In dieser Folge des Coach & Coach Podcasts sprechen Björn und Jan über den Rosenthal-Effekt, der die Verzerrung von Ergebnissen beschreibt. Sie diskutieren, wie die Erwartungshaltung Einfluss auf die Ergebnisse haben kann und wie man diese Erwartungshaltung positiv nutzen kann. Sie betonen die Bedeutung einer positiven Grundhaltung und wie diese sich auf das Verhalten und die Ergebnisse auswirken kann. Sie geben Beispiele aus verschiedenen Kontexten wie Bewerbungsgesprächen und Führungssituationen und ermutigen die Zuhörer, ihre eigene Haltung zu reflektieren und zu beeinflussen.
Björn (00:25)
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Coach & Coach, dem Doppelcoach Podcast mit Jan Gustav Franke. Hallo Jan. Und mir, Björn Bobach. Schön, dass ihr dabei seid. Und wir sprechen heute nicht über Dalli Dalli, sondern über den Rosenthal -Effekt. Ähnlicher Name wie der Moderator. Aber es geht eigentlich was ganz anderes. Und das ist ein Wunschthema vom Jan. Deswegen kann er uns vielleicht mal erklären.
Jan (00:32)
Hallo Björn.
Björn (00:53)
in einfachen Worten, was der Rosenthal -Effekt ist und wieso wir da überhaupt drüber sprechen wollen.
Jan (01:00)
Ja, sehr gerne. Aber bevor wir das machen, musst du mich erstmal wahrscheinlich mit in eine Reise einer anderen Zeit nehmen. Und zwar wie heißt denn der Moderator von Dalli Dalli und was ist überhaupt Dalli Dalli? Wer von unseren Hörern weiß das noch? Also bei mir klingelt es ein bisschen, ich habe was irgendwie im Hinterkopf mit Kopfhörern, so ein Spiel. Kann das sein?
Björn (01:08)
Hahaha!
Ja, ja, ja, das war eine ganz große deutsche Fernsehshow. Und da gab's einen Moderator, der hat immer gesagt, sie sind der Meinung, das war Schwitze, und ist dann hochgesprungen und solche Sachen. Da sieht man halt, dass ich ein bisschen älter bin als du. Mich hat das als Kind sehr begleitet, vielleicht auch manchen unserer Hörer. Aber lass uns zum Thema kommen.
Jan (01:40)
Okay, ich war auch nicht bei Dalli Davies und bei Ruckzuck, aber gut, lassen wir das. Der Rosenthal -Effekt ist mir begegnet in einem beruflichen Kontext, als wir uns darüber ausgetauscht haben. An dieser Stelle liebe Grüße an Florian. Und tatsächlich geht es einen Effekt der Verzerrung. Und zwar der Verzerrung von Ergebnissen. Es gibt unterschiedliche Formen von Experimenten, wo das mal aufgetreten ist.
Björn (01:43)
Ja.
Jan (02:06)
Ich möchte mal einen benennen und zwar gibt es Experimente, wo Lehrer an einem Versuch teilgenommen haben und diesen Lehrern wurden im Grunde genommen zwei Schülergruppen gegenübergestellt. Die eine Gruppe, dazu haben sie die Informationen bekommen, diese Schüler sind sehr, sehr schlecht. Die andere Schülergruppe sind so high potentials, sehr, sehr intelligent, sehr gut. Und dann haben sie quasi auch den Lehrern gewisse Aufgaben mitgegeben, die die Schüler bewältigen sollten und
Es hat sich bestätigt, dass die High Potentials deutlich besser waren als die nicht so schlaue Schülergruppe. Erst mal wenig überraschend, aber die Aufklärung war dann am Ende des Tages, es gab eigentlich keinen Unterschied bei diesen Schülergruppen von der Intelligenz und so weiter, sondern am Ende des Tages war quasi die Erwartungshaltung der Lehrer in diesem Zusammenhang, hat einen Einfluss darauf, auch wie sie die Inhalte vermittelt haben und wie dann die Ergebnisse kamen. Da gibt es auch noch einfacherer Experimente mit Ratten und so weiter.
die natürlich weniger komplex sind und vielleicht weniger Variable mit drin haben. Aber die Kernaussage ist letzten Endes, es macht einen Unterschied, welche Erwartungshaltung wir haben für das Ergebnis, was am Ende herauskommt. Wir kennen das auch unter anderem begriffen, kommen vielleicht gleich auch noch mal drauf. Und das ist total interessant, weil uns das natürlich auch im täglichen Leben, ob privat oder auf der Arbeit, ständig wieder begegnet. Denn wir haben ja meistens Erwartungen, positive oder negative.
Björn (03:29)
Ja, begegnet uns ja wirklich ständig. Also beispielsweise, jemand fängt einen neuen Job an, spricht vorher oder fängt den an und da sind Kollegen und die kündigen einen anderen Kollegen, an der gerade im Urlaub ist. Also das ist ein Kollege, der ist total kompliziert oder so, der ist total schwierig. Und dann sind wir natürlich schon in dem Moment, wo wir das erste Mal auf den Treffen darauf gepolt und verfälschen eigentlich unseren ersten Eindruck oder vielleicht sogar die Wahrnehmung, die wir
grundsätzlich von diesen Menschen hätten, weil wir schon diesen anderen Input vorher hatten. So ähnlich wie Priming. Haben wir ja im Vorgespräch auch eben kurz schon angesprochen. Das hat ja ein ähnliches Wirkungsfeld. Also man ist dann quasi schon so gepolt, dass man ein Ergebnis erwartet und dann sehr wahrscheinlich auch ausfiltert danach, was dieses Ergebnis bestätigen würde. Deswegen wäre jetzt so mein erster Gedanke, liegt das dann daran, dass man …
wenn man als Leiter von so einem Versuch wie in diesem Rosenthal -Effekt, wie du es jetzt gerade beschrieben hast, oder wenn man grundsätzlich in eine Situation kommt, einen anderen Filter hat.
Jan (04:40)
Also ich könnte mir vorstellen, dass es einen anderen Filter hat, aber ich glaube der eigentlich interessante Effekt oder das was die Auswirkungen hat ist glaube ich nicht der, vielleicht nicht per se allein der Filter, sondern insbesondere auch das was sich in uns und in unserem Handeln tut. Nehmen wir mal das Beispiel was du gerade genannt hast mit diesem unheimlich komplizierten Kollegen, der aus dem Urlaub wiederkommt. Und wir haben jetzt schon zwei Wochen lang gehört wie kompliziert dieser Mensch ist. Unter Umständen ist es da nicht nur so, dass wir geprimed sind und jetzt irgendwie darauf achten, was sind denn die komplizierten Sachen, die der sagt oder tut.
Björn (04:53)
Hm?
Hm?
Jan (05:08)
Sondern unter Umständen ist es so, dass wir uns schon selbst dieser Person nicht neutral gegenüber verhalten, sondern eher schon eine Abwehrhaltung haben. Weil wir denken, die Person ist sowieso schon kompliziert. Ja, und dass wir vielleicht mit einer Abwehrhaltung auch nicht selbst unbedingt sympathisch wirken, direkt zu beginnen, ist auch ganz logisch. Und, ja, und, Wunder, dann ergeben sich natürlich komplizierte Situationen, weil vielleicht diese unvoreingenommene Person, die aus dem Urlaub wiederkommt, denkt, Mensch, was ist das denn für ein Typ? Warum ist denn der so? Und dann geht das Spiel los.
Björn (05:15)
Richtig, ja.
Richtig. Ja. Ja.
Jan (05:37)
Und das finde ich ist auch noch mal die komplexere Sache gegenüber dem Thema Priming, wo es ja in erster Linie auch darum geht, worauf achte ich selbst, was nehme ich wahr oder wie deute ich Sachen, ist quasi, dass eigentlich durch die Informationen, die ich habe, ich eben mein Verhalten verändere. Und durch mein verändertes Verhalten verändert sich auch das Verhalten meines Gegenübers unter Umständen. Also wenn ich jetzt…
Björn (06:01)
Mhm. Jaja.
Jan (06:03)
nehmen wir mal anders herum, die sind nochmal diese Schülergruppe oder Kollegen oder Mitarbeiter oder Kunden. Wenn ich höre, das sind ganz, ganz kooperative Menschen, mit denen kann man super arbeiten, dann gehe ich vielleicht auch viel lockerer in so eine Situation ran, gebe mir vielleicht auch mehr Mühe, das zu tun und verhalte mich ganz anders. Und auf einmal entwickeln sich diese Sachen, also entwickelt sich quasi auch das Verhalten meines Gegenübers anders, weil ich halt eben anders in diese Situation hineingehe.
Björn (06:31)
auch genauso gut andersrum sein. Habe ich mich gerade gefragt, ob das nicht auch so sein könnte. Das stell dir vor, es wäre genau andersrum. Es wird dir erzählt, ach, der ist total unkompliziert, der neue Kollege, ganz lockerer Typ. Und dann kommt der das erste Mal ins Büro und hat vielleicht einen schlechten Tag oder irgendwas. Und du gehst so ganz locker, flockig auf den zu. Und dann kriegst du als erstes so eine Bäh -Aussage. Irgendwas, was dich total irritiert. Das ist ja dann im Prinzip auch …
eine totale Verfälschung der Ergebnisse, weil dann auch die neutrale Grundhaltung völlig fehlt. Also eigentlich müssten wir uns dann ja jetzt heute darüber unterhalten, wie man sich eine neutrale Grundhaltung bewahren kann, eine Situation nicht zu verfälschen.
Jan (07:14)
Das wäre auch eine Möglichkeit, aber die Frage ist ja auch immer, was möchte man denn erzielen? Also wenn ich jetzt sage, ich möchte immer die rein neutrale, das rein neutrale Erlebnis haben, dann bin ich wie so ein leeres Gefäß, dann gehe ich irgendwo rein und bin komplett neutral ausgeglichen und lasse das erstmal alles auf mich wirken, was ja auch schön ist, kann man machen. Die Frage ist ja aber, ob man sich diesen Rosenthal -Effekt nicht auch positiv zu Nutzen machen kann. Also zum Beispiel…
Björn (07:19)
Richtig, ja.
Jan (07:44)
Ich erzähl mal quasi eine Anekdote aus dem eigenen Berufsleben. Ich hatte mal so eine Situation, da gab es ein Projekt und das Projekt war, das wussten die anderen, die dieses Projekt kannten, aber ich nicht, war sehr kompliziert und eigentlich wohl zum Scheitern verurteilt. Und das wusste ich aber nicht, hat mir auch keiner gesagt. Und ich…
Ich bin da sozusagen in meiner Grundpositivität mal drauf losgegangen und hab halt irgendwie einfach gemacht. Und es hat geklappt. Eigentlich zur Überraschung der anderen, weil die haben es eher so abgestoßen, weil es eigentlich keiner haben wollte, bis er halt bei mir gelandet. Und dazu kommt ja quasi dieser andere Punkt, nämlich es gibt ja auch diesen schlauen Spruch, alle sagten, das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht. Auch so ein schöner Kalenderspruch, wie man da immer so ein bisschen abfällig sagt.
Björn (08:12)
Mhm.
Jan (08:33)
Aber das heißt, wenn man jetzt irgendwie grundsätzlich erstmal denkt, das geht schon, oder man hat vielleicht auch eine negative Information gar nicht, dann kann es halt auch sein, dass Dinge gelingen, wo andere vielleicht denken, das ist vielleicht gar nicht so wahrscheinlich. Und daher ist für mich die Frage, ob dieser Rosenteileffekt positiv gesehen eben auch dazu führen kann, dass Dinge sich eben auch einfach positiv entwickeln, weil ich mit einer ganz anderen Grundhaltung reingehe. Wir hatten ja auch schon den Begriff der selbsterfüllenden Prophezeiung. Das klingt immer etwas abgehoben esoterisch.
Björn (08:58)
Mhm.
Jan (09:03)
Aber ich glaube schon, es macht einen erheblichen Unterschied, ob ich mit einer konstruktiven, positiven Sicht in Dinge, in Problemstellungen, Herausforderungen hineingehe oder ob ich eher denke, das wird sowieso nix.
Björn (09:16)
Ja, das ist, glaube ich, auch eine ganz große Herausforderung. Ich habe mich gerade gefragt, wie man dann vermittelt bekommt oder beziehungsweise wie man dann es schafft, seinen eigenen Erfahrungsschatz auch ein bisschen hinten anzustellen. Weil so ein Beispiel jetzt aus meiner Praxis ist das … Ich habe ja, glaube ich, schon mal erwähnt, dass ich eine etwas größere Zahnarztpraxis betreue.
und auch viel mit Personal zu tun habe und Vorstellungsgespräche mache und so. Und wir hatten da eine Zeit lang wirklich Pech. Also da kam einer nach dem anderen, der wirklich schwierig und kompliziert wurde. Und dann ist es natürlich unglaublich schwer, wenn wieder ein neuer Kollege kommt, davon auszugehen, das wird jetzt alles klappen. Weil der Erfahrungsschatz halt sagt, das ist jetzt, das … alle sind schwierig, was natürlich absurd ist. Es sind ja nicht alle Menschen schwierig oder es wird mit jedem …
irgendwas passieren. Weil wenn ich dann den Mitarbeitern sage, jetzt geht aber mehr mit offenem Blick dahin und auf den neuen Menschen zu. Ja, aber es ist ja so viel passiert. Und natürlich ertappe ich mich dann auch selber dabei, dass ich dann in dem Moment sofort eigentlich diese Hab -8 -Stellung habe, dass ich denke, mal schauen, was da jetzt wieder lauert und sich davon freizumachen. Gerade wenn es der eigene Erfahrungsschatz ist, ist, glaube ich, eine große Herausforderung.
Es ist was anderes natürlich, wenn ich von außen geimpft werde. Also dieses Beispiel, das du ganz am Anfang gesagt hast, das genannt hast, dass ein Prüfer schon geimpft wurde, das ist eine ganz schlechte Klasse und die können nichts und die strengen sich nicht an. Das ist, glaube ich, etwas, womit man leichter umgehen kann, als damit seine eigenen Lernerfolge und Erfahrungsschätze …
beiseite zu legen und immer wieder mit einem frischen Blick in eine Situation zu gehen. Es muss ja jetzt nicht nur was mit Interpersonnelles sein, also mit anderen Menschen, sondern es kann ja auch ein grundsätzliches Problem sein in einem technischen Ablauf, in der Projektabwicklung oder, oder, oder, oder auch private andere Situationen, die vielleicht immer wieder herausfordernd waren, die aber gar nicht immer herausfordernd sein müssen. Also das sehe ich da als größere Herausforderung an, tatsächlich.
Jan (11:25)
Hm?
Björn (11:31)
eigenen Erfahrungen nicht vor die Erfahrung des Neuen zu stellen.
Jan (11:36)
Ja, also das ist natürlich auch etwas, wozu man neigt. Also grundsätzlich ist es ja so, dass eine Neigung da ist, eben aus der Vergangenheit die Zukunft zu schließen. Also dass man die Erfahrung aus der Vergangenheit nimmt und das dann eben auf die Zukunft projiziert. Aber letzten Endes ist es natürlich auch ehrlich, also es ist, glaube ich, ein ganz, ganz beliebter Bias, ganz, ganz beliebter Fehler.
Aber es ist natürlich auch eigentlich total unfair der neuen Person gegenüber, wenn wir jetzt mal bei diesem Beispiel bleiben. Weil letzten Endes ist quasi aus Gründen, warum auch immer, weil die Personen vorher chaoten waren oder weil die sagen wir mal etwas neutraler, Konstellation einfach nicht gepasst hat, was ja wahrscheinlich der eigentliche Grund ist. Nee, das ist ja aber genau das, also was passiert ist, ist ja so narrativ innerhalb eines Systems.
Björn (12:17)
Das ist besser. Genau. Jaja, jaja.
Jan (12:23)
Und dann war es halt eben so, diese ganzen Menschen waren halt irgendwie kompliziert. Aber waren die Menschen kompliziert? War das System vielleicht selbst kompliziert? Wer weiß es genau. Aber … Genau. Und die Frage ist ja, ob man auch da, wie du schon sagst, sich eben auch über diese bisherige Geschichte eben nicht dann auch schon selbst verzerrt in dem Verhalten, wie man dann dieser Person gegenüber tritt. Und da gibt es natürlich auch Dinge, die man probieren kann. Also ich zum Beispiel …
Björn (12:30)
Eine Kombination aus beidem sehr wahrscheinlich.
Jan (12:53)
Ich bin ja ein großer Fan auch von diesem Gleichnis oder Bild, auch öfter mit zu tun im betrieblichen Kontext. Panterie, alles fließt. Der gleiche Mensch kann niemals in den gleichen Fluss steigen, weil der Fluss sich verändert und wir verändern uns. Und so ist es ja auch in solchen Situationen. Also auch wenn jetzt irgendwie eine …
Auch wenn wir jetzt in der Vergangenheit mit einer Person eine schwierige Situation haben, dann heißt das ja auch nicht, dass diese Situation sich immer so wiederholen muss. Das kann sich auch verändern. Und gerade wenn man mit, in Anführungszeichen, neuen oder unbekannten Menschen zu tun hat, finde ich es total wichtig, sich das selbst zu vergegenwärtigen, dass man sich da vielleicht auch erst mal leer machen muss. Dass man erst mal die eigenen Erwartungen irgendwie ausschütten muss und sagen muss, okay, jetzt versuche ich mal ganz un…
beeinflusst auch von meinen bisherigen Erfahrungen erstmal in diese Situation zu gehen. Und das coole ist ja jetzt zum Beispiel auch in Situationen wie du jetzt gerade beschrieben hast, wenn einem das irgendwie bewusst ist, man auch weiß, das System hat vielleicht schon diese Erfahrung gemacht, dann kann man ja vielleicht sogar auch darauf hinwirken, also auch im Umfeld und sagen, pass mal auf, wir haben Erfahrungen gemacht, jetzt kommt was anderes und wir dürfen eigentlich nicht vergessen, das ist jetzt ein ganz anderer Mensch. Die Konstellation ist insofern komplett neu, selbst wenn wir so sind, wie wir sind und wer weiß, was kommt.
Und jetzt gehen wir da mal offen, kann man auch neutral sagen, muss ja nicht positiv sein, aber zumindest offen irgendwie an so eine solche Situation heran. Aber sich das allein mal zu vergegenwärtigen, dass es nicht immer so sein muss, ist ja schon total viel wert.
Björn (14:26)
Richtig. Braucht natürlich viel Kraft, also mentale Kraft. Also das kennen wir auch aus dem Coaching -Alltag, dass wenn wir ein paar Klienten hintereinander haben und dann haben wir vielleicht jemanden, der, ich sag's jetzt mal ganz vorsichtig, schwieriger zu knacken ist. Nicht, dass wir Menschen knacken, Gottes Willen. Aber es gibt ja Menschen, wo die Kommunikation einfach ein bisschen schwieriger ist oder die verschlossener sind, wo man …
als Coach auch ein paar mehr Kreise drehen muss, ist natürlich gefährlich, wenn man dann dem Nächsten gegenüber sitzen würde und denkt, das wird jetzt wieder anstrengend oder es wird jetzt wieder eher eine ausführlichere Geschichte. Das ist kraftzehrend und das ist natürlich viel, viel schwieriger, als sich einfach auf seine gewohnten Muster zu verlassen. Ja, und wir kennen das ja nicht. Das wird jetzt eh wieder schwierig. Da muss ich gar nicht viel Energie aufhören. Jetzt lass uns mal irgendwie den Bogen kriegen zu dem
was du gesagt hast eben, das finde ich eigentlich ganz wichtig und ganz spannend und ganz wertvoll. Wie kann man das für sich nutzen? Also die Grundhaltung so zu verändern, dass es mir am Ende und meinem Umfeld dann ja sehr wahrscheinlich auch eher etwas bringt. Das erste Wort, was mir da so einfällt außer Neutralität ist Zuversicht. Also dass man zuversichtlich in eine Situation geht. Weil nehmen wir das Beispiel mit dem Prüfer vom Anfang wieder.
Jan (15:39)
Mhm.
Björn (15:47)
Wenn der in so eine Situation reingeht mit dem Gedanken, die werden das alle schaffen und ich helfe denen auch, dass sie es schaffen, weil sie können es schaffen, wenn ich ihnen helfe, ist das ja was Alters, als wenn er sagt, ist eh Hopfen und Malz verloren, muss ich mich jetzt gar nicht groß anstrengen, dass die da irgendwie durch diese Prüfung kommen. Also das ist jetzt ein ganz plakativer Nutzen. Aber wie kann man das noch für sich nutzen?
Jan (16:12)
Ja, also ich glaube, das ist schon ein ganz gutes Beispiel. Das kannst du auch in anderen Kontexten nutzen. Das kannst du nutzen, indem du in dem du ein positives Bild hast, beispielsweise von Kollegen, Mitarbeitern, Kunden. Also es ist ja auch die Sache, das gibt es. Jeder kennt auch knifflige Kundenumfelder, der Kundenumfeld unterwegs ist. Sonst noch darauf ständig. Aber auch da gibt es quasi eher Selbstläufer oder kniffligere Situationen.
Da bringt es mich aber ehrlicherweise auch nicht weiter, wenn ich sage, jetzt kommt gleich wieder da das Termin, das wird hart. Also ich meine, es ist natürlich gut, sich realistisch darauf vorzubereiten, was einen erwartet. Aber grundsätzlich erst mal zu sagen, also sich selbst auch noch mal zu vergegenwärtigen, die Situation, beispielsweise im letzten Meeting war die Situation im letzten Meeting. Das heißt aber nicht, dass es heute genauso sein muss, sondern ich glaube sogar,
Wir haben heute grundsätzlich eine konstruktive Haltung, auch von den Kollegen oder von meinem Kunden. Und ich werde versuchen, das auch in dieser Art und Weise zu nutzen. Und schon gehen wir da ganz anders rein und strahlen das auch aus. Auch das ist ja etwas, dass das eine ist, was wir denken, das andere ist aber auch, was wir fühlen und was wir repräsentieren. Und dafür sind Menschen empfänglicher.
als man manchmal so glaubt. Wir sind ja in der Kommunikation viel mehr als das, was wir sagen. Insbesondere fühlt sich jemand wohl. Und da macht es auch unterschiedlich Spaß. Jemand, der total unsicher ist. Das ist ja auch so ein Bias. Vielleicht gibt es noch mal einen anderen Kontext, in dem wir darüber sprechen können. Aber es gibt ja auch oft mal so Situationen, wo Menschen per se eher unsicher sind. Und dann auch komischerweise oder eben nicht komischerweise öfter auf Menschen treffen.
Björn (17:37)
Mmh.
Jan (18:01)
die diese Unsicherheit ausnutzen oder wo man schnell in so eine Art Opferrolle gerät oder so etwas. Und ich glaube, das hat viel damit zu tun oder kann damit zu tun, aber hat einen Anteil, sodass im Grunde genommen dieses hereingehen in eine Situation, das Positive erwarten und auch das Positive vom Gegenüber denken, hier schon einen enormen Nutzen bringen kann.
Björn (18:09)
Hm.
Eine andere Situation, die mir gerade einfällt, wo es sehr hilfreich sein kann, … sind Bewerbungsgespräche. Und zwar auf beiden Seiten. Also das habe ich schon auf beiden Seiten auch erlebt, … auch bei Klienten, … dass jemand fürchterliche Angst vor Bewerbungsgesprächen hatte … … als Bewerber. Und da eigentlich immer der Schlüssel war, … sich zu vergegenwärtigen, dass ja das Bewerbungsgespräch … nur deswegen stattfindet, weil das Gegenüber jemanden sucht. Und das Gegenüber, also der Ausschreibende …
Jan (18:38)
mhm
Björn (18:53)
Jemand finden will, der passt. Das heißt, die Grundhaltung in dem Moment da reinzugehen, zu sagen, Gott, Gott, die suchen jetzt nach Gründen, warum ich nicht passe, macht natürlich fürchterlich angespannt, das überträgt sich, auf den der die Fragen stellt. Aber umgedreht ist es dann viel, viel entspannter, wenn man da reingeht mit der Grundhaltung, die suchen mich, die werden mich finden, die suchen ja eigentlich nach Gründen, warum ich der Richtige bin. Das ist ja eine völlig andere Grundhaltung und führt dann auch zu einer ganz anderen.
Ausstrahlung. Und andersrum ist es natürlich auch für die, die das Bewerbungsgespräch führen, also die jemanden neu entsuchen. Wenn die in so ein Gespräch reingehen und sich als Grundhaltung machen, das kann der Richtige sein, lass mich Gründe finden, warum es der Richtige ist, ganz anders wirken, viel lockerer wirken und auch das Gegenüber viel entspannter werden lassen, wenn sie so sich verhalten, als wenn sie so, jetzt gucke ich mal, warum der nicht passt. Also jetzt suche ich mal nach Mängeln oder so.
Jan (19:47)
Jaja, das gibt's auch.
Björn (19:51)
Und das ist, ja, gibt es ja alles, ne? Ja, und deswegen, das finde ich ist so ein schönes Beispiel. Also wenn man tatsächlich das für sich nutzen will, und es wäre ja ideal, wenn beide Seiten dann aufeinander zugehen im Sinne von wir suchen nach dem besten Outcome hier, dann kann es ja eigentlich nur passen. Gut, bei Bewerbungsgesprächen spielt noch viel, viel mehr da rein. Und ich habe jetzt gerade eben bei dem Beispiel, das du genannt hast, zum Beispiel warum Menschen immer wieder an oder …
häufig an andere Leute geraten, die sie dann ausnutzen oder wo sie in so eine Opferrolle geraten. Das hat natürlich auch andere Gründe. Opferrollen haben ja viel mit Mustern zu tun und und und. Aber grundsätzlich glaube ich, ist das ein ganz mächtiges Ding, dass man sich vor solchen Begegnungen oder vor solchen Situationen tatsächlich bewusst ist, dass man den Ausgang in einem gewissen Maße schon beeinflussen kann. Wir können ja nicht unser Gegenüber direkt beeinflussen, aber wir können unsere Haltung so modifizieren.
dass ein möglichst positiver Ausgang nicht sichergestellt ist, aber dass er nicht unmöglich wird.
Jan (20:53)
Genau und ich glaube, gerade wenn man jetzt auch über Führung spricht auch im Unternehmen,
dass man eigentlich gar nicht, man kann es fast gar nicht überschätzen, was eben so eine Grundhaltung, eine positive auch der Belegschaft gegenüber für einen Effekt haben kann. Also wenn ich als Führungskraft beispielsweise von einem Unternehmen die Grundhaltung ausstrahle, hier bin sowieso nur ich der Beste und alle anderen können eigentlich nichts.
Und natürlich macht ihr Fehler den ganzen Tag und eigentlich seid ihr alle nicht an der richtigen Position. Dann wird es wahrscheinlich auch dazu kommen, dass die Menschen unsicherer werden, dass sie vielleicht auch Fehler machen, dass ich insbesondere darauf schaue und so weiter und so fort. Und das verstärkt sich dann selbst. Andererseits, wenn ich dann ein Grundvertrauen auch ausstrahle und sage, natürlich könnt ihr das. So, und natürlich seid ihr genau an der richtigen Position und werdet das im Unternehmen gut machen. Dann glaube ich auch, dass hier die…
Fähigkeit, das dann auch umzusetzen, viel größer sein wird. Warum? Weil es natürlich auch recht einen Unterschied macht, ob ich das Gefühl habe, ich bin die ganze Zeit auf dem Kieker, ich bin sowieso irgendwie eine Kurve vom Rauschen ist entfernt oder ob ich das Gefühl habe, mir steckt jemand den Rücken und ich kann auch frei agieren. Das hat ja auch was damit zu tun, wie frei fühle ich mich, kann ich mich mal ein bisschen ausprobieren. Wir werden ja in der Regel eigentlich auch ein Stück weit besser, wenn wir selbstbewusst sind und nicht das Gefühl haben, uns eigentlich irgendwie die ganze Zeit schützen oder verteidigen zu müssen.
Und das heißt, diese Ausstrahlung oder dieser Effekt kann schon enorm sein. Und das habe ich auch selbst schon beobachten dürfen, müssen in die eine, so wie in die andere Richtung.
Björn (22:21)
Ja.
Ja, weil solche Tage kennen wir ja, wo wir denken, sowieso alles schon schlecht gelaufen. Das hatten wir ja auch schon mal als Thema. So richtig miese Tage nannten wir das, glaube ich, damals. Dass man, wenn man mit so einer Haltung durch einen Tag geht, natürlich ganz viel noch passiert, was den Tag immer mieser werden lässt oder zumindest auf einem gleichen Miesen -Niveau bleiben lässt. Und das hatten wir, glaube ich, damals auch schon festgestellt. Natürlich damit zu tun, dass man ganz anders auf seine Umgebung reagiert und interagiert.
Jan (22:33)
Hm.
Björn (22:55)
mit den Menschen einen rum. Und man hat das doch tatsächlich sehr, sehr in der Hand. Auch an so einem Tag, wenn man das merkt, das noch rumzureißen, wenn man sich das bewusst macht. Ich finde, diese Geschichte mit dem Rosenthal -Effekt ist dann eine schöne, wirklich schöne Geschichte eigentlich, weil man weiß, ich kann das noch beeinflussen. Ich bin hier nicht ausgeliefert dieser Stimmung, sondern ich kann es beeinflussen, und zwar schon im Vorfeld. Verlangt natürlich, dass man dann so reflektiert ist, sich vor solchen Situationen auch nochmal kurz …
zu nullen, so nenne ich das, zum Beispiel, wenn ich Klienten habe, und der Tag war aufregend vorher, oder es war ein anderer Klient, wo es sehr aufregend war, oder irgendwas, dass ich mich wirklich noch mal nulle vorher, also wirklich auf so eine Normallinie komme, damit ich dann wirklich offen und zuversichtlich in Situationen reingehen kann. Und die Zuversicht spielt da bestimmt ein großes Thema.
Jan (23:25)
Mmh.
Mhm.
Ja, vielleicht kann man diesen berühmten Spruch von Henry Ford an dieser Stelle hier auch erweitern. Der geht ja, ob sie glauben, sie werden, ob sie glauben, sie schaffen es oder sie schaffen es nicht. Sie werden recht behalten, dass man sagt, ob sie glauben, ihr Gegenüber schafft es oder schafft es nicht. Sie werden recht behalten.
Björn (24:06)
Das ist ein schönes Schlusswort.
Jan (24:08)
Dann danke ich dir ganz herzlich für diesen Austausch zu diesem sehr interessanten Thema und sehr komplexen Thema vor allen Dingen. Mich würde interessieren natürlich oder uns würde interessieren, was ihr dazu denkt, wo euch eventuell schon mal der Rosenthal -Effekt begegnet ist. Wir freuen uns auf jeden Fall über Kommentare, Mails oder auch entsprechende Bewertungen und freuen uns schon, euch beim nächsten Mal zu hören. Die Kontaktdaten findet ihr in den Show Notes.
und wir freuen uns auf das nächste Mal. Bis dahin sage ich auf Wiederhören.
Björn (24:41)
Und ich sag tschau. Tschüss.