In dieser Episode von Coach&Coach beschäftigen sich Björn Bobach und Jan Gustav Franke mit einer großen Frage: kann Coaching die Welt besser machen? Was können die positiven Einflüsse von Coaching auf tägliches menschliches Miteinander sein und wie können wir alle davon profitieren?
Fragen und Anmerkungen gerne an bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de
Hier die Transkription des Podcast:
BB: Ja. Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Coach und Coach. Ich bin Björn Bobach und ich sitze hier mit Jan Gustav Franke. Hallo, Jan.
JGF: Hallo, Björn.
BB: Hallo. Heute haben wir uns eine Frage vorgenommen, die eigentlich ein bisschen überheblich klingt. Finde ich. Auf das erste Hören. Macht Coaching die Welt besser? Also, sind wir Weltverbesserer, Jan? Das ist die Frage, mit der wir uns heute beschäftigen wollen. Also, kann Coaching helfen die Welt besser zu machen? Was hast du da für Gedanken?
JGF: Ja. Kann man natürlich zerpflücken. Sind wir Weltverbesserer? Weiß ich nicht. Es ist jeder Weltverbesserer. Wir gucken da vielleicht gleich mal tiefer rein, bevor ich mich hier zu einer Aussage hinreißen lasse. Grundsätzlich könnte man sich ja erstmal sich quasi dieser Frage annähern, indem man erst mal schaut, also was bei der Frage, „Macht Coaching die Welt besser?“, was verstehen wir unter Coaching und was ist denn überhaupt eine bessere Welt? (BB: Richtig.) So könnten wir ja zum Beispiel starten. So, und wenn man jetzt damit anfängt, dann wäre, glaube ich, Coaching ist ja kein geschützter Begriff, es kann alles Mögliche sein. Aber ich sag mal ich habe ein bestimmtes Verständnis von Coaching. Auf Grund unserer gemeinsamen Ausbildung haben wir glaube ich ein ähnliches Verständnis von Coaching. Und, ja das ist aus meiner Sicht in erster Linie mal ganz formal sozusagen Beratung ohne Ratschlag. So würde ich das formulieren. Jemanden dabei zu begleiten seine eigene Lösung für Fragen und für Themen zu finden.
BB: Ja, da wird es ja für viele sehr abstrakt. Also, wie kann man denn beraten ohne einen Ratschlag zu geben. Also, das-. Ich kann mich erinnern, dass ich jemandem erzählt habe, dass ich Coach werde und die Ausbildung mache. Und dann kam nach so einer Bedenkzeit die Gegenfrage, heißt das dann, du weißt alles besser?
JGF: Ja, genau, das ist doch genau das, was man erst einmal erwartet. Also, dass jetzt jemand-. Ich coache jemand. Da hat man irgendwie den Eindruck, wenn ich gecoacht werde, dann erzählt mir jetzt jemand wie die Welt funktioniert. Und das ist es ja eben nicht.
BB: Genau. Also, wie verstehen wir dann Coaching in dem Zusammenhang eigentlich?
JGF: Also, ich verstehe Coaching als eine Methode mit einem Gegenüber. Und dieses Gegenüber bin in der Regel nicht ich selbst sondern eine andere Person zum Beispiel du. Ein Thema zu bearbeiten. Sei das jetzt-. Ich mache es mal aus meiner Perspektive als Coaching und du als Coachee. Weil ansonsten wird es zu kompliziert das zu erklären. Du hast eine Frage. Ein Thema und dann wäre jetzt quasi meine Aufgabe als Coach eigentlich dir neue Perspektiven darauf zu ermöglichen auf dein Thema. Man hat ja in der Regel so ein Thema oder ein Problem oder wie man das auch immer betiteln möchte schon ganz, ganz viel durchgekaut. Auch schon mit Freunden bei einem Glas Wein besprochen und so weiter. Eigentlich kennt man-. Problematisiert hat man schon alles Mögliche. Aber wie kommt man jetzt zu einer Lösung und da sehe ich die Aufgabe des Coaches. Und die Aufgabe des Coachings darin kluge Fragen zu stellen, über diese Fragen neue Impulse zu geben. Perspektivwechsel zu ermöglichen und vielleicht dem Coachee ganz neue Sichtweisen zu ermöglichen und auch auf Ressourcen zugreifen zu können. Die sonst halt einfach nicht da sind, wenn man, ich sag es mal, in seiner eigenen Soße kocht. Sondern einfach mal da einen neuen Impuls hat. So würde ich das erstmal so als Einstieg formulieren.
BB: Ja. Finde ich gut. Finde ich ganz grundsätzlich natürlich gut. Weil wir ja eine sehr ähnliche Sicht der Dinge haben, was das angeht, weil wir halt auch die Ausbildung zusammen gemacht haben. Ich finde halt ganz entscheidend in dem Fall diesen Punkt, das hast du jetzt auch schon wiederholt immer mal wieder zu mir gesagt, dass man dem Klienten also dem Coachee auch ganz klar machen muss, dass er ja gar nichts Neues lernen muss. Dass er das alles schon hat. Das finde ich einen ganz wichtigen Ansatz. Und da ist es ja tatsächlich so, wenn man jetzt auf die Frage zurückkommt. Die wir uns hier gestellt haben. Nämlich: Macht Coaching die Welt besser. Würde das ja bedeuten, dass alles was die Welt besser machen könnte schon vorhanden ist.
JGF: Genau. Ja. Also, man bringt ja jetzt auch nichts Neues in die Welt. Also, jetzt mal-. Ich bin natürlich jetzt auch wieder so ein verkappter Naturwissenschaftler. Das heißt,es ist ja so wie so schon alles da. Es entwickelt sich ja nichts Neues, sondern es setzt sich alles neu zusammen.Wo wir fast schon wieder beim Thema Konstruktivismus sind. Das ist wieder ein eigenes Thema. Aber im Grunde genommen setzt sich einfach, setzen sich Dinge neu zusammen. Erkenntnisse neu zusammen, Gedanken neu zusammen und dadurch ergeben sich eben eventuell auch neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten für Fragen.
JGF: Genau. Was wäre denn für dich eine bessere Welt?Über die könnte man stundenlang sprechen. Da hätte ich auch ausgeprägte Meinungen zu. Habe ich auch. (I. Ja, dann mal los.) Was ist für mich eine bessere Welt? Ich schieße los und sage: Für mich ist eine vielleicht sogar perfekte Welt. Eine Welt, in der jeder Mensch versucht so zu handeln, dass es zum Wohle aller ist. Und damit meine ich nicht-. Damit meine ich jetzt nicht Selbstaufgabe in dem Sinne, sondern, dass es im Prinzip ein kooperativer Ansatz ist. Ja. So wie ich handele, soll das natürlich gut für mich sein. Aber es soll auch genauso gut für meinen Gegenüber sein. Das soll eigentlich für alle Seiten eine Win-Win-Situation sein. Das würde ich mal so sehen und das quasi mal nicht nur auf menschlicher Ebene. Sondern ich sehedas auch auf Ebene zu-. Oder in Beziehung zu allem was um uns herum ist. Also, auch zu Tieren, auch zu unserer Umwelt, zu allen Ressourcen im Grunde genommen. Also,zum Planeten, zum Universum. Damit meine ich jetzt nicht spirituell in erster Linie. Sondern ich meine damit tatsächlich physischer-. Dazu gehört für mich auch, dass wir vernünftig mit Ressourcen umgehen. Dass wir vernünftig mit unserer Umwelt umgehen und dass wir keinen im wahrsten Sinne des Wortes Raubbau an uns selbst oder unserer Umwelt betreiben. Und das wäre für mich eine noch bessere Welt.
BB: Und daran anknüpfend, es gibt ja auch diese Theorien in der Kommunikationsforschung, dass ja im Prinzip alles, was ein Mensch tut. Also, egal wer es ist und was er tut. Eigentlich immer einen positiven Hintergedanken hat. Also, es ist nicht so, dass-. Es sei denn jetzt jemand ist jetzt wirklich pathologisch in irgendeiner Form beeinträchtigt, oder wirklich kriminell unterwegs. Aber selbst da könnte man jetzt über die Absichten diskutieren, warum stiehl jemand zum Beispiel. Der stiehlt ja, weil er selber etwas braucht, was er nicht hat und nicht anders kriegen kann.Aber das würde jetzt ein totaler Exkurs werden.
JGF: Das macht aber den Punkt deutlich. Wenn ich da einmal kurz einhaken darf. Weil das ist nämlich auch da die Frage sozusagen. Da sind wir schon wieder beim systemischen Ansatz. Für welches System. Quasi für sein eigenes System. Ob das jetzt die eigene Person ist oder die Familie oder so was. Kann das unter Umständen die positive Absicht sein. Aber es ist dann gleich nicht für jeden positiv.
.BB: Genau. Also, wenn jeder-.
JGF: Jetzt habe ich dich da unterbrochen. Entschuldigung.
BB: Alles gut. Also, wenn jede Handlung und jede Art von Kommunikation eigentlich einen positiven Hintergedanken hat. Ist es ja so, dass die Probleme, die jetzt in der Welt bestehen. Also, mit der Welt meine ich jetzt das persönliche Umfeld, die Politik, Coronakrise, was auch immer wir jetzt gerade alles erlebt haben. Dass die ja eigentlich nicht dadurch entstehen, dass diese positiven Impulse aufeinander treffen und nicht zueinander passen. Das heißt da sind also verschiedene Impulse, die eigentlich ursprünglich mal einen positiven Ursprung hatten und die treffen auf einander und dann kommt es zu Konflikten. Weil diese Impulse irgendwie nicht zusammen passen. Das kann man jetzt zum Beispiel im politischen Sinn sehen, dass-. Wenn Länder in Konflikte geraten‑, solche Geschichten. Und ich denke tatsächlich, dass Coaching hier helfen kann. Weil man durch Coaching ja auch meistens eine ganz andere Sicht auf sein Gegenüber bekommt. Und dann im Prinzip auch mehr Empathie entwickelt. Also, auch der Coachee entwickelt eigentlich im Laufe eines Coaching ja mehr Empathie. Weil er ja auch durch den Coach da hingeführt wird die Sicht mal ein bisschen umzudrehen. So ein Perspektivwechsel zu machen und zu verstehen, was geht da eigentlich gegenüber ab. Was denkt eigentlich mein Gegenüber. Und warum handelt er so wie er handelt. Warum tickt der so wie er tickt. Und ich glaube tatsächlich,wenn man da ein bisschen mehr allgemeine Sensibilisierung hinkriegen würde, würden sich ganz viele Konflikte eigentlich vermeiden lassen.
JGF: Ja. Also, zum Teil‑, du hast es als Impuls bezeichnet oder auch als Ziele, als Zielkonflikte sozusagen und da bietet Coaching sicherlich die Möglichkeit, erstmal Zielkonflikte zu identifizieren und zu verstehen, warum Dinge vielleicht nicht kompatibel sind, nicht miteinander funktionieren im ersten Schritt und dann im Prinzip auch ja die Entscheidung treffen zu können, daran zu arbeiten und zu schauen, ob man diesen Konflikt auch auflösen kann. Auf eine konstruktive Art und Weise. Wobei man auch sagen muss, das liegt ja quasi völlig außerhalb des Wirkbereichs des Coaches. Also, ob das jetzt quasi– . Ich kann ja auch einen Zielkonflikt verstehen und für mich als Client, als Coachee entscheiden, ich bleibe aber trotzdembei meinem. Und setze das durch. Das ist ja auch eine Möglichkeit. Aber zumindest geht es erst mal darum ja das zu verstehen und die Möglichkeit zu haben, das differenziert zu betrachten sicherlich. Aber da kommen wir eigentlich zu m nächsten Punkt. Nämlich der Frage. Wenn wir jetzt sagen, es geht darum Coaching kann da helfen. Kann Coaching denn jedem helfen? Was sind eigentlich die Voraussetzungen dafür, dass man gecoacht wird. Also, stelle ich fest, da sind zwei nicht kompatibel und dann werde ich die jetzt mal Coachen. So funktioniert es ja auch nicht. (BB: Leider nicht.) Sondern das passiert ja eigentlich nur quasi wenn ich einen Auftrag habe. Also, wenn jemand auch gecoacht werden möchte.
BB: Ja. Genau, und da ist die Frage dann ja eigentlich schon so halb beantwortet. Macht Coaching die Welt besser. Weil man braucht ja eine Bereitschaft. Wenn ich jemanden vor mir sitzen habe, der gar keine -, kein Bewusstsein dafür hat, dass er vielleicht mit einem Coaching etwas verbessern könnte. Also, wenn er selber sich coachen lassen würde. Dann kann das ja nichts bringen. Also, da gibt es ja diese schöne Unterscheidung zwischen Leidensdruck und ich nenne es jetzt mal ganz vorsichtig, aber ist ein gefährlicher Begriff, Krankheitsbewusstsein. Also, Leidensdruck ist es geht mir schlecht, ich habe ein Problem, ich habe Konflikte und es ist alles ganz, ganz fürchterlich und so. Aber es liegt nicht an mir. Und wenn ich dann sage, es liegt nicht an mir und ich gar nicht bereit bin da an mir zu arbeiten und an die Situation auch noch mal anders ran zu gehen. Dann kann Coaching ja nicht helfen und dann ist halt die Frage wie man dann sagen kann Coaching würde die Welt besser machen. Weil dazu müssten ja auf einmal alle bereit sein.
JGF: Das stimmt. Das stimmt. Wobei ich zumindest mal ins Feld führen würde, dass ich sag mal grundsätzlich, würde ich sagen besteht vielleicht oftmals eine Neigung auch dazu zu sagen-. Im ersten Impuls vielleicht-. Eine Situation läuft nicht so wie ich mir das vorstelle und natürlich bin ich nicht daran schuld. Natürlich liegt das Thema eigentlich ganz woanders. So, jetzt ist aber auch die Frage, was hat man für ein Format. Also, auch-. Ich sage mal jetzt so ein typisches Beispiel aus dem Business Coaching. Man hat vielleicht auch eine schwierige Situation irgendwo innerhalb eines Teams. Der Vorgesetzte schickt einen Mitarbeiter ins Coaching. So. Dann. Der soll gecoacht werden. Jetzt sitzt du da als Business Coach und hast da jemanden gegenüber, der ist unfreiwillig da. Den kannst du nicht coachen, wenn er nicht sagt, okay er möchte das auch. Und da-. Du brauchst also den Auftrag. Du brauchst sein Commitment dazu, dass man überhaupt diesen Prozess gemeinsam geht. Und da ist es ja zumindest so und das finde ich ist zumindest eine Chance, die man auch eben hat über diese Gesprächsführung, dass wenn man zumindestmal die Gelegenheit hat miteinander zu sprechen und auch mal vielleicht auch als Coach seine Sicht auf die Dinge äußert. Man ein paar Fragen stellt, das vielleicht auch in einer Situation, wo jemand gar nicht sagt, von sich aus im ersten Moment, er sieht bei sich selbst ein Thema oder so was. Auch da vielleicht einen Impuls zu setzen. Fragen in Bewegung zu bringen im Inneren. Die vielleicht dann doch zu der Erkenntnis führen können okay vielleicht ist es gar nicht so, dass ich immer zu 100% im Recht bin. Sondern vielleicht gibt es da auch Themen mit denen ich mich beschäftigen kann. Wo ich mich vielleicht auch mal selbst mit hinterfragen kann. Und das ist dann natürlich schon eine Sache wo zumindest ein Potenzial da ist, das eigentlich in einer in Anführungsstrichen festgefahrenen Situation, wo auch jemand sagt, ne das ist auf jeden Fall so doch etwas daraus erwächst wo man doch eine Situation bereichernkann. Und-.
BB: In dem Beispiel. Entschuldigung. Habe ich dich unterbrochen. Aber das schießt mir gerade so durch den Kopf in dem Beispiel das du gerade geschildert hast, also der im Business Coaching, wo jemand zu dir geschickt wird und wo dann jemanden vor sich sitzen hat, der sagt er versteht das gar nicht, er hat kein Problem und er hat auch überhaupt keine Themen und es liegt auch gar nicht an ihm und so. Da gibt es ja eigentlich eine Zauberfrage, die man stellen kann. Weil wir können ja niemanden zwingen gecoacht zu werden. Aber die Zauberfrage lautet dann ja im Moment, und jetzt können wir überlegen, ob man das auf die Welt übertragen kann, die Zauberfrage lautet ja: okay was passiert denn dann jetzt, wenn wir das nicht stattfinden lassen das Coaching? Und das ist eigentlich eine spannende Frage für jeden Konflikt, den man so beobachtet. Wenn keiner bereit ist sich zu bewegen, was passiert dann? Dann passiert ja eigentlich in der Regel nur noch eine weitere Eskalation. Und das kann ja für keine Partei und keinem Konflikt der Wunsch sein. Also, das kann ja nicht sein, dass man sagt, ja dann eskaliert es halt weiter und am Ende liegen beide am Boden. Hat keiner etwas von gewonnen. Also, das ist dann so eine Zauberfrage. Und ich glaube die lässt sich tatsächlich auch immer mal wieder beobachten. Wenn man so Konflikte sich anschaut, die so in der Welt stattfinden. Oder auch wir müssen ja nicht ganz so global werden jetzt. Im Kollegenkreis oder auch im familiären Umfeld. Nachbarschaften. Alles Mögliche. Im Prinzip ist es eigentlich immer so, dass es immer dann zu einer Auflösung kommt, wenn einer von beiden den ersten Schritt geht und die Hand austreckt und sagt, Komm jetzt gehen wir aufeinander zu und vielleicht auch ein bisschen bereit ist, sich ein bisschen in den anderen reinzuversetzen und dann kann es ja wirklich vorwärts gehen und-.Aber auf die Frage zurück kann Coaching die Welt besser machen. Macht Coaching die Welt besser? Was hast du da für eine Antwort?
JGF: Ja. Also, ich sage mal, wenn man jetzt wirklich alles so mit einbezieht worüber wir gesprochen haben, bin ich der Meinung, dass Coaching alleine die Welt nicht bessermacht.
Denn Coaching ist erstmal eine Methode. Eine Methode alleine tut nichts. Sondern sie ist erst einmal eine Methode unter Umständen ein Werkzeug um halt an Dingen zu arbeiten. Und mein Verständnis daraus wäre, dass das Coaching selbst die Welt nicht besser macht. Aber Coaching ein Angebot macht an Menschen sich selbst zu reflektieren. Situationen zu reflektieren und aus der Erkenntnis, die sich eben aus diesem Prozess ergibt, dann so in die Welt zu wirken, dass sich die Welt verbessert.
BB: Ich würde es noch ein bisschen anders auch sehen. Es gibt ja die Theorie, da sind wir glaube ich, beide große Anhänger, des radikalen Konstruktivismus. Dass es also keine tatsächliche, objektive Realität gibt, sondern, dass alles durch die persönlichen Filter läuft und dann wahrgenommen wird. Und ich glaube, wenn man es auf den Boden stellt. Also, wenn man das jetzt als Grundlage nimmt, dann Coaching die Welt für jeden einzelnen tatsächlich besser machen. Weil ich durch das Coaching ja auch-. Dieser Filter, den wir alle vor unserer subjektiven Realität haben, sich verändert und man dann dahin kommt tatsächlich auch anders mit Situationen umzugehen, die die Welt sonst schlechter machen würde. Weißt du was ich meine?
JGF: Ja, ich weiß was du meinst. Nur quasi mit der gleichen Argumentation würde ich dann sagen. Das könnte man so sagen, aber dann wäre es mittelbar. In Anführungsstrichen. Denn unmittelbar verändert Coaching ja nicht die Welt an sich. Sondern letzten Endes die Wahrnehmung jedes einzelnen der Welt. Das heißt also, vielleicht würde es dann quasi noch-. Es gibt ja nur richtig oder falsch, es gibt ja nicht noch richtiger. Aber vielleicht wird es präziser, wenn man sagen würde Coaching kann die Wahrnehmung der Welt für jeden einzelnen verbessern. Oder besser machen.
BB: Ja und da vielleicht auch dann auf dem Weg Konflikte vermeiden. (JGF: Oder auflösen.) Oder auflösen. Ja, Konfliktvermeidung ist falsch. Das korrigiere ich mal, weil Konfliktvermeidung geht ja eigentlich immer genau in die falsche Richtung.
JGF: Kann auch eine Taktik sein.
BB: Ja. Aber Vermeidung ist der Anfang allen Übels, glaube ich.
JGF: Ja. Da bleiben wir bei Lösung, oder? (BB: Genau.) Lösung ist schön.
BB: Aber was ich ja meinte ist Konflikte gar nicht entstehen lassen. Das war eigentlich das, worauf ich hinaus wollte. Weil sich die Wahrnehmung in der Realität vielleicht auch so ändert, dass die Konflikte gar nicht erst auftauchen.
JGF: Einige. Einige bestimmt.
BB: Genau. Genau. Also, wenn jeder-.
JGF: Und andere, die vielleicht auch-. So ein Konflikt kann ja auch etwas Positives haben. Nicht jeder führt ja sozusagen gleich zum absoluten Chaos oder zu einer ganz, ganz schlimmen Situation. So ein Konflikt-. Mir kommt da gerade so ein Bild von einem Gewitter in den Kopf. Gewitter hat ja auch irgendwie etwas Reinigendes. Also, da kommen unterschiedliche Kräfte aufeinander und alles löst sich auf einmal und danach wird es wieder schön. Und so was kann ja auch ein Konflikt sein. Nur dann im Prinzip auch, ja vielleicht da auch zu ermöglichen, dass es sich überhaupt wieder auflösen kann und schön werden kann. Also, dass man im Grunde genommen versteht, warum sind da unterschiedliche Kräfte oder Ziele, was machen die miteinander und wie ja kann man das einfach dahingehend auflösen, dass man danach wieder eine harmonische Situation hat.
BB: Genau. Es ist ja vielleicht jetzt auch ein bisschen irreführend, wenn ich hier immer von Konfliktvermeidung und so spreche. Also, Konflikte sind ja auch etwas Positives. Es ist ja jetzt auch nicht so, dass Konflikte immer nur schlecht sind. Also, das ist genau was du sagst, mit dem klärenden Gewitter, da bin ich ein totaler Freund von. Aber ich glaube, das hat auch wieder etwas mit der Wahrnehmung zu tun, ob man einen Konflikt halt als klärend empfinden kann und als klärend betrachten kann.Oder, ob in einem Konflikt immer gleich eine Katastrophe inne wohnt. Ja also, das ist-. Hat auch wieder etwas damit zu tun, mit welchen Augen man auf die Welt blickt und auf die Beziehungen, die man zu anderen Menschen hat.
JGF: Richtig, richtig. Ob man Dinge sozusagen nur in der Sache sieht, ob man sie persönlich sieht. Hat auch was mit dem Thema Selbstwahrnehmung zu tun Letzen Endes. Und insofern ist das auf jeden Fall ein sehr ja auch wieder komplexes Feld Letzten Endes.
BB: Können wir dann als Fazit für das Gespräch und die Folge heute ziehen, dass wir Gott sei Dank keine Weltverbesserer sind?
JGF: Ja, sehr gern, das würde mich freuen, wenn wir uns darauf einigen könnten.
BB: Weltverbesserer sein, ich weiß gar nicht, ob ich das sein wollen würde.
JGF: Nein, ich habe auch den Eindruck der Begriff ist vielleicht aufgeladen. Aber vielleicht könnten wir uns anderweitig darauf einigen, dass wir aber trotzdem uns bemühen positiv in die Welt zu wirken und positiv unserer Umwelt gegenüber aufzutreten und zu handeln. Das kann man doch sagen, oder? Ohne, dass man sich da mit so einem Etikett bekleben muss.
BB: Ja. Genau. Ohne den Anspruch von perfekt zu sein. Das ist ja auch immer-. Das haftet ja dem Coach Begriffauch immer so an. Das hatten wir ja auch schon.
JGF: Bin ich ganz weit von weg.
.BB: Ja. Ich auch. Ach, je. Im Gegenteil ich erzähle immer frisch und fröhlich über meine Fehler damit alle anderen um mich rum verstehen, dass sie auch welche machen dürfen. Aber das ist-. Da können wir jetzt wieder in eine neue Folge über Führungsqualitäten machen (JGF: Und über Fehler.) Über Fehler, ja das haben wir ja eh geplant, glaube ich.
JGF: Genau. Ja, aber auf die Definition können wir uns sehr gerne einigen, ja.
BB: Sehr schön dann nehmen wir das doch auch, als Anlass zu sagen, das war im Prinzip unser Fazit für die heutige Sendung, für die heutige Folge. Dass wir im Prinzip keine Weltverbesserer sind. Dass Coaching aber zusagen die Wahrnehmungen der Welt besser machen kann und ja das finde ich ist auch auf jeden Fall ein schönes Bild und ein schönes‑, ein schöner Ausblick den man da im Prinzip mit nehmen kann an der Stelle. (JGF: Ja finde ich auch.) Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächste Folge. Und freue mich, wenn wir uns alle wieder hören und würde sagen: „Bis zum nächsten Mal.“
JGF: Tschüss.
BB: Tschüss.