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Wie uns Rituale nützlich sind

Ritua­le ken­nen wir alle aus unse­rem Leben: gro­ße Lebens­er­eig­nis­se wer­den oft mit einem Ritu­al ver­bun­den – Hoch­zei­ten, Beer­di­gun­gen und Ein­schu­lun­gen sind nur ein paar Bei­spie­le.
In die­ser Fol­ge von Coach&Coach gehen Jan Gus­tav Fran­ke und ich der Macht von Ritua­len auf den Grund, und wie wir uns die­se Macht zu Nut­zen machen kön­nen.

Fra­gen und Anmer­kun­gen ger­ne an bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Jan
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach. Ich freue mich heu­te mit Björn über ein The­ma zu spre­chen, was ich super inter­es­sant fin­de und zwar Ritua­le.

Björn
Hal­lo Jan, grüß dich!

Jan
Genau, wir wol­len heu­te über Ritua­le spre­chen. Für mich per­sön­lich die­ser Begriff Ritua­le hat immer auch etwas etwas Geheim­nis umwo­ben oder was Auf­ge­la­de­nes. Inso­fern fin­de ich das ein ganz inter­es­san­tes The­ma. Und wir wol­len heu­te dar­über spre­chen, was auch Ritua­le über­haupt sind und wie wir sie auch nut­zen kön­nen. Ja, was fällt dir ein, wenn du asso­zi­ier­tes zum The­ma Ritua­le?

Björn
Ich glau­be, vie­le ver­wech­seln Ritua­le mit Gewohn­hei­ten. Das ist so mein ers­ter Gedan­ke. Also so als Bei­spiel Ich kom­me nach Hau­se und wer­fe als ers­tes mei­nen Schlüs­sel ein. Immer den glei­chen Platz. Ist das dann ein Ritu­al oder eine Gewohn­heit? Ich wür­de eher sagen, dass es eine Gewohn­heit ist, aber da höre ich den Begriff Ritu­al auch sehr häu­fig. Für mich ist ein Ritu­al eine bewuss­te Tätig­keit um oder eine bewuss­te Hand­lung. Sagen wir mal so um etwas. Bestimm­tes.

Björn
Zu bege­hen ist jetzt so, also ganz klas­si­sches Ritu­al haben wir ja zum Bei­spiel auch in unse­rem Leben, das ist die Ein­schu­lung. Also ein Kind wird ein­ge­schult, das ist auch ein Ritu­al. Das läuft ja auch fast über­all ähn­lich ab, mit einem Kir­chen­be­such meis­tens vor­her und dann der Schul­tü­te und der fei­er­li­chen Auf­nah­me in den Kreis der Schü­ler sozu­sa­gen. Das ist ein Ritu­al. Und wir haben aber auch die Mög­lich­keit, uns Ritua­le selbst zu schaf­fen. Aber da kom­men wir sehr wahr­schein­lich auch spä­ter noch drauf.

Jan
Genau. Also ich glau­be, das, was das Ritu­al für gewöhn­lich von der Gewohn­heit unter­schei­det, ist der Sym­bol­ge­halt. Es ist ja nicht allein etwas, was wir regel­mä­ßig tun oder wie­der­ho­len tun, son­dern es hat auch irgend­wie eine Bedeu­tung. Und das macht den gro­ßen Unter­schied aus. Und wenn ich sehe, was es für Ritua­le gibt, dann gibt es, wie du sagst, zum Bei­spiel welt­li­che Ritua­le, was ein Ritu­al sein kann wie die Ein­schu­lung. Es kann auch eine gesetz­li­che Ehe­schlie­ßung sein.

Jan
Auch das ist sozu­sa­gen ein Ritu­al, das eben auch förm­lich gefragt wird, ob man eben die­sen Bund der Ehe ein­ge­hen möch­te. Das kann aber dann qua­si auch eine reli­giö­se Kom­po­nen­te anneh­men und natür­lich reli­giö­se Ebe­ne. Wenn es zum Bei­spiel auch um die Hoch­zeit vor Gott geht oder um eine Tau­fe oder Kom­mu­ni­on, Fir­mung, Kon­fir­ma­ti­on, was es da alles gibt oder auch diver­se ande­re Ritua­le, Auf­nah­me, Ritua­le. Was es da so so gibt in der bun­ten Welt. Und so unter­schei­det sich das vor allen Din­gen auch fin­de ich ein Ritu­al vom All­tag.

Björn
Ja, ich möch­te aber noch mal den Begriff der Bedeu­tung auf­neh­men, den du da eben genannt hast. Ich glau­be, das ist das Haupt­merk­mal eines Ritu­als. Ein Ritu­al hat eine gro­ße Bedeu­tung. Das sym­bo­li­siert etwas Gro­ßes, etwas Ein­schnei­den­des, etwas Gewich­ti­ges, hof­fent­lich posi­ti­ve Din­ge. Aber wenn wir jetzt zum Bei­spiel auch an Beer­di­gung denkt, das ist ja auch ein Ritu­al, das wir haben und das aber auch eine ganz gro­ße Bedeu­tung für uns hat. Es gibt ja vie­le Men­schen, um jetzt bei dem The­ma Beer­di­gung zu blei­ben, die sehr lan­ge sehr lei­den, weil die zum Bei­spiel einen Men­schen ver­lo­ren haben auf eine Art und Wei­se, wo sie nicht beer­di­gen kön­nen.

Björn
Tat­säch­lich oder bei Ver­miss­ten ist das häu­fig so. Denen fehlt die­ses Ritu­al und da kom­men dann gro­ße Pro­ble­me dar­aus her­vor, weil die­ser Abschieds Moment ein­fach nicht exis­tiert. Und da sind wir schon fast dabei. War­um Ritua­le so wich­tig sind und was sie uns brin­gen kön­nen.

Jan
Ja genau. Ich möch­te mal auf einen Punkt ein­ge­hen, weil du gera­de gesagt hast ein­schnei­dend und gleich­zei­tig auch gewich­tig bei die­sem gewich­tig. Da füh­le ich mich auch wohl. Bei Ein­stein habe ich ein biss­chen gezuckt, weil es so ein biss­chen klingt, als müss­te das jetzt qua­si was. Also für mich klang so ein Stück weit nega­tiv bela­den, aber das muss es ja nicht sein. Und es kann ja qua­si in jeg­li­che Art und Wei­se irgend­wo eine emo­tio­na­le Kom­po­nen­te mit dabei haben, zum Bei­spiel.

Jan
Oder zumin­dest eine sym­bo­li­sche Kom­po­nen­te, wenn auch nicht emo­tio­nal.

Björn
War auch nicht nega­tiv gemeint. Also dass ich mit ein­schnei­dend mei­ne ich nur etwas, was nicht all­täg­lich ist.

Jan
Ok. Ja genau. Ja. Was kön­nen sie uns brin­gen? Ritua­le letz­ten Endes. Aus mei­ner Sicht brin­gen sie Ord­nung. Struk­tur halt. Oder eben auch. Bedeu­tung. Ich kann damit kann mit einem Ritu­al, auch einer Situa­ti­on oder einer Hand­lung Bedeu­tung ver­lei­hen.

Björn
Für mich sind Ritua­le tat­säch­lich die Mani­fes­tie­rung eines eines einer Situa­tions Ände­rung in der Rea­li­tät. Also wenn wenn Sie erklä­ren ja, den Satz habe ich mir gera­de tat­säch­lich aus­ge­dacht. Ich hof­fe, dass ich hof­fe, dass ich das erklärt krie­ge, was ich mei­ne. Also das bedeu­tet das. Neh­men wir mal eine Situa­ti­on. Neh­men wir den Ruhe­stand. Ich gehe in den Ruhe­stand. Gut, ich bin noch weit davon ent­fernt. Jemand geht in den Ruhe­stand. Und da gibt es Ritua­le, also die Ver­ab­schie­dung in der Fir­ma.

Björn
Also was zum Bei­spiel? Und ich glau­be fel­sen­fest, dass durch die­se Ritua­le wir erst wirk­lich spü­ren, dass da eine Ver­än­de­rung ein­ge­tre­ten ist. Da bin ich auch wie­der mal bei mei­nem Bei­spiel mit der Beer­di­gung von von vor­hin. Ich habe die Aigen, die Beer­di­gun­gen, die ich erlebt habe, das waren tat­säch­lich so Punk­te, wo mir noch mal spür­bar emo­tio­nal und kör­per­lich spür­bar wur­de, was da eigent­lich pas­siert ist, was da ein Mensch ist. Oder dass ich, wenn wir jetzt wie­der auf die, die den Ruhe­stand zurück­kom­men, dass da wirk­lich eine Ver­än­de­rung in mei­nem Leben, in mei­nem Dasein statt­ge­fun­den hat.

Björn
Und ich glau­be, dass Ritua­le uns es ein­fa­cher machen, das wirk­lich in unser Selbst zu inte­grie­ren.

Jan
Ja, das glau­be ich auch. Ich habe letz­tens ein ganz inter­es­san­tes Gespräch geführt mit einem befreun­de­ten Bestat­ter. Der hat mich dar­über auf­ge­klärt, was mir auch gar nicht so bewusst war, dass ich inner­halb der letz­ten 20, 30, 40 Jah­re auch zum Bei­spiel die Struk­tur der Bestat­tung geän­dert hat, in dem Sin­ne, als das bis­her oder frü­her ganz vie­le Erd­be­stat­tung es gab. Und mitt­ler­wei­le sind es größ­ten­teils Feu­er­be­stat­tung. Und was ich dann ganz offen­sicht­lich ver­än­dert, ist die Form des­sen, was bestat­tet wird.

Jan
Näm­lich Einer­seits habe ich bei der Bestat­tung, dem ent­spre­chen­den Sarg, wo der Leich­nam mit drin ist, viel­leicht sogar vor­her noch auf­ge­bahrt, dass ich den sehen kann, um den Leich­nam noch sehen kann. Bei der Feu­er­be­stat­tung habe ich eine Urne, die dann im Grun­de genom­men zu Gra­be gelas­sen wird und das er sag­te, er macht ja qua­si nicht nur die Bestat­tung tech­nisch, son­dern ja auch ein Stück weit die Trau­er­be­glei­tung mit dabei bzw. beglei­tet die die Ange­hö­ri­gen. Und er sagt es macht aus sei­ner Erfah­rung einen ganz gro­ßen Unter­schied, ob ich jetzt abs­trakt eine Beer­di­gung habe, eine Bei­set­zung, dass ich also jetzt eben eine Feu­er­be­stat­tung habe und viel­leicht sogar in einem halb anony­men oder anony­men Feld, wo ich gar nicht mehr weiß, wo liegt denn der Ange­hö­ri­ge, der jetzt da bestat­tet wur­de, oder ob ich tat­säch­lich die­sen gan­zen Pro­zess durch­lau­fe, dass ich die­sen Sarg sehe, dass der dann ins Grab gelas­sen wird, dass ich sehe, wo es wäre, dass ich einen Ort habe, wo ich hin­ge­hen kann, wo ich, wo ich auch Abschied neh­men kann, trau­ern kann.

Jan
Und dass das wohl enor­men Ein­fluss auch auf die jewei­li­ge Per­son hat. Und das, glau­be ich, passt auch zu dem, was du gesagt hast. Auch zum Bei­spiel im Zusam­men­hang mit der, die die Nähe the­ma­tisch sozu­sa­gen zwi­schen den Ruhe­stand Type­kit. Alle ande­ren Ritua­le oder eben auch sol­che Hand­lun­gen, die schaf­fen auch, also die, die berüh­ren uns in uns, die schaf­fen aber auch Iden­ti­tät. Also auch in dem Moment, wo ich zum Bei­spiel bei einer Beer­di­gung die Mög­lich­keit habe, mit der gan­zen Fami­lie jeman­den zu ent­las­sen aus dem Fami­li­en­kreis in Anfüh­rungs­stri­chen, also beer­di­gen.

Jan
Da tre­te ich aber trotz­dem als gesam­te Fami­lie auf. Und ich tue es ja nicht nur für den­je­ni­gen, der ver­stor­ben ist, son­dern das ist ja auch eine sym­bo­li­sche Hand­lung gegen­über den gan­zen Fami­li­en­mit­glie­dern, die mit dabei sind. Denn auch alle sehen, dass alle kom­men, um Abschied zu neh­men. Man ist nicht ver­ges­sen, nur weil man stirbt. Und ähn­lich ist es ja, fin­de ich auch in ande­ren Din­gen. Ob das jetzt eine Ein­schu­lung ist, ob das eine, ob das eine Beför­de­rung ist, die gefei­ert wird, ob das ein gro­ßer Geburts­tag ist oder ob das auch eine Ehe­schlie­ßung ist oder eben auch der Ein­tritt in die Ren­te.

Jan
Die­se Wahr­neh­mung auch mit dabei. Das ist ers­tens ein Stück weit ritu­ell. Begon­nen wird also, dass man das gemein­sam macht und dass eben auch ande­re dar­an par­ti­zi­pie­ren. Die schafft uns auch selbst ein Ver­ständ­nis dafür, wer wir sind oder wie wir qua­si in unse­rer Umge­bung auf­ge­nom­men wer­den. Und das glau­be ich für vie­le Men­schen sehr, sehr wich­tig. Also wer kom­plett vom Ego befreit ist, der tut sich viel­leicht sogar rela­tiv leicht. Aber ich glau­be, das sind die wenigs­ten.

Jan
Aber es hat natür­lich unheim­lich viel auch mit Ver­bin­dun­gen zu unse­rer Umwelt zu tun.

Björn
Ich hat­te gera­de noch einen ande­ren Gedan­ken, weil die Ritua­le, die wir jetzt auf­ge­zählt haben, sind ja rela­tiv gro­ße Ritua­le, das mit Grup­pen ver­bun­den, also Hoch­zeit, Abschieds­fei­er in der Fir­ma, Beer­di­gun­gen. Aber jetzt ist mir der Gedan­ke gekom­men, das geht mir ganz weit weg von der Beer­di­gung, näm­lich zur Geburt. Da gibt es ja ein sehr inti­mes Ritu­al, und das ist das Durch­schnei­den der Nabel­schnur. Ich weiß nicht, ob ich ich den­ke, ich darf das sagen.

Björn
Du hast ja eine klei­ne Toch­ter. Hast du das gemacht? Hast du die Nabel­schnur durch­trennt?

Jan
Ja, habe ich getan.

Björn
Ja, das ist ja auch ein ein ganz gro­ßes Ereig­nis, das aber in dem Moment eigent­lich nur zwei Men­schen oder drei, wenn man das Kind jetzt natür­lich mit­zählt, betrifft. Aber das ist ja der Ein­tritt des Vaters in die Ver­ant­wor­tung. Also vor­her war das Kind bei der Mut­ter. Die Mut­ter muss­te dafür sor­gen, dass das Kind in ihrem Bauch gesund bleibt, gut ernährt ist und in dem Moment, wo dann der Vater die Nabel­schnur durch­schnei­det, wird einem. Ich fra­ge dich jetzt, weil ich habe kei­ne Kin­der, aber ich fra­ge dich wird einem in dem Moment nicht auch beson­ders bewusst?

Björn
Jetzt kom­me ich ins Spiel.

Jan
Ja, sicher­lich. Also ich kann das auf unter­schied­li­chen Ebe­nen wahr­ge­nom­men. Also mir war klar, dass das eine Art Ritu­al ist. Es ist ja eigent­lich über­haupt erst mal in die­ser Situa­ti­on. Du hast ja im Prin­zip eine Geburt, die dau­ert ja viel­leicht auch ein biss­chen in unse­rem Fall, was auch durch­aus ein biss­chen län­ger. Und dann hast du das halt irgend­wann auch gemein­sam durch­ge­stan­den, wobei mei­ne Rol­le da ja eher unter­stüt­zend war. Die super star­ke Leis­tung von mei­ner Frau. Und dann ist es ja eigent­lich nur der tech­ni­sche Aspekt in Anfüh­rungs­stri­chen.

Jan
Jetzt kom­me ich wie­der als Inge­nieur. Man schnei­det die­se Nabel­schnur durch. Und eigent­lich ist ja die Fra­ge War­um wird das über­haupt? War­um wird dem Vater über­haupt die Mög­lich­keit gege­ben? Vie­len Jah­ren war das viel­leicht noch gar nicht so unbe­dingt üblich, aber mitt­ler­wei­le wird auch mehr Wert drauf gelegt, auch übri­gens für wei­te­re ritua­li­sier­ter Nach­kom­men oder eben auch da hel­fen sol­len, die­sen Men­schen will­kom­men zu hei­ßen, die­sen klei­nen Men­schen. Aber die­ses Durch­tren­nen ist natür­lich erst mal tech­nisch, aber gleich­zei­tig wird einem dann natür­lich auch was mit bewusst.

Jan
Also ich habe das auch so emp­fun­den, dass das im Grun­de genom­men durch­trennt, die­se Nabel­schnur. Und einer­seits. Kommst ja schon fast komisch dabei vor, das zu tun, weil du was zusam­men­ge­hört, aber was jetzt eben auch sich von­ein­an­der tren­nen muss, in Anfüh­rungs­stri­chen. Und natür­lich wird einem dann auch viel bewusst, aber auch viel auch erst im Nach­hin­ein in die­sem Fall. Ich habe mich damit vor­her jetzt ehr­li­cher­wei­se nicht viel aus­ein­an­der­ge­setzt, außer dass die­se Situa­ti­on auf mich zukom­men kann und dass ich das dann machen wür­de.

Jan
Aber dass das tat­säch­li­che Rea­li­sie­ren, das pas­siert erst deut­lich spä­ter. Ande­rer­seits natür­lich auch schön, über­haupt mit inte­griert zu wer­den.

Björn
Ja, aber das, das ist ja jetzt eigent­lich die span­nen­de Über­lei­tung dazu, war­um Ritua­le im Coa­ching so eine gro­ße Bedeu­tung haben. Weil du sagst, das ist dir eigent­lich spä­ter erst bewusst gewor­den. Also hat es ja was aus­ge­löst. Es hat etwas mit dir gemacht. Und das ist ja genau das, war­um wir als Coa­ches auch oft Ritua­le ein­set­zen oder emp­feh­len. Weil es gibt alle mög­li­chen Anläs­se für Ritua­le, die man im Coa­ching zum Bei­spiel anset­zen kann. Also wir haben das ja eben schon mal kurz in unse­rer Abstim­mung, bevor wir hier auf­ge­nom­men haben, abge­klap­pert.

Björn
Da gibt es Din­ge wie Abschied­neh­men, Ver­zei­hen, Dan­ken, einen neu­en Lebens­ab­schnitt begin­nen sol­che Geschich­ten. Und es gibt Men­schen, denen gelingt die­ser Über­gang nicht. Die haben aus irgend­wel­chen Grün­den, die sehr per­sön­lich sind und sehr indi­vi­du­ell. Des­we­gen kann man da eigent­lich gar kei­ne All­ge­mein­heit for­mu­lie­ren. Aber die haben da einen eine Her­aus­for­de­rung. Da gibt es ein The­ma, wo sie nicht mit klar­kom­men. Und da kön­nen Ritua­le unglaub­li­che Pro­zes­se in Gang set­zen. Ich erin­ne­re mich an eine Kli­en­tin, die jetzt durch die Coru­na Situa­ti­on sich so unheim­lich ein­ge­engt fühl­te und wirk­lich mit Ritua­len die­se Fak­to­ren, die sie ein ent ver­nich­tet hat.

Björn
Mehr möch­te ich nicht ins Detail gehen. Das wäre viel­leicht zu per­sön­lich dann oder wenn ich zu viel über die Kli­en­tin spre­chen, also mit Ritua­len es geschafft hat, sich von die­sen Fes­seln zu befrei­en. Und das ist jetzt so ein Bei­spiel, war­um das im Coa­ching so einen gro­ßen Stel­len­wert hat.

Jan
Ja, ich den­ke, man kann da viel­leicht sogar ein biss­chen kon­kre­ter wer­den, auch ein­fach anhand von Bei­spie­len, also wo man das im Grun­de genom­men ein­set­zen. Man kann es zum Bei­spiel auch da ein­set­zen, wo man. Spürt, dass etwas fehlt. Das ist im Prin­zip eine eine bestimm­te Hand­lung gefehlt hat und irgend­wie fehlt etwas in einem. Es ist schwer zu beschrei­ben. Das gibt sich qua­si auch inner­halb die­ses Coa­ching Pro­zes­ses. Also wenn man fest­stell­te, bei­spiels­wei­se, dass eine Unzu­frie­den­heit da oder eine Trau­rig­keit nur wegen irgend­ei­nes The­mas oder eine Frus­tra­ti­on oder so was ist, dann kann das dar­an lie­gen, dass zum Bei­spiel sol­che Din­ge pas­siert sind.

Jan
Das kann sein. Um jetzt noch­mal auf die­sen, um auf die­sen Busi­ness Part zu kom­men, den du gera­de genannt hast. Man ist zum Bei­spiel aus einem Unter­neh­men aus­ge­schie­den, ent­we­der wegen des Alters oder weil man den Job gewech­selt hat oder aus ande­ren Grün­den. Und es hat kei­ne for­mel­le Ver­ab­schie­dung statt­ge­fun­den. Viel­leicht einem selbst gegen­über. Man wur­de nicht so ver­ab­schie­det, wie man es viel­leicht erwar­tet hät­te. Oder man könn­te auch selbst aus wel­chen Grün­den auch immer, nicht die Gele­gen­heit, sich so zu ver­ab­schie­den, wie man es ger­ne gewollt hät­te.

Jan
Und der Zug abge­fah­ren. Man hat die, die nicht mehr die Mög­lich­keit, das zu tun, auch mal merkt. Irgend­wie ist das unab­ge­schlos­sen. Manch­mal kann man ja Din­ge im Nach­hin­ein hei­len, dass man ein­fach noch mal Kon­takt auf­nimmt und dass man so was nach­zie­hen kann. Manch­mal ist das aber auch nicht mög­lich. Und das kann jetzt in sol­chen Berei­chen sein. Aber genau­so wie wenn ich einen Men­schen ver­lie­re, mit einem Men­schen im Streit aus­ein­an­der gegan­gen bin, dass ich nicht mehr die Gele­gen­heit mit ihm zu spre­chen habe, mit ihm zu spre­chen.

Jan
Tren­nun­gen, alles mög­li­che, was da im Grun­de genom­men kom­men kann. Und dann habe ich die Mög­lich­keit, eigent­lich durch so eine ritu­el­le Hand­lung oder auch ein ritu­el­les Spre­chen das nach zu emp­fin­den, in dem ich mich tat­säch­lich in die­se Situa­ti­on hin­ein bege­be und das nach for­mu­lie­re und auch tat­säch­lich aus­spre­che. Und das will ich mit der Bedeu­tung auf­la­den gefühlt, wie es eigent­lich zu die­sem Zeit­punkt gewe­sen wäre oder rich­tig gewe­sen wäre. Das kann sein, dass ich mich ver­ab­schie­de. Das kann sein, dass ich jeman­dem ver­zei­he.

Jan
Das kann sein, dass ich jeman­dem mei­nen Dank aus­spre­che, der aus wel­chen Grün­den auch jetzt nicht mehr, nicht mehr erfah­ren kann. Und das kön­nen alles Punk­te sein, die einen unheim­lich ent­las­ten kön­nen.

Björn
Per­sön­lich den­ke ich mir fällt das Bei­spiel ein, dass wir in der Aus­bil­dung gehört haben. Wir bei­de von dem Kli­en­ten, der aus dem Berufs­le­ben aus­ge­schie­den ist und über­haupt nicht mit sei­nem neu­en Leben klar kam. Und er hat sei­ne Kra­wat­te beer­digt. Das fand ich ein so ein­drück­li­ches Bei­spiel. Er hat also sei­ne Kra­wat­te qua­si zu Gra­be getra­gen und damit sein Berufs­le­ben been­det und hat dadurch sehr viel, sehr viel gewon­nen, weil er ihm das da genau wie wir eben schon bespro­chen haben, erst mal emo­tio­nal klar wur­de, weil er es noch mal gespürt hat, weil es auch tat­säch­lich ein Schluss­strich war, der vor­her ein­fach nicht exis­tier­te.

Björn
Ich ken­ne so was auch von mir sel­ber nach Tren­nun­gen, zum Bei­spiel, wenn ich ein biss­chen län­ger nach­ge­trau­ert habe. Also wenn man da noch so ein biss­chen drin hängt, auch da kann ein Ritu­al hel­fen. Es gibt Men­schen, die das habe ich jetzt nicht gemacht. Es gibt Men­schen, die ver­bren­nen dann irgend­ei­nen per­sön­li­chen Gegen­stand, der noch irgend­wie gekop­pelt ist an den Ex-Part­ner. Sol­che Sachen. Das sind alles. Das sind alles Din­ge, die unglaub­lich hel­fen kön­nen. Und ich glau­be, wenn man so ein biss­chen nach­denkt und sein Leben reflek­tiert, dann fal­len einem viel­leicht ganz vie­le Momen­te ein, wo man das schon unbe­wusst gemacht hat.

Björn
Man hat da viel­leicht nicht sich vor­her groß über­legt Ich mache jetzt ein Ritu­al und dann geht es mir bes­ser. Aber vie­le machen das auch aus dem Instinkt her­aus, also aus der Intui­ti­on her­aus, dass sie etwas tun, um etwas abzu­schlie­ßen oder etwas Neu­es zu begin­nen oder mit einem bestimm­ten The­ma ein­fach fer­tig zu wer­den oder dass das zu ver­ar­bei­ten.

Jan
Dazu fällt mir eine Sache ein, und zwar das The­ma Gebe­te For­men von einer Form von Ritu­al, die ent­we­der ganz offi­zi­ell ritu­ell in Form von Got­tes­diens­ten oder so was pas­sie­ren kann. Aber was ja auch durch­aus vie­le Leu­te prak­ti­zie­ren. Am Schla­fen gehen oder mor­gens beim Auf­wa­chen beten. Und auch dar­über spre­chen, was sie beschäf­tigt, belas­tet, was sie viel­leicht auch ger­ne von sich geben möch­ten und auch das ist ja eine Form von ritu­el­len Han­deln, also mit dem man im Prin­zip auch da noch mal eine ande­re Ebe­ne in sich anspricht, anspre­chen kann, was ja auch ritu­el­les spre­chen im Prin­zip genau rich­tig.

Jan
Also noch ein biss­chen anders, als wir das viel­leicht nut­zen, dann qua­si ganz gezielt. Und manch­mal kann ja auch ein Lied auch etwas unge­rich­tet sein, das man halt ein­fach da mal los­lässt, was einen so beschäf­tigt. Genau ist auch eine Form von von ritu­el­len Spre­chen oder ritu­el­len Den­ken. Dann in die­sem Zusam­men­hang, was ja auch Sym­bol gela­den ist, auf jeden Fall. Ich woll­te aber auch noch auf ein ande­res The­ma kom­men, aber wir haben jetzt gera­de viel über Abschied und so wei­ter gespro­chen.

Jan
Aber genau­so kann es natür­lich auch sein, wenn man einen Neu­an­fang begrün­den möch­te, dass man auch mit Dual arbei­tet. Also zum Bei­spiel gibt es die Mög­lich­keit, da ganz offi­zi­ell einen neu­en Lebens­ab­schnitt zu begin­nen, zu begrü­ßen, dann viel­leicht sich Gedan­ken dar­über zu machen, wie möch­te ich den ein­lei­ten und star­ten? Das kann ich mit einem Ritu­al tun, das ich irgend­was tue, was ich kann das auch sym­bo­lisch ver­bin­den. Übri­gens auch da sind wir wie­der beim The­ma Kind. Es gibt das Ritu­al einen Baum zu pflan­zen.

Björn
Genau das habe ich auch gera­de, ist mir gera­de ein­ge­fal­len.

Jan
Ja, neu anfan­gen, aber das geht natür­lich auch anders und es kann in der Selbst­stän­dig­keit sein. Auch da gibt es viel­leicht bestimm­te Ritua­le, die man per­sön­lich damit ver­bin­det, was es für einen bedeu­tet, auch selbst­stän­dig zu sein, etwas zu tun oder ande­re Din­ge, die es da eben gibt. Das heißt, ich habe die Mög­lich­keit, damit etwas ganz offi­zi­ell auch zu machen, mit Bedeu­tung auf­zu­la­den und damit auch mein Inne­res mit anzu­spre­chen. Und das ist eigent­lich eine schö­ne Mög­lich­keit, wie man Din­ge gestal­ten kann und für sich auch mit noch mehr Bedeu­tung belegt und auch mehr inter­na­li­siert, möch­te ich fast sagen, also mehr in sei­ne Per­sön­lich­keit hin­ein holt.

Björn
Ich glau­be tat­säch­lich, dass allein, dass wir da heu­te mal drü­ber spre­chen, dass den Leu­ten, die uns das hier, die uns hier zuhö­ren, viel­leicht schon hel­fen kann, wenn die gera­de so ein The­ma haben. Wenn sie sagen Ich muss Abschied neh­men oder ich kom­me mit irgend­ei­ner neu­en Situa­ti­on nicht klar oder es hat was Neu­es ange­fan­gen, aber ich füh­le mich noch nicht ange­kom­men. Ich glau­be, dass man sich das allein bewusst macht. Dass da viel­leicht ein Ritu­al fehlt, kann schon unglaub­lich hel­fen.

Björn
Machen wir uns da. Da sind wir viel­leicht nicht mehr als Coa­ches nötig, son­dern ein­fach, dass man sich sel­ber über­legt Was wür­de mir hier gut tun in dem Moment rich­tig? Ja, wirk­lich. Du hast gesagt, du fin­de das The­ma span­nend. Ich auch. Und dies­mal ist die Ver­ab­schie­dung beson­ders leicht, fin­de ich. Wir dan­ken uns. Wir bedan­ken uns bei euch fürs Zuhö­ren. Wir hof­fen, ihr bleibt uns gewo­gen. Wenn ihr mit uns Kon­takt auf­neh­men wollt, gibt es zwei Web­sei­ten bjoernbobach.de und jangustavfranke.de.

Björn
Und ihr könnt uns E‑Mails schrei­ben. An bjoern@bjoernbobach.de und kontakt@jangustavfranke.de Und jetzt kommt unser Ritu­al, weil ich sage Tschüss! Und der Jan sagt:

Jan
Auf Wie­der­hö­ren.