ben. Tau­sen­de oder Tau­sen­de ande­re Per­so­nen sind, die eigent­lich ganz Ähn­li­ches getan haben, aber halt eben damit nicht erfolg­reich waren. Und wo man qua­si mit den glei­chen The­men theo­re­tisch eine Bio­gra­fie fül­len wür­de und sagen wür­de, guck mal, das ist der Grund, wes­halb sie es irgend­wie nicht geschafft haben. Das bleibt halt irgend­wie außen vor. Und da gibt es ja auch so einen Bias zu, näm­lich …

Björn (07:40)
Hm.

Jan (08:05)
dass wir eigent­lich immer nur die Über­le­ben­den sehen. Also wir sehen qua­si nur die Geschich­te der­je­ni­gen, die tat­säch­lich erfolg­reich waren, aber wir schau­en uns nicht die 999 Geschich­ten der ande­ren an, die es eigent­lich genau­so gemacht haben und es nicht geschafft haben. Und das heißt, die­se Nei­gung dazu, rück­bli­ckend erklä­ren zu wol­len, war­um jetzt etwas geklappt hat oder nicht, die fin­de ich tat­säch­lich in Tei­len schwie­rig. Das ist viel­leicht auch so das, was…

Björn (08:08)
Mmh.

Jan (08:33)
was es auch schwie­rig macht, zu Retro­s­pec­ti­ven zu tun, zumin­dest wenn sie schwarz oder weiß sind. Also ich glau­be, man kann grund­sätz­lich Ten­den­zen erken­nen, Trends, das ist so eine Mög­lich­keit, die man auch im Rück­blick erken­nen kann. Man kann da auch Erfah­run­gen sehen, aber ich glau­be, man kann es nicht schwarz oder weiß sehen. Es ist nicht an und aus, dass es rich­tig ist, dass es falsch ist, son­dern es gibt qua­si unter­schied­li­che Kon­stel­la­tio­nen, unter­schied­li­che Grün­de und viel­leicht kann man erken­nen, wel­che Fak­to­ren eher Din­ge begüns­tigt haben oder schwie­ri­ger gemacht haben.

Björn (09:00)
Ja, weil die­ses, jetzt weiß ich alles bes­ser und das nächs­te Mal mache ich das alles rich­tig, lässt ja auch das Prin­zip des Zufalls völ­lig außen vor. Und das ist ja ein Prin­zip, das Men­schen erfah­rungs­ge­mäß in tota­le Panik ver­setzt. Also, dass man­che Din­ge auch ein­fach zufäl­lig sind. Also, neh­men wir das Bei­spiel mit den wahn­sin­nig erfolg­rei­chen Men­schen. Und es gibt noch 100 ande­re, die haben alles genau­so gemacht, aber die hat­ten halt nicht die­sen …

Zufalls­mo­ment viel­leicht, der dafür gesorgt hat, dass das, was sie gemacht haben, auch ent­spre­chend poten­ziert wur­de und zu einem unglaub­li­chen Erfolg geführt hat. Des­we­gen bin ich ja auch zum Bei­spiel immer so ein War­ner­vor den Gurus. Also die sagen, mach alles so, wie ich es mache und dann wirst du auch mega erfolg­reich. Das funk­tio­niert halt nicht, weil dazu sind wir zu indi­vi­du­ell und es gibt die­ses Zufalls­prin­zip, das ein­fach auf uns ein­wirkt und …

dazu führt, dass jede Erfah­rung und jeder Lebens­weg, jede Begeg­nung immer wie­der anders ist. Man hat ja ein­fach nichts Iden­ti­sches. Und sol­che Situa­tio­nen wirst du auch ken­nen, auch wenn du natür­lich deut­lich jün­ger bist als ich, dass… wirst du auch ken­nen, dass man irgend­et­was zum x ‑ten Mal macht oder eine Begeg­nung selbst mit dem glei­chen Men­schen zum x ‑ten Mal hat, dahin­ter her­aus­geht und denkt, was war das denn jetzt? Also…

Jan (10:20)
Hmm.

Björn (10:21)
weil man ein­fach sol­che Sachen nicht immer wie­der­ho­len kann. Also ich glau­be, das macht Men­schen Angst, und des­we­gen ver­su­chen sie tat­säch­lich, sich das immer so zu erklä­ren, ja, jetzt sehe ich die Zusam­men­hän­ge und jetzt ver­ste­he ich das alles und des­we­gen wird mir das in Zukunft nicht wie­der pas­sie­ren. Ich glau­be, der Schlüs­sel dazu ist tat­säch­lich die Gelas­sen­heit und das Hine­ben von Din­gen. Also dass man auch davon aus­geht, dass man­che Din­ge ein­fach unvor­her­ge­se­hen pas­sie­ren.

Man muss nicht hin­ter­her schlau­er sein. Man muss man­che Sachen auch ein­fach so ste­hen las­sen, wie sie pas­siert sind. Und auch ruhig so benen­nen kann. Also, das ist schlecht gelau­fen. Und nicht, dass irgend­wie sich sel­ber zu recht­fer­ti­gen, war­um das so pas­siert ist, und dass man das jetzt gar nicht mehr so machen wür­de. Das ist ja auch völ­lig irrele­vant. Weil es ist ja Ver­gan­gen­heit. Also, war­um sich dar­über noch so einen Kopf zer­bre­chen und die­ser Recht­fer­ti­gungs­drang …

hat, glau­be ich, ganz viel damit zu tun, dass wir mit dem Zufalls­prin­zip nicht ger­ne umge­hen und dass man halt auch mit den Feh­lern nicht so ger­ne umgeht, die man dann gemacht hat. Weil wir hat­ten auch schon mal eine Fol­ge dazu, wenn ich mich rich­tig erin­ne­re, die­ses Nach ‑Hin­ten ‑Schau­en ist ja auch nicht immer zuträg­lich. Also was bringt mir das, immer nach hin­ten zu gucken? Ich bin total erfreunt davon, aus sei­nen Feh­lern zu ler­nen, aus ver­gan­ge­nen Erfah­run­gen zu ler­nen, aber sich zu recht­fer­ti­gen für etwas, indem man dann sagt, jetzt ver­ste­he ich die Punk­te und ich kann alles mit­ein­an­der ver­bin­den.

fin­de ich sehr, sehr schwie­rig. Und die­ses Bei­spiel, das du genannt hast, mit den erfolg­rei­chen Per­so­nen, ist eigent­lich ein Para­de­bei­spiel, wie sehr wir dazu nei­gen, auch sol­che Erfah­run­gen ver­mei­den zu wol­len. Also nega­ti­ve Erfah­run­gen. Denn wenn wir uns so an ein gro­ßes Vor­bild ori­en­tie­ren, was x, y getan hat und des­we­gen so erfolg­reich wur­de, dann ver­su­chen wir das zu imi­tie­ren, zeigt dir eigent­lich nur, dass wir Angst vor eige­nen nega­ti­ven Erfah­run­gen haben.

Das ist ja auch total mensch­lich. Wir ver­mei­den ja aus einem Grund­prin­zip auch schon Schmerz und nega­ti­ve Emo­tio­nen. Aber ich glau­be, Gelas­sen­heit kann da sehr viel hel­fen.

Jan (12:24)
Es ist ja auch da, wenn man jetzt irgend­wie sagt, nega­ti­ve Erfah­run­gen, ist auch die Fra­ge, was ist jetzt in die­sem Zusam­men­hang eine nega­ti­ve Erfah­rung? Also auch, neh­men wir jetzt mal erfolg­rei­che Per­sön­lich­kei­ten, Unter­neh­mer­per­sön­lich­kei­ten, dann gehö­ren da in der Regel auch Rück­schlä­ge mit dazu. Nie­der­la­gen.

Insol­ven­zen, wie auch immer, alles mög­li­che, was da gemacht wur­de, fast aber von die­sen Per­so­nen teil­wei­se, als die wert­volls­te Erfah­rung wahr­ge­nom­men wur­de, weil die gesagt haben, okay, auf ein­mal hab ich wirk­lich gewusst, was eigent­lich wich­tig ist oder was wich­tig sein könn­te in dem Zusam­men­hang. Und viel­leicht muss man sich davon auch ein biss­chen frei machen von die­sen Kate­go­rien, irgend­wie gut, schlecht, posi­tiv, nega­tiv, son­dern dass man da halt ein­fach sei­nen eige­nen Weg gehen kann.

Was ich inter­es­sant fin­de, oder wel­cher Gedan­ke mir da gera­de noch kam, als du gesagt hast, ob man da irgend­wie in der Ver­gan­gen­heit hän­gen blei­ben soll­te, ja oder nein. Ich fin­de, jetzt grund­sätz­lich erst mal zu sagen, wenn man für sich halt irgend­wie eine logi­sche Her­lei­tung dafür fin­det, war­um man jetzt heu­te da steht, wo man steht. Man ist mit sich im Rei­nen. Fin­de ich das ja auch völ­lig in Ord­nung. Also war­um soll man nicht auch ein Nar­ra­tiv erzäh­len? Ob das jetzt irgend­wie …

des Tages alles rich­tig oder falsch ist oder ob wir alle Varia­blen betrach­ten, wahr­schein­lich nicht. Aber why not? Dann hat man halt irgend­wie sei­ne für sich stim­mi­ge Geschich­te. Eine Fal­le, in die man natür­lich tip­pen kann, ist, dass wenn man eigent­lich dann so mit sich nicht im Rei­nen ist und dann in die­se Ver­gan­gen­heits­ge­schich­te geht und jetzt wir kom­men noch ein­mal von die­sem Spruch, im Nach­hin­ein ist man immer schlau­er, anfängt zu über­le­gen, ja hät­te ich damals mal die­ses oder jenes gemacht, dann wäre jetzt…

pas­siert, dann wäre ich jetzt da und da. Dann kommt man natür­lich ganz, ganz schnell in einen Bereich der Spe­ku­la­ti­on, der so weit weg ist, von dem ers­tens was pas­siert ist und wo wir auch so weit weg sind von dem, wo wir tat­säch­lich belast­bar sagen könn­ten, ja genau, dann wäre auch das ein­ge­tre­ten, was ich mir jetzt hof­fen oder wün­schen wür­de, dass man dar­auf natür­lich rela­tiv viel Ener­gie ver­schwen­den kann. Plus, es gibt dann auch die­se, das kennst du bestimmt auch,

Björn (14:03)
Hm.

Jan (14:24)
Die Aus­sa­gen, ja, mit mei­nem heu­ti­gen Wis­sen wür­de ich es ganz anders machen. Wo ich mir den­ke, ja gut, aber zu unse­rem heu­ti­gen Wis­sen sind wir ja auch nur über die Erfah­run­gen gekom­men, die wir gemacht haben. Das heißt also, die­se Abbie­gung, die hät­te es unter Umstän­den gar nicht in der Art und Wei­se gege­ben, weil wir halt eben zu dem Zeit­punkt zu gut ent­schie­den haben, wie es halt eben ging. Und das hat die Fra­ge, bringt es einen wei­ter, da so viel Ener­gie drauf zu ver­wen­den?

Björn (14:29)
Natür­lich.

Ja.

Jan (14:50)
über die­se Ver­gan­gen­heits­ar­beit in die­ser Art und Wei­se.

Björn (14:54)
Bestimmt nicht. Vor allem nicht, wenn es in Selbst­vor­wür­fen endet, so wie du es gera­de beschrie­ben hast, dass man sich dann sel­ber Vor­wür­fe macht. Hät­te ich doch damals nur und war­um hab ich denn nicht? Und der schö­ne Spruch hät­te, hät­te Fahr­rad­ket­te. Das bringt einem über­haupt nichts. Und das spricht ja auch nicht dafür, dass dann die Selbst­an­nah­me beson­ders stark aus­ge­prägt ist. Also dass man ein­fach auch annimmt, was pas­siert ist im eige­nen Leben. Und bei dem Nar­ra­tiv fürs eige­ne Leben, da bin ich total bei dir.

Das hast du ja auch, das hab ich auch. Ich weiß, war­um ich zu dem Men­schen gewor­den bin, der ich gera­de bin. Aber … Ich kann für mich sagen, zumin­dest, ich bereue nichts. Ich hab auch Kri­sen erlebt, ich hab auch wirk­lich Rück­schlä­ge erlebt in allen mög­li­chen Berei­chen mei­nes Lebens. Aber ich bereue das nicht. Und ich … habe gelernt, tat­säch­lich auch nicht zu sagen … hät­te ich doch damals. Also, die­ses Bereu­en und zu sagen, jetzt weiß ich das alles bes­ser.

Das ist ein total lee­rer Satz, weil in der Situa­ti­on, in dem Moment, in der Kon­stel­la­ti­on, in denen irgend­et­was pas­siert ist, habe ich ja trotz­dem, wir gehen ja, glau­be ich, bei­de davon aus, dass Men­schen immer erst mal eine posi­ti­ve Grund­hal­tung haben, dar­in bestrebt sind, etwas Posi­ti­ves zu errei­chen. Also in die­sen Situa­tio­nen damals habe ich mit die­ser Grund­hal­tung das Äußers­te getan von dem, was ich tun konn­te, damit es einen posi­ti­ven Out­co­me hat. Und wenn ich so …

Jan (16:14)
Hm.

Björn (16:17)
mit so einer Hal­tung auch an mei­ne eige­ne Vita gehe oder auch an die Vita mei­ner Umge­bung, dann gehört es ein­fach dazu, irgend­wann etwas noch nicht zu wis­sen. Und dann ist es auch egal, wenn man es spä­ter dann bes­ser gewusst hät­te. Weil, wie du sagst, es ist eine völ­lig, es ist eine selbst­er­klä­ren­de Geschich­te, dass man natür­lich rück­bli­ckend sagen kann, man hat das alles, hät­te das alles bes­ser wis­sen, wür­de das jetzt alles bes­ser wis­sen. Aber in der Situa­ti­on sel­ber, glau­be ich, ist das völ­lig irrele­vant.

für mich sind sol­che Aus­sa­gen, hät­te ich doch und jetzt wüss­te ich das alles, Mensch, ich ärge­re mich oder so. Wür­de ich als ers­tes sagen, ja, muss man aber anneh­men und hin­neh­men, dass man halt nicht per­fekt ist und dass es dazu gehört, Feh­ler zu machen.

Jan (17:01)
Jetzt ist es ja so, wie du das auch beschreibst, dass das bei dir so ist, dass du das auch eben anneh­men kannst, auch für die Ver­gan­gen­heit und so wei­ter. Was wäre denn jetzt mal in einer Situa­ti­on, Kli­en­ten­si­tua­ti­on, da ist das halt eben nicht so, da sind die­se Gedan­ken da. Was wäre denn da aus dei­ner Sicht sonst eine Her­an­ge­hens­wei­se, damit auch zu arbei­ten oder das irgend­wie posi­tiv zu trans­for­mie­ren, auch die­ses Anneh­men?

Björn (17:26)
Das ist eine sehr schwie­ri­ge Fra­ge, wenn man die so all­ge­mein beant­wor­ten soll. Ich glau­be, es ist tat­säch­lich wich­tig, dann immer erst mal auf den Selbst­wert zu schau­en. Also die­se Ten­denz, sich für etwas zu ver­ur­tei­len, sich selbst etwas zu ver­ur­tei­len, was einem wider­fah­ren ist. Da wür­de ich hin­ter­fra­gen, war­um das so ist. Also war­um man sich sel­ber für etwas Vor­wür­fe macht, was viel­leicht auch gar nicht mal so selbst der eige­nen Kon­trol­le unter­le­gen hat.

oder aus einem noch nicht aus­ge­bau­ten Erfah­rungs­schatz resul­tiert ist. Das wäre eine Mög­lich­keit. Und ich fin­de, Ref­raming ist da auch immer ein ganz tol­les Tool. Also Ref­raming bedeu­tet für unse­re Zuschau­er, dass man gewis­se Situa­tio­nen noch mal durch einen ande­ren Rah­men sieht, also aus einer ande­ren Per­spek­ti­ve raus sieht oder aus einer ande­ren per­sön­li­chen Sicht raus sieht. Also ich fin­de, eine span­nen­de Fra­ge in sol­chen Situa­tio­nen ist immer, wenn jemand sich dafür so etwas Vor­wür­fe macht, wenn man sich in eine

engen Freund aus der Zeit rein­ver­setzt, der auf einen drauf­schaut, wie wür­de der das denn bewer­ten? Wie wür­de der dar­auf schau­en oder wie wür­de der jetzt dar­über spre­chen, wenn ich ihn fra­gen wür­de? Und da kommt dann sehr häu­fig schon so ein Gedan­ke von Mit­ge­fühl oder Ver­ständ­nis oder Nach­sicht, wenn das wirk­lich Feh­ler waren, die gemacht wur­den oder Fehl­trit­te waren oder schwer­wie­gen­de Fehl­ent­schei­dun­gen, sol­che Sachen. Aber ich glau­be, dar­über steht immer ein Selbst­wert­the­ma.

Jan (18:50)
Hm.

Björn (18:50)
Also das ist immer, nicht immer, aber sehr, sehr häu­fig, ich will das auch über­haupt nicht pau­scha­li­sie­ren, aber sehr häu­fig so ein Ding ist, davon sich das nicht zu ver­zei­hen, dass man halt kein per­fek­ter Mensch ist. Und da kann man nach­fra­gen, war­um ist das so? Da gibt es sehr, sehr vie­le ver­schie­de­ne Erklä­run­gen für, das kann irgend­ein Mus­ter sein aus der frü­he­ren Lebens­ab­schnitt, aus dem frü­he­ren Lebens­ab­schnitt, das kann eine schlech­te Erfah­rung sein. Viel­leicht zum Bei­spiel, wenn man in einem neu­en Job anfängt,

Und da sich sehr unwohl fühlt, kann das sein, dass zum Bei­spiel der Job, den man davor mal ange­fan­gen hat, sehr unglück­lich gestar­tet ist, weil man ein schwie­ri­ges Ver­hält­nis zum Vor­ge­setz­ten hat, aber das gar nicht rich­tig benen­nen kann. So als Bei­spiel kann das natür­lich damit zusam­men­hän­gen, dass man mal einen sehr schwie­ri­gen Chef hat­te. Also sol­che Sachen, sol­che Erfah­rungs­wer­te mei­ne ich. Aber es ist indi­vi­du­ell. Also das so pau­schal zu beant­wor­ten, fin­de ich schwie­rig. Oder wie siehst du das?

Jan (19:40)
Klar, das ist auf jeden Fall kom­plex. Kei­ne Fra­ge und kann auch unter­schied­li­che Sachen zu füh­ren. Wes­halb das so ist. Ein Gedan­ke, den ich dazu habe, ist doch der Blick irgend­wie ein Stück weit in die Dank­bar­keit, also in die Betrach­tung sozu­sa­gen. Also trotz­dem bin ich ja heu­te da, wo ich bin und beur­tei­le die Situa­ti­on viel­leicht ein biss­chen anders. So und ein Stück weit aber auch noch­mal zu wert­schät­zen, dass …

dass man ja qua­si einer­seits die­se Erfah­rung hat­te, dass auch die­se Gedan­ken, die man da hat­te, wich­tig sind, auch qua­si den Erkennt­nis­weg zu gehen, den man gera­de geht. Und viel­leicht auch zu schau­en, was ist das Gute dar­an, dass sie viel­leicht trotz­dem die Din­ge so ent­wi­ckelt haben, was habe ich dar­aus gelernt, für wo ste­he ich jetzt heu­te, sich das noch­mal zu ver­ge­gen­wär­ti­gen und dann viel­leicht auch noch­mal ein Stück weit zu trans­for­mie­ren, hin zu Gedan­ken oder Ansät­ze, Glau­ben set­zen.

Björn (20:25)
Hm.

Jan (20:35)
Was man für sich eigent­lich für die Zukunft wünscht, wie man Din­ge gestal­ten möch­te. Ich glau­be, das kann dabei hel­fen, auch ein Stück weit abzu­schlie­ßen, Frie­den zu schlie­ßen, auch mit Gedan­ken der Ver­gan­gen­heit und halt irgend­wo den Fokus aus der Ver­gan­gen­heit irgend­wie in die Zukunft zu rich­ten. Und das kann man, den­ke ich, kann man machen in unter­schied­li­chen For­men, tat­säch­lich ein­fach in der eige­nen Kopf­ar­beit. Man kann es ein biss­chen ritua­li­sier­ter machen, tat­säch­lich mit einem Stück Papier. Man kann es im Rah­men des Coa­chings machen.

Und das ist etwas, wo man zum Bei­spiel auch an so einer Sache arbei­ten könn­te als Idee.

Björn (21:10)
Ich wür­de nicht nur sagen könn­te, son­dern defi­ni­tiv kann.

Jan (21:12)
Ja abso­lut.

Björn (21:12)
Ja, das war ein span­nen­des The­ma, Jan. Also, ich glau­be, wir kön­nen jetzt rück­bli­ckend sagen, ich weiß jetzt noch nichts bes­ser, aber ich bin zumin­dest Erhel­ter, was dei­ne Ansich­ten zu dem The­ma angeht. Und ihr zu Hau­se oder wo auch immer ihr die­sen Pod­cast hört, sehr wahr­schein­lich auch ein biss­chen wisst ihr jetzt mehr. Aber das ist ja nor­mal im Leben, dass man in jeder Sekun­de mehr weiß als in der Sekun­de davor.

Wir bedan­ken uns fürs Zuschau­en, wir freu­en, äh, zu hören, Ver­zei­hung. Wir freu­en uns, dass ihr uns treu seid. Wenn ihr Kom­men­ta­re habt, könnt ihr die natür­lich unter die­se Pod­cast ‑Fol­ge schrei­ben, unse­re Kon­takt­da­ten auch wie immer in den Show Notes oder bezie­hungs­wei­se der Beschrei­bung unter die­ser Fol­ge. Wir freu­en uns, wenn ihr uns wei­ter­hin treu bleibt und sagen bis zum nächs­ten Mal. Ciao.

Jan (22:00)
auf Wie­der­hö­ren.