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Warum sind negative Gefühle etwas Positives?

Nega­ti­ve Gefüh­le sind etwas Posi­ti­ves? Wie ist das mög­lich?  Ste­hen wir hier unter zwang­haf­tem, posi­ti­ven Den­ken? Mit­nich­ten – es geht hier um einen gesun­den Umgang mit nor­ma­len, nicht posi­ti­ven Gedan­ken.
Jan Gus­tav Fran­ke und ich über­le­gen in die­ser neu­en Fol­ge von Coach&Coach, wie man einen guten Umgang mit sol­chen Emo­tio­nen erler­nen und trai­nie­ren kann und dies im All­tag gewinn­brin­gend ein­setzt.

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Jan
Herz­lich will­kom­men einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach mit Björn Bob­ach und mir Jan Fran­ke.

Björn
Hal­lo Jan.

Jan
Wir spre­chen heu­te über ein The­ma, was man viel­leicht auf den ers­ten Blick als Para­do­xon bezeich­nen könn­te. Wir spre­chen näm­lich über die posi­ti­ven Aspek­te von nega­ti­ven Gefüh­len. Also war­um sind nega­ti­ve Gefüh­le eigent­lich etwas Posi­ti­ves? Das klingt jetzt erst­mal viel­leicht etwas irre­füh­rend. Björn.

Björn
Ja, oder es klingt nach zwangs­haft posi­ti­vem Den­ken. Ich dre­he mir alles so, dass es was Posi­ti­ves ist. Das könn­te man da auch rein­in­ter­pre­tie­ren. Wir haben ja auch schon ein biss­chen uns dar­über aus­ge­tauscht, wie wir die­se Fol­ge eigent­lich nen­nen wer­den. Zu die­ser Zeit vom Auf­neh­men haben wir uns dafür auch noch nicht fest­ge­legt. Aber eine Geschich­te war ja zum Bei­spiel. Nega­ti­ve Gefüh­le lie­ben ler­nen. Und ich glau­be, wir soll­ten damit anfan­gen, die Vor­aus­set­zun­gen dafür viel­leicht zu erklä­ren. Ich glau­be, was dahin­ter steht, ist ja erst mal, dass man Gefüh­le, egal ob posi­tiv oder nega­tiv, halt auch anneh­men muss. Also dass man die erst mal anneh­men muss und zu sei­nen eige­nen Gefüh­len auch erklärt und sich nicht davon distan­ziert. Also nicht Glau­bens­sät­ze ins Spiel brin­gen, die sagen So was darf ich nicht emp­fin­den, so was darf ich nicht füh­len, ich darf nicht unglück­lich sein und ich darf auch nicht, viel­leicht sogar nicht fröh­lich sein. So was gibt es ja alles. Und gera­de bei nega­ti­ven Emo­tio­nen ten­die­ren wir Men­schen ja ger­ne dazu, die los­wer­den zu wol­len.

Björn
Also ganz schnell weg damit! Oh Gott, ich wer­de ich krie­gen. Komi­sches Gefühl, das muss ganz schnell weg. Und damit sind wir ja schon fast am Kern, war­um sie was Posi­ti­ves sind, oder?

Jan
Ja, also die Fra­ge ist tat­säch­lich Was wol­len uns unse­re Gefüh­le denn mit­tei­len? Und grund­sätz­lich gibt es ja einen Grund, war­um wir so emp­fin­den, wie wir emp­fin­den. Das heißt, wenn wir posi­ti­ve Gefüh­le haben, wenn wir nega­ti­ve Gefüh­le haben, dann hat das etwas damit zu tun, was wir viel­leicht erwar­tet haben ob unse­re Erwar­tun­gen erfüllt wor­den sind, ob wir even­tu­ell Sor­gen haben, ob wir Wün­sche haben, Hoff­nung. Und so wei­ter und so fort. Es gibt also ganz, ganz vie­le unter­schied­li­che Arten von Gefüh­len, und die kom­men uns in uns her­vor, weil wir eine bestimm­te Vor­stel­lung haben von bei­spiels­wei­se der Zukunft, von dem, was wir uns wün­schen für den jet­zi­gen Moment. Und so resul­tie­ren sie ja aus einer, aus einer Vor­stel­lung, die wir haben, oder auch aus einem gesam­ten Kon­strukt im End­ef­fekt. Und das heißt, die­se Gefüh­le, die spie­gel uns auch etwas wie­der oder haben auch eine Bot­schaft letz­ten Endes und sagen uns etwas über uns und unse­re aktu­el­le Situa­ti­on. Und das ist das Wert­vol­le an Gefüh­len, egal ob posi­tiv oder nega­tiv.

Jan
Man kann ja, mei­ne ich, zwei Din­ge unter­schei­den über die Men­schen sich, die sich steu­ern und über über die das Gehirn ver­sucht, uns zu steu­ern. Das ist einer­seits, dass wir ger­ne Freu­de emp­fin­den wol­len und wir wol­len ger­ne Schmerz ver­mei­den. Das sind so die bei­den Pole, wie unser Gehirn funk­tio­niert. Und dar­aus resul­tie­ren dann letz­ten Endes auch unter­schied­li­che Gefüh­le, die dann eben auf uns zukom­men und die wir natür­lich auch unter­schied­lich in uns wir­ken.

Björn
Ich glau­be, es ist ganz wich­tig, dass wir direkt auch vor­ab noch mal sagen, dass das sich natür­lich auf den gesun­den Geist, auf die gesun­de Psy­che bezieht. Wenn man jetzt eine eine Angst­stö­rung hat oder irgend­et­was der­glei­chen und viel­leicht bes­ser zu einem Psy­cho­the­ra­peu­ten gehen muss, dann muss man mit sei­nen Gefüh­len natür­lich anders umge­hen. Das soll­te man viel­leicht vor­aus­schi­cken. Aber ja, genau. Gefüh­le haben eine Nach­richt. Gefüh­le haben 111 Funk­ti­on, egal ob sie posi­tiv oder nega­tiv sind. Und ich habe neu­lich noch den schö­nen Spruch gele­sen, dass man für jedes Gefühl, das man emp­fin­den kann, dank­bar sein soll­te, wenn es etwas ganz Beson­de­res ist, ein Gefühl zu emp­fin­den. Und das, was du sagst, wir wol­len Freu­de emp­fin­den und Schmerz ver­mei­den, bringt uns auch schon dazu, war­um mit nega­ti­ven Gefüh­len oft­mals nicht so pro­duk­tiv umge­gan­gen wird. Weil die wol­len wir schnell los­wer­den, wie ich schon gesagt habe. Und dann hören wir da viel­leicht nicht mehr rich­tig hin, son­dern star­ten Ablen­kung. Aktio­nen kom­pen­sie­ren das mit was ande­rem. Da gibt es ja alle mög­li­chen Aus­wüch­se.

Björn
Ich habe nega­ti­ves Gefühl, dann kau­fe ich mir schnell was oder viel­leicht wer­de ich süch­tig. Ich grei­fe zur Dro­ge, um das los­zu­wer­den. Sol­che Geschich­ten, anstatt die­se nega­ti­ven Gefüh­le anzu­neh­men und als ein Werk­zeug zu sehen, dass das unser Geist, unser unse­re, unser Bewusst­sein nutzt, um uns etwas mit­zu­tei­len. Und jetzt kann man sich natür­lich fra­gen Nega­ti­ve Gefüh­le? Was wol­len die uns denn mit­tei­len, außer dass sie unan­ge­nehm sind?

Jan
Ja, und ich kom­me jetzt noch ein­mal von der Gegen­sei­te, von den posi­ti­ven Gefüh­len. Wenn wir die emp­fin­den, dann ist es in der Regel so, dass wir den Ein­druck haben, wir sind eigent­lich auf dem rich­ti­gen Weg und das, was wir tun, tut uns irgend­wie gut. Und genau­so ist es letz­ten Endes auch anders betrach­tet bei nega­ti­ven Gefüh­len. Wenn wir nega­ti­ve Emp­fin­dun­gen haben, dann stel­len wir erst mal fest, dass wir in der Situa­ti­on, wie wir gera­de sind, in den Rah­men­be­din­gun­gen usw, dass uns das nicht gut tut und dass wir das eigent­lich nicht so haben wol­len. Des­halb wol­len wir auch im End­ef­fekt die­se Gefüh­le los wer­den bzw nicht dau­er­haft erhal­ten oder kul­ti­vie­ren. Und genau das ist der Punkt. Denn in dem Moment, wo wir nega­ti­ve Gefüh­le haben, kön­nen wir erst mal fest­stel­len Hier gibt es eigent­lich eine Situa­ti­on, die mir nicht gut tut und die ich so nicht haben möch­te. Das heißt, eigent­lich ist es ein Mer­ke und ein und wie ein Alarm oder Wecker ein Hin­weis dafür, dass sich etwas ändern muss oder soll­te, wenn ich mich wie­der etwas posi­ti­ver füh­len möch­te.

Björn
Und das muss man ja nicht mehr so tota­li­tär sehen im Sin­ne von auf dem rich­ti­gen Weg. Weil du eben gesagt hast, wenn ich ein posi­ti­ves Gefühl habe, bestärkt mich das, dass ich mich auf dem rich­ti­gen Weg befin­de. Heißt ja ein nega­ti­ves Gefühl nicht gleich auto­ma­tisch. Das ist jetzt der völ­lig fal­sche Weg. Aber es gibt einen Aspekt in die­ser momen­ta­nen Situa­ti­on, der offen­sicht­lich nicht zu mir passt oder zu mei­nen Bedürf­nis­sen passt. Und das ist wun­der­bar, wenn man so was wahr­neh­men kann und damit kon­struk­tiv umgeht, weil das sehr, sehr vie­le Pro­ble­me eigent­lich ver­mei­den kann. Neh­men wir mal Bezie­hung. Wenn ich eine in einer bestimm­ten Situa­ti­on ein nega­ti­ves Gefühl bekom­me, habe ich ja zwei Mög­lich­kei­ten. Das eine ist, ich spre­che das an, weil ich mer­ke, irgend­was stimmt nicht. Und ich sage zu mei­nem Part­ner Hör mal, das fühlt sich für mich jetzt nicht so gut an, gera­de was wir hier vor­ha­ben oder wie wir mit der Situa­ti­on umge­hen oder was auch immer, dass die eine kon­struk­ti­ve Lösung die ande­re ist. Ich drü­cke das nega­ti­ve Gefühl weg, weil ich will es ja nicht haben, ich möch­te es ja schnell wie­der los­wer­den und ich über­ge­he das.

Björn
Das wird der Weg in ein Bezie­hungs­pro­blem sein, wür­de ich ver­mu­ten. Und das kann man eigent­lich auf alle mög­li­chen ande­ren Situa­tio­nen über­tra­gen, wenn man mit einem einem nega­ti­ven Gefüh­le, also einem Warn­si­gnal, das uns unse­re Psy­che schickt, nicht rich­tig umgeht, son­dern es mög­lichst schnell los­wer­den will, passt auch wie­der einer mei­ner Lieb­lings­sät­ze, den ich ja in letz­ter Zeit rela­tiv häu­fig zitie­re.

Jan
Ich glau­be, ich ahne schon.

Björn
Ver­drän­gung ist die Wur­zel allen Übels.

Jan
Der Ver­mei­dung.

Björn
Oder Ver­mei­dung. Ja, kann es bei­des machen? Ver­mei­dung ist die Wur­zel allen Übels. Fast genau­so. Das heißt also, ich muss mich mit dem nega­ti­ven Gefühl vor allem zu aller­erst aus­ein­an­der­set­zen?

Jan
Genau. Und das Inter­es­san­te ist ja, dass die­se Gefüh­le oder die­se Signa­le, die kön­nen auf ganz, ganz unter­schied­li­che Art und Wei­se kom­men. Das kön­nen Gefüh­le sein, wie du jetzt gera­de sag­test, dass man das Gefühl hat, also viel­leicht auch stö­ren, also Gedan­ken, die einen da beschäf­ti­gen, kann das kei­ne Trau­rig­keit sein, Nie­der­ge­schla­gen­heit, eine Ent­täu­schung, sol­che Din­ge. Das kön­nen aber auch Kör­per Signa­le sein, das kön­nen sein, das kann der berühm­te Kloß im Hals, der der Magen, der sich zusam­men­zieht, sein. Das kann Rücken­schmer­zen sein, Kopf­schmer­zen, die man emp­fin­det, weil einen eine Situa­ti­on so beschäf­tigt. Das heißt also auch Stress oder eben nega­ti­ve Emp­fin­dun­gen, Gedan­ken usw. Die kön­nen sich also auch durch­aus kör­per­lich äußern und da kann es auch sinn­voll sein, mal in die eine oder ande­re Rich­tung da hin­ein­zu­hö­ren und zu über­le­gen Sind mir mein Kör­per da gera­de irgend­ei­ne Bot­schaft? Das ist nicht eso­te­risch gemeint, das ist ja auch aus der Stress Washing­ton For­schung tat­säch­lich nach­ge­wie­sen. Wir hat­ten vor kur­zer Zeit das The­ma Men­tal Load, wo es ja auch dar­um ging, die psy­chi­sche Belas­tung durch­aus auch über vita­le Para­me­ter wie dem­entspre­chend Herz­schlag und nach­ge­wie­sen wer­den kann.

Jan
Und so ist es halt eben nicht nur mit Herz­schlag, son­dern eben auch mit tat­säch­lich kör­per­li­chen Emp­fin­dun­gen. Wie gera­de schon gesagt, auch Schmer­zen. Und so wei­ter und so fort.

Björn
Und die­ses Ver­mei­den von sol­chen Geschich­ten ist dann eigent­lich eine Her­aus­for­de­rung, wenn man es nicht anders gelernt hat. Dass es die­ses Anneh­men von auch nega­ti­ven Gefüh­len, Miss­stim­mun­gen, auch das, dass man das auch zulässt, dass man miss­ge­stimmt ist wegen etwas, fällt vie­len nicht leicht, weil wir ja oft auch die­se Glau­bens­sät­ze mit uns her­um­tra­gen. Nur stell dich nicht so an! Sei nicht so schnell belei­digt. Sei. Sei kri­tik­fä­hig oder was auch immer. Man muss kom­pro­miss­be­reit sein, egal was. Also was auch immer für Glau­bens­sät­ze da in einem wer­keln. Und ich spre­che da auch aus Erfah­rung. Tat­säch­lich, weil ich das auch von mir sel­ber ken­ne, dass ich oder kan­te, muss ich dazu sagen, dass ich bei so nega­ti­ven Gefüh­len ganz schnell gedacht habe Nun komm, das machen wir mal! Das kommt mal, schie­be ich mal bei­sei­te. Das ist nicht so wich­tig und das will ich gar nicht. Und das hat mir am Ende dann viel mehr Pro­ble­me berei­tet, als als wenn ich mich direkt damit kon­fron­tiert hät­te. Und das bezieht sich jetzt ja nicht nur auf Bezie­hun­gen.

Björn
Es geht ja zum Bei­spiel auch um Situa­tio­nen im Beruf, mit Vor­ge­setz­ten, mit Geschäfts­part­nern, wo einen so was viel­leicht über­rascht, dass auch da Gefüh­le auf ein­mal ins Spiel kom­men. Und das fühlt sich irgend­wie nicht rich­tig an, dann ein­fach so zu sagen durch ich power da jetzt durch und ich igno­rie­re das kann enor­me Pro­ble­me ver­ur­sa­chen. Und da kann man eigent­lich nur sagen, lie­ber damit aus­ein­an­der­set­zen und das früh­zei­tig the­ma­ti­sie­ren, bevor es hin­ter­her ein Rie­sen­berg wird.

Jan
Auch dazu. Wir hat­ten ja neu­lich das The­ma Intui­ti­on und da haben wir eben auch dar­über gespro­chen, wie eben auch das Bauch­ge­fühl da hat einem die Rich­tung wei­sen kann. In die­sem Zusam­men­hang ein ande­rer Aspekt, den du jetzt auch gera­de genannt hat, es war, dass man eben die­se nega­ti­ven Gefüh­le auch zulässt. Und das heißt jetzt aber auch für mein Ver­ständ­nis jetzt nicht zwin­gend, dass man sich dar­in suh­len muss. Also man muss sich jetzt auch nicht dar­in dar­in kom­plett gehen las­sen und sagen, auch mir geht es so schlecht oder so etwas. Es geht ja auch nicht dar­um, dass man es jetzt aus­kos­ten muss oder lan­ge aus­hal­ten muss oder so etwas, son­dern die Fra­ge ist ja in die­sem Zusam­men­hang zumin­dest so fin­de ich das, dass es eben nicht dar­um geht zu sagen, da kommt irgend­was Nega­ti­ves, damit set­ze ich mich nicht aus­ein­an­der, son­dern ich set­ze mich damit aus­ein­an­der und fra­ge mich auch Woher kommt das, dass ich mich so füh­le? Was ist denn die Bot­schaft dahin­ter und wie möch­te ich damit umge­hen? Und selbst­ver­ständ­lich ist es, fin­de ich, völ­lig in Ord­nung, dass wenn man sich damit aus­ein­an­der­ge­setzt hat, dass man dann auch ver­sucht, sich wie­der ins Posi­ti­ve zu bewe­gen.

Jan
Also habe ich zumin­dest gro­ße Freu­de dar­an, weil ich das lie­ber Mag. Aber genau das ist halt eben die Sache. Aber auch da ist es so Alles braucht viel­leicht auch sei­ne Zeit, denn es gibt natür­lich eben auch Gefüh­le wie Trau­er, viel­leicht auch mal Ent­täu­schung oder so was, die man viel­leicht auch ein­fach mal zulas­sen muss darf soll­te, um ja auch sich tat­säch­lich ganz­heit­lich mit den Din­gen aus­ein­an­der­zu­set­zen und nicht nur ratio­nal abzu­ha­ken. Das The­ma ist jetzt erle­digt und jetzt geht das Pro­gramm wei­ter. Son­dern dass man sich mal etwas Zeit dafür nimmt, ja auch da, sich mal hin­ein­zu­füh­len und zu über­le­gen Was sagt mir das, was gibt mir das und wie möch­te ich auch damit umge­hen?

Björn
Ja, natür­lich ist das über­trie­be­ne Suh­len, wie du es jetzt genannt hast, in nega­ti­ven Gefüh­len über­haupt nicht das, wovon wir spre­chen. Das gilt ja genau­so für die posi­ti­ven Gefüh­le. Wenn ich egal wel­ches Extrem, also wenn ich jemand bin, der immer hyper posi­ti­ven alles ist super, alles rosa­rot ist, ist das natür­lich genau­so wenig för­der­lich wie jemand, der sich in ein nega­ti­ves Gefühl stürzt und in die Welt hin­aus­po­saunt. Mir geht es so schlecht. Da ste­hen ja ganz ande­re Din­ge hin­ter. Und da ist dann auch die Fra­ge, ob das im Coa­ching so rich­tig ist. Dann, ob man über­haupt als Coa­ches hier wir­ken soll. Aber natür­lich, die Extre­me sind da. Wie immer ist die gol­de­ne Mit­te das, was wir eigent­lich anstre­ben. Was sind denn die Vor­aus­set­zun­gen dafür, aus nega­ti­ven Gefüh­len Kapi­tal zu schla­gen, dei­ner Mei­nung nach? Ich wür­de als aller­ers­tes tat­säch­lich sagen, man muss pas­sen­de Glau­bens­sät­ze mit sich tra­gen, die zulas­sen, dass man nega­ti­ve Gefüh­le über­haupt erst mal annimmt.

Jan
Ja, das kann ein Punkt sein. Oder man braucht die Acht­sam­keit, sich nicht zu sehr damit zu iden­ti­fi­zie­ren. Also ein gro­ßer Punkt auch inner­halb der Acht­sam­keits­me­di­ta­ti­on ist ja bei­spiels­wei­se der Punkt, dass man ver­sucht, eine Distanz zu schaf­fen, zu Gefüh­len und zu Gedan­ken. Also, dass man nicht sagt. Mir geht es schlecht. Son­dern dass sie die Wahr­neh­mung ist. Wenn ich mich dar­auf kon­zen­trie­re. Wenn ich acht­sam bin. Ich habe hier gera­de nega­ti­ve Gefüh­le. Das ist ein Unter­schied, ob ich sage, mir geht es schlecht oder ich habe da nega­ti­ve Gefüh­le, denn ich habe dann auch eine ande­re Art und Wei­se, damit damit umzu­ge­hen. Das heißt, eine gewis­se, eine gewis­se Distan­zie­rung. Die Mög­lich­keit, dass man sich im Prin­zip von die­sen Gefüh­len auch distan­zie­ren kann, ist aus mei­ner Sicht eine Vor­aus­set­zung, um damit umge­hen zu kön­nen. Weil wenn ich ein­fach nur sage, mir geht es fürch­ter­lich und ich kann gar nicht klar den­ken, dann kann ich damit eigent­lich auch nicht kon­struk­tiv umge­hen.

Björn
Ja, das wäre ja wie­der ein extrem Zei­chen eigent­lich, dass da viel­leicht was ande­res hin­ter steht, wenn man sich die­sen nega­ti­ven Gefüh­len total aus­ge­lie­fert fühlt. Also eine gewis­se Distanz, füh­rungs­fä­hig­keit, eine Abs­trak­ti­on, Unfä­hig­keit. Fin­de ich auch gut. Und ich glau­be, was auch wich­tig ist, ist, dass man. Ja, dass man sich das ein­ge­steht, dass man sich das erlaubt. Das ist, glau­be ich, ganz wesent­lich, weil das hat­ten wir auch in der Fol­ge zu posi­ti­vem Den­ken, dass das die­ses extre­me Nein, ich muss immer alles posi­tiv sehen, das ist es eben nicht, son­dern man muss sich das auch wirk­lich erlau­ben, dass man ein Mensch mit allen Facet­ten ist und dass die­se nega­ti­ven Gefüh­le dazu zu einem selbst gehö­ren und eine Funk­ti­on erfül­len, näm­lich eine war­nen­de Funk­ti­on, in der Regel eine war­nen­de Funk­ti­on, eine steu­ern­de Funk­ti­on haben. Und ich glau­be, wenn man sich des­sen bewusst ist und sich denen nicht aus­ge­lie­fert fühlt, kann man mit sol­chen Momen­ten ungleich nicht krea­ti­ver, aber kon­struk­ti­ver umge­hen, als wenn man sich des­sen nicht bewusst ist.

Jan
Ja. Ein wei­te­rer Weg, wie das natür­lich mög­lich wird, ist, wenn man jetzt Es gibt auch durch­aus schwie­ri­ge Situa­tio­nen im Leben, wo man viel­leicht auch emo­tio­nal auf­ge­wühl­ter ist oder so, und dass man sich dann auch ein­fach noch mal eine exter­ne Per­spek­ti­ve mit dar­auf holen. Also ent­we­der durch das Gespräch mit einer Freun­din, mit einem Freund, durch das Gespräch mit einem Coach, durch das Gespräch mit einem ande­ren Men­schen, der einem geeig­net scheint, um über die­ses The­ma gemein­sam zu reflek­tie­ren. Und der dann viel­leicht auch mal wie­der einen Blick dar­auf zeigt, dass es viel­leicht gar nicht so schlimm ist oder das eben auch ande­re Mög­lich­kei­ten sind, die­se Sache zu betrach­ten.

Björn
Ja. Ja. Wir hof­fen, dass ihr mit euren nega­ti­ven Gefüh­len und ich wür­de es jetzt schon fast in Anfüh­rungs­stri­che set­zen auch ein wenig kon­struk­ti­ver und posi­ti­ver umgeht nach die­ser Fol­ge. Wir bedan­ken uns fürs Zuhö­ren. Wir freu­en uns, wenn ihr Kom­men­ta­re oder auch Wün­sche für zukünf­ti­ge The­men habt. Die Kon­takt­da­ten sind wie immer in der Beschrei­bung die­ser Pod­cast­fol­ge. Ich sag bis zur nächs­ten Woche und der Jan darf sich ver­ab­schie­den, wie er immer möch­te.

Jan
Auf Wie­der­hö­ren.