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Das macht man nicht — die Macht der Glaubenssätze

In die­ser Fol­ge dis­ku­tie­ren wir über den Satz „Das macht man nicht“ und sei­ne Aus­wir­kun­gen auf Ein­zel­per­so­nen. Wir erfor­schen die Ursprün­ge und Kon­se­quen­zen die­ses Glau­bens (bzw. der Glau­bens­sät­ze), ins­be­son­de­re in Bezug auf sozia­le Grup­pen und per­sön­li­che Frei­heit. Wir fokus­sie­ren uns dar­auf, wie wich­tig es ist, die Gül­tig­keit sol­cher Über­zeu­gun­gen zu hin­ter­fra­gen und die tat­säch­li­chen Kon­se­quen­zen des eige­nen Han­delns zu berück­sich­ti­gen. Wir beto­nen auch die Rol­le per­sön­li­cher Ent­schei­dun­gen und indi­vi­du­el­len Ver­hal­tens bei der Infra­ge­stel­lung gesell­schaft­li­cher Nor­men.

Wir hof­fen, das Gespräch ermu­tigt euch, über eure eige­nen Über­zeu­gun­gen nach­zu­den­ken und bewuss­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, die mit euren Wer­ten auch wirk­lich über­ein­stim­men.

Kapi­tel:

00:00 Ein­füh­rung und Hin­ter­grund

05:50 Glau­bens­sät­ze und ihre Aus­wir­kun­gen

13:00 Angst vor dem Aus­schluss aus sozia­len Grup­pen

16:47 Hin­ter­fra­gen der Kon­se­quen­zen und per­sön­li­cher Frei­heit

19:09 Per­sön­li­che Ent­schei­dun­gen und Ver­hal­ten

20:10 Abschluss

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Björn (00:01.198)
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach & Coach, dem Coa­ching-Pod­cast mit mir, Björn Bob­ach und Jan Gus­tav Fran­ke. Und den sehe ich auch schon, wie immer, im Moni­tor. Hal­lo Jan! Ich freue mich, dass wir uns wie­der mal zusam­men­ge­fun­den haben, um heu­te über ein The­ma zu spre­chen, das im Coa­ching all­ge­gen­wär­tig ist, eigent­lich, das uns auch immer wie­der begeg­net. Und das ist der schö­ne Satz, das macht man nicht.

Jan (00:13.264)
Hal­lo Björn!

Björn (00:31.502)
Wir beschäf­ti­gen uns damit tat­säch­lich, weil ich habe es vor­ge­schla­gen, weil ich das zuletzt öfter gehört habe, dass mei­ne Kli­en­ten sich gehemmt füh­len, weil sie die­sen Satz ent­we­der akut häu­fig hören oder frü­her mal sehr häu­fig gehört haben. Und da habe ich mich gefragt, war­um ist das so, vor allem in einer bestimm­ten Alters­grup­pe, näm­lich mei­ner? Ich bin die­ses Jahr 50 gewor­den, also das ist tat­säch­lich etwas, was ich bei jün­ge­ren Kli­en­ten sel­te­ner beob­ach­te. Und…

Was sind eigent­lich die Ursa­chen und was sind die Kon­se­quen­zen? Dar­über wol­len wir uns heu­te unter­hal­ten. Hast du den Satz denn auch schon mal ver­nom­men, ver­zei­hung Jan, auch wenn du deut­lich jün­ger bist als ich?

Jan (01:12.048)
Ja, tat­säch­lich. Ich ken­ne ihn auf jeden Fall in der Gene­ra­ti­on noch vor mei­nen Eltern. Da habe ich das auch schon öfter gehört. Jetzt nicht spe­zi­fisch von mei­nen Groß­el­tern, aber in der Dis­kus­si­on, wo man dann über bestimm­te Din­ge oder Hand­lungs­wei­sen von Per­so­nen doch mal die­sen Kom­men­tar hört, das macht man nicht.

Björn (01:21.358)
Mhm.

Björn (01:38.19)
Hast du ein Bei­spiel gera­de so spon­tan?

Jan (01:42.288)
Das sind The­men wie, mir fal­len da immer so Markt­si­tua­tio­nen ein, irgend­wie auf dem Wochen­markt. So was wie, da geht irgend­wo jemand vor­bei und schaut sich dann da irgend­wie Obst jen­seits der Schlan­ge an und es könn­te halt irgend­wie sein, dass er sich da gera­de vor­drän­gelt und dann ist es halt eben so, das macht man nicht. Oder, wo ich das auch schon gehört habe, ist in bei­spiels­wei­se Kon­stel­la­tio­nen, Bezie­hungs­kon­stel­la­tio­nen.

Björn (01:47.982)
Mhm.

Björn (02:01.006)
Hm.

Jan (02:09.008)
wo sich bei­spiels­wei­se ein Paar ent­schie­den hat­ten, einen unkon­ven­tio­nel­len Weg zu gehen. Also die hat­ten viel­leicht einen Kon­flikt und haben sich aber nicht klar getrennt, son­dern haben gesagt, wir haben jetzt hier irgend­wie erst­mal braucht man eine Aus­zeit oder wie auch immer. Oder jemand hat mal gesagt, ich brau­che mal Zeit für mich, wo man auch sowas von außen gehört hat, wie das macht man nicht. Und es ist ja immer etwas Wer­ten­des mit dabei, also über eine Hand­lung, ein Ver­hal­ten von ande­ren.

Was da eben mit­schwingt, es ist eben so nicht in Ord­nung, wie ande­re Men­schen sich ver­hal­ten. Da gibt es eigent­lich vie­le unter­schied­li­che Bei­spie­le.

Björn (02:46.414)
Ja, also was mir so ganz klas­sisch als ers­tes ein­fällt, ist auch aus mei­nem Eltern­haus, man wäscht das Auto nicht an einem Sonn­tag. Ich weiß gar nicht, ich bin jetzt nicht so bewan­dert im bür­ger­li­chen Gesetz­buch, ob das tat­säch­lich irgend­wo ver­bo­ten ist, aber man macht das ein­fach nicht. Also so wie dass man den Rasen auch nicht zu bestimm­ten Uhr­zei­ten zu meh­nen hat, da gibt es ja tat­säch­lich auch eine Regel für. Aber…

Jan (02:56.08)
Mhm.

Björn (03:13.87)
Selbst wenn man sich an die­se Regel hält, zu bestimm­ten Zei­ten mach­te man das bei uns in der Nach­bar­schaft ein­fach nicht. Und wenn das pas­sier­te, dann war gro­ßes Getot­ter auch unter den Nach­barn. Das haben Sie wie­der mit­be­kom­men, da wur­de wie­der, das macht man nicht und sol­che Sachen. Im Coa­ching ist das natür­lich jetzt nicht so das The­ma. Also ich habe noch nie einen Kli­en­ten gehabt, der gesagt hat, ich wür­de so ger­ne mei­nen Rasen zu einer bestimm­ten Zeit mel­den, aber das macht man ja ein­fach nicht, dar­um geht es nicht. Da geht es dann eher so um tat­säch­lich so ein Bei­spiel, wie das, was du jetzt hat­test.

Jan (03:35.664)
Hm.

Björn (03:43.502)
die­se Bezie­hungs­kon­stel­la­ti­on ganz häu­fig auch Umgang mit Kin­dern habe ich erlebt. Dass also zum Bei­spiel jemand mal sich gefragt hat, wann eigent­lich der rich­ti­ge Zeit­punkt dafür ist, das Kind in die Kita zu schi­cken und das dann irgend­wie immer wei­ter auf­ge­scho­ben hat, weil man macht das ja nicht, ein Kind so früh in die Kita schi­cken oder so früh in den Hort schi­cken, je nach­dem, wo man gera­de lebt, wie es dann da heißt.

Jan (03:50.704)
Mhm.

Björn (04:13.326)
Und das ist unglaub­lich ein­schrän­kend. Also es gibt ja kein Gesetz, das dage­gen spricht, ein Kind zum Bei­spiel mit einem Jahr schon in die Kita zu schi­cken. Aber es schränkt dann unheim­lich ein, zum Bei­spiel wenn die Mut­ter zu Hau­se geblie­ben ist und die möch­te dann eigent­lich ger­ne wie­der arbei­ten und macht das dann nicht, weil man sagt, das macht man so nicht. Das Kind hat jetzt die ers­ten drei Jah­re rund um die Uhr bei­de zu blei­ben. Also in sol­chen Situa­tio­nen erle­be ich das im Coa­ching dann eher.

Jan (04:15.664)
Mmh.

Jan (04:38.928)
Ja, genau. Oder es gibt es ja auch spe­zi­fisch sozu­sa­gen auch auf bestimm­te, sag ich mal, Grup­pie­run­gen, in Anfüh­rungs­stri­chen, von Men­schen. Also, dass man zum Bei­spiel aus­drückt, wie das macht eine jun­ge Frau nicht, ja, so was. Oder das macht man als jun­ger Mann nicht oder wie auch immer. Das kann ja alles Mög­li­che sein, was da mit rein­schwingt. Aber es hat ja die Anmu­tung, als gäbe es irgend­ei­ne Auto­ri­tät dahin­ter, die sagt, das ist rich­tig oder das ist falsch.

Björn (04:50.318)
Oh ja.

Jan (05:06.992)
Fra­ge ist, wenn ich ger­ne mal ken­nen­ler­nen wür­de, wäre die­sen Mann, die­ses Mann, was sagt, dass es halt eben nicht zu tun ist. Das heißt also, wer steckt denn eigent­lich dahin­ter?

Björn (05:20.462)
Genau. Und dar­über wol­len wir uns ja heu­te unter­hal­ten, wo das eigent­lich her­kommt und war­um es so eine Macht hat über vie­le Men­schen und viel­leicht auch, wie man sich des­sen ein biss­chen ent­le­di­gen kann oder ent­las­ten kann davon. Und dar­über wol­len wir uns heu­te unter­hal­ten. Da müs­sen wir natür­lich anfan­gen mit einem unse­rer Lieb­lings­the­men, die, glau­be ich, fast in jeder Fol­ge zur Spra­che kom­men. Das sind die wohl­be­kann­ten Glau­bens­sät­ze, die da rein spie­len.

die uns also in frü­hes­ter Kind­heit schon ein­ge­trich­tert haben, was man zu tun hat und was nicht, und was man zu gut zu fin­den hat und was nicht. Da geht es natür­lich dann vor allem um so ein Ver­hal­ten wie, du darfst jetzt nicht zu laut spie­len, das macht man nicht, das stört die Nach­barn. So als Bei­spiel. Du darfst nicht laut sein, das macht man nicht.

Jan (06:08.208)
Mm.

Jan (06:11.728)
Ja genau, also das sind genau die­se The­men, in denen das mit­schwingt und die man schon früh erfährt, sage ich jetzt mal. Und oft­mals ist es ja auch eine Ver­kür­zung. Also neh­men wir jetzt mal genau die­ses Bei­spiel. Das macht man nicht, wenn man das jetzt einem Kind sagt. Und dann ist das ja erst mal auch kei­ne Erklä­rung, was jetzt hier die­ser Sach­ver­halt ist. Also eine Bot­schaft wäre ja auch zu sagen.

Björn (06:35.534)
Hm.

Jan (06:38.928)
Ich wür­de mir wün­schen, dass du die­ses oder jenes anders machst, weil, wenn man jetzt sagt, man schubst nie­man­den, das macht man nicht. Aber auch hier qua­si zu erklä­ren, was ist denn die Kon­se­quenz der Hand­lung und was sind viel­leicht die Hin­ter­grün­de, dass man auch dif­fe­ren­zie­ren kann, was die Punk­te sind, weil jeweils wo man mit Pau­scha­len arbei­tet und auch kom­mu­ni­ziert, spei­chert man die natür­lich auch im Bewusst­sein, unter Bewusst­sein rela­tiv pau­schal ab und dann wer­den die viel­leicht auch an…

Björn (06:47.79)
Ja.

Jan (07:06.352)
in Situa­tio­nen her­aus­ge­zo­gen, die­se Sät­ze, wo sie viel­leicht gar nicht pas­sen.

Björn (07:11.278)
Ich mei­ne, wenn du jetzt das Bei­spiel nimmst mit das, man schubst nie­man­den, das macht man nicht, da ist ja die Inten­ti­on sogar eine gute. Man soll­te nie­mand ande­ren zu Scha­den kom­men las­sen. Aber wenn es jetzt um das eige­ne Ver­hal­ten geht, was ich mich gera­de gefragt habe, zum Bei­spiel bei die­sem Satz, das sei nicht so laut, das macht man nicht, ist die Fra­ge, macht man das nicht oder will nur der, der den Satz for­mu­liert das gera­de nicht?

Jan (07:29.328)
Mhm.

Jan (07:36.24)
Mhm.

Björn (07:36.654)
Das muss man sich ja auch ganz bewusst machen. Ist das gera­de viel­leicht so, dass da jemand nur sel­ber von etwas gestört ist und haut dann die­ses Pau­scha­le, das macht man nicht, dafür wirst du gesell­schaft­lich geäch­tet, wenn du dich so ver­hältst, schieb das nur vor, weil es ihn sel­ber gera­de stört.

Jan (07:48.688)
Mmh.

Jan (07:53.328)
Naja, das ist viel­leicht auch noch mal eine wich­ti­ge Dif­fe­ren­zie­rung, dass es hier letz­ten Endes nicht um den Punkt geht, dass jemand eine Ich-Bot­schaft for­mu­liert und sagt, das stört mich jetzt per­sön­lich, son­dern dass es ja eigent­lich eine Ebe­ne höher auf­ge­hängt wird und dass es im Prin­zip wie eine all­ge­mein gül­ti­ge Regel for­mu­liert wird in dem Zusam­men­hang.

Björn (08:08.942)
Ja, rich­tig, genau. Und in dem Zusam­men­hang ist es, glau­be ich, auch wich­tig, noch­mal dar­auf hin­zu­wei­sen, dass natür­lich das nicht nur in der Kind­heit pas­siert, sol­che Glau­bens­sät­ze, dass sol­che Glau­bens­sät­ze ent­ste­hen. Das kann auch durch Erfah­rung sein. Ich erin­ne­re mich dar­an, dass ich zum Bei­spiel, als ich noch Sän­ger war, also da war ich Gesangs­stu­dent, und ich habe zu Hau­se geübt.

was ich auch darf, also was auch mein Anrecht ist als Bür­ger die­ses Lan­des, in bestimm­ten Zei­ten darf ich zu Hau­se Musik machen und durf­te auch mei­nen Gesang da trai­nie­ren. Ich habe das immer in Maßen gemacht, weil ich natür­lich auch weiß, dass so was für Nach­barn anstren­gend sein kann, wenn man da stun­den­lang immer die glei­chen Phra­sen, die glei­chen Übun­gen hört. Aber da war ein Nach­bar, der hat tat­säch­lich sich unglaub­lich da rein­ge­stei­gert.

Jan (08:38.319)
Hmhm

Jan (09:02.576)
Mhm.

Björn (09:03.502)
stand auch diver­se Male damals bei mir vor der Tür und hat mich also aufs tiefs­te beschimpft und auch immer wie­der die­sen Satz gesagt, das macht man nicht, das fällt ihnen ein. Und das hat mich natür­lich geprägt, weil ich weiß noch, dass ich dann natür­lich nach die­sem Ereig­nis nicht mehr mich so frei fühl­te in mei­nem musi­ka­li­schen Schaf­fen. Ich habe mich dann über­hin weg­ge­setzt, aber das hat mich natür­lich gehemmt und das ist mir dann jedes Mal, wenn ich wie­der umge­zo­gen bin,

Jan (09:13.36)
Mhm.

Jan (09:23.824)
Hmm.

Björn (09:33.582)
in eine ande­re Stadt, weil ich den Stu­di­en­platz gewech­selt habe oder irgend­wie sowas, ist mir das jedes Mal wie­der so gegan­gen, dass ich dann vor dem ers­ten Mal oder den ers­ten Mal üben gedacht habe, um Got­tes wil­len, gleich kommt wie­der jemand, weil das macht man ja nicht. Also die­sen Gedan­ken hat­te ich schon im Kopf. Also das ist etwas, was sich natür­lich erst im Erwach­se­nen­al­ter dann bei mir so ein­ge­prägt hat. Und jetzt, wenn wir das jetzt mal wei­ter­spin­nen, hät­te ich mich davon …

Jan (09:46.352)
Hmm.

Björn (09:59.374)
extrem beein­flus­sen las­sen. Also hät­te ich jetzt mich nicht drü­ber hin­weg gesetzt und gesagt, na ja, ich las­se den jetzt mal schimp­fen, hät­te das ja enor­me Kon­se­quen­zen für mich gehabt. Ich hät­te mir die Zeit nicht neh­men kön­nen, um zu üben. Und das ist ja genau die Gefahr, die die­sem Satz inne wohnt. Weil wenn da ein Ver­hal­ten kri­ti­siert wird, was nur jemand indi­vi­du­ell stört, was aber nie­man­dem wirk­lich scha­det, dann kann das ja dazu füh­ren, dass jemand sei­ne per­sön­li­chen Frei­hei­ten kom­plett ein­schränkt. Und das fin­de ich sehr gefähr­lich.

Jan (10:07.664)
Hm.

Jan (10:25.136)
Hm.

Björn (10:26.158)
Das fin­de ich sehr gefähr­lich, je nach­dem, was man für eine Per­sön­lich­keits­struk­tur hat, kann das ja dazu füh­ren, dass man wirk­lich ein­ge­schränkt lebt. Und das habe ich im Coa­ching auch schon mal beob­ach­tet. Also das hat­te ich schon, dass jemand mir gegen­über saß, wo ich gedacht habe, aiai­ai. Da hat die­ser Satz aber ganz schön zu einer, ja das war schon fast eine gefäng­nis­ar­ti­ge Situa­ti­on, wo sich jemand drin fühl­te, weil er dach­te, er kann über­haupt nicht das aus­le­ben, was er ger­ne möch­te.

Jan (10:53.104)
Ja, das ist ja auch ganz inter­es­sant. Der Gedan­ke, der mir jetzt gera­de kam, die Asso­zia­ti­on, als du jetzt die­se Situa­ti­on mit den Nach­barn beschrie­ben hast, ist die gelie­he­ne Auto­ri­tät. Also im Grun­de genom­men ist es, wie du gesagt hast, ist es eine indi­vi­du­el­le Aus­sa­ge. Also eigent­lich stört es dei­nen Nach­barn, wenn du singst. Weil das aber viel­leicht nicht aus­reicht als Argu­ment, dass es ihn das per­sön­lich stört, sagt man dann, das macht man nicht. Das heißt, das ist im Prin­zip so, als wäre das all­ge­mein gül­tig.

Björn (11:03.502)
..

Jan (11:22.736)
Und das ist ja auch inter­es­sant, wenn man dann umzieht und woan­ders ist und dann Hem­mun­gen hat zu sin­gen, dann könn­te ja die Schluss­füh­rung erst­mal für einen sein, na gut, der Nach­bar, der wohnt ja immer noch in der ande­ren Stadt, also wird es jetzt hier in Ord­nung sein. Aber nein, man hat es abge­spei­chert auch als ent­we­der indi­vi­du­el­le Erfah­rung, dass es ein Nach­bar stellt oder tat­säch­lich so, dass man sagt, man macht das nicht, es ist all­ge­mein­gül­tig. Und das ist einen zumin­dest erst­mal beschäf­tigt und viel­leicht auch hemmt in der Art und Wei­se. Und das ist natür­lich schon ein star­ker Impact.

Björn (11:47.374)
Hm.

Jan (11:52.88)
Und genau­so gut könn­te es ja auch sein, dass sich ganz vie­le von dei­nen Nach­barn dar­über gefreut haben, dich sin­gen zu hören. Das wäre ja auch eine Mög­lich­keit, aber viel­leicht haben sie sich nie dazu geäu­ßert. Und das fin­de ich eigent­lich auch ganz gut in die­ser… Also wenn man das jetzt mal bear­bei­ten möch­te, wenn man für sich erst mal fest­stellt, ich habe da eine Hem­mung, weil irgend­et­was da ist, ich tue etwas nicht und ich fra­ge mich, war­um tue ich das nicht? Und dann stel­le ich fest, weil man das nicht macht. Und wenn man dann mal in sich selbst hin­ein­hört und mal ver­sucht zu ver­ste­hen…

Björn (11:57.678)
Ja genau.

Björn (12:17.358)
Hm.

Jan (12:23.632)
Wer, wenn ich das jetzt mal tat­säch­lich ver­su­che, akus­tisch in mei­nem Kopf nach­zu­voll­zie­hen, wer sagt denn das? Ist das mei­ne Stim­me, das macht man nicht? Ist das die Stim­me von Eltern? Ist das die Stim­me von Groß­el­tern? Ist das die Stim­me von mei­nem Nach­barn? Gibt es jeman­den, der dahin­ter­steckt, der das eigent­lich mal initi­iert hat oder gesagt hat? Also ist das etwas All­ge­mein­gül­ti­ges, was ich emp­fin­de? Oder ist es tat­säch­lich hier irgend­ei­ne Auto­ri­täts­per­son, Bezugs­per­son auch aus mei­nem Leben, die ich jetzt hier aktu­ell damit ver­bin­de und deren Mei­nung, dass das…

Björn (12:48.75)
Hm.

Jan (12:53.424)
dann viel­leicht in die­sem Detail ist, aber es muss kei­ne all­ge­mei­ne Gül­tig­keit haben. Das kann schon mal ein ers­ter Schritt sein, da etwas tie­fer rein­zu­ge­hen.

Björn (13:00.43)
Das per­fi­de an die­sem Satz, das macht man nicht, ist ja vor allem, dass er uns damit droht, etwas zu ver­lie­ren, was wir als Grund­be­dürf­nis eigent­lich brau­chen. Und das ist die Zuge­hö­rig­keit zu unse­ren sozia­len Grup­pen, zu unse­rer Nach­bar­schaft, wie jetzt bei mir da in dem Fall zu einer Grup­pe von Stu­den­ten zur Fami­lie ja auch ganz häu­fig. Und die­ser Satz, das macht man nicht, droht ja damit

Jan (13:12.72)
Mhm.

Björn (13:26.862)
Wenn du das machst, bist du ein Außen­sei­ter und gehörst nicht mehr dazu. Und des­we­gen ist, haut die­ser Satz auch so rein. Des­we­gen ist das auch etwas, wo sich, glau­be ich, fast kei­ner von frei­spre­chen kann, wenn er das zu hören kriegt, dass es nicht kurz zumin­dest zuckt. Also ich glau­be tat­säch­lich, dass es nie­man­den gibt, der da nicht ganz kurz denkt, oh je, wenn ich, auch wenn es nur eine Sekun­de ist, kurz über­legt, oh, wenn ich das mache, dann dro­hen mir ernst­haf­te Kon­se­quen­zen, weil ich gehö­re nicht mehr dazu.

Jan (13:30.576)
Mhm.

Jan (13:34.352)
Hm.

Jan (13:41.712)
Mhm.

Jan (13:55.408)
Mmh.

Björn (13:56.43)
Fällt mir ein ande­res Bei­spiel auch ein, ich habe den Beruf ja mal sehr abrupt gewech­selt, also als ich dann mit dem Sin­gen auf­ge­hört habe und das damals mei­nen Groß­el­tern ver­kün­det habe, habe ich auch die­sen Satz gehört, das macht man nicht und das konn­te ich über­haupt nicht ver­ste­hen. Aber da wur­de mir ja tat­säch­lich gedroht, wenn du das machst, dann hast du hin­ter­her mit Kon­se­quen­zen zu rech­nen, weil das ist nicht anstän­dig. Und das wur­de mir auch, solan­ge sie noch leb­ten.

Jan (14:12.208)
Mhm.

Björn (14:25.198)
immer mal wie­der so kre­denzt, dass ich ja ein Kar­rie­re­ab­bre­cher bin. Also so in so Neben­sät­zen, so unter­schwel­lig. Das war für mich in dem Moment nicht so ent­schei­dend, weil ich gedacht habe, ja komm, es ist eine ande­re Gene­ra­ti­on. Aber das kann natür­lich dazu füh­ren, dass man sich auch selbst in der eige­nen Fami­lie, in sei­nem eige­nen engs­ten Kreis, wie man auch immer Fami­lie dann defi­niert, nicht mehr zuge­hö­rig fühlt. Und das kann natür­lich zu wirk­li­chen per­sön­li­chen Schwie­rig­kei­ten füh­ren.

Jan (14:27.76)
Mhm.

Mhm.

Jan (14:39.6)
Hm.

Jan (14:49.68)
Hmm.

Jan (14:55.312)
Ja, aber das ist ja viel­leicht auch genau der rich­ti­ge Ansatz­punkt in dem Zusam­men­hang, wenn man das erfährt im Sin­ne von jemand sagt so etwas oder man erfährt das in dem Sin­ne, dass einem das ist von innen kommt. Man han­delt etwas oder man hat eine Inten­ti­on etwas zu tun, aber man fühlt sich dann gehemmt, weil man im Kopf eben die­sen Satz hat, das macht man nicht. Also ein­mal für sich zu hin­ter­fra­gen, woher kommt das? Ist das jetzt kommt das aus mir selbst oder kommt das irgend­wie aus dem Kol­lek­tiv, was ich so wahr­ge­nom­men habe in Sum­me?

bestimm­te Per­so­nen auch bezo­gen, der ich die­se Äuße­rung oder Bewer­tung in dem Zusam­men­hang zuschrei­be. Und was heißt das für mich? Muss ich das anneh­men? Oder ist das eine Mei­nung, die ich viel­leicht tole­rie­re von jemand ande­rem, aber das hat für mich jetzt erst­mal kei­ne wei­te­re Bestim­mung? Und was sind die tat­säch­li­chen Kon­se­quen­zen? Denn eine Aus­sa­ge, das macht man nicht und des­halb ist es dann kein rich­ti­ges Ver­hal­ten, das wird geäch­tet oder wie auch immer nicht

Jan (15:54.864)
Aber die Fra­ge ist ja, was ist aus mei­ner Sicht die tat­säch­li­che Kon­se­quenz davon? Und die Frei­heit, die per­sön­li­che, ist natür­lich umso grö­ßer, je mehr ich dar­auf pfei­fe oder mich unab­hän­gig davon mache, was ande­re Men­schen von mir erwar­ten. Denn letz­ten Endes gibt es ja kei­ne ande­re Instanz, die am Ende des Tages auch mit mei­nem Leben zurecht­kom­men muss als ich selbst.

Björn (16:00.558)
Hm.

Jan (16:22.992)
Aber wir sind natür­lich nicht frei von unse­rer Umge­bung oft­mals. Die wenigs­ten wer­den da so unab­hän­gig sein, dass sie sagen, das ist mir alles völ­lig egal. Aber das mal so kri­tisch zu hin­ter­fra­gen, ist das jetzt hier viel­leicht eben ein spe­zi­el­les Pro­blem von einer Per­son. Und des­halb muss mich das nicht wei­ter hem­men. Was sind die kon­kre­ten Kon­se­quen­zen, was ich tue? Das ist natür­lich ein guter Schritt, die hier auch ein­fach dif­fe­ren­ziert damit umzu­ge­hen, auch wenn sol­che Din­ge auf­pop­pen.

Björn (16:47.15)
Ja, ich glau­be auch, dass das Ent­schei­den­de ist halt, dass man sich fragt, ist das jetzt etwas, was jeman­dem ande­ren scha­det, wenn ich es tue? Also ist das die­se schö­ne Defi­ni­ti­on von per­sön­li­cher Frei­heit, die nur so weit geht, bis sie die Frei­heit eines ande­ren Men­schen ein­schränkt? Also das ist, fin­de ich, ganz ent­schei­dend. Ich glau­be auch tat­säch­lich, dass man sonst, dass man die­ses The­ma nur dann ange­hen muss, wenn das nicht gege­ben ist. Also wenn man mit einem Ver­hal­ten eigent­lich nie­man­den beein­flusst, nie­man­dem scha­det, wirk­lich scha­det.

Jan (16:53.712)
Mhm.

Jan (17:01.584)
Hm?

Jan (17:16.591)
Mhm.

Björn (17:16.973)
ist die Fra­ge nach dem ob man das macht, wer auch immer die­ser Mann ist, wie du es eben gesagt hast, eigent­lich egal. Und dann soll­te man sich dann fra­gen, war­um hat das so eine Macht über mich, wo kommt das her, wie ist die­ser Glau­bens­satz ent­stan­den, war das eine Auto­ri­täts­ver­si­on, eine frü­he­re Erfah­rung und das kann man ja wun­der­bar bear­bei­ten, das kann man ja wun­der­bar auf­drö­seln und dann eigent­lich auch ganz schnell ent­kräf­ten. Weil ich glau­be die­se Fra­ge …

Jan (17:23.472)
Mm.

Björn (17:43.982)
nach den Kon­se­quen­zen von so einem Ver­hal­ten, das ist ganz ent­schei­dend. Auch wenn man zum Bei­spiel Angst hat, man gehört dann nicht mehr dazu. Wenn man ein bestimm­tes Ver­hal­ten dann trotz­dem noch, noch also dann nicht ablegt, auch wenn man das nicht macht. Was ist die tat­säch­li­che Kon­se­quenz? Was ist wirk­lich das Schlimms­te, was pas­sie­ren könn­te? Und wenn einem dann viel­leicht zum Bei­spiel klar wird, dass neh­men wir mal den Freun­des­kreis. Also man macht das nicht, hat man viel­leicht Angst, dass

Jan (17:50.064)
Hm.

Björn (18:11.79)
das Ver­hal­ten dazu führt, dass man Freun­de ver­liert, kann man sich die Fra­ge stel­len, sind das dann über­haupt mei­ne Freun­de, wenn die das nicht akzep­tie­ren, dass ich eine bestimm­te Ent­schei­dung getrof­fen habe oder etwas auf eine ande­re Art und Wei­se mache, aber mir das gut tut, aber es nie­man­dem ande­ren scha­det. Also sonst soll­te man das, glau­be ich, dann muss man sich an die­ses The­ma ran­wa­gen oder soll­te man dar­an arbei­ten, wenn man da merkt, man ist gehemmt, auch wenn über­haupt nie­mand anders zu Scha­den kommt. Und ansons­ten…

Jan (18:26.undefined)
Mmh.

Björn (18:38.798)
ist natür­lich so, dass wenn man jetzt um das Schub­sen geht, um noch­mal den Bogen zum Anfang zu krie­gen, das ist natür­lich etwas, das macht man natür­lich nicht. Und das soll­te man im Kind ja auch ver­mit­teln, dass man sich hier nicht durch die Gegend schubst. Und man scha­det auch nie­man­dem kör­per­lich und man raubt auch kei­ne Bank aus. Natür­lich, da sind wir uns ja einig, zumin­dest in unse­rer Rea­li­täts­kon­struk­ti­on, die wir hier jetzt bei­de haben, dass das kein Ver­hal­ten ist, das irgend­wie för­der­lich ist. Aber solan­ge man sowas nicht macht, muss man sich, glau­be ich, über so einen Satz nicht vie­le Gedan­ken.

Jan (18:43.088)
Mmh.

Jan (19:01.232)
Mmh.

Jan (19:09.296)
Ja, und ein Gedan­ke dabei ist ja auch bei die­sen Din­gen, wenn wir jetzt sagen, okay, das macht man tat­säch­lich oder natür­lich nicht. Das ist ja auch wie­der natür­lich oder ist eine Ver­all­ge­mei­ne­rung ein Stück weit, aber sich ein­fach mal die Fra­ge zu stel­len, wie sehe ich das denn per­sön­lich? Mir kam gera­de die­ses Bei­spiel, gehe ich bei Rot über eine Ampel oder nicht? Da sagt man auch, das macht man nicht. So, und man kann, das kann aber auch den Schritt wei­ter­ge­hen.

Björn (19:32.174)
Ja.

Jan (19:38.512)
und die Sache für sich per­so­na­li­sie­ren und sagen, das ist ein Glau­bens­satz, der schwirrt irgend­wo rum, aber mei­ne akti­ve Ent­schei­dung ist, ich gehe nicht über eine rote Ampel, weil ich nicht möch­te, dass bei­spiels­wei­se ein Kind, selbst wenn es nur hin­ter dem Fens­ter steht, das sieht und dann even­tu­ell das Ver­hal­ten nach­macht und dann gefähr­det wird. Und so kann man eigent­lich die­se Din­ge auch für sich selbst noch­mal hin­ter­fra­gen und aktiv ent­schei­den, neh­me ich die für mich an oder bin ich so frei, dass ich anders ent­schei­de und mich anders ver­hal­te.

Björn (19:50.798)
Mmh.

Björn (20:07.406)
Das ist ein schö­ner Schluss­satz.

Jan (20:10.736)
Ja, ich freue mich sehr, dass wir die­ses The­ma heu­te hier bespre­chen konn­ten. Wir hof­fen euch hat es auch gefal­len und freu­en uns schon auf die nächs­te Fol­ge. Bis dahin erreicht ihr uns über die übli­chen Kon­takt­da­ten, die ihr hier auch dem­entspre­chend in den Show Notes fin­det. Und ja, wir freu­en uns, das nächs­te Mal euch zu hören und ver­ab­schie­den uns bis dahin. Auf Wie­der­hö­ren.

Björn (20:35.214)
Bis bald, ciao.