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Pflicht oder Kür — was müssen wir wirklich?

Jeder kennt sie, jeder hasst sie: Pflich­ten, die man zwar gewis­sen­haft erfüllt, die einem aber über­haupt kei­nen Spaß machen. Was davon ist viel­leicht selbst­auf­er­legt? Wie kann man sich von unlieb­sa­men Pflich­ten befrei­en und denen, die nicht zu besei­ti­gen sind, mehr Spaß abge­win­nen? In die­ser neu­en Fol­ge von Coach&Coach gehen Jan Gus­tav Fran­ke und ich den Pflich­ten an den Kra­gen!

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­cast:

Björn
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach. Mit mir Björn Bob­ach und Jan Gus­tav Fran­ke. Hal­lo, Jan!

Jan
Hal­lo Björn.

Björn
Ja, ja. Heu­te spre­chen wir über etwas, wo ich mich gera­de fra­ge, ob ich eine Ver­pflich­tung für dich bin.

Jan
Also wir beschäf­ti­gen uns heu­te mit Ver­pflich­tun­gen und du fragst Ist es eine Ver­pflich­tung für mich? Wie meinst du das denn?

Björn
Na ja, wie ist denn bei dir das Wort Ver­pflich­tung so ver­an­kert? Ist das was Posi­ti­ves? Was Nega­ti­ves?

Jan
Also ich per­sön­lich fin­de eine Pflicht ist erst mal neu­tral. Und die Fra­ge ist, was man dar­aus macht.

Björn
Na gut, dann spin­nen wir das Gan­ze ein biss­chen wei­ter. Was ist denn eine Pflicht? Wer ver­pflich­tet uns denn zu irgend­et­was? Wer ent­schei­det das denn? Eine Pflicht ist ja eigent­lich etwas, was wir machen müs­sen.

Jan
Genau. Also, wenn man tat­säch­lich mal nach­schaut, dann ist die Pflicht eine Sache, die wir tun sol­len müs­sen und der wir uns nicht ent­zie­hen kön­nen oder soll­ten oder dür­fen. Das ist das, was eine Pflicht ist. Und das kann aus ver­schie­de­nen Kon­tex­ten kom­men. Das kann aus dem per­sön­li­chen Umfeld kom­men, das kön­nen Erwar­tun­gen sein aus der Fami­lie, das kön­nen gesetz­li­che Ver­pflich­tun­gen sein, das kön­nen beruf­li­che Ver­pflich­tun­gen sein, das kön­nen reli­giö­se Ver­pflich­tun­gen sein. Also die Palet­te ist so bunt wie das Leben eigent­lich kann aus allen Din­gen Ver­pflich­tun­gen erwach­sen.

Björn
Jetzt hast du alles Din­ge beschrie­ben, die von außen kom­men. Also ent­we­der ein ande­rer Mensch, eine Grup­pe von Men­schen, eine Orga­ni­sa­ti­on, ein Staat, das Gesetz. Na, was ist denn mit mir sel­ber? Kann es nicht auch pas­sie­ren, dass wir uns Pflich­ten ans Bein ket­ten? Sage ich jetzt mal ganz sug­ges­tiv als in Ket­ten, die wir uns sel­ber aus­su­chen, wo wir uns sel­ber ver­pflich­tet füh­len.

Jan
Ich wür­de sogar noch einen Schritt wei­ter­ge­hen und sagen, dass alle Din­ge, die von außen kom­men, ja erst dann abschlie­ßend zur Pflicht wer­den, wenn ich sie selbst auch als das aner­ken­ne, zu dem sie gemacht wer­den. Das heißt erst wenn ich sage, es gibt bei­spiels­wei­se eine reli­giö­se Pflicht. Erst wenn ich sage Ja, und ich erken­ne das für mich an, dass es für mich eine Pflicht ist. Dann wird es tat­säch­lich erst zu einer Pflicht für mich ganz per­sön­lich und unab­hän­gig davon, dass es qua­si Trig­ger gibt. Von außen gibt es aber auch Trig­ger von innen. Das kann sein, dass ich viel­leicht per­sön­li­che Wer­te habe, dass ich per­sön­li­che Glau­bens­sät­ze habe wie Man muss doch etwas leis­ten, leis­ten, man muss flei­ßig sein und dass man dann denkt aus sich selbst her­aus, dass es da auch Ver­pflich­tun­gen gibt. Aber letz­ten Endes ist ja auch dabei die Fra­ge das jetzt wie­der so eine Per­sön­lich­keits geschich­te. Da stei­gen wir ja gleich ganz tief ein. Ist doch gut. Zum inne­ren Team usw wei­ter. Ist ja auch da die Fra­ge. Oder zur Per­sön­lich­keit.

Jan
Was ist das da? Was mir da eine Pflicht auf­ok­troy­iert. Wenn ich das selbst bin? Also wel­cher Anteil von mir ist denn das eigent­lich? Also irgend­wie gibt es dann ja einen Anteil von mir. In mir, der mir sagt, ich möch­te oder muss oder ver­pflich­te mich aber dazu, die­ses oder jenes zu tun. Aber auch das ist ja letz­ten Endes dann eine freie Ent­schei­dung.

Björn
Also wer ent­schei­det nun, was eine Pflicht ist oder nicht?

Jan
Ja, am Ende des Tages haben wir es immer selbst in der Hand. Außer bei Din­gen, denen wir uns qua­si kör­per­lich nicht ent­zie­hen kön­nen.

Björn
Ich glau­be, das ist genau das. Was? Wor­auf ich hin­aus? Die eine Pflicht. Ich glau­be, eine Pflicht exis­tiert erst­mal nicht. Also wenn man jetzt mal sich im. Wenn man sich jetzt mal natür­lich künst­lich eine Situa­ti­on vor­stellt, in der wir eben nicht in einem sozia­len Sys­tem mit bestimm­ten Nor­men und Wer­ten, Reli­gio­nen, Rechts­staat­lich­keit und so wei­ter leben, sind wir zu nichts ver­pflich­tet. Also wir kom­men ja nicht auf die Welt und haben schon ganz vie­le Pflich­ten, mit denen wir belas­tet sind oder mit die, die wir mit uns her­um­tra­gen. Dann haben wir nur Grund­be­dürf­nis­se. Das heißt, ich ver­bin­de das Wort Pflicht mit etwas, was ich tun soll­te, ent­we­der weil ich mir das sel­ber über­legt habe. Für mich sel­ber, das gibt es ja auch die­se, die­se Selbst­ver­pflich­tung, also dass ich zum Bei­spiel sage, ich möch­te gesund leben. Des­we­gen ist es mei­ne Pflicht, mich gesund zu ernäh­ren, regel­mä­ßig Sport zu machen, sol­che Sachen. Also das ist eine Sache, die ich mir selbst auf­er­le­ge und ich fin­de dei­nen Gedan­ken ganz gut, dass dann kom­men die Pflich­ten von außen, vom von der Gesell­schaft, vom Part­ner, von Reli­gi­on, wie du es gera­de gesagt hast.

Björn
Aber am Ende ist es immer noch mei­ne Ent­schei­dung zu sagen Die­se Pflicht neh­me ich an und ich neh­me sie in Kauf oder wie auch immer ich das begrün­de für mich, aber die muss ich anneh­men. Also ist doch eigent­lich alles, was mit einer Pflicht zu tun hat, Teil mei­ner Selbst­be­stim­mung.

Jan
Ja, also zu wahr­schein­lich sehr, sehr gro­ßen Tei­len. Wobei wir jetzt natür­lich eine ganz schön abs­trak­te Sicht dar­auf haben. Das ist halt so ein biss­chen die­ses Du bist dein eige­ner oder Jeder ist sei­nes eige­nen Glü­ckes Schmied. Das ist natür­lich, wenn man so unter­bricht, so, es kann natür­lich aber auch schwer fal­len, sich einem gesell­schaft­li­chen Kon­sens irgend­wie zu wider­set­zen oder da halt ein­fach Ver­pflich­tun­gen aus­zu­schla­gen. Zu sagen, das ist mein The­ma, habe ich mir ja nicht aus­ge­dacht. Man wird aber immer. Damit leben müs­sen, dass es unter Umstän­den von außen im Kon­sens gese­he­ne Ver­pflich­tun­gen gibt, die also bei­spiels­wei­se aus der Gesell­schaft oder vom Gesetz oder wie auch immer, dass dies so gibt und dass ich mit den Kon­se­quen­zen auch leben muss. Wenn ich das nicht tue.

Björn
Und dar­auf woll­te ich hin­aus. Das fin­de ich jetzt. Das ganz Span­nen­de dar­an, wenn man sagt Eigent­lich ist eine Pflicht etwas, was man erst mal anneh­men muss, also dass das immer ein Teil der Selbst­be­stim­mung ist. War­um gibt es dann rela­tiv häu­fig, wie ich fin­de? Die Situa­ti­on, dass Men­schen sich über ihre Pflicht beschwe­ren, also dass sie sagen Ich habe so vie­le Ver­pflich­tun­gen und ich muss das ja alles machen, und das muss ich auch noch machen. Wenn man eigent­lich die Ant­wort ist Nein, musst du nicht, das hast du ja sel­ber in der Hand, du kannst das ja sel­ber ent­schei­den. Wie kommt das, dass eigent­lich das ja eine freie Ent­schei­dung ist? Es sei denn, es ist jetzt wirk­lich etwas, was das Leben bedroht, wenn man es nicht tut. Aber war­um kommt es dann, dass so vie­le über ihre Pflich­ten, ich sage es mal ganz direkt jam­mern?

Jan
Da kommt aus mei­ner Sicht zwei ver­schie­de­ne Din­ge zusam­men. Das eine ist die gefühl­te Ver­pflich­tung. Erst mal für sich zu sor­gen, ein gewis­ses Ein­kom­men, eine Sicher­heit zu haben oder so etwas. Was den meis­ten Men­schen so geht, dass sie irgend­wie arbei­ten gehen, um dem­entspre­chend ihre Bedürf­nis­se befrie­di­gen zu kön­nen, sei das Essen Sicher­heit, ein schö­nes Zuhau­se oder wie auch immer. Wofür man auch. Ent­schul­di­gung.

Björn
Ich muss dich unter­bre­chen. Ist das Pflicht oder Not­wen­dig­keit?

Jan
Ja. Was heißt hier Not­wen­dig­keit? Es ist kei­ne Not­wen­dig­keit. Ich kann auch unter dem frei­en Him­mel leben. Geht auch tun. Auch Men­schen. Und es gibt auch Men­schen, die das tun, ohne Not, son­dern weil sie sagen Das ist ihr Weg. Aber in der Tat kom­men wir näm­lich genau zu die­sem Punkt. Es ist dann eine gefühl­te Ver­pflich­tung, das zu tun. Ich muss ja zur Arbeit gehen. Aber letz­ten Endes ist es natür­lich auch eine Ent­schei­dung, die­sen Weg so zu gehen. Das heißt, ich bin ja kein Freund von dem Spruch Wer A sagt, muss auch B sagen, muss nicht woan­ders hin. Aber der Punkt ist natür­lich schon. Es fällt natür­lich schwer zu sagen, ich habe fol­gen­de Ansprü­che, aber ich möch­te, dass die­se Ansprü­che befrie­digt wer­den, ohne dass ich etwas dafür tue. Und das heißt, in dem Moment, wo ich viel­leicht die­sen Anspruch habe, habe ich viel­leicht dann auch die Not­wen­dig­keit, in Anfüh­rungs­stri­chen dafür zu sor­gen, dass ich die­sen Anspruch auch befrie­di­gen kann. Das kann bei­spiels­wei­se eine Form von schö­ner Woh­nung sein, von einem Hob­by, was ich pfle­ge.

Jan
Das kön­nen ver­schie­de­ne Din­ge sein, aber letz­ten Endes ist es auch da immer die freie Ent­schei­dung. Größ­ten­teils. Ich mei­ne, sind mal weg von Ver­pflich­tun­gen. Wenn ich jetzt wirk­lich ver­ant­wort­lich bin, bei­spiels­wei­se für ein Kind oder so was. Dass, das sage ich mal im Guten, im Sin­ne von siche­ren, gesun­den Umfeld irgend­wo groß wird. Auch das ist letz­ten Endes, wenn man es her­un­ter­bricht, ein Stück weit eine Ver­pflich­tung, die man sich selbst auf­er­legt. Aber aus mora­li­schen Grün­den wür­de man sagen Das ist auch not­wen­dig. Aber da kom­men wir sofort in das Wer­ten hin­ein.

Björn
Ja, ja und vor allem ist ja ganz span­nend. Und wenn du jetzt von mora­li­schen Grün­den sprichst. Also wir Men­schen waren mal Rudel Wesen. Es war nicht so, dass ein Kind nur von zwei Eltern groß­ge­zo­gen wur­de. Sehr wahr­schein­lich.

Jan
Son­dern ganz schön weit in der Ver­gan­gen­heit.

Björn
Ja, ja, aber nichts­des­to­trotz die Pflicht, das allei­ne mit sei­nem sei­nem Part­ner zu machen, ist durch ein Kon­strukt ent­stan­den, das wir Fami­lie nen­nen. Also ich bin jetzt, ich bin jetzt. Da kön­nen wir uns jetzt unglaub­lich rein ver­ren­nen in die Rich­tung natür­lich, aber es ist, es ist am Ende des Tages ist es, glau­be ich das, die span­nen­de Fra­ge Was neh­me ich als Pflicht an und was nicht? Weil ich fin­de auch die­sen Gedan­ken von dir gera­de sehr gut zu sagen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Ich mache die­sen Satz ja auch nicht, weiß aber der. Wenn ich, wenn ich, wie du gera­de geschil­dert hast, einen bestimm­ten, ein bestimm­tes Leben füh­ren will und ich aber die Pflicht nicht anneh­me, aber trotz­dem so tue, als könn­te ich die­ses Leben leben, dann habe ich ein unglaub­li­ches Kon­flikt­po­ten­ti­al in mei­nem eige­nen Leben. Nicht nur mit ande­ren, son­dern auch mit mir selbst. Ich glau­be, das grenzt dann auch schon an Din­gen, die wir als Coach gar nicht mehr behan­deln kön­nen, wenn es so einen Kon­flikt gibt.

Björn
Ich glau­be, dass das dann tat­säch­lich eine Situa­ti­on ist, die auch schon eher Rich­tung Per­sön­lich­keits­stö­rung geht. Aber ande­res The­ma. Ich fin­de nur ganz span­nend, wenn wenn immer die Fra­ge Was neh­men wir an und was neh­men wir nicht an und war­um füh­len wir uns ver­pflich­tet?

Jan
Genau, es soll.

Björn
Es gibt das vor allem ja auch im fami­liä­ren Kon­text. Wie oft erlebt man das? Ich kann mich auch noch ans Stu­di­um erin­nern, dass Leu­te sag­ten auch ich muss zu mei­nen Eltern nach Hau­se, da hat Judy Geburts­tag mit tota­ler Unlust. Es aber trotz­dem gemacht haben. Das ist so ein Para­de­bei­spiel einer Pflicht Nach­kom­men Pflicht­be­wusst­sein. Aber gegen kom­plett gegen den eige­nen Wil­len.

Jan
Lau­fen wir gera­de Gefahr, dass dem jetzt schon the­ma­tisch weit­ver­brei­tet.

Björn
Ist und.

Jan
Unter­gang. Ich war noch hän­gen­ge­blie­ben bei dem The­ma, dass man da eben auch in per­sön­li­che Kon­flik­te kom­men kann. Und das ist kein Coa­ching The­ma mehr. Das kommt natür­lich drauf an, wie tief das ist. Aber ansons­ten ist das ja eigent­lich ein klas­si­sches Ziel­kon­flikt. The­ma und das ist ja, es ist ja total Kern auch von Coa­ching, wenn ich zum Bei­spiel sage, ich habe ein enor­mes Frei­heits bedürf­nis, Unab­hän­gig­keits oder Frei­heits Bedürf­nis im Sin­ne von Ich kann jeden Tag ent­schei­den, was ich mache, aber gleich­zei­tig möch­te ich ger­ne irgend­wie ein fet­tes Haus, ein fet­tes Auto und alles auf Pump. Am bes­ten heu­te schon gekauft. Dann kom­me ich natür­lich genau dahin, dass ich sage Okay, das eine hat mit Ver­pflich­tun­gen zu tun, lang­fris­tig und dann unter Umstän­den auch mit der Situa­ti­on, dass ich nicht mehr so frei ent­schei­den kann. Das ande­re ist der Unab­hän­gig­keits drang, der Frei­heits­drang. Und da kann man das im Coa­ching auch super dran arbei­ten.

Björn
Ja, natür­lich. Was ich jetzt mein­te, sind natür­lich extre­me Fäl­le. Also wo so eine, so ein Wunsch. Ich möch­te so und so leben, aber ich ver­hal­te mich mit nichts, was ich tue in die Rich­tung. Da mei­ne ich natür­lich einen Extrem­fall mit, also ich mich dann fast schon selbst­zer­stö­re­risch ver­hal­te. Das mein­te ich jetzt natür­lich. Du hast schon recht, das ist eine Ziel­set­zung des Coa­ching. Und so kannst du damit natür­lich wun­der­bar machen, vor allem, wenn die Fra­ge ist Ich weiß nicht wie. Wenn ich aber wüss­te, wie es aber ein­fach nicht kann, also aus irgend­wel­chen Per­sön­lich­keits Grün­den, dann wird es ein biss­chen schwie­ri­ger.

Jan
Wir waren gera­de bei dem The­ma dann ange­kom­men, dass du sag­test, es gibt die­ses Bei­spiel aus der Fami­lie, dass die Groß­tan­te Ursu­la Geburts­tag hat und des­halb muss ich jetzt nach rechts fah­ren und beim Kaf­fee­kränz­chen teil­zu­neh­men. Aber ich möch­te eigent­lich gar nicht. Da sind wir auch bei einem The­ma, was man zum Bei­spiel ganz gut auch bear­bei­ten kann mit dem Auf­trags Karus­sell. Also auch das kann man ja sozu­sa­gen ver­wen­den für Ver­pflich­tun­gen. Also, dass ich mir eigent­lich anschaue, wenn ich sage, ich habe so vie­le Ver­pflich­tun­gen, tat­säch­lich mal auf­schrei­be, was sind denn die gan­zen Ver­pflich­tun­gen, die ich habe? Und die ich sehe. Und wer ist denn gefühlt der Auf­trag­ge­ber dafür? Von wem kommt denn die­se Ver­pflich­tung? Und dann kann ich mich fra­gen Was pas­siert denn, wenn ich die­se Ver­pflich­tung nicht nach­kom­me? Und dann kann ich anfan­gen, auch zu prio­ri­sie­ren und zu sagen Okay, was davon ist mir denn per­sön­lich eigent­lich wich­tig? Und her­aus­ar­bei­ten, was viel­leicht eigent­lich mei­ne Kern­the­men sind, die ich sehe, als Ver­pflich­tung oder als Din­ge, die ich machen möch­te. Und da kom­men wir eigent­lich zu dem gan­zen Kern­punkt, den du ja auch gera­de schon ange­spro­chen hast, näm­lich die Fra­ge Fremd oder Selbst­be­stim­mung.

Jan
Emp­fin­de ich es als Ver­pflich­tung oder emp­fin­de ich etwas, was ich? Emp­fin­de ich es als etwas, was ich tun möch­te? Also. Du kannst nie­man­den zwin­gen, sozu­sa­gen, wenn er selbst möch­te. Oder sie. Wenn du halt, wenn du kannst die, die du kannst schon ab. Du musst den Rasen mähen. Wenn du es aber liebst, Rasen zu mähen, dann ist das kei­ne. Ist das kei­ne Bestra­fung? Und genau­so ist es auch mit Pflich­ten. Wenn ich es nicht als etwas sehe, dem ich mich nicht ent­zie­hen kann, son­dern als etwas, was ich möch­te. Dann ist das natür­lich eine ganz ande­re Sicht. Es gibt ja auch die­sen Spruch Dann sind wir auch gleich durch mit mit dem Phra­sen dre­schen Ich kann, weil ich will was, was ich muss. So ein Spruch, der von man­chen auch als ganz schwie­rig oder unan­ge­nehm emp­fun­den wird. Aber da ist natür­lich auch viel Wah­res dran. Wenn ich. Wenn ich das für mich akzep­tie­re, was ich muss, aus wel­chen Grün­den auch immer, und das qua­si aus mir her­aus mache, dann habe ich auch den Antrieb, die Moti­va­ti­on.

Jan
Und dann kann ich auch sagen Das kann ich, das möch­te ich.

Björn
Ich fin­de ja mit Selbst und Fremd­be­stim­mung. Das ist ein wich­ti­ger Punkt. Eine ande­re Geschich­te, die mir jetzt gera­de so ein­ge­fal­len ist. Wir haben ja gera­de vor kur­zem noch eine Sen­dung letz­te Woche zum The­ma Trans­pa­renz auf­ge­nom­men, wo es ganz viel um das War­um ging. Also dass man erklä­ren muss, war­um bestimm­te Sachen so ent­schie­den wer­den, wie man sie ent­schie­den hat. Und ich glau­be tat­säch­lich es. Das geht mir auch oft so, dass es gewis­se Pflich­ten gibt, die ich habe, die mir kei­nen Spaß machen. Aber ich glau­be und ich glau­be, dass das vie­len so geht, dass die Din­ge machen, die ihnen kei­nen Spaß machen, weil sie es als Pflicht emp­fin­den und weil es auch viel­leicht eine wich­ti­ge Tätig­keit ist, die, die wesent­lich ist. Und ich. Mir hilft es zum Bei­spiel dann auch immer, in sol­chen Situa­tio­nen noch mal dar­auf hin­zu­wei­sen, mich sel­ber oder ande­re. War­um man die­se Pflicht über­haupt tut. Also qua­si einen Schritt zurück­ge­hen und den Blick aufs gro­ße Ziel set­zen. Also ganz typi­sches Ding ist ja Spar­sam­keit zum Bei­spiel.

Björn
Also ich spa­re Geld, um mir irgend­wann etwas Schö­ne­res zu leis­ten. Oder ich spa­re Geld, um mir irgend­wann kei­ne Sor­gen zu machen oder einen schö­nen Ruhe­stand zu haben oder irgend­wie so was. Oder ich put­ze mei­ne Woh­nung, weil ich ger­ne in einer sau­be­ren Woh­nung lebe, in einer schö­nen Woh­nung. Wenn ich das nicht mache, habe ich kei­ne schö­ne Woh­nung. Sol­che Geschich­ten. Und anstatt sich dann, das beob­ach­te ich sehr häu­fig, dass das ist, dass Men­schen sich sehr auf die Tätig­keit kon­zen­trie­ren, blöd, blöd put­zen, blöd lan­ge im Zug sit­zen und Groß­tan­te Ursu­la besu­chen. Wie auch immer. Aber. Aus den Augen ver­lie­ren, war­um sie das eigent­lich machen. Neh­men wir das Bei­spiel der Groß­tan­te Ursu­la Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl, Rück­halt in der Fami­lie. Also sol­che Geschich­ten, auch wenn das viel­leicht läs­tig ist, lan­ge im Zug zu set­zen. Mei­ne Beloh­nung wer­de ich ja krie­gen, wenn ich die Woh­nung put­ze, setzt sich hin­ter einer schö­nen, sau­be­ren Woh­nung. Wenn ich jetzt Geld spa­re, kann ich viel­leicht mir den tol­len gro­ßen Urlaub leis­ten. Wie auch immer, ich glau­be, dass es ganz wich­tig ist, bei Pflich­ten, die man wirk­lich machen muss, weil man sich selbst dazu ver­pflich­tet hat.

Björn
Wenn man ein bestimm­tes Ziel hat, sieht das nie aus den Augen zu ver­lie­ren, da immer einen Schritt zurück­zu­ge­hen.

Jan
Ja, also da ist man ja bei die­sem The­ma. Beloh­nungs Auf­schub oder Gra­ti­fi­ka­ti­on Auf­schub, wo es ja auch die­se Expe­ri­men­te gibt mit Kin­dern, die dann in einem Raum sit­zen. Dann heißt es also Hier liegt ein Keks, wenn zehn Minu­ten war­test und die nicht ist, dann kriegst du noch einen zwei­ten. Und die einen, die einen, die ande­ren eher weni­ger. Und was sich dar­aus dann ablei­ten lässt. Das ist natür­lich ein Effekt, dass ich mir also sagen kann Wofür ist es denn gut, dass ich die­se Ver­pflich­tung mache? Es gibt aber auch Ver­pflich­tun­gen, da gibt es viel­leicht gar kei­nen Grund für, weil es ist ein­fach so, wie es ist und ich kann mich der Sache nicht ent­zie­hen. Oder ich muss es jetzt tun, weil viel­leicht auch äuße­re Zwän­ge da sind. Und da habe ich viel­leicht auch, oder es gibt viel­leicht auch Din­ge, die muss ich tun, obwohl sie mir nicht gefal­len. Auch das ist etwas, was es geben kann. Und dann sind wir aber wie­der bei dem The­ma Akzep­tanz. Bzw. Wir hat­ten vor eini­ger Zeit das The­ma Gelas­sen­heit Gebet.

Jan
Also auch die Din­ge hin­zu­neh­men, die ich nicht ändern kann. Wenn es eine Sache ist, die ich nicht ändern kann, und ich weiß, dass es eine Sache ist, sie nicht ändern kann, dann muss ich auch eigent­lich kei­ne Ener­gie dar­auf ver­schwen­den, mich jetzt inner­lich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen, war­um das jetzt so ist oder dass ich es eigent­lich nicht möch­te, son­dern kann ich ein­fach mich dar­auf kon­zen­trie­ren, die Sache zu tun und hin­ter mich zu brin­gen. Ist viel­leicht nur ein klei­ner Trost, aber es ist dann qua­si die ein­zi­ge Mög­lich­keit, damit umzu­ge­hen. Zu ver­su­chen, es anzu­neh­men. Als eine Not­wen­dig­keit. Und viel­leicht zu ver­su­chen, in der Sache trotz­dem noch das Gute zu sehen. Viel­leicht gibt es trotz­dem noch etwas, was ich dabei dar­aus ler­nen kann. Und viel­leicht kann ich mit einer gewis­sen Acht­sam­keit, mit der ich das tue, noch das Bes­te dar­aus machen. Das sind Mög­lich­kei­ten, wie man damit umge­hen kann. Aber letz­ten Endes ist das genau die­ser Punkt. Ent­we­der sage ich, ich habe da einen Beloh­nungs Auf­schub. Die­se Ver­pflich­tung ist für spä­ter gut.

Jan
Oder ich muss halt ein­fach akzep­tie­ren, dass es jetzt die­se Ver­pflich­tung gibt. Oder drit­te Vari­an­te, die wir am Anfang hat­ten. Viel­leicht ist es gar kei­ne Ver­pflich­tung, son­dern es ist eine wahr­ge­nom­me­ne Ver­pflich­tung. Und es gibt durch­aus die Mög­lich­keit, dass ich sage Nein, ich mache es nicht.

Björn
Was für vie­le Men­schen ein rie­si­ger, muti­ger Schritt ist, sehr häu­fig. Und das ist ja auch etwas, wo Coa­ching tat­säch­lich sehr gut hel­fen kann. Das du hast das Auf­trags Karus­sell schon ange­spro­chen zum Bei­spiel über­haupt her­aus­zu­ar­bei­ten. Ist das eine Ver­pflich­tung, die wirk­lich da ist oder habe ich mir das selbst auf­er­legt? Weil das sind dann Sachen, die man ja rela­tiv leicht los­wer­den kann. Also wenn das eine Ver­pflich­tung ist, die nur aus einem selbst raus kommt, aus einem Gefühl, das sich viel­leicht völ­lig weg­ra­tio­na­li­sie­ren lässt, wo man sich sehr schnell dar­über im Kla­ren wird, das ist eigent­lich tota­ler Quatsch, was ich hier mache. Ich glau­be, davon ver­ab­schie­den wir uns recht ein­fach. Und für alles ande­re, was von außen kommt, wie du schon sagst, kann man sich sehr schön auch in einem Coa­ching über­le­gen Was wäre das Schlimms­te, was pas­sie­ren könn­te? Das ist ja zum Bei­spiel eine Fra­ge, wenn man die stellt, die ganz oft schon die Lösung bringt, in dem Moment schon klar wird Es kann ja gar nicht so wahn­sin­nig Schlim­mes pas­sie­ren, die Welt wird nicht unter­ge­hen.

Björn
Also das sind, das sind so Her­an­ge­hens­wei­sen dar­an. Aber grund­sätz­lich ist das ist so eine klä­rung, so eine auf­trags klä­rung bei ver­pflich­tung sehr, sehr heil­sam. Span­nen­des The­ma.

Jan
Abso­lut. Tja, so sind wir dabei bei dem The­ma. Ver­pflich­tun­gen haben das Beleuch­ten von unter­schied­li­chen aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven viel­leicht. Zusam­men­ge­fasst gibt es da auch noch mal die­sen Punkt, den man ja auch im Coa­ching anwen­den kann die einen oder ande­ren. Viel­leicht auch schon mal die­ses Rad gese­hen mit die­sen drei Punk­ten? Love it, chan­ge it or lea­ve it. Also ent­we­der freun­den wir uns mit den Din­gen an, die wir als Ver­pflich­tung sehen, oder wir ändern sie oder wir tun sie halt ein­fach nicht. Das sind die Mög­lich­kei­ten, wie man damit umge­hen kann. Und wir hof­fen, ihr habt Spaß gehabt dabei, euch heu­te mit Ver­pflich­tun­gen aus­ein­an­der zu set­zen. Wir freu­en uns dar­auf, von euch zu hören, was eure Ver­pflich­tun­gen sind oder ob ihr viel­leicht noch ande­re Rezep­te habt, wie man mit Ver­pflich­tun­gen umgeht. Wenn ihr über eure Ver­pflich­tung spre­chen möch­tet, fin­det ihr unse­re Kon­takt­da­ten natür­lich unter dem Pod­cast und wir freu­en uns auf eure Nach­rich­ten und wün­schen euch ansons­ten bis zur nächs­ten Fol­ge alles Gute und Ver­blei­ben. Mit bes­ten Grü­ßen und Björn, ver­ab­schie­de dich ger­ne.

Björn
Bis bald. Bis nächs­te Woche.

Jan
Auf Wie­der­hö­ren.