Als ehemaliger Opernsänger habe ich Musikerleben und das Geschehen am Theater 10 Jahre leibhaftig erleben dürfen. Was mir damals nicht klar war: ich hätte hier dringend die Hilfe eines Coaches nutzen sollen um den teils ruppigen Alltag besser zu meistern und mich fokussierter auf meine Kernaufgabe, das musizieren und üben, zu konzentrieren. Jan Gustav Franke und ich beschäftigen uns in dieser Coach&Coach Folge mit meinen Erfahrungen und machen uns Gedanken wie Coaching Musiker im speziellem zu Gute kommen kann.
Fragen und Anmerkungen gerne an bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de
Hier die Transkription des Podcast:
Jan
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach und Coach. Wir fangen heute mit einer ganz neuen Geschichte an, und zwar mit dem Thema Berufsgruppen. Und lieber Björn, bevor wir damit anfangen, wollten wir einmal erklären Warum behandeln wir überhaupt die Berufsgruppen oder Menschengruppen im Allgemeinen?
Björn
Die Idee dahinter ist ja, dass wir so ein bisschen zeigen wollen, wie bestimmte Berufsgruppen von Coaching profitieren können und vielleicht auch ein bisschen aus eigener Erfahrung, zumindest bei dem Thema, das wir heute haben, auch erzählen wollen, was passiert, wenn man keine Coachings kriegt und was vielleicht. In unserem Fall oder in meinem Fall persönlich damals anders gelaufen wäre, wenn ich damals ein bisschen Unterstützung in Form von Coaching gehabt hätte. Warum es sinnvoll gewesen wäre? Okay.
Jan
Ja, das ist doch auf jeden Fall ein guter Grund. Und heute beschäftigen wir uns also mit dem Thema Musiker. Ja, da haben wir beide ein Stück weit eine Gemeinsamkeit. Wenn ich da mal so vorgreifen darf. Ist ja quasi für dich das Profession auch gewesen. Also beruflich hast du das getan, was Musiker und mein Thema ist damit, dass ich zumindest mal sehr lange intensiv als Hobby hatte und insofern vielleicht das eine oder andere mitempfinden kann. Auch wenn ich vielleicht nicht so wie du auf den großen Bühnen dieser Welt gestanden haben.
Björn
Große Bühnen nicht die größte war Köln, aber das waren jetzt nicht die größten. Ich war auch nicht in der Liga. Ich habe es aber zehn Jahre professionell gemacht und du hast gesagt, ich war mal Musiker. Ich würde jetzt sogar soweit noch mal ein Grätschen rein grätschen und sagen Ich bin Musiker, immer noch, genauso wie du ja auch einer bist. Nur das Professionelle habe ich halt an den Nagel gehängt, weil. Das hat da bin ich ja schon ein paarmal drauf eingegangen jetzt, weil da einfach manches nicht mit mir übereinander ging, wo ich gesagt habe Da, da, das möchte ich, das möchte ich so nicht weiter.
Jan
Ja, was hast du denn so erlebt als Musiker?
Björn
Also als treten wir mal einen Schritt zurück, als nicht Musiker, also als der, der im Zuschauerraum sitzt oder im Konzertsaal sitzt und zuhört nur. Erlebt man nur einen Bruchteil von dem, was ein Musiker eigentlich den ganzen Tag macht. Das fängt schon im Studium an, dass man eigentlich den ganzen Tag mit Üben beschäftigt ist, immer wieder. Dann hat man als Sänger noch in meinem Fall also den Vorteil, dass man nicht so viel üben kann und sollte, wie das ein Instrumentalist tut.
Björn
Ich weiß von meinen Kommilitonen damals, die Klavier zum Beispiel gelernt haben, dass die 12 Stunden am Tag geübt haben. Das würde ein Sänger gar nicht durchhalten. Das macht die Stimme einfach nicht mit. Also man ist mit Üben beschäftigt, dann später mit Proben und dann mit den Vorstellungen. Das sind sehr, sehr lange Tage und sehr intensive Tage. Und die sind von sehr viel Zwischenmenschlichen geprägt. Man hat eine sehr bunte Schar an Kollegen, die. Alle auf ihre Weise natürlich so wie sie sind, auch okay sind, aber die sich aufgrund der Tatsache, dass sie auch auf der Bühne stehen wollen.
Björn
Ich rede jetzt speziell von Sängern auch auf besondere Persönlichkeitsmerkmale Persönlichkeitsmerkmale haben. Und ich will direkt vorab sagen, das soll jetzt keine Verurteilung sein, auch wenn mir hier alte Kollegen vielleicht zuhören. Also das ist keine Wertung, ist einfach ein Fakt und ich habe mich damals auch schon mit Kollegen darüber unterhalten. Und es ging nicht nur mir so. Da ist einfach sehr viel Politik im Gange. Wer kriegt die Hauptrolle, wer singt die Premiere, wer ist besser? Das ist ein ganz großes Thema.
Björn
Also Rangordnungen viel gelöster auch hinterm Rücken. Das muss ich einfach sagen. Theater ist eine Schlangengrube. So habe ich es damals erlebt. Ja, und da muss man halt auch für geschaffen sein oder eine Strategie dabei haben, wie man damit umgeht.
Jan
Ein starkes Bild, auf jeden Fall die Schlangengrube. Und zu sagen das ist also, wenn ich das richtig verstehe, sagt es zur Politik aber halt eben auch sehr viel Konkurrenz in diesem Zusammenhang.
Björn
Genau ist es. Natürlich ist es ein großer Konkurrenzdruck und damit ist man von Anfang an konfrontiert. Also auch in dem Moment, wo man anfängt zu studieren, ist das schon so, dass da natürlich auch im Studium schon eine enorme Konkurrenz herrscht, weil es gibt so Statistiken. Bei Instrumentalisten weiß ich es nicht genau, aber man sagt halt von 100 Leuten, die Musik studiert, Gesang studieren, finden nur zehn einen Job. So war das damals. Ich weiß nicht, wie es heutzutage ist und von denen zehn, die dann einen Job und sind.
Björn
Nach zehn Jahren ist nach zehn ja nur noch einer in dem Beruf. Also es gibt sehr, sehr viel Konkurrenz. Es ist auch ein sehr internationales Geschäft. Das ist ein ganz großes Thema. Ja, okay. Damit muss man umgehen lernen.
Jan
Das kann vorstellen.
Björn
Und ich hatte ja schon erwähnt, dass die, dass der Großteil des Tages ausüben und Proben besteht. Und ich habe das dann so erlebt, dass in dem Moment, wo der Druck stieg durch Konkurrenz, durch Vorsingen, Termine oder vorspielte Termine würde das dann halt bei einem Instrumentalist sein, bei wenn es um Wettbewerbe ging. Das gibt es im Studium ja auch sehr viel. Dass sich bestimmte Dinge auch ins Üben eingeschlichen haben, die sehr sehr kontraproduktiv waren noch kannst du da ein Beispiel nennen.
Björn
Ja, also zum Beispiel, wenn man wusste, so als Beispiel. Man hat eine wichtige Probe. Also so eine Clavier Hauptprobe zum Beispiel. Das ist also die letzte Probe vor der Generalprobe, das ist quasi das Stück, so wie es dann am Ende auf die Bühne kommt, nur ohne Orchester. Und man weiß, da sitzt dann zum Beispiel der GMD im Zuschauerraum, der GMD der Beflissenen und sagen, was das heißt. Ein Generalmusikdirektor, also der musikalische Chef eines Theaters.
Björn
Also man weiß, zu dem Zeitpunkt wird der das erste Mal da die eigene Leistung hören. Dann habe ich gemerkt, dass ich mich schon beim beim forvar Aufwärmen, beim Einsingen so gestresst habe, dass vieles nicht mehr so ging, wie ich das eigentlich abliefern kann. Und das potenziert sich. Also wenn man übt und es funktioniert nicht, dann übt man noch nochmal und man wiederholt und wiederholt. Es funktioniert immer wieder nicht. Und dann soll man auf der Bühne stehen, dann soll es auf einmal gehen.
Björn
Das ist schon schwierig.
Jan
Das ist schon bei der Übung auf diese Generalprobe sozusagen hin. Das gab es dann schon, diesen Stress oder quasi dann erst bei der Generalprobe.
Björn
Selbst den gab es schon vorher, den gab es schon beim Üben. Und das war, da war ich jetzt, kein Einzelfall. Also ich kann mich an Kolleginnen erinnern, die sehr schwere Rollen zu singen hatten, wo es dann ganz toll losging bei der ersten Probe und wo es dann, je näher die Premiere kam, immer schwieriger wurde, weil der Druck einfach stieg.
Jan
Und die innere Sanftheit, ganz genau die Angespanntheit, die Erwartungen an sich selber und auch so ein bisschen die Angst vor der Kritik. Und damit meine ich nicht die Presse, sondern dann meine ich die Urteile, die dann im Anschluss gesprochen werden. Hmmm.
Jan
Na wie? Wie ist deine Empfindung? Ich habe das immer so empfunden, wenn man Musik gemacht hat. Ich finde es immer viel schwieriger, vor drei Leuten zu spielen als vor 300 ja, würde ich auch so sagen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe. Ich habe das Phänomen in meinem Umfeld, dass ich immer wieder auch jetzt noch den Satz höre Sing doch mal was anderes. Ja, ja und ich sage dann immer sofort Nein, mache ich auf keinen Fall.
Jan
Ja, wieso denn? Ich soll mich nicht so anstellen. Kommt dann ganz oft. Aber das ist für mich halt völlig deplatziert. Wenn ich im kleinen Kreis bin. In einem privaten Kreis, wo ich einfach nur der Björn sein möchte, finde ich es total unangenehm, mich da hinzustellen und anzufangen zu singen. Das gehört für mich da nicht hin. Es ist was anderes, wenn man zusammen Musik macht. Da kann man Spaß dran haben. Aber aber so nicht zu produzieren ist überhaupt nicht meins.
Jan
Als es so nach dem Motto Jetzt passt mal auf, wie toll ich singen kann. Also dass ich das finde. Ich finde es schwierig, aber ähm, ja, das ist. Ist eine schwierige Geschichte und ich muss jetzt wirklich sagen, ich wünschte, ich hätte damals schon gewusst, was ich jetzt alles weiß. Das sagt man selber wahrscheinlich sowieso häufig in seinem Leben. Wenn man dann mal so zurückkommt und sich einen Kopf hat, was habe ich da eigentlich veranstaltet?
Jan
Aber mir hätte Coaching damals sehr geholfen.
Jan
Okay. Und ja, wenn das jetzt so sagst, was? Was sind denn aus deiner Sicht da so typische Ansatzpunkte für Musiker? Aus deiner Sicht, wo man da anpacken könnte, vor allem vor dem Hintergrund.
Björn
Resilienz ist ein ganz großes Thema. So, da wären wir ja noch eine ausführlichere Folge oder sogar ich zwei draus machen. Also jetzt ist ein großes Thema Wie gehe ich mit Druck um? Wie gehe ich mit externem Druck um? Aber halt auch wie gehe ich mit internem Druck? Und wo kommt der überhaupt her? Der interne Druck?
Jan
Und wie wird externer Druck zu internen Druck?
Björn
Genau das sind Sachen, die kann man glaube ich, sehr gut im Coaching bearbeiten. Und die können einem sehr viel Ruhe geben. Am Achtsamkeitstraining ist, glaube ich ganz wichtig, weil es das in dieser Mühle, die dieses Geschäft ist, ist mir dann auch über die Jahre tatsächlich die Freude an der Musik ein bisschen abhanden gekommen, was eigentlich mal der Ursprung war, warum ich das Ganze hier überhaupt gemacht habe? Ja, also ich hatte dann wirklich so Momente, wo ich das gar nicht mehr genießen konnte.
Björn
Und das hat ganz viel damit zu tun gehabt, dass ich das einfach nicht mehr gespürt habe, weil mir die Achtsamkeit dafür abhanden gekommen ist. Also ich. Ich kann mich erinnern, dass ich mal eine Premiere gesungen habe, wo man auch Nettes über mich gesagt hat. Und ich habe das gar nicht annehmen können, weil ich so mit ja, ja, genau, weil ich so mit diesem ganzen Druck und diesem Stress dahinter beschäftigt war. Ich habe dann zwar nett und lieb Danke gesagt, aber so richtig zufrieden war ich dann eigentlich trotzdem nicht.
Björn
Ich konnte das nicht empfinden.
Jan
Darf ich fragen? Warum also jetzt, heute so aus der Rückschau, warum du das nicht empfinden konntest?
Björn
Weil das tatsächlich. Ich glaube, das hatte viel damit zu tun, wie gesagt, die Achtsamkeit fehlte mir. Ich hatte war nur damit beschäftigt zu funktionieren. Und. Ist der Selbstschutz fehlte halt auch ein bisschen. Das ist, glaube ich auch etwas, wo Coaching sehr helfen kann. Abgrenzung, ganz klare Abgrenzung, auch was negative Einflüsse angeht. Und wenn das alles so zusammenkommt, dann funktioniert man halt nur noch. Na klar. Erstaunlicherweise war es aber trotzdem, sobald der Vorhang oben war und sobald die Musik losging, war es dann wieder schön.
Björn
Aber sobald das erledigt war, war es einfach nur noch Stress.
Jan
Das heißt also, während der Performance selbst war es so trotzdem im Flow. Also hast du da was zu präsent und bis darin aufgegangen in der Tätigkeit?
Björn
Genau da in diesen Momenten. Rückblickend wohlbemerkt. Also rückblickend, da genau in dieser Tätigkeit, ja, aber das hat halt das ganze Äußere. Hat dann halt irgendwann so viel ausgemacht, dass das nicht mehr gezählt hat. Das ist ein bisschen schade. Rückblickend eigentlich. Auf der anderen Seite war das auch eine sehr, sehr wichtige Erfahrung, muss ich sagen.
Jan
Plus Eigentlich spielt er ja auch mit rein, was ganz zu Beginn gesagt hast. Also das, was man auf der Bühne sieht oder was auf der Bühne passiert live bei der Vorstellung, ist ja nur ein Bruchteil dessen, was das Leben des Musikers ausmacht. Also die Frage ist, wie viel wiegt ein Zehntel oder wie viel auch immer. Das ist vielleicht sogar noch weniger auf eins, eins sozusagen Glück in dem Moment, wenn der Rest nicht als angenehm empfunden werden kann.
Jan
Und ich sage es mal Ja genau, ich. Es ist auch so, dass die das das war zum Beispiel auch ein Punkt, wo ich nicht mit umgehen konnte damals war, dass das halt nicht gewertschätzt wurde, was da eigentlich hinter steht, hinter, hinter so einem Musiker. Von wem? Ich kann mich von denen, die es nicht kennen, also von nicht.
Jan
Also.
Björn
Ich würde jetzt nicht sagen von allen, aber das ist tatsächlich so. Also ich bin und ich kenne ein paar Kollegen, die auch so was gefragt wurden. Ich bin mal bei einer Premierenfeier gefragt worden, was ich eigentlich tagsüber mache. Na also, so nach dem Motto Was arbeiten Sie denn eigentlich? Sie stehen ja nur abends auf und es fühlt sich in dem Moment an wie ein Schlag ins Gesicht. Also das ist es wirklich nicht. Schön. Ja, aber wir wollten eigentlich darüber sprechen, wie Coaching da helfen kann und warum wir glauben, dass das, das Musiker für für ein Coaching eigentlich ein spannendes Thema ist.
Björn
Ich glaube, ich glaube tatsächlich, dass man über Coaching lernen kann. Die Musik weiter zu genießen und sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren Wir hatten ja noch nicht das Thema Lebensziele und ich glaube, dass Coaching da sehr rein reingreifen kann, dass das wieder gerade gerückt ist und dass man das halt filtern lernt, dass man riskanter ist, dass man den Blick aufs Wesentliche lenkt und absolut und dieses unwichtige Drumherum so ein bisschen ausfiltern kann.
Jan
Ja, ich habe auch gerade, was mir gerade so spontan gekommen ist, diese Situation beschrieben hast mit der Frage nach der Premiere, was man denn tagsüber machen würde als Musiker. Da kam mir das Stichwort Perspektivwechsel noch in den Kopf, weil sie die Person, die das ja auch fragen, die meinen das ja nicht verletzend. Die wissen das einfach gar nicht und und die verstehen gar nicht, was das für ein Riesen. Aufwand ist das falsche Wort. Aber was das für ein Riesenwerk ist, es ist quasi das Gesamtwerk, bietet sich ja nur oder wird er nur dargeboten im Rahmen dieser Vorstellung.
Jan
Aber das ist ja quasi die die Blüte der der gesamten Pflanze, Musik oder oder oder Vorstellungs insgesamt, also Inszenierung sozusagen. Das ist ja genauso wie für die Bühnenbilder. Schaffen sich ja auch nicht von alleine und entstehen quasi wie ein Fingerschnipp da, sondern die werden quasi liebevoll vorbereitet und und gerade Künstler, die entwickeln sich ja über ein ganzes Leben. Aber das versteht natürlich jemand, der sich damit nie auseinandersetzt. Vielleicht gar nicht, der weiß das vielleicht einfach gar nicht.
Jan
Aber das heißt nicht, dass er das nicht treffen kann, wenn man, wenn man in der Situation ist und das gefragt wird.
Björn
Genau. Und wenn man sich das allein bewusst macht und dann halt auch so bewusst macht, dass man es auch wirklich empfindet. Was geht da in meinem Gegenüber vor, wenn ich so eine Frage kriege und das hätte dann auch diesen Schlag ins Gesicht gar nicht mehr ausgelöst? Na ja, ja, ja, genauso wie besser zu verstehen, warum Kollegen sich so verhalten, wie sie sich verhalten haben. Also ich will da gar nicht so sehr ins Detail gehen, weil das waren auch wirklich teilweise hässliche Geschichten, die ich erlebt.
Björn
Ja.
Jan
Es ist aber natürlich auch so Das Schöne ist ja jetzt in dieser Rolle so, wie wir jetzt bei dir sprechen. Du möchtest gar nicht so ins Detail gehen und ich kann einfach aus meiner unbedachten Position hier voll vom Leder ziehen. Aber ich kann mir gut vorstellen. Zumindest ich bin ja quasi immer nur Amateur Musiker gewesen. Das heißt, ich habe in Bands gespielt, ich habe auch auf Bühnen gestanden, kleine Bühnen mit ein paar hundert Leuten, dann vielleicht mal das Publikum und Musik gemacht.
Jan
Und natürlich ist es so und das ist ja, glaube ich das Interessante am Künstler da sein auch auch bei der Ausübung selbst. Ich auf Deutsch gesagt man macht sich ja schon nackig, also man stellt sich quasi auf die Bühne und man gibt so viel von sich preis in dem Sinne, als dass man ja quasi man interpretiert ein Stück, man versucht alles mit dem eigenen Körper, der ja auch Werkzeug ist darzustellen, mit mit einem Instrument oder dem Instrument auch Stimme, das darzustellen.
Jan
Und man offenbart sich im Grunde genommen und macht sich ja auch ein Stück weit verletzlich in dem Zusammenhang. Und das ist, glaube ich. Also könnte ich mir vorstellen, natürlich auch immer der Punkt, wo es halt so schnell dazu kommen kann, dass man sich vielleicht auch angegriffen fühlt, dass unbedarfte Worte direkt da treffen, wo es weh tut, weil man halt eben in dem Moment so eigentlich alles gegeben hat und von sich Preis gegeben hat in diesem Zusammenhang.
Jan
Und und ich kann mir gut vorstellen, also das ist quasi der eine Aspekt, warum man vielleicht selbst verletzlich ist. Und in dem Zusammenhang kann ich mir auch gut vorstellen, dass in innerhalb dieser Konkurrenzsituation auch ein Stück weit. Es gibt ja nicht diesen perfekten Musiker, es gibt. Wir alle sind Menschen unzulänglich. Leider. Ungewöhnlicherweise so jeder mit ihren Eigenarten. So und zu sagen wer ist jetzt besser? Allein das ist ja schon vermessen zu sagen. Über Technik kann man sprechen.
Jan
Ist das Timing richtig? Oder wie interpretiert man jetzt irgendwo bestimmte bestimmte Modi? Ja, okay. Aber ansonsten ist es ja so, dass sie natürlich auch ein Stück weit ist. Ja, künstlerische Interpretation. Das hat auch was mit Gefallen zu tun, mit Geschmack zu tun. Wenn man ansonsten sauber arbeitet und ich kann mir vorstellen, dass auch dieses, diese Konkurrenzsituation ein Stück weit auch daher rührt, dass natürlich jeder auch gleich verletzlich sich macht und natürlich nicht möchte, dass man vielleicht selbst verletzt wird und dass das dann teilweise auch ein Stück weit, auch wenn das nicht gut ist.
Jan
Aber dass man natürlich auch versucht, vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle mal jemanden zu piesacken. Vielleicht ist er dann nicht ganz so gut beim nächsten Mal. Vielleicht kann ich dann ein bisschen mehr glänzen oder bekommen quasi nicht die Kritik auf, die ich eigentlich nicht hören möchte, weil sie vielleicht woanders landet. Und und ich glaube, da kann ich mir als unheimlich komplexes Gebilde in Summe vorstellen, auch was die Antreiber von von anderen Personen sind. Denn grundsätzlich.
Jan
Würde ich jetzt mal vermuten, dass er die meisten Menschen eigentlich nicht handeln, um anderen zu schaden, sondern sie möchten ja im Grunde genommen, sie verfolgen auch irgendwie einen guten Zweck, auch wenn der gute Zweck in diesem Zusammenhang ist, dass Sie selbst, dass Sie sich vielleicht selbst schützen oder sich selbst optimieren, immer dann wird es problematisch, finde ich, wenn man eben andere Menschen darunter leiden oder quasi zum Opfer werden. Ist jetzt übertrieben, aber eben vielleicht auch als als Ventil dafür dienen, dass man eben mit eigenen Unzulänglichkeiten umgeht.
Björn
Ja, da ist sehr viel Wahres dran, was du gesagt hast dir. Ich habe festgestellt, dass oder das kann ich. Ich muss ja keine Namen nennen, aber ich habe mal eine relativ bekannte Kollegin gehabt, die. Der netteste Mensch war, dem ich am Theater begegnet bin, wirklich der der netteste Mensch und. Die hat mir mal gesagt, dass es für sie die größte Kunst war, sich das zu bewahren. Ja, und ich glaube, das ist genau das, was man lernen kann.
Björn
Also man kann lernen, halt ein Mensch zu sein, der sich immer noch in den Spiegel schauen kann und der, der trotzdem Topleistung abliefert, trotzdem nicht unreflektiert selbstherrlich ist. Also das ist alles möglich. Und ich glaube tatsächlich, was du sagst. Das ist auch eine Form von Selbstschutz und damit halt auch ein guter Zweck. Dieses komplette Abschotten nach außen. Ich bin über alles erhaben und ihr seid alle schlecht und ich bin viel besser als du. Also das ist alles garantiert auch mit Selbstschutz zu erklären.
Björn
Aber deswegen wenn man das nicht, wenn man das nicht versteht und ein junger. Empfindsamer Mensch ist, kann einem das wirklich zum Problem werden und ich glaube, wie gesagt, da kann Coaching helfen, sowohl was das, was dem Umgang mit diesem Umfeld angeht, als auch zum Beispiel, wie man dann trotz dieses Umfelds oder trotz bestimmter Situationen immer noch gut üben kann, um seine Leistung weiter zu optimieren. Also das ist ja ganz wichtig. Das Üben ist ja ist ja das täglich Brot, was einen besser macht, was einen gesund hält.
Björn
Das gilt ja nicht nur für einen Sänger und seine Stimme, sondern auch für Instrumentalisten. Also wenn man den ganzen Tag die Geige im am Hals hat, kann das ja auch Folgen für den Körper haben, wenn man es falsch am. Und wenn man lernt, dass man diesen Druck, der da extern aufgebaut wird, eben nicht ins Üben trägt, sondern das genau andersrum macht, ist einem auch sehr geholfen.
Jan
Ah ja, mir fällt in dem Zusammenhang auch so das Stück weit ein oder so was, finde ich. Also ich könnte mir vorstellen, dass ein typisches Szenario ist ein Musiker ist da und der fühlt sich irgendwo unzufrieden, vielleicht nicht wertgeschätzt und vielleicht auch so, dass der eigene Wert nicht anerkannt wird von außen, unter Umständen aufgrund von Kritik, von solchen Situationen und so. Und ganz eindrucksvoll finde ich in diesem Zusammenhang auch die kennst du auch diese Impakt Technik mit einem mit einem Geldschein, den man im Grunde genommen nimmt und ihn im Grunde genommen hat?
Jan
Was ist das? Das ist ein 50 Euro Schein. Und dann? Dann zerknüllt man den, trampelt drauf rum und so weiter und so fort. Ist dann komplett zerknittert. Und Farthmann? Und was ist das jetzt? Es ist immer noch ein 50 Euro Schein, jetzt 50 Euro wert. Und das ist ja eigentlich, finde ich immer ein ganz schönes Bild, auch dafür zu sagen egal was von außen kommt man an Bewertungen und so weiter. Das sind alles.
Jan
Das ist alles äußerliche Bewertungen oder Aussagen, so wie ich finde es nicht Bewertungen in seinen Aussagen, aber die ändern nichts an dem Wert eines Menschen, sondern der eines Menschen bleibt davon unberührt. Und aber das muss man auch erst mal ein Stück weit verinnerlichen, dass man für sich annehmen kann, dass eine Meinung von außen nichts an dem eigenen Wert ändert. Punkt.
Björn
Ich finde, das ist ein wichtiger Aspekt, dass man sich mit diesem externen Einfluss auseinandersetzt. Was ich auch noch ganz wesentlich finde, ist das innere Team, weil der Kritiker ja in Musikern meistens sehr, sehr laut ist. Der innere Kritiker ja, also man selbst quasi der eigene Gönnerhafte des eigenen Kopfes. Der Anteil, der sagt Du bist nicht gut genug oder du musst mehr üben.
Björn
Und ja, richtig. Genau. Und deswegen glaube ich, dass diese Arbeit mit dem inneren Team auch sehr, sehr viel bringen kann. Na ja, was hättest du noch für Ideen? Was kann man mit einem Musiker noch veranstalten?
Jan
Also grundsätzlich ist ja wie gesagt erst mal die Frage aus meiner Sicht was ist das Thema des Musikers? Ist das Thema eine allgemeine Unzufriedenheit? Ist es die Meinung, dass das er vielleicht nicht gut genug ist oder dass er halt eben mit dem Druck außen oder wie innen nicht klarkommt? Und dann finde ich, kommt man glaube ich relativ schnell auch schon zu wesentlichen Punkten, denn. Die Unzufriedenheit, die kommt ja irgendwoher. Sondern die Frage ist jetzt in diesem Zusammenhang ist es eine objektive Unzufriedenheit im Sinne von Das, was ich tue, ist technisch nicht sauber.
Jan
Dann wäre es quasi eine können Thematik oder eine. Ich sage jetzt mal eine Thematik. Und es gibt natürlich auch andere Dinge, die einen bewegen können. Und das sind unter Umständen Dinge, die tiefer sitzen. Vielleicht bestimmte Glaubenssätze. So vielleicht steckt irgendwo irgendwas auch in der Persönlichkeit. Das sagt Du bist nicht gut genug. So unabhängig davon, ob ich jetzt Musiker bin oder nicht. Und ich ziehe vielleicht meinen kurzfristigen, meinen kurzfristigen, meine kurzfristige Befriedigung aus dem Beifall nach einer Vorstellung, dass ich sage Da ist jetzt auf einmal diese Aufmerksamkeiten, da bekomme ich die Bestätigung, dass ich gut bin und das hält aber vielleicht nicht an und und und.
Jan
Die Frage ist dann Macht quasi wiegt es das auf, dass ich diese Stresssituation drum herum habe, dann wäre der Ansatz eher mit diesem Glaubenssatz zu arbeiten und zu schauen Wie kommt es denn, dass ich der Meinung bin, nicht gut genug zu sein? Woher kommt das? Und wie kann ich daran arbeiten, dass ich mit mir im Reinen bin und dass ich annehmen kann, dass ich genau so gut bin, wie ich bin? Oder anders herum gesagt Ich bin gut so wie ich bin.
Björn
Genau. Und damit wird man eigentlich dann sowieso automatisch auch zum besseren Musiker. Weil in dem Moment, wo ich halt nicht diese innere Stimme habe, die sagt, ich muss besser sein und das die Phrase ist mir jetzt auch nicht gelungen und der Auftakt war zu spät. Was da alles kommen kann in dem Moment, wo das nicht mehr so dominant ist, werde ich auch besser bzw. merke ich das auch jetzt, weil ich mache ja immer noch Musik. Allerdings hat so für mich im kleinen Kreis werde ich ja in dem Moment durch die Entspannung schon wieder viel empfindsamer für Musik und kann für mich viel musikalischer verhalten, weil es nicht so leistungs getrieben ist.
Jan
Ist übrigens auch ein Aspekt, zum Beispiel in dem Zusammenhang, der mir auch schon begegnet ist. Und der, der spielt dann auch mit rein. Ich meine, ist das ein Randaspekt. Aber zum Beispiel auch Musiker und Alkohol oder Drogen. Also alles, was quasi ein Stück weit auch den Kopf ein bisschen ausschaltet und dafür sorgt, dass ich locker werde und einmal einfach nicht mehr so verkopft bin, so verkrampft man. Das ist ja auch teilweise gern genommenes Mittel, um sich darauf einlassen zu können und dann im Grunde genommen sich gehen lassen zu können und dann performen zu können.
Björn
Das gefährlichste Mittel überhaupt.
Jan
Bei mir hatte das, wenn ich vom Spielen ein Bier getrunken habe, dann war es das mit meiner Koordination. Insofern war das für mich nie ein Thema. So war ich technisch wahrscheinlich nicht das Option. Aber das ist natürlich auch etwas, was da unter Umständen mit mit mit reinspielen kann, in dem Zusammenhang irgendwie locker werden zu können oder so. Und was dann auch gefährlich sein kann. Jetzt habe ich dich, glaube ich, unterbrochen. Gerade.
Björn
Nö, eigentlich nicht. Nein, ich war alles gut. Aber vielleicht. Und das ist vielleicht so eine schöne Anekdote zum Schluss, dieses, mit dem wir nur Bier getrunken hast, dann bist du unkoordiniert gewesen und so. Also ich habe also das, was man so als Studentenleben kennt, jedes Wochenende auf die Rolle und so. Das habe ich alles gar nicht erlebt, weil das, was ich erlebt habe. Das ist zumindest bei Sängern so. Wenn du Alkohol trinkst, kannst du in der Regel mindestens einen Tag nicht anständig singen.
Björn
Also das gibt. Es gibt weniger Ausnahmen, wo es anders ist. Aber wenn ich einen. Wenn ich ein Glas Wein getrunken habe, war meine Stimme am nächsten Tag mindestens ein ganz und tiefer. Hat etwas mit Schleimhäuten zu tun. Habe ich nie verstanden, aber es ist einfach so. Und dann ist das Ganze so anstrengend, dass man nach einer Vorstellung eigentlich wieder ganz dringend Ruhe braucht. Hat man in der Regel ja nicht mal wieder gefragt und so. Also dieses, dieses, dieser, diese, dieses Entsagen von von diesen alltäglichen Entspannungs Mechanismen.
Björn
Wenn man langfristig gesund bleiben möchte und erfolgreich sein möchte, hat man dann gar nicht. Da muss man sich dann ja andere Strategien suchen. Ich weiß gar nicht genau, wer es war. Das ist auf jeden Fall ein Zitat und da wurde ein die Frau eines sehr berühmten Opernsänger gefragt, wie es denn eigentlich wäre, mit einem so bekannten Opernsänger verheiratet zu sein. Und dann hat sie gesagt Was soll ich sagen? Fünf Tage vorher darf er nicht und drei Tage danach kann er nicht.
Jan
Ein Hoch auf die wöchentliche Vorstellung.
Björn
Ja, ja, genau. Also ist das das? Da musste ich damals sehr lachen. Es ist natürlich nicht so extrem, aber ein bisschen was Wahres dran.
Jan
Auf jeden Fall. Auf jeden Fall fand ich sehr kurzweilig heute das Thema. Für mich auch sehr, sehr. Der Blick in die Vergangenheit. Aber ich habe meinen Frieden damit gemacht und das ist auch gut so. Das ist das Wichtigste.
Björn
Genau. Also ich denke, wenn uns hier Musiker zuhören und ihr irgendwie das Bedürfnis habe, ich denke, da ist was für euch dabei gewesen. Ich hoffe, es war was für euch dabei. Wir hoffen, dass nicht nur ich. Und jedes Mal, wenn ihr mehr Informationen über uns haben wollt, findet ihr die auf unseren Webseiten. jangustavfranke.de und bjoernbobach.de. Und wir freuen uns auf die nächste Folge mit euch. Bis bald auf Wiederhören!