Symbolbild Angst

Warum Angst ein schlechter Berater ist

Angst ist eine mäch­ti­ge Emo­ti­on, die tief in unse­rem Über­le­bens­in­stinkt ver­an­kert ist. Sie kann uns vor Gefah­ren schüt­zen und uns davor bewah­ren, unüber­leg­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Doch was pas­siert, wenn die Angst anfängt, unser Leben zu domi­nie­ren und unse­re Ent­schei­dun­gen zu beein­flus­sen? In die­sem Blog­bei­trag wer­den wir unter­su­chen, war­um Angst ein schlech­ter Bera­ter ist, ins­be­son­de­re in all­täg­li­chen Situa­tio­nen, und wie man ler­nen kann, die­se Emo­ti­on zu erken­nen und kon­struk­tiv zu über­win­den.

Zu die­sem The­ma gibt es eine span­nen­de Pod­cast Fol­ge mit mir und Jan Gus­tav Fran­ke in Coach&Coach:

Angst als Überlebensinstinkt und ihr zweischneidiges Schwert

Angst hat eine kla­re Funk­ti­on: Sie schützt uns vor Gefah­ren. Die Angst, von einem Dach zu sprin­gen oder einen rei­ßen­den Fluss zu über­que­ren, ist ratio­nal und ret­tet uns mög­li­cher­wei­se das Leben. Die­se Art der Angst ist tief in unse­rem Über­le­bens­in­stinkt ver­an­kert und hilft uns, kör­per­li­che Unver­sehrt­heit zu bewah­ren. Doch es gibt auch eine ande­re Sei­te der Angst – eine, die weni­ger ratio­nal und oft schwe­rer zu erken­nen ist.

In vie­len Fäl­len tritt Angst in Situa­tio­nen auf, die kei­ne unmit­tel­ba­re Bedro­hung dar­stel­len, son­dern eher in Form von “Was-wäre-wenn”-Gedanken erschei­nen. Die­se Art der Angst kann uns in unse­rem All­tag stark ein­schrän­ken und uns dar­an hin­dern, muti­ge, aber not­wen­di­ge Schrit­te zu gehen, sei es im beruf­li­chen oder pri­va­ten Kon­text.

Angst als Hindernis für persönliche Entwicklung

Ein häu­fi­ges Phä­no­men ist die Angst vor dem Schei­tern. Men­schen blei­ben in unglück­li­chen Jobs oder Bezie­hun­gen, weil sie Angst haben, dass eine Ver­än­de­rung die Situa­ti­on ver­schlim­mern könn­te. Die­se Angst, die oft nicht ratio­nal begrün­det ist, hält uns in einem Zustand des Still­stands und hin­dert uns dar­an, unser vol­les Poten­zi­al aus­zu­schöp­fen.

Ein Bei­spiel aus der Coa­ching-Pra­xis ver­deut­licht dies: Eine Per­son, die beruf­lich und fami­li­är stark ein­ge­spannt war, hat­te die Mög­lich­keit, eine Woche allein in den Urlaub zu fah­ren, lehn­te aber aus Angst ab. Die­se Angst beruh­te nicht auf ratio­na­len Grün­den, son­dern auf der Angst vor Ein­sam­keit und der Unge­wiss­heit, sich in einer unge­wohn­ten Umge­bung zu befin­den. Nach­dem die­se Ängs­te im Coa­ching erkannt und ange­spro­chen wur­den, ent­schied sich die Per­son doch für den Urlaub und erleb­te ihn als berei­chernd und befrei­end.

Die Gefahr des unbewussten Handelns aus Angst

Eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen beim Umgang mit Angst ist, dass sie oft unbe­wusst unser Ver­hal­ten beein­flusst. Wir tref­fen Ent­schei­dun­gen, ohne uns dar­über im Kla­ren zu sein, dass sie aus Angst moti­viert sind. Es ist leicht, Aus­re­den zu fin­den, war­um man etwas nicht tut – sei es, weil man zu beschäf­tigt ist oder weil die Umstän­de gera­de ungüns­tig erschei­nen. Doch die­se Ratio­na­li­sie­run­gen ver­schlei­ern oft die zugrun­de lie­gen­de Angst.

Um die­se unbe­wuss­ten Ängs­te zu erken­nen, ist es wich­tig, sich selbst Raum und Zeit zu geben, um inne­zu­hal­ten und nach­zu­den­ken. Oft hilft es, den All­tag für einen Moment zu ver­las­sen, sei es durch Medi­ta­ti­on, einen Spa­zier­gang oder ein inten­si­ves Gespräch mit einem Coach. Die­ser Abstand kann hel­fen, die wah­ren Grün­de für unser Ver­hal­ten zu erken­nen und alter­na­ti­ve Hand­lungs­wei­sen zu fin­den.

Angst erkennen und mutige Entscheidungen treffen

Mutig zu sein bedeu­tet nicht, kei­ne Angst zu haben. Viel­mehr geht es dar­um, die Angst zu erken­nen und sich den­noch zu ent­schei­den, sie zu über­win­den. Die Gren­ze zwi­schen gesun­der Vor­sicht und läh­men­der Angst ist oft flie­ßend, und es erfor­dert viel Selbst­re­fle­xi­on und Ehr­lich­keit, um zu erken­nen, wann die Angst uns zurück­hält.

Ein wei­te­res Bei­spiel aus der Pra­xis zeigt, wie die Angst vor Ableh­nung Men­schen davon abhal­ten kann, neue beruf­li­che Her­aus­for­de­run­gen anzu­neh­men. Ein Kli­ent war in sei­nem Job unglück­lich, hat­te aber Angst, sich zu bewer­ben, aus Furcht vor einer mög­li­chen Ableh­nung oder dem Risi­ko, dass die neue Stel­le nicht bes­ser wäre. Durch das Erken­nen die­ser irra­tio­na­len Ängs­te und das Ent­wi­ckeln eines Plans zur Über­win­dung die­ser Furcht konn­te er schließ­lich den Mut auf­brin­gen, sich zu bewer­ben und eine deut­lich zufrie­den­stel­len­de­re Posi­ti­on zu fin­den.

Der Wert der Angst und wie man sie als Wachstumsinstrument nutzt

Es geht nicht dar­um, die Angst zu eli­mi­nie­ren. Angst hat ihren Platz in unse­rem Leben, und sie zu igno­rie­ren wäre genau­so unklug, wie ihr stän­dig nach­zu­ge­ben. Viel­mehr soll­te es dar­um gehen, die Angst zu einem Ver­bün­de­ten zu machen, der uns warnt, aber nicht kon­trol­liert.

Indem wir uns unse­rer Ängs­te bewusst wer­den und sie hin­ter­fra­gen, kön­nen wir ler­nen, sie zu über­win­den und dar­aus gestärkt her­vor­zu­ge­hen. Dies erfor­dert Mut und oft auch die Bereit­schaft, sich außer­halb der eige­nen Kom­fort­zo­ne zu bewe­gen. Doch genau dort beginnt das per­sön­li­che Wachs­tum.

Fazit: Ein konstruktiver Umgang mit Angst

Angst ist ein natür­li­cher Bestand­teil unse­res Lebens, aber sie soll­te nicht unser Leben dik­tie­ren. Indem wir uns mit unse­ren Ängs­ten aus­ein­an­der­set­zen, sie erken­nen und hin­ter­fra­gen, kön­nen wir ler­nen, sie zu über­win­den und muti­ge, wohl­durch­dach­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Die­ser Pro­zess ist oft nicht ein­fach und erfor­dert Geduld und Selbst­re­fle­xi­on, doch die Beloh­nung ist ein erfüll­te­res und selbst­be­stimm­te­res Leben.

Wir alle ste­hen immer wie­der vor Ent­schei­dun­gen, die uns Angst machen. Die Kunst besteht dar­in, die­se Angst zu erken­nen und ihr nicht die Ober­hand zu geben. Statt­des­sen soll­ten wir ler­nen, sie als einen Teil unse­rer inne­ren Land­schaft zu akzep­tie­ren, sie zu ana­ly­sie­ren und dann mutig unse­re eige­nen Wege zu gehen.

Reflek­tie­ren Sie in den kom­men­den Tagen, wel­che Ent­schei­dun­gen Sie aus Angst getrof­fen haben oder noch tref­fen könn­ten. Fra­gen Sie sich, ob die­se Angst wirk­lich ratio­nal ist oder ob sie Sie mög­li­cher­wei­se dar­an hin­dert, Ihre Zie­le zu errei­chen. Nut­zen Sie die Gele­gen­heit, mutig zu sein, und machen Sie den ers­ten Schritt in Rich­tung eines selbst­be­stimm­te­ren Lebens. Und wenn Sie Unter­stüt­zung auf die­sem Weg benö­ti­gen, zögern Sie nicht, einen erfah­re­nen Coach zu kon­sul­tie­ren, der Ihnen hel­fen kann, Ihre Ängs­te zu ver­ste­hen und zu über­win­den.

Titel: Foto von Mela­nie Was­ser auf Uns­plash