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Midlife-Crisis bewältigen

Das Kli­schee ist bekannt: ab einem gewis­sen Alter kau­fen sich Män­ner schnel­le, lau­te Autos und suchen sich neue, halb so alte Part­ne­rin­nen. Man rollt die Augen und denkt: typisch Mid­life-Cri­sis. Aber was ist dran an dem Mythos die­ser Kri­se in der Mit­te des Lebens? Exis­tiert sie über­haupt? Wenn ja, wie kann man ihr begeg­nen? In die­ser neu­en Fol­ge von Coach&Coach dis­ku­tie­ren Jan Gus­tav Fran­ke und ich aus zwei sehr unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven über eine Art von Kri­se, die nahe­zu jeden tref­fen kann.

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Jan
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach. Ich freue mich, heu­te über ein ganz beson­de­res The­ma zu spre­chen, mit dem ich abso­lut gar nichts zu tun habe bis­her. Und ja, ich habe einen kom­pe­ten­ten Gesprächs­part­ner. Wir spre­chen über Mid­life Cri­sis. Hal­lo, Björn.

Björn
Hal­lo, Jan. Das ist ja eine Ein­lei­tung gewe­sen.

Jan
Ja. Wobei tat­säch­lich die Fra­ge ist, ob ich da tat­säch­lich so unbe­tei­ligt dran bin. Das wer­den wir viel­leicht auch noch noch her­aus­fin­den im Rah­men die­ser Fol­ge. Wir wol­len heu­te spre­chen über Mid­life Cri­sis. Natür­lich die Fra­ge Was ist dar­un­ter zu ver­ste­hen? Aber auch Wie kann man damit umge­hen? Was kann das bedeu­ten, dass wir in so unter­schied­li­che Aspek­te, die mich zumin­dest inter­es­sie­ren wür­den? Und ja, ich weiß nicht, ob dir auch spon­tan was ein­fällt, wor­über du in die­sem Zusam­men­hang spre­chen möch­test.

Björn
Ja, das klingt schon wie eine Dro­hung. Ist auch so, ja. Du hast ja so schön ange­kün­digt, dass ich kom­pe­ten­ter und kom­pe­tent bin, was das angeht. Viel­leicht müs­sen wir erst mal kurz klar­stel­len, wie alt wir sind. Also ich bin knapp 49 und du bist obwohl wenn die­se Fol­ge ver­öf­fent­licht wird, bin ich 49 und du bist.

Jan
Ich bin 33.

Björn
So. Also, zwi­schen uns lie­gen 16 Jah­re. Und jetzt hast du bei dei­ner Anmo­de­ra­ti­on mich dazu getrig­gert, dass ich dich fra­gen möch­te Was stellst du dir denn dar­un­ter vor? Du sagst ja, du hast da kei­ne Berüh­rungs­punk­te mit. Aber das heißt ja auch, dass du eine Vor­stel­lung davon haben musst, dass das irgend­et­was ist, was aber dich in kei­ner Wei­se tan­giert. Was stellst du dir denn vor? Als jun­ger Hüp­fer?

Jan
Ja, rich­tig guter Punkt, fin­de ich. Das ist eine schö­ne Sache, was man sich gemein­hin dar­un­ter vor­stellt. Oder wenn ich jetzt sagen wür­de Nur aus dem. Aus dem, was ich so im Kopf habe, was man dazu sagt. Dann ist das qua­si die gro­ße Kri­se in der Mit­te des Lebens. Wenn eigent­lich, sage ich mal, die größ­ten Din­ge eigent­lich schon, viel­leicht noch gere­gelt sind, auf dem Weg sind und dann viel­leicht so eine inhalt­li­che Lee­re kommt und man denkt, das kann’s doch jetzt eigent­lich noch nicht gewe­sen sein. Irgend­wie müss­te doch viel­leicht noch was ande­res kom­men. Klas­si­scher­wei­se hat man dazu das Bild im Kopf von Män­nern, die sich dann ent­schlie­ßen, jün­ge­re Frau­en oder Part­ner zu suchen, gege­be­nen­falls auch ein Motor­rad zuzu­le­gen oder sons­ti­ge Din­ge zu tun, die man viel­leicht von außen als total irre emp­fin­den könn­te. Das ist aber natür­lich nicht nur auf auf Män­ner bezo­gen, son­dern ganz sicher­lich auch auf auf Frau­en. Das wäre jetzt das, was ich sozu­sa­gen kli­schee mäßig da sehen wür­de.

Björn
Kli­schee mäßig wür­dest du also du wür­dest es beschrei­ben, also kannst du es zusam­men­fas­sen?

Jan
Ja, noch mal als qua­si eine inhalt­li­che Lee­re, die emp­fun­den wird, die dazu als oder die als Anlass genom­men wird, um umzu­steu­ern im Leben. Das war rela­tiv extrem und viel­leicht nicht unbe­dingt wohl­über­legt.

Björn
Okay. Ja, fin­de ich. Fin­de ich eine ganz gute Zusam­men­fas­sung. Ganz guter Blick von außen. Ich kann ja mal ein biss­chen aus­ho­len. Es ist jetzt nicht so, dass ich damit gerech­net habe, dass ich eine Mid­life­cri­sis bekom­me. Ich glau­be, das tut kei­ner. Ich glau­be, das ist so ein biss­chen die Arro­ganz, sage ich mal der Jugend, dass man so denkt. Ja, die ande­ren. Ich mich wür­de das nicht tref­fen. Wie man ja auch irgend­wann, wenn man noch kei­ne 20 ist, denkt, man wird nie älter wer­den. Mir wer­den nie die Haa­re aus­fal­len oder was auch immer. Ich wer­de nie ein Bauch krie­gen. Also all sol­che Sachen, die man so als unbe­sieg­ba­rer knapp 20 Anfang 20-jäh­ri­ger denkt, denkt man viel­leicht auch rela­tiv lang. So eine Mid­life Cri­sis, das wird mich doch nicht betref­fen. Und man denkt das viel­leicht erst dann sogar wirk­lich, weil man sowie­so ein reflek­tier­ter Mensch ist. Also ich wür­de jetzt sagen, ich war schon immer ein rela­tiv reflek­tier­ter Mensch, hab viel dar­über nach­ge­dacht, was ich tue, auch was ich beruf­lich mache, habe ja auch diver­se Kar­rie­re Wech­sel schon gemacht, auch vor­her in mei­nem Leben und habe auch gedacht, das wird mich nicht tref­fen.

Björn
Ja und dann ist es doch pas­siert und ja und ich habe frü­her immer die Nase gerümpft über Leu­te, genau wie du sie beschrie­ben hast. Die­ses Kli­schee von von die­sen Män­nern, die dann auf ein­mal im Por­sche mit einer jun­gen Frau oder einem jun­gen Part­ner wie auch immer durch die Gegend brau­sen und so tun, als wären sie 20. Da habe ich immer die Nase drü­ber gerümpft. Und weil ich dach­te Wie albern, wie kann man nur. Und das tue ich jetzt nicht mehr. Und zwar nicht des­we­gen, weil ich jetzt den­ke, das ist the way to go. Son­dern ich habe ich, weil ich ver­ste­he, wo es her­kommt, weil ich ver­ste­he das es. Ich wür­de es nicht als inhalt­li­che Leh­re bezeich­nen, aber dass es aus der Rea­li­sa­ti­on kommt. Oh, die zwei­te Hälf­te des Lebens hat begon­nen. Will ich das über­haupt? Was hat. Was habe ich in der ers­ten Hälf­te denn über­haupt getan? Also man stellt unglaub­lich viel in Fra­ge und ich muss sagen, ich ken­ne fast nie­man­den in mei­nem Alter, der das noch nicht in irgend­ei­ner Form erlebt hat.

Björn
Also das.

Jan
Hat was. Du bist ja noch so weit ent­fernt von der Mit­te dei­nes Lebens.

Björn
Vie­len Dank. Also die, die die Aus­schlä­ge, wie man es erlebt hat, die sind natür­lich unter­schied­lich. Also es gibt Men­schen, die, die erle­ben es glau­be ich sehr extrem. Dann gibt es wel­che, die haben viel­leicht mal so eine Pha­se, von wo sie mehr nach dem nach dem Sinn fra­gen. Dann gibt es die, die sich flüch­ten für mich. Da kön­nen wir auch gleich ger­ne noch mal drü­ber spre­chen. Für mich ist das eine gro­ße Flucht, sich in sol­che Sta­tus­sym­bo­le wie Autos, jün­ge­re Part­ner, wie auch immer zu flüch­ten, das ist für mich ein Ver­drän­gungs­me­cha­nis­mus, den ich aber nach­voll­zie­hen kann, ich nicht ver­ur­tei­le. Ich kann nicht nach­voll­zie­hen. Und bei mir war es, um es per­sön­lich per­sön­li­cher zu machen, tat­säch­lich eine gro­ße Sinn­kri­se im Sin­ne von Was will ich mit der zwei­ten Hälf­te mei­nes Lebens eigent­lich tun? Und das Ver­rück­te ist Das kam genau in einem Moment, wo ich eigent­lich einen gro­ßen Wech­sel ein­ge­lei­tet hat­te. Also ich hat­te qua­si, ich habe qua­si bin aus einem beschäf­tig­ten Ver­hält­nis in selbst­stän­di­gen Ver­hält­nis gegan­gen. Das lief auch gut, aber in dem Moment habe ich mich gefragt War das jetzt wirk­lich rich­tig, weil es sich so end­gül­tig anfühl­te und weil ich halt nicht mehr noch mal 20, 30 Jah­re aus­pro­bie­ren konn­te, son­dern weil ich halt in Alter bin, wo ich sagen muss, jetzt muss ich ja irgend­wie auch mal so die Gra­de errei­chen, zumin­dest beruf­lich.

Björn
Unter­stellt man auf ein­mal fest, dass man da ganz viel in Fra­ge stellt, wo man für geht. Da steht auch pro­bie­re ich mal aus.

Jan
Das fin­de ich total inter­es­sant, weil du jetzt hier qua­si auch ein aus­lö­sen­des Moment genannt hast. Also ob das jetzt nur zufäl­lig zusam­men­fiel oder nicht. Aber das ist auch so mein Ein­druck, dass es so Mar­ker gibt, die da mit rein­ge­hen, die das aus­lö­sen. Also ent­we­der das Gefühl, jetzt pas­siert nichts mehr, irgend­wie, jetzt sind irgend­wie des Hau­ses gekauft, die Kin­der gehen aufs Gym­na­si­um oder sind fer­tig mit der Schu­le oder wie auch immer oder es sind auf einem guten Weg oder es pas­siert da jetzt. Okay, das geht jetzt die nächs­ten 30 40 Jah­re so oder halt eben der Punkt, dass man sagt, okay, man hat sich ent­schie­den und hat das Gefühl, da jetzt irgend­wo auch fest­zu­ste­cken, ist viel­leicht das fal­sche Wort, aber sich fest­ge­legt zu haben auf eine lan­ge Zeit, wes­halb man dann noch mal kon­kre­ter hin­ter­fragt ist das jetzt der rich­ti­ge Schritt in dem Zusam­men­hang?

Björn
Ja, das das trifft es ganz gut. Also in mei­nem Fall, und das ken­ne ich auch von ande­ren, war es tat­säch­lich die­ser Ein­druck. Ich bin jetzt nicht mehr. Also wenn ich jetzt mich ent­schei­de, ich kann mich noch gut an den Moment erin­nern, wo mir das auch klar wur­de, dass hat sich frisch selbst­stän­dig bei mir zu Hau­se allei­ne in der Küche am Küchen­tisch und hat gear­bei­tet. Und habe. Ich habe mein Leben lang eigent­lich immer mit Men­schen gear­bei­tet, also immer in Teams gear­bei­tet, in gro­ßen Grup­pen, sowohl ganz frü­her, in mei­ner musi­ka­li­schen Zeit natür­lich, als auch dann zum Schluss, bevor ich mich selbst­stän­dig gemacht habe. Und da saß ich dann also allei­ne und habe für mich gekämpft und saß nein, in der Küche. Und dann über­kam mich so das Gefühl, ich wer­de jetzt immer allei­ne in mei­ner Woh­nung sit­zen und arbei­ten. Und das kam mir so end­gül­tig vor. Und rück­bli­ckend muss ich sagen Total absurd eigent­lich. Aber es ist tat­säch­lich in mei­nem Fall dar­an gekop­pelt gewe­sen, dass ich gedacht habe, ich bin jetzt in einem Alter, wo ich kei­ne Fle­xi­bi­li­tät mehr habe und das ist ja tota­ler Quatsch.

Björn
Also sage ich jetzt mal so rück­bli­ckend Ja, weil natür­lich kann mich kein Mensch und kein Alter zwin­gen, jetzt mich nicht noch mal zu ver­än­dern. Und das habe ich dann tat­säch­lich auch immer noch wei­ter­hin getan und dadurch hat sich das bei mir dann auch ein biss­chen auf­ge­löst.

Jan
Okay, wenn man jetzt tat­säch­lich mal rein­schaut, auch in die Defi­ni­ti­on Ab wann geht über­haupt eine Mid­life Cri­sis los oder so was? Dann fin­de ich das Erstaun­li­che, dass es sich gar nicht nur bezieht auf Alter 40 50, son­dern dass das durch­aus auch datiert wird mit kann auch schon mit 30 pas­sie­ren. Ich glau­be, das ist ja sowie­so indi­vi­du­ell davon auch abhän­gig, was man für einen Weg gegan­gen ist oder für einen Weg geht. Das heißt, es kann auch schon frü­her kom­men. Und die Fra­ge, die ich mir auch stel­le in dem Zusam­men­hang ist Ist es über­haupt etwas, was so ein Sohn ein­mal Ding ist? Also ist es qua­si ein ein Erleb­nis oder eine Erfah­rung, die man ein­ma­lig hat? Also jetzt kommt die gro­ße Mid­life Cri­sis und dann ist man durch mit dem The­ma. Oder kann das auch etwas sein, was immer mal wie­der kom­men und gehen kann? Und das ist näm­lich eher mei­ne Theo­rie, dass es ganz unter­schied­li­che Pha­sen im Leben gibt des Zwei­felns, auch an dem, was man tut, und an der Sinn­haf­tig­keit, an der man dann gege­be­nen­falls auch zwei­felt.

Jan
Und dass man sich da aus­ta­riert, dass nur unter Umstän­den zu einem gewis­sen Zeit­punkt die Aus­schlä­ge etwas stär­ker wer­den, also dass es extre­mer wird, eben vor allen Din­gen auch vor die­sem Hin­ter­grund, den du auch genannt hast. Was möch­te ich mit mei­ner Zeit, die ich habe, noch tun? Wie möch­te ich mein Leben ver­brin­gen? Und das wird ja auch qua­si in der Lite­ra­tur beschrie­ben, dass es durch­aus auch noch mal was hat mit dem, was zu tun hat, mit dem tat­säch­li­chen Erfah­ren oder Bewusst­wer­den der eige­nen Sterb­lich­keit. So hart das klingt oder so hoch­ge­grif­fen, aber die­ses Mei­ne Zeit ist begrenzt und was möch­te ich damit tun? Wie möch­te ich das tun und wie lan­ge kann ich das über­haupt noch so tun? Es ist ja mani­fes­tiert sich dann ja viel­leicht auch teil­wei­se in die­sem kli­schee­haf­ten Part­ner­wech­sel oder wie auch immer die­ses jetzt bin ich gera­de noch gut genug, um auch noch was fri­sches Markt zu bekom­men und des­halb muss es jetzt sein und dann greift man halt irgend­wo hin, wo es viel­leicht mög­lich ist, was ja auch wie gesagt gar nicht zu ver­ur­tei­len ist.

Jan
Kann ja auch für viel es kann ja auch für Men­schen der rich­ti­ge Weg sein zu sagen, ich ori­en­tie­re mich noch mal um. Und ich fän­de es auch fahr­läs­sig zu sagen, jede kras­se Umori­en­tie­rung in einem Alter von wann auch immer, eigent­lich völ­lig egal im Leben, wäre jetzt falsch. Denn am Ende des Tages muss jede Per­son zu jedem Zeit­punkt im Leben selbst beur­tei­len Was ist jetzt für mich der rich­ti­ge Schritt? Was hel­fen kann dabei aus mei­ner Sicht ist aber trotz­dem auch noch mal so die­se Öko­sys­tem Ana­ly­se des des Ziels oder des des Ortes den man da wagt. Also kom­me ich über­haupt damit zum rich­ti­gen Ergeb­nis? Oder ist das jetzt gar nur eine kurz­fris­ti­ge ver­meint­li­che Ver­bes­se­rung, weil ich jetzt hier gera­de irgend­ei­nen Bedarf ver­spü­re? Aber lang­fris­tig ver­bes­sert es die Sache gar nicht. Das ist auch noch mal zu hin­ter­fra­gen und ich glau­be, sich da irgend­wie ein­zu­brem­sen oder sich die Zeit zu neh­men oder dass nicht mit einem die Pfer­de durch­ge­hen. Das ist, glau­be ich, die gro­ße Her­aus­for­de­rung bei die­sem The­ma.

Björn
Ja, das hat natür­lich auch ganz viel damit zu tun, was man für Wer­te hat, was man für Glau­bens­sät­ze hat. Und wenn es so ist ich habe ja eben gesagt, ich habe Ver­ständ­nis für die­se Aktio­nen, Ver­ständ­nis im Sin­ne von nicht, dass ich sie gut­hei­ße oder und auch nicht, dass ich sie ver­ur­tei­le. Ich kann sie nur nach­voll­zie­hen, wie das ent­steht, dass man sich dann halt das dicke Auto kauft oder einen Part­ner, der halb so alt ist, auf ein­mal hat. Das kann ich nach­voll­zie­hen. Die Fra­ge ist die Moti­va­ti­on Tue ich das, um mich sel­ber mir sel­ber vor­zu­gau­keln? Ich bin gar nicht Mit­te 40, son­dern gau­kelt ich mir was vor, gau­kelt ich mir vor. Ich bin aber Anfang. Ich ich tu so, als wäre ich Anfang 20. Das ist ja eher von Miss­erfolg gekrönt am Ende, weil es wür­de. Uns ein­ho­len. Das Alter. Das ist es. Das ist so sicher wie das Amen in der Kir­che. Dass wir kom­men kön­nen dem Alter nicht ent­flie­hen. Und wenn das ein­fach mal eine Ver­mei­dungs­stra­te­gie ist, hal­te ich das für kei­nen guten Weg.

Björn
Wenn ich aber Glau­bens­sät­ze habe, die ich mit vol­ler Über­zeu­gung habe, und wenn es Din­ge gibt, die ich wirk­lich mit Lei­den­schaft tue, schnell lau­ter Autos fah­ren zum Bei­spiel etwas, was mir total wider­strebt. Aber wenn das etwas ist, wo ich Lei­den­schaft habe machen, dann ist es ja. Dann ist es ja in Ord­nung. Nur als Ver­mei­dung und oder als Über­de­ckung von etwas fin­de ich es gefähr­lich. Und ganz span­nend ist die Es ist so eine Ambi­va­lenz, weil ich kann mich auch dar­an erin­nern, dass ich in der Zeit tat­säch­lich habe mir ein neu­es Auto geholt, so kurz nach­dem ich das über­wun­den hat­te und. Ich will jetzt gar nicht zu sehr da rein tau­chen. Was für ein Auto. Aber es war nett. Es ist auch kein lau­tes Sport Auto und nix der­glei­chen. Aber ich habe sehr mit mir geha­dert. Ich habe lan­ge über­legt Soll ich das machen? Soll ich mir das leis­ten? Ich bin ja noch nicht so lan­ge selbst­stän­dig und mich 1000 Mal gefragt Soll ich? Soll ich? Soll ich? Soll ich? Soll ich?

Björn
Soll ich? Und jetzt kommt was Inter­es­san­tes, weil die das Alter, was einem in so einer Kri­se so wie so ein Damo­kles­schwert erscheint. Oh Gott, ich bin jetzt so alt. Ich muss mich jetzt fest­le­gen. Wie gesagt, ist Quatsch, aber es kommt einem so vor. Ist dann für mich auf ein­mal Moti­va­tor gewor­den, weil dann sag­te eine sehr schlaue Coa­ching zu mir, die frag­te mich dann Was ist Ihre Lieb­lings Jah­res­zeit? Ich war völ­lig ver­wun­dert, sag­te Som­mer Okay. Was glau­ben Sie, wie vie­le Som­mer Sie noch haben? Wo sie das genie­ßen kön­nen, so ein Auto zu fah­ren. Und dann habe ich das so über­schla­gen. Und dann dach­te ich Ver­dammt, das ist gar nicht so viel. Was hältst du dich mit sol­chen blö­den Gedan­ken auf? Also, da ist qua­si die­ses. Die­se ver­meint­lich gerin­ge Zahl von Jah­ren, die einem noch bleibt. In hof­fent­lich guter Gesund­heit wird sie dann auf ein­mal wie­der zum Moti­va­tor. Auch Din­ge zu tun, wo man, wo man lan­ge, lan­ge drü­ber sin­niert, ob man sie über­haupt tun soll, ob man sie sich leis­ten soll.

Björn
Es ist ganz ver­rückt. Das ist das schlägt dann von einem wie­der ins ande­re um. Und das ist auch so was, was ich ken­ne von von auch von Leu­ten, die älter sind als ich. Dass die dann auf ein­mal ihr Leben auch wirk­lich in vol­len Zügen genie­ßen kön­nen und rich­tig genie­ßen das und auch acht­sa­mer genie­ßen, bewuss­ter genie­ßen. Also die­se Kri­se zu durch­ste­hen lohnt sich schon sehr.

Jan
Tja, also ich glau­be, das ist ja auch ein ganz wich­ti­ger. Aspekt. Jetzt. Jetzt wird der Bogen ein biss­chen weit. Aber ich neh­me ihn trotz­dem mal! Und zwar gibt es ja auch die­sen Sinn­spruch des Memen­to mori sich sei­ner eige­nen Sterb­lich­keit bewusst sein, was ja auch nicht dazu dient, tat­säch­lich in Depres­si­on zu ver­fal­len, son­dern eigent­lich zu sagen Mei­ne Zeit ist end­lich und des­halb möch­te ich sie auch ent­spre­chend nut­zen. Und des­halb kann ja eben auch aus einer sol­chen Erkennt­nis eine unheim­li­che Kraft resul­tie­ren und ein unheim­li­cher Antrieb. Und jetzt ist aber halt genau die Fra­ge Wie hoch ist jetzt die­se Akti­vie­rung der Ener­gie? Ist sie so hoch, dass sie übers Ziel hin­aus­schießt? Ist sie so, dass ich qua­si das als posi­ti­ven Impuls neh­me und dann viel­leicht mal die die Wei­chen neu neu stel­le in dem Zusam­men­hang? Was ich auch noch inter­es­sant fin­de, ist die Fra­ge. Wir spre­chen noch immer dar­über hier oder ganz oft in den Fol­gen, dass es auch durch­aus mal sein kann, mit Freun­den dar­über zu spre­chen, dass das auch schon hel­fen kann, um einen Per­spek­tiv­wech­sel zu erlan­gen.

Jan
Und so wei­ter. Und jetzt ist es aber so, dass natür­lich gera­de bei die­sem The­ma es oft­mals so ist oder unter Umstän­den öfter mal so ist, dass man auch in einer ähn­li­chen Peri­ode gera­de unter­wegs ist. Also soll hei­ßen, even­tu­ell bin ich zu dem Zeit­punkt, wo ich genau die­ses The­ma habe, auch in einem Freun­des­kreis, in dem halt eben ganz ähn­li­che The­men sind und in dem dann auch viel­leicht der Rat, der vom Freund kommt oder von der Freun­din, nicht unbe­dingt der Bes­te sein könn­te. Aber man möch­te zumin­dest mal als stei­le The­se in den Raum stel­len, dass es sinn­voll sein könn­te, auch hier mal links und rechts der eige­nen Bla­se, in der man unter­wegs ist, zu schau­en. Denn da stellt man ja schon fest, dass sol­che Din­ge auch durch­aus mal in sozia­len Krei­sen die Run­de machen. Also das ist qua­si nicht nur ein Ein­zel­fall, dass mehr­fach Punk­te sind, dass ich dann auch genau sol­che Per­sön­lich­kei­ten, die jetzt gera­de eine kras­se Ände­rung voll­zo­gen haben, dann auch wie­der­um irgend­wie zusam­men­tun. Ist ja auch klar, denn irgend­wie rutscht man ja auch qua­si aus dem übli­chen Bild her­aus, gera­de wenn es irgend­wie auch mit Ver­än­de­run­gen der Part­ner­schaft oder so was zu tun hat.

Jan
Dann ist man viel­leicht die letz­ten 101520 Jah­re im Freun­des­kreis unter­wegs gewe­sen, wo nur Pär­chen waren und auf ein­mal lebt man jetzt in Jung­ge­sel­len Leben und hat natür­lich viel­leicht auch den einen oder ande­ren Fokus in die­sem Zusam­men­hang. Aber da könn­te es eben auch sinn­voll sein, tat­säch­lich sich da viel­leicht auch noch ande­re Spar­rings­part­ner als nur aus der eige­nen Grup­pe aus­zu­wäh­len, um da tat­säch­lich einen objek­ti­ven Per­spek­tiv­wech­sel und auch ein objek­ti­ves Spar­ring zu bekom­men. Wo wir auch beim The­ma Coa­ching sind. Also auch das, fin­de ich, ist immer eine gute Sache, um tat­säch­lich, wenn man irgend­wie auch vor gro­ßen Ent­schei­dun­gen steht, viel­leicht noch mal eine unei­gen­nüt­zi­ge Mei­nung dazu zu bekom­men, die eini­ger­ma­ßen Pro­fis sind, also nicht Mei­nung, son­dern Hin­ter­fra­gen zu bekom­men. Also ein Gesprächs­part­ner dann bei allen Per­so­nen, die natür­lich auch sonst es gut mei­nen, aber ist natür­lich auch immer eine gewis­se. Man nimmt sich auch immer selbst mit ins Gespräch. Das heißt auch der Part­ner nimmt sich die Gesprächs­part­ner, nimmt sich selbst mit ins Gespräch, sein eige­nen Bal­last, sei­ne eige­nen Wert­vor­stel­lun­gen. Und gera­de das wird ja beim Coa­ching ver­sucht zu neu­tra­li­sie­ren, dass man eben nicht mit der eige­nen Vor­stel­lung als Coach den Coa­ching hier berät, son­dern dass man eigent­lich hin­ter­fragt und ver­sucht, eben zur bes­ten Lösung für die Per­son zu kom­men.

Björn
Ja Ori­en­tie­rung auch gibt. Also das oder bzw die dafür sorgt, dass der Coa­chee sel­ber Ori­en­tie­rung wie­der fin­det. Und das mit dem mit der Peer­group fin­de ich ganz eine ganz wich­ti­ge Aus­sa­ge von dir, weil ich glau­be auch tat­säch­lich, dass das dazu füh­ren kann, wenn man zu sehr in der eige­nen Sup­pe kocht, dass sich dann so Ten­den­zen, die dann in so einem Moment, in so einer Kri­se viel­leicht da sind, gegen­sei­tig so ver­stär­ken kön­nen, dass sie wirk­lich irgend­wie nicht mehr ganz sozi­al­ver­träg­lich wer­den oder man am Ende in einer, viel­leicht in einer Situa­ti­on hängt, die einem wirk­lich über­haupt nicht mehr gut tut.

Jan
Na ja, ich glau­be, ein wich­ti­ger Aspekt kann in die­sem Zusam­men­hang auch sein, das Gan­ze noch mal in Rela­ti­on zu set­zen. Also wir haben schon her­aus­ge­ar­bei­tet, es ist qua­si das The­ma Mid­life Cri­sis ist nicht nur in schlech­te Stim­mung ver­fal­len, son­dern es kann eben auch eine star­ke Akti­vie­rung Ener­gie frei­set­zen, mit der man dann viel machen kann. Und wich­tig ist aber im Grun­de genom­men, dass man auch noch ein­mal die Zie­le ana­ly­siert dahin­ge­hend oder passt das, was ich jetzt tue, eigent­lich zu mei­nen lang­fris­ti­gen Zie­len auch, also dass ich tat­säch­lich zum rich­ti­gen Ergeb­nis kom­me. Und da kann es eben gera­de bei sol­chen gro­ßen Schrit­ten total sinn­voll sein, auch noch mal hin zu gehen. Was bedeu­tet das für mich jetzt inner­halb des nächs­ten Monats Jah­res, der nächs­ten fünf Jah­re oder zehn Jah­re? Um noch ein­mal fest­zu­stel­len passt es dann immer noch für mich, weil es kann total super sein, sich jetzt für ein sehr hohes Geld einen tol­len Wagen zu kau­fen. Aber ist das tat­säch­lich die lang­fris­tig rich­ti­ge Ent­schei­dung? Und wenn man sagt Ist viel­leicht eine doo­fe Idee, aber ich gehe es ein, ist es ja auch eine eine Mög­lich­keit und man soll­te es viel­leicht reflek­tiert tun in die­sem Zusam­men­hang.

Björn
Ja, also für mich war die Fra­ge des Glücks eigent­lich das alles Ent­schei­den­de. Also ich habe tat­säch­lich mich sehr inten­siv mit dem The­ma beschäf­tigt, was macht mich wirk­lich glück­lich? Also in wel­chen Momen­ten füh­le ich mich glück­lich und was ist das? Was genau? Das kras­se Gegen­teil von dem, was ich in der Situa­ti­on emp­fun­den habe. Und es ging da gar nicht so sehr um Zie­le, son­dern womit ich mei­ne Zeit ver­brin­ge, außer­halb des Jobs, also außer­halb von dem, was ich beruf­lich tue, womit ver­brin­ge ich mei­ne Zeit? Und nach­dem mir das klar war und ich mir da auch sel­ber ganz kla­re Ant­wor­ten geben konn­te und die konn­te ich mir aus der Erin­ne­rung geben, weil das war ja immer schon da, war dann auch die­ser die­se Wol­ke ganz schnell wie­der ver­schwun­den, die da über mir hing. Ich sage jetzt ganz schnell Das hat schon ein paar Mona­te gedau­ert, aber das. Nichts­des­to­trotz war die­se Fra­ge des Glücks und des Glücks Emp­fin­dens sehr zen­tral. Und damit mei­ne ich jetzt nicht so ein kli­schee­haf­tes Glück wie immer hap­py und alles rosa­rot, son­dern so eine acht­sa­mes Glück, wo man sich fragt Wel­che Situa­tio­nen geben mir Ener­gie, in wel­chen Situa­tio­nen füh­le ich mich, füh­le ich mich gebor­gen, unter­stützt sol­che Geschich­ten und dann die­se.

Björn
Wenn man sich die­se Fra­gen beant­wor­ten kann, hat man das auch ganz schnell über­stan­den und dann ist man auch in der Regel mei­len­weit davon ent­fernt. Das mit, ich sage jetzt mal welt­lich oder mate­ri­el­len Din­gen wie wie und noch ein teu­res Auto und noch ein grö­ße­res Haus und noch ein Pferd oder was auch immer. Wobei Pfer­de Tie­re sind jetzt wie­der ein ande­res The­ma. Hängt davon ab, ob es ein Sta­tus­sym­bol ist oder ob man es für Stier macht. Aber man ist dann sehr weit davon ent­fernt, das mit sol­chen mate­ri­el­len Din­gen zu über­tün­chen und zu über­de­cken. Ja, jetzt haben wir da viel drü­ber gespro­chen. Glaubst du immer noch, dass dich nicht betrifft?

Jan
Ach du, ich habe ja schon gesagt. Ich glau­be, das ist eher so ein Pha­sen Ding. Ich wür­de sagen, wahr­schein­lich. Das hat­te ich auch schon mal den einen oder ande­ren Gedan­ken­gang einer sol­chen Mid­life Cri­sis und hab viel­leicht auch schon mal das eine oder ande­re hin­ter­fragt. Aber ich bin auf jeden Fall gespannt, was da noch kommt. Und wenn der Pod­cast wei­ter­läuft viel­leicht kön­nen wir akut Sen­dung machen, inklu­si­ve Live Coa­ching. Das hät­te doch auch was für sich.

Björn
Er hät­te auch was für sich. Und du hast recht, die­se Pha­sen gibt es, gab es auch vor­her schon, aber die Aus­schlä­ge waren halt gerin­ger. Es ist tat­säch­lich, dass man vor­her immer schon mal in so eine sinn sinn­haft kri­sen­haf­te Kri­se ver­fällt und denkt Was mache ich da eigent­lich? Macht mich das glück­lich? Aber dadurch, dass die Jah­re schwin­den, die qua­si auf der ande­ren Sei­te die­ser Kri­se blei­ben wird, wird der Aus­schlag grö­ßer und man hat auch das Gefühl von einer grö­ße­ren Trag­wei­te. Also grund­sätz­lich hof­fe ich, dass ich dir jetzt nicht Angst gemacht habe, son­dern dich eher. Das klingt so, dass du jetzt eher dich auf wei­te­re Jah­re freust und ich hof­fe und ich glau­be, wir hof­fen auch, dass es den Zuhö­rern so geht, dass man davor nicht Angst hat. Ich kann rück­bli­ckend sogar ein biss­chen drü­ber lachen, weil da waren schon absur­de Momen­te dabei, als ich das durch durch­schrit­ten habe. Ver­rück­te Momen­te und alle ande­ren, die es noch betrifft, kann ich dann sagen es wird kom­men, aber es ist halb so schlimm und eigent­lich ist es sogar ein rich­ti­ger Moti­va­tor und ein tol­ler Kick, den man dann für die Jah­re danach kriegt.

Björn
Wir hof­fen, euch hat die­se sehr per­sön­lich, für mich zumin­dest sehr per­sön­li­che Fol­ge gefal­len. Wir hof­fen, ihr bleibt uns treu und hört uns auch beim nächs­ten Mal wie­der. Und ich ver­ab­schie­de mich mit einem ganz simp­len Bis bald! Und der Jan mit.

Jan
Auf Wie­der­hö­ren.