Rituale kennen wir alle aus unserem Leben: große Lebensereignisse werden oft mit einem Ritual verbunden – Hochzeiten, Beerdigungen und Einschulungen sind nur ein paar Beispiele.
In dieser Folge von Coach&Coach gehen Jan Gustav Franke und ich der Macht von Ritualen auf den Grund, und wie wir uns diese Macht zu Nutzen machen können.
Fragen und Anmerkungen gerne an bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de
Hier die Transkription des Podcast:
Jan
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach und Coach. Ich freue mich heute mit Björn über ein Thema zu sprechen, was ich super interessant finde und zwar Rituale.
Björn
Hallo Jan, grüß dich!
Jan
Genau, wir wollen heute über Rituale sprechen. Für mich persönlich dieser Begriff Rituale hat immer auch etwas etwas Geheimnis umwoben oder was Aufgeladenes. Insofern finde ich das ein ganz interessantes Thema. Und wir wollen heute darüber sprechen, was auch Rituale überhaupt sind und wie wir sie auch nutzen können. Ja, was fällt dir ein, wenn du assoziiertes zum Thema Rituale?
Björn
Ich glaube, viele verwechseln Rituale mit Gewohnheiten. Das ist so mein erster Gedanke. Also so als Beispiel Ich komme nach Hause und werfe als erstes meinen Schlüssel ein. Immer den gleichen Platz. Ist das dann ein Ritual oder eine Gewohnheit? Ich würde eher sagen, dass es eine Gewohnheit ist, aber da höre ich den Begriff Ritual auch sehr häufig. Für mich ist ein Ritual eine bewusste Tätigkeit um oder eine bewusste Handlung. Sagen wir mal so um etwas. Bestimmtes.
Björn
Zu begehen ist jetzt so, also ganz klassisches Ritual haben wir ja zum Beispiel auch in unserem Leben, das ist die Einschulung. Also ein Kind wird eingeschult, das ist auch ein Ritual. Das läuft ja auch fast überall ähnlich ab, mit einem Kirchenbesuch meistens vorher und dann der Schultüte und der feierlichen Aufnahme in den Kreis der Schüler sozusagen. Das ist ein Ritual. Und wir haben aber auch die Möglichkeit, uns Rituale selbst zu schaffen. Aber da kommen wir sehr wahrscheinlich auch später noch drauf.
Jan
Genau. Also ich glaube, das, was das Ritual für gewöhnlich von der Gewohnheit unterscheidet, ist der Symbolgehalt. Es ist ja nicht allein etwas, was wir regelmäßig tun oder wiederholen tun, sondern es hat auch irgendwie eine Bedeutung. Und das macht den großen Unterschied aus. Und wenn ich sehe, was es für Rituale gibt, dann gibt es, wie du sagst, zum Beispiel weltliche Rituale, was ein Ritual sein kann wie die Einschulung. Es kann auch eine gesetzliche Eheschließung sein.
Jan
Auch das ist sozusagen ein Ritual, das eben auch förmlich gefragt wird, ob man eben diesen Bund der Ehe eingehen möchte. Das kann aber dann quasi auch eine religiöse Komponente annehmen und natürlich religiöse Ebene. Wenn es zum Beispiel auch um die Hochzeit vor Gott geht oder um eine Taufe oder Kommunion, Firmung, Konfirmation, was es da alles gibt oder auch diverse andere Rituale, Aufnahme, Rituale. Was es da so so gibt in der bunten Welt. Und so unterscheidet sich das vor allen Dingen auch finde ich ein Ritual vom Alltag.
Björn
Ja, ich möchte aber noch mal den Begriff der Bedeutung aufnehmen, den du da eben genannt hast. Ich glaube, das ist das Hauptmerkmal eines Rituals. Ein Ritual hat eine große Bedeutung. Das symbolisiert etwas Großes, etwas Einschneidendes, etwas Gewichtiges, hoffentlich positive Dinge. Aber wenn wir jetzt zum Beispiel auch an Beerdigung denkt, das ist ja auch ein Ritual, das wir haben und das aber auch eine ganz große Bedeutung für uns hat. Es gibt ja viele Menschen, um jetzt bei dem Thema Beerdigung zu bleiben, die sehr lange sehr leiden, weil die zum Beispiel einen Menschen verloren haben auf eine Art und Weise, wo sie nicht beerdigen können.
Björn
Tatsächlich oder bei Vermissten ist das häufig so. Denen fehlt dieses Ritual und da kommen dann große Probleme daraus hervor, weil dieser Abschieds Moment einfach nicht existiert. Und da sind wir schon fast dabei. Warum Rituale so wichtig sind und was sie uns bringen können.
Jan
Ja genau. Ich möchte mal auf einen Punkt eingehen, weil du gerade gesagt hast einschneidend und gleichzeitig auch gewichtig bei diesem gewichtig. Da fühle ich mich auch wohl. Bei Einstein habe ich ein bisschen gezuckt, weil es so ein bisschen klingt, als müsste das jetzt quasi was. Also für mich klang so ein Stück weit negativ beladen, aber das muss es ja nicht sein. Und es kann ja quasi in jegliche Art und Weise irgendwo eine emotionale Komponente mit dabei haben, zum Beispiel.
Jan
Oder zumindest eine symbolische Komponente, wenn auch nicht emotional.
Björn
War auch nicht negativ gemeint. Also dass ich mit einschneidend meine ich nur etwas, was nicht alltäglich ist.
Jan
Ok. Ja genau. Ja. Was können sie uns bringen? Rituale letzten Endes. Aus meiner Sicht bringen sie Ordnung. Struktur halt. Oder eben auch. Bedeutung. Ich kann damit kann mit einem Ritual, auch einer Situation oder einer Handlung Bedeutung verleihen.
Björn
Für mich sind Rituale tatsächlich die Manifestierung eines eines einer Situations Änderung in der Realität. Also wenn wenn Sie erklären ja, den Satz habe ich mir gerade tatsächlich ausgedacht. Ich hoffe, dass ich hoffe, dass ich das erklärt kriege, was ich meine. Also das bedeutet das. Nehmen wir mal eine Situation. Nehmen wir den Ruhestand. Ich gehe in den Ruhestand. Gut, ich bin noch weit davon entfernt. Jemand geht in den Ruhestand. Und da gibt es Rituale, also die Verabschiedung in der Firma.
Björn
Also was zum Beispiel? Und ich glaube felsenfest, dass durch diese Rituale wir erst wirklich spüren, dass da eine Veränderung eingetreten ist. Da bin ich auch wieder mal bei meinem Beispiel mit der Beerdigung von von vorhin. Ich habe die Aigen, die Beerdigungen, die ich erlebt habe, das waren tatsächlich so Punkte, wo mir noch mal spürbar emotional und körperlich spürbar wurde, was da eigentlich passiert ist, was da ein Mensch ist. Oder dass ich, wenn wir jetzt wieder auf die, die den Ruhestand zurückkommen, dass da wirklich eine Veränderung in meinem Leben, in meinem Dasein stattgefunden hat.
Björn
Und ich glaube, dass Rituale uns es einfacher machen, das wirklich in unser Selbst zu integrieren.
Jan
Ja, das glaube ich auch. Ich habe letztens ein ganz interessantes Gespräch geführt mit einem befreundeten Bestatter. Der hat mich darüber aufgeklärt, was mir auch gar nicht so bewusst war, dass ich innerhalb der letzten 20, 30, 40 Jahre auch zum Beispiel die Struktur der Bestattung geändert hat, in dem Sinne, als das bisher oder früher ganz viele Erdbestattung es gab. Und mittlerweile sind es größtenteils Feuerbestattung. Und was ich dann ganz offensichtlich verändert, ist die Form dessen, was bestattet wird.
Jan
Nämlich Einerseits habe ich bei der Bestattung, dem entsprechenden Sarg, wo der Leichnam mit drin ist, vielleicht sogar vorher noch aufgebahrt, dass ich den sehen kann, um den Leichnam noch sehen kann. Bei der Feuerbestattung habe ich eine Urne, die dann im Grunde genommen zu Grabe gelassen wird und das er sagte, er macht ja quasi nicht nur die Bestattung technisch, sondern ja auch ein Stück weit die Trauerbegleitung mit dabei bzw. begleitet die die Angehörigen. Und er sagt es macht aus seiner Erfahrung einen ganz großen Unterschied, ob ich jetzt abstrakt eine Beerdigung habe, eine Beisetzung, dass ich also jetzt eben eine Feuerbestattung habe und vielleicht sogar in einem halb anonymen oder anonymen Feld, wo ich gar nicht mehr weiß, wo liegt denn der Angehörige, der jetzt da bestattet wurde, oder ob ich tatsächlich diesen ganzen Prozess durchlaufe, dass ich diesen Sarg sehe, dass der dann ins Grab gelassen wird, dass ich sehe, wo es wäre, dass ich einen Ort habe, wo ich hingehen kann, wo ich, wo ich auch Abschied nehmen kann, trauern kann.
Jan
Und dass das wohl enormen Einfluss auch auf die jeweilige Person hat. Und das, glaube ich, passt auch zu dem, was du gesagt hast. Auch zum Beispiel im Zusammenhang mit der, die die Nähe thematisch sozusagen zwischen den Ruhestand Typekit. Alle anderen Rituale oder eben auch solche Handlungen, die schaffen auch, also die, die berühren uns in uns, die schaffen aber auch Identität. Also auch in dem Moment, wo ich zum Beispiel bei einer Beerdigung die Möglichkeit habe, mit der ganzen Familie jemanden zu entlassen aus dem Familienkreis in Anführungsstrichen, also beerdigen.
Jan
Da trete ich aber trotzdem als gesamte Familie auf. Und ich tue es ja nicht nur für denjenigen, der verstorben ist, sondern das ist ja auch eine symbolische Handlung gegenüber den ganzen Familienmitgliedern, die mit dabei sind. Denn auch alle sehen, dass alle kommen, um Abschied zu nehmen. Man ist nicht vergessen, nur weil man stirbt. Und ähnlich ist es ja, finde ich auch in anderen Dingen. Ob das jetzt eine Einschulung ist, ob das eine, ob das eine Beförderung ist, die gefeiert wird, ob das ein großer Geburtstag ist oder ob das auch eine Eheschließung ist oder eben auch der Eintritt in die Rente.
Jan
Diese Wahrnehmung auch mit dabei. Das ist erstens ein Stück weit rituell. Begonnen wird also, dass man das gemeinsam macht und dass eben auch andere daran partizipieren. Die schafft uns auch selbst ein Verständnis dafür, wer wir sind oder wie wir quasi in unserer Umgebung aufgenommen werden. Und das glaube ich für viele Menschen sehr, sehr wichtig. Also wer komplett vom Ego befreit ist, der tut sich vielleicht sogar relativ leicht. Aber ich glaube, das sind die wenigsten.
Jan
Aber es hat natürlich unheimlich viel auch mit Verbindungen zu unserer Umwelt zu tun.
Björn
Ich hatte gerade noch einen anderen Gedanken, weil die Rituale, die wir jetzt aufgezählt haben, sind ja relativ große Rituale, das mit Gruppen verbunden, also Hochzeit, Abschiedsfeier in der Firma, Beerdigungen. Aber jetzt ist mir der Gedanke gekommen, das geht mir ganz weit weg von der Beerdigung, nämlich zur Geburt. Da gibt es ja ein sehr intimes Ritual, und das ist das Durchschneiden der Nabelschnur. Ich weiß nicht, ob ich ich denke, ich darf das sagen.
Björn
Du hast ja eine kleine Tochter. Hast du das gemacht? Hast du die Nabelschnur durchtrennt?
Jan
Ja, habe ich getan.
Björn
Ja, das ist ja auch ein ein ganz großes Ereignis, das aber in dem Moment eigentlich nur zwei Menschen oder drei, wenn man das Kind jetzt natürlich mitzählt, betrifft. Aber das ist ja der Eintritt des Vaters in die Verantwortung. Also vorher war das Kind bei der Mutter. Die Mutter musste dafür sorgen, dass das Kind in ihrem Bauch gesund bleibt, gut ernährt ist und in dem Moment, wo dann der Vater die Nabelschnur durchschneidet, wird einem. Ich frage dich jetzt, weil ich habe keine Kinder, aber ich frage dich wird einem in dem Moment nicht auch besonders bewusst?
Björn
Jetzt komme ich ins Spiel.
Jan
Ja, sicherlich. Also ich kann das auf unterschiedlichen Ebenen wahrgenommen. Also mir war klar, dass das eine Art Ritual ist. Es ist ja eigentlich überhaupt erst mal in dieser Situation. Du hast ja im Prinzip eine Geburt, die dauert ja vielleicht auch ein bisschen in unserem Fall, was auch durchaus ein bisschen länger. Und dann hast du das halt irgendwann auch gemeinsam durchgestanden, wobei meine Rolle da ja eher unterstützend war. Die super starke Leistung von meiner Frau. Und dann ist es ja eigentlich nur der technische Aspekt in Anführungsstrichen.
Jan
Jetzt komme ich wieder als Ingenieur. Man schneidet diese Nabelschnur durch. Und eigentlich ist ja die Frage Warum wird das überhaupt? Warum wird dem Vater überhaupt die Möglichkeit gegeben? Vielen Jahren war das vielleicht noch gar nicht so unbedingt üblich, aber mittlerweile wird auch mehr Wert drauf gelegt, auch übrigens für weitere ritualisierter Nachkommen oder eben auch da helfen sollen, diesen Menschen willkommen zu heißen, diesen kleinen Menschen. Aber dieses Durchtrennen ist natürlich erst mal technisch, aber gleichzeitig wird einem dann natürlich auch was mit bewusst.
Jan
Also ich habe das auch so empfunden, dass das im Grunde genommen durchtrennt, diese Nabelschnur. Und einerseits. Kommst ja schon fast komisch dabei vor, das zu tun, weil du was zusammengehört, aber was jetzt eben auch sich voneinander trennen muss, in Anführungsstrichen. Und natürlich wird einem dann auch viel bewusst, aber auch viel auch erst im Nachhinein in diesem Fall. Ich habe mich damit vorher jetzt ehrlicherweise nicht viel auseinandergesetzt, außer dass diese Situation auf mich zukommen kann und dass ich das dann machen würde.
Jan
Aber dass das tatsächliche Realisieren, das passiert erst deutlich später. Andererseits natürlich auch schön, überhaupt mit integriert zu werden.
Björn
Ja, aber das, das ist ja jetzt eigentlich die spannende Überleitung dazu, warum Rituale im Coaching so eine große Bedeutung haben. Weil du sagst, das ist dir eigentlich später erst bewusst geworden. Also hat es ja was ausgelöst. Es hat etwas mit dir gemacht. Und das ist ja genau das, warum wir als Coaches auch oft Rituale einsetzen oder empfehlen. Weil es gibt alle möglichen Anlässe für Rituale, die man im Coaching zum Beispiel ansetzen kann. Also wir haben das ja eben schon mal kurz in unserer Abstimmung, bevor wir hier aufgenommen haben, abgeklappert.
Björn
Da gibt es Dinge wie Abschiednehmen, Verzeihen, Danken, einen neuen Lebensabschnitt beginnen solche Geschichten. Und es gibt Menschen, denen gelingt dieser Übergang nicht. Die haben aus irgendwelchen Gründen, die sehr persönlich sind und sehr individuell. Deswegen kann man da eigentlich gar keine Allgemeinheit formulieren. Aber die haben da einen eine Herausforderung. Da gibt es ein Thema, wo sie nicht mit klarkommen. Und da können Rituale unglaubliche Prozesse in Gang setzen. Ich erinnere mich an eine Klientin, die jetzt durch die Coruna Situation sich so unheimlich eingeengt fühlte und wirklich mit Ritualen diese Faktoren, die sie ein ent vernichtet hat.
Björn
Mehr möchte ich nicht ins Detail gehen. Das wäre vielleicht zu persönlich dann oder wenn ich zu viel über die Klientin sprechen, also mit Ritualen es geschafft hat, sich von diesen Fesseln zu befreien. Und das ist jetzt so ein Beispiel, warum das im Coaching so einen großen Stellenwert hat.
Jan
Ja, ich denke, man kann da vielleicht sogar ein bisschen konkreter werden, auch einfach anhand von Beispielen, also wo man das im Grunde genommen einsetzen. Man kann es zum Beispiel auch da einsetzen, wo man. Spürt, dass etwas fehlt. Das ist im Prinzip eine eine bestimmte Handlung gefehlt hat und irgendwie fehlt etwas in einem. Es ist schwer zu beschreiben. Das gibt sich quasi auch innerhalb dieses Coaching Prozesses. Also wenn man feststellte, beispielsweise, dass eine Unzufriedenheit da oder eine Traurigkeit nur wegen irgendeines Themas oder eine Frustration oder so was ist, dann kann das daran liegen, dass zum Beispiel solche Dinge passiert sind.
Jan
Das kann sein. Um jetzt nochmal auf diesen, um auf diesen Business Part zu kommen, den du gerade genannt hast. Man ist zum Beispiel aus einem Unternehmen ausgeschieden, entweder wegen des Alters oder weil man den Job gewechselt hat oder aus anderen Gründen. Und es hat keine formelle Verabschiedung stattgefunden. Vielleicht einem selbst gegenüber. Man wurde nicht so verabschiedet, wie man es vielleicht erwartet hätte. Oder man könnte auch selbst aus welchen Gründen auch immer, nicht die Gelegenheit, sich so zu verabschieden, wie man es gerne gewollt hätte.
Jan
Und der Zug abgefahren. Man hat die, die nicht mehr die Möglichkeit, das zu tun, auch mal merkt. Irgendwie ist das unabgeschlossen. Manchmal kann man ja Dinge im Nachhinein heilen, dass man einfach noch mal Kontakt aufnimmt und dass man so was nachziehen kann. Manchmal ist das aber auch nicht möglich. Und das kann jetzt in solchen Bereichen sein. Aber genauso wie wenn ich einen Menschen verliere, mit einem Menschen im Streit auseinander gegangen bin, dass ich nicht mehr die Gelegenheit mit ihm zu sprechen habe, mit ihm zu sprechen.
Jan
Trennungen, alles mögliche, was da im Grunde genommen kommen kann. Und dann habe ich die Möglichkeit, eigentlich durch so eine rituelle Handlung oder auch ein rituelles Sprechen das nach zu empfinden, in dem ich mich tatsächlich in diese Situation hinein begebe und das nach formuliere und auch tatsächlich ausspreche. Und das will ich mit der Bedeutung aufladen gefühlt, wie es eigentlich zu diesem Zeitpunkt gewesen wäre oder richtig gewesen wäre. Das kann sein, dass ich mich verabschiede. Das kann sein, dass ich jemandem verzeihe.
Jan
Das kann sein, dass ich jemandem meinen Dank ausspreche, der aus welchen Gründen auch jetzt nicht mehr, nicht mehr erfahren kann. Und das können alles Punkte sein, die einen unheimlich entlasten können.
Björn
Persönlich denke ich mir fällt das Beispiel ein, dass wir in der Ausbildung gehört haben. Wir beide von dem Klienten, der aus dem Berufsleben ausgeschieden ist und überhaupt nicht mit seinem neuen Leben klar kam. Und er hat seine Krawatte beerdigt. Das fand ich ein so eindrückliches Beispiel. Er hat also seine Krawatte quasi zu Grabe getragen und damit sein Berufsleben beendet und hat dadurch sehr viel, sehr viel gewonnen, weil er ihm das da genau wie wir eben schon besprochen haben, erst mal emotional klar wurde, weil er es noch mal gespürt hat, weil es auch tatsächlich ein Schlussstrich war, der vorher einfach nicht existierte.
Björn
Ich kenne so was auch von mir selber nach Trennungen, zum Beispiel, wenn ich ein bisschen länger nachgetrauert habe. Also wenn man da noch so ein bisschen drin hängt, auch da kann ein Ritual helfen. Es gibt Menschen, die das habe ich jetzt nicht gemacht. Es gibt Menschen, die verbrennen dann irgendeinen persönlichen Gegenstand, der noch irgendwie gekoppelt ist an den Ex-Partner. Solche Sachen. Das sind alles. Das sind alles Dinge, die unglaublich helfen können. Und ich glaube, wenn man so ein bisschen nachdenkt und sein Leben reflektiert, dann fallen einem vielleicht ganz viele Momente ein, wo man das schon unbewusst gemacht hat.
Björn
Man hat da vielleicht nicht sich vorher groß überlegt Ich mache jetzt ein Ritual und dann geht es mir besser. Aber viele machen das auch aus dem Instinkt heraus, also aus der Intuition heraus, dass sie etwas tun, um etwas abzuschließen oder etwas Neues zu beginnen oder mit einem bestimmten Thema einfach fertig zu werden oder dass das zu verarbeiten.
Jan
Dazu fällt mir eine Sache ein, und zwar das Thema Gebete Formen von einer Form von Ritual, die entweder ganz offiziell rituell in Form von Gottesdiensten oder so was passieren kann. Aber was ja auch durchaus viele Leute praktizieren. Am Schlafen gehen oder morgens beim Aufwachen beten. Und auch darüber sprechen, was sie beschäftigt, belastet, was sie vielleicht auch gerne von sich geben möchten und auch das ist ja eine Form von rituellen Handeln, also mit dem man im Prinzip auch da noch mal eine andere Ebene in sich anspricht, ansprechen kann, was ja auch rituelles sprechen im Prinzip genau richtig.
Jan
Also noch ein bisschen anders, als wir das vielleicht nutzen, dann quasi ganz gezielt. Und manchmal kann ja auch ein Lied auch etwas ungerichtet sein, das man halt einfach da mal loslässt, was einen so beschäftigt. Genau ist auch eine Form von von rituellen Sprechen oder rituellen Denken. Dann in diesem Zusammenhang, was ja auch Symbol geladen ist, auf jeden Fall. Ich wollte aber auch noch auf ein anderes Thema kommen, aber wir haben jetzt gerade viel über Abschied und so weiter gesprochen.
Jan
Aber genauso kann es natürlich auch sein, wenn man einen Neuanfang begründen möchte, dass man auch mit Dual arbeitet. Also zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, da ganz offiziell einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, zu begrüßen, dann vielleicht sich Gedanken darüber zu machen, wie möchte ich den einleiten und starten? Das kann ich mit einem Ritual tun, das ich irgendwas tue, was ich kann das auch symbolisch verbinden. Übrigens auch da sind wir wieder beim Thema Kind. Es gibt das Ritual einen Baum zu pflanzen.
Björn
Genau das habe ich auch gerade, ist mir gerade eingefallen.
Jan
Ja, neu anfangen, aber das geht natürlich auch anders und es kann in der Selbstständigkeit sein. Auch da gibt es vielleicht bestimmte Rituale, die man persönlich damit verbindet, was es für einen bedeutet, auch selbstständig zu sein, etwas zu tun oder andere Dinge, die es da eben gibt. Das heißt, ich habe die Möglichkeit, damit etwas ganz offiziell auch zu machen, mit Bedeutung aufzuladen und damit auch mein Inneres mit anzusprechen. Und das ist eigentlich eine schöne Möglichkeit, wie man Dinge gestalten kann und für sich auch mit noch mehr Bedeutung belegt und auch mehr internalisiert, möchte ich fast sagen, also mehr in seine Persönlichkeit hinein holt.
Björn
Ich glaube tatsächlich, dass allein, dass wir da heute mal drüber sprechen, dass den Leuten, die uns das hier, die uns hier zuhören, vielleicht schon helfen kann, wenn die gerade so ein Thema haben. Wenn sie sagen Ich muss Abschied nehmen oder ich komme mit irgendeiner neuen Situation nicht klar oder es hat was Neues angefangen, aber ich fühle mich noch nicht angekommen. Ich glaube, dass man sich das allein bewusst macht. Dass da vielleicht ein Ritual fehlt, kann schon unglaublich helfen.
Björn
Machen wir uns da. Da sind wir vielleicht nicht mehr als Coaches nötig, sondern einfach, dass man sich selber überlegt Was würde mir hier gut tun in dem Moment richtig? Ja, wirklich. Du hast gesagt, du finde das Thema spannend. Ich auch. Und diesmal ist die Verabschiedung besonders leicht, finde ich. Wir danken uns. Wir bedanken uns bei euch fürs Zuhören. Wir hoffen, ihr bleibt uns gewogen. Wenn ihr mit uns Kontakt aufnehmen wollt, gibt es zwei Webseiten bjoernbobach.de und jangustavfranke.de.
Björn
Und ihr könnt uns E-Mails schreiben. An bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de Und jetzt kommt unser Ritual, weil ich sage Tschüss! Und der Jan sagt:
Jan
Auf Wiederhören.