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Toxische Positivität

Was ist toxi­sche Posi­ti­vi­tät? Frü­her nann­te ich das Phä­no­men schlicht „zwang­haf­tes posi­ti­ves Den­ken“. Der neue, bes­se­re Begriff ist mir durch Domi­nik Spenst – dem Autor der bekann­ten 6 Minu­ten Bücher – und sei­nem neu­en Pod­cast das ers­te Mal begeg­net und hat mich direkt über­zeugt. Toxi­sche Posi­ti­vi­tät beschreibt näm­lich auch, dass zwang­haf­tes posi­ti­ves Den­ken auch wirk­lich gif­ti­ge Fol­gen hat – was einem auch im Coa­ching immer mal wie­der begeg­net.

In die­ser Fol­ge beschrei­be ich

  • wor­an man toxi­sche Posi­ti­vi­tät erkennt
  • wie sie sich von einer gesun­den, posi­ti­ven Grund­hal­tung unter­schei­det
  • was man tun kann, wenn man toxi­sche Posi­ti­vi­tät bei sich oder sei­nem gegen­über beob­ach­tet

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Links

Das 6 Minu­ten Tage­buch (Affi­lia­te-Link)

Das 6 Minu­ten Erfolgs­jour­nal (Affi­lia­te-Link)

Domi­nik Spenst – Der 6 Minu­ten Pod­cast auf iTu­nes

Ich freue mich über Anmer­kun­gen und The­men­wün­sche in den Kom­men­tar­funk­tio­nen. Natür­lich sind auch – hof­fent­lich posi­ti­ve – Bewer­tun­gen toll ☺️

Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­casts:

Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Klar­sicht, dem Coa­ching Pod­cast mit mir, Björn Bob­ach. Ich freue mich, dass ihr heu­te wie­der dabei seid. Und wir stei­gen direkt ein in das The­ma toxi­sche Posi­ti­vi­tät. Ja, was ist das? Für mich ist der Begriff rela­tiv neu, obwohl ich mich mit dem The­ma schon lan­ge aus­ein­an­der­set­ze. Frü­her habe ich das ein­fach zwang­haf­tes, posi­ti­ves Den­ken genannt. Und woher habe ich die­sen Begriff Toxi­sche Posi­ti­vi­tät? Das habe ich Domi­nik Spen zu ver­dan­ken. Für die, die den Namen noch nicht gehört haben. Das ist der Autor der sehr bekann­ten und sehr erfolg­rei­chen Sechs Minu­ten Bücher und allen vor­an das Sechs Minu­ten Tage­buch. Das ist ein ganz tol­les Werk­zeug, um sei­ne Acht­sam­keit rela­tiv spie­le­risch durch zwei Ritua­le mor­gens und abends zu stei­gern und dem Nach­fol­ger das Sechs Minu­ten Erfolgs­jour­nal. Und die sind bei­de wirk­lich toll. Und der hat auch sei­nen eige­nen Pod­cast gestar­tet. Der nennt sich der sechs Minu­ten Pod­cast. Das ist sehr zu emp­feh­len. Und da hat er den Begriff der toxi­schen Posi­ti­vi­tät auch behan­delt. Und das fand ich erst mal von der Begriff­lich­keit ganz toll.

Und das The­ma liegt mir sehr am Her­zen. Für die, die es inter­es­siert, ver­lin­ke ich auch die­sen Pod­cast noch mal. Unten in der Beschrei­bung die­ser Fol­ge und auch die bei­den Bücher das sechs Minu­ten Tage­buch und das Erfolgs­jour­nal. Für die, die es inter­es­siert Ich kann es euch emp­feh­len. Ich habe bei­des benut­zen. Fin­de bei­des wirk­lich toll. Ja, also frü­her habe ich zu toxi­scher Posi­ti­vi­tät zwang­haf­tes posi­ti­ves Den­ken gesagt, aber die­ser neue Begriff gefällt mir des­we­gen auch unglaub­lich gut, weil der halt direkt auch die fata­le Wir­kung von die­ser Hal­tung mit aus­drückt, näm­lich toxisch. Zum Start möch­te ich aber erst mal einen grund­sätz­li­chen posi­ti­ve Den­ken eine Lan­ze bre­chen. Das ist ja etwas über­haupt nichts Schlech­tes. Eine posi­ti­ve Grund­hal­tung zu haben, ist ja etwas, was einem in Kri­sen auch wirk­lich viel Kraft gibt. Und es kann eine höhe­re Resi­li­enz bedeu­ten. Es ist eine gro­ße Res­sour­ce, wenn es mal wirk­lich schwie­rig wird, dass man dann den Blick auf die posi­ti­ven Aspek­te nicht ver­liert. Das hilft auch, nach Nie­der­la­gen sehr schnell wie­der auf­zu­ste­hen, wenn man mal auf der Nase gele­gen hat.

Und damit hat toxi­sche Posi­ti­vi­tät wirk­lich nichts zu tun. Nicht, dass ihr mich falsch ver­steht, Ich bin ein ganz gro­ßer Befür­wor­ter davon, den posi­ti­ven Kern selbst in schlim­men nega­ti­ven Ereig­nis­sen zu sehen und dar­aus Kraft zu schöp­fen. Was toxi­sche Posi­ti­vi­tät aber meint, ist etwas ande­res. Das ist näm­lich, nega­ti­ve Din­ge nicht anzu­neh­men und weg­zu­drü­cken oder zu über­ge­hen. Wenn ihr jetzt mal in euch geht, kennt ihr sol­che Leu­te bestimmt oder habt das viel­leicht auch selbst schon mal gemacht? Das sind dann so Sät­ze wie Kopf hoch oder Siehst doch posi­tiv und halb so wild. Oder In der Kind­heit haben Leu­te in mei­ner Gene­ra­ti­on bestimmt auch noch oft den Satz gehört Jungs wei­nen nicht, der ist ja unsäg­lich. Schon auf­grund von ver­schie­de­nen ande­ren Din­gen. Aber Jungs wei­nen nicht. Es wur­de einem als Kind schon direkt erklärt. Nein, Trä­nen sind nicht erlaubt. Du musst posi­tiv sein, du musst fröh­lich sein. Also Nega­ti­ves wird nicht ange­nom­men und über­gan­gen. Das kann natür­lich vie­le, vie­le Grün­de haben. Ein ganz gro­ßer Grund ist bestimmt, dass wir gesell­schaft­lich so ein biss­chen auf Leis­tung trai­niert sind.

Und jetzt auch im Insta­gram Zeit­al­ter ist das ja noch ver­stärkt, weil wir total dar­auf getrimmt wer­den, dass alles immer schön ist, alle erfolg­reich sind und alle glück­lich sind, man auch immer glück­lich sein muss. Wirk­lich Trau­ri­ges sehen wir in die­sen Medi­en ja nie, aber das hat sei­ne Wur­zeln eigent­lich schon gesell­schaft­lich in viel wei­ter zurück­lie­gen­de Ver­gan­gen­heit, weil die­se Sät­ze wie Jungs wei­nen nicht, was ich eben gesagt habe oder Kopf hoch, süß, posi­tiv, halb so wild, die gab es schon immer. Also wir Men­schen haben eine Ten­denz, uns dem nicht stel­len zu wol­len. Das hat natür­lich ganz viel mit Unsi­cher­heit zu tun, dass wir nicht wis­sen, wie wir damit umge­hen sol­len, wenn wenn das Gegen­über viel­leicht dann anfängt zu wei­nen oder wirk­lich, wirk­lich trau­rig ist. Und dabei ist das so ein­fach. Also nega­ti­ve Emo­tio­nen anzu­neh­men bedeu­tet ja eigent­lich auch nur, dass man erst mal für jeman­den da ist. Da kom­me ich dann aber gleich noch dar­auf zu spre­chen, was man näm­lich tun kann, statt toxisch posi­tiv zu sein. Die Fol­gen von toxi­scher Posi­ti­vi­tät sind ziem­lich gewal­tig.

Also dadurch, dass nega­ti­ven Emo­tio­nen kein Raum gege­ben wird, bedeu­tet das eigent­lich, dass sich ein Glau­bens­satz ein­stellt, der am Ende sagt Ich darf das nicht füh­len oder ich soll­te das nicht füh­len. Es ist falsch, wenn ich das füh­le. Das setzt natür­lich eine Abwärts­spi­ra­le in Gang, weil wenn man so etwas wirk­lich als Glau­bens­satz emp­fin­det, wirkt das sehr nega­tiv auf den Selbst­wert. Und dann hat man dann irgend­wann auch schon Scham­ge­füh­le, wenn man sich schlecht fühlt, wenn man trau­rig wird und man ver­drängt das also in Zukunft. Und das Aller­schlimms­te, was dann pas­sie­ren kann. Eigent­lich, abge­se­hen von dem psy­cho­lo­gi­schen Fol­gen ist auch noch, wenn sich das dann kör­per­lich mani­fes­tiert und das sind dann so Din­ge wie Schlaf­stö­run­gen. Man­che Men­schen ent­wi­ckeln eine Sucht und ganz groß jetzt auch sind die psy­cho­so­ma­ti­schen Beschwer­den, also die psy­cho­so­ma­ti­schen Beschwer­den, Ver­zei­hung, und da gibt es ja mitt­ler­wei­le regel­rech­te Kli­ni­ken, die sich dar­auf kom­plett spe­zia­li­siert haben. Ich war mal als Trai­ner in so einer Kli­nik und habe das also beob­ach­tet und die war rap­pel­voll und da war ich schon ziem­lich geschockt. Also die­ses, die­ses Ver­drän­gen von Nega­ti­ven, wenn sich das so in den Kör­per rein­frisst und psy­cho­so­ma­ti­sche Beschwer­den dar­aus ent­ste­hen, das darf man ein­fach nicht unter­schät­zen.

Also was tun? Wie kann man dage­gen vor­ge­hen? Bei sich selbst? Oder viel­leicht auch, wenn es um einen her­um pas­siert? Ganz wich­tig ist die Reak­ti­on dar­auf, wenn mir jemand gegen­über­tritt und sagt ich habe was Schlim­mes erlebt oder Ich bin trau­rig. Oder anfängt zu wei­nen. Also statt Das wird schon oder halb so wild. Augen zu und durch. Und die­se gan­zen ande­ren eigent­lich unsäg­li­chen Sät­ze reicht es ein­fach Sachen zu sagen wie Ich bin da! Oder auch gar nichts zu sagen. Viel­leicht jeman­den ein­fach nur in den Arm neh­men? Eine Hand neben Ein­fach für ihn da sein. Soli­da­ri­tät zei­gen. Mit­ge­fühl zei­gen. In ganz extre­men Situa­tio­nen fan­gen wir sehr mit Mit­emp­fin­den der Men­schen an. Dann mit zu wei­nen. Und das gibt dem­je­ni­gen, der das nega­ti­ve Gefühl hat, auch eine ganz gro­ße Erleich­te­rung, weil er dann auch merkt Ich bin nicht allein. Es ist in Ord­nung, wenn ich so emp­fin­de. Und wenn man sel­ber viel­leicht durch Prä­gung in der Kind­heit oder des Umfelds oder ande­rer Grün­de dazu neigt, Din­ge, schon nega­ti­ve Din­ge schon zu ver­drän­gen und nicht zuzu­las­sen, sich selbst auch ganz bewusst immer mal wie­der zu sagen Ich darf jetzt trau­rig sein, ich darf jetzt nie­der­ge­schla­gen sein, ich darf auch for­mu­lie­ren, dass es gera­de schwie­rig ist.

Dazu muss man sich dar­über im Kla­ren sein, dass auch nega­ti­ve nega­ti­ve Gefüh­le Freun­de sind. Also auch nega­ti­ve Gefüh­le sind unse­re Freun­de. Die wol­len uns ja auch etwas sagen und die sind ganz essen­zi­ell, weil die kom­men natür­lich in der Ver­gan­gen­heit auch als Warn­si­gnal auf uns zu. Und die­se nega­ti­ven Gefüh­le soll­te man zulas­sen und nicht weg­drän­gen, son­dern als Freun­de emp­fin­den. Denn auch nega­ti­ve Gefüh­le las­sen uns ja wis­sen, dass wir leben und dass wir am Leben teil­neh­men. Wenn wir uns alle vor­stel­len wür­den. Oder wenn ihr euch jetzt mal vor­stellt, ihr hät­tet kei­ne Gefüh­le, ihr hät­tet kei­ne nega­ti­ven Gefüh­le und dann im Umkehr­schluss viel­leicht auch kei­ne posi­ti­ven, das wäre ja kein Leben, das wäre ja ein blo­ßes blo­ßes Dahin­ve­ge­tie­ren und ein Viel­leicht nach dem Instinkt oder nach der Ratio han­deln. Aber Freu­de wäre da nicht da. Und da, wo es Freu­de gibt, gibt es nun mal auch Kum­mer ab und zu. Und den muss man zulas­sen und den soll­te man auch bei sei­nem Gegen­über unbe­dingt zulas­sen und vor­sich­tig sein mit For­mu­lie­run­gen, die am Ende dazu füh­ren, dass jemand sich dabei noch schlecht fühlt, auch wenn man es viel­leicht gut gemeint hat.

Das kommt natür­lich auch oft aus der Gewohn­heit. Also hin­ter­fragt euch da mal so ein biss­chen. Für mich war das sehr span­nend, als ich ange­fan­gen habe, mich damit aus­ein­an­der­zu­set­zen, weil mir dann tat­säch­lich oft auf­fiel, dass ich auch so Sät­ze sage, wo ich den­ke, wo kom­men die denn her? Das ist ja eigent­lich gar nicht das, was ich will. Und da muss man dann mal so ein biss­chen Selbst­er­for­schung betrei­ben und kommt dann ganz schnell sich selbst auf die Schli­che und stellt das dann auch irgend­wann ab. Und dann ist das Gan­ze eigent­lich auch sogar noch viel schö­ner, wenn man dann wirk­lich das Gefühl hat, dass man für jeman­den da ist und man erlebt es dann auch anders, wenn man sel­ber mal kei­ne so schö­ne Zeit hat. Wie schön es ist, wenn man Men­schen um sich her­um hat, die einem dann anneh­men, die nicht ver­su­chen, das jetzt schnellst­mög­lich irgend­wie wie­der zur Sei­te zu drän­gen, son­dern ein­fach da sind und einen Teil des schwe­ren Wegs viel­leicht auch mit einem gehen. Mich wür­de inter­es­sie­ren, ob ihr da Erfah­run­gen habt, ob ihr das bei euch selbst beob­ach­tet habt oder was das bei euch macht, wenn ihr auf so etwas stoßt.

Also mich hat das eine Wei­le rich­tig getrig­gert. Jetzt weiß ich auch, war­um das so war. Habe ich dann irgend­wann mal erforscht und seit­dem habe ich mit dem The­ma ein biss­chen mei­nen Frie­den gemacht. Aber ich fin­de es sehr wich­tig und ich fin­de es auch wich­tig, das immer wie­der aufs Tablett zu brin­gen, weil das ist eine grund­sätz­li­che Sache, die man bes­ser machen kann im mensch­li­chen Mit­ein­an­der. Also wenn ich dazu was zu sagen habe, ich freue mich über Kom­men­ta­re unter dem Pod­cast oder auch ger­ne per Email. Mei­ne Kon­takt­adres­se, auch ein Kon­takt­for­mu­lar gibt es auf mei­ner Web­site und ich bedan­ke mich fürs Zuhö­ren und bleibt mir treu. Und bis bald.