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Perfektionismus überwinden

Per­fek­tio­nis­mus ist ein zwei­schnei­di­ges Schwert – auf der einen Sei­te, ist es bestimmt etwas sehr Posi­ti­ves, ein beson­ders gutes Ergeb­nis abge­ben zu wol­len. Wenn dies jedoch zu zwang­haf­tem Ver­hal­ten und Kon­troll­tick führt, steigt sowohl bei den Betrof­fe­nen als auch bei der Umge­bung oft der Lei­dens­druck. Daher ist Per­fek­tio­nis­mus auch im Coa­ching oft ein The­ma.

In die­ser Fol­ge beschäf­ti­ge ich mich mit

  • den Anzei­chen und Aus­wir­kun­gen von Per­fek­tio­nis­mus
  • den Ursa­chen von Per­fek­tio­nis­mus
  • wie man Per­fek­tio­nis­mus über­win­den oder mil­dern kann
  • wie Coa­ching hel­fen kann (Arbeit an Glau­bens­sät­zen)

Wenn Per­fek­tio­nis­mus zu wirk­lich nicht mehr kon­trol­lier­ba­rem und zwang­haf­tem Ver­hal­ten führt, gehört es nicht mehr in die Hän­de eines Coa­ches, son­dern eines erfah­re­nen Psy­cho­the­ra­peu­ten!

Links

Buch: Das Kind in dir muss Hei­mat fin­den (Affi­lia­te-Link)

Buch: Wer A sagt muss noch lan­ge nicht B sagen (Affi­lia­te-Link)

Ich freue mich über Anmer­kun­gen und The­men­wün­sche in den Kom­men­tar­funk­tio­nen. Natür­lich sind auch – hof­fent­lich posi­ti­ve – Bewer­tun­gen toll ☺️

Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­casts:

Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Klar­sicht, dem Pod­cast rund um Coa­ching von und mit mir, Björn Bob­ach. Ich freue mich sehr, dass ihr dabei seid. Und heu­te geht es um das wich­ti­ge The­ma Per­fek­tio­nis­mus über­win­den. Und ich gehe davon aus, dass ihr als mei­ne Zuhö­rer jetzt 1/2 Reak­tio­nen habe, näm­lich Ja, inter­es­siert mich unbe­dingt. Ich habe das. Ich wür­de ger­ne mei­nen Per­fek­tio­nis­mus über­win­den. Oder ich ken­ne jeman­den, der per­fek­tio­nis­tisch ver­an­lagt ist und das stört mich unge­mein. Oder ihr sagt War­um eigent­lich? Per­fek­tio­nis­mus ist doch eigent­lich nichts Schlim­mes, oder? Und es ist tat­säch­lich eine zwei­schnei­di­ge Sache. Und ich spre­che da auch ein biss­chen aus eige­ner Erfah­rung, denn auch ich war mal so ein biss­chen per­fek­tio­nis­tisch unter­wegs und das hat mir auch ein paar Pro­ble­me berei­tet. Und da kom­me ich dann auch spä­ter noch mal drauf zu spre­chen. Also zwei­schnei­di­ge Sache, denn grund­sätz­lich ist es ja über­haupt kei­ne nega­ti­ve Eigen­schaft, wenn man eine Sache beson­ders gut machen möch­te, also eine Arbeit beson­ders gut machen möch­te, egal ob jetzt pri­vat oder beruf­lich. Also ein Pro­jekt zum Bei­spiel beson­ders gut abschlie­ßen möch­te, beson­ders erfolg­reich.

Oder ob man viel­leicht eine Woh­nung beson­ders schön ein­rich­ten möch­te. Per­fek­tio­nis­mus kann einem über­all begeg­nen und es ist grund­sätz­lich ja nichts Ver­werf­li­ches, etwas beson­ders gut machen zu wol­len. Aber Per­fek­tio­nis­mus ist ja eigent­lich der Zustand, dass man nur ein per­fek­tes Ergeb­nis akzep­tiert. Also dass man nicht auf­hört, bevor es nicht den eige­nen Maß­stä­ben ent­spre­chend zumin­dest per­fekt ist. Oder auch den Blick von außen, von ande­ren gegen­über sich als per­fekt dar­stellt. Ob das über­haupt mög­lich ist? Da kom­me ich dann gleich zu. Ganz häu­fig ist auch Per­fek­tio­nis­mus gepaart mit einem tota­len Kon­trol­le. Also jemand möch­te dann, wenn er eine Arbeit nicht sel­ber macht, auch sicher­stel­len, dass die sei­nen per­fek­ten Ansprü­chen ent­spre­chend erle­digt ist. Also wenn er eine Auf­ga­be dele­giert, endet das dann dar­in, dass er die trotz­dem immer wie­der kon­trol­liert und mit dem Ergeb­nis eigent­lich auch nie zufrie­den ist, bis er nicht sel­ber dann auch noch Hand ange­legt hat. Das kommt euch bestimmt bekannt vor, denn Per­fek­tio­nis­ten gibt es vie­le. Und was sind die Kon­se­quen­zen dar­aus? Wie zuletzt ange­spro­chen Der Con­trol­ler führt natür­lich dazu, dass Dele­gie­ren oft auch unmög­lich wird, also dass man gar nichts mehr abge­ben kann, weil man denkt, wenn ich es nicht sel­ber mache, wird es ja sowie­so nicht so, wie ich es für rich­tig hal­te oder wie es sein muss.

Und dann gibt es ja noch die­ses schö­ne Pare­to Prin­zip, also dass man 80 % eines Ergeb­nis­ses in 20 % der Zeit schafft und dann umge­dreht für die rest­li­chen 20 % 80 % der Zeit benö­tigt. Das bedeu­tet also, wenn man etwas per­fekt machen will, braucht man für die letz­ten 20 % 80 % der Zeit 20 40 60 80, also vier mal mehr als man für die ers­ten 80 % gebraucht hat. Und das ist natür­lich äußerst zeit­rau­bend. Und das führt dann in Kom­bi­na­ti­on damit, dass man nichts dele­gie­ren kann, vor allem zu einer mise­ra­blen Work Life Balan­ce. Wenn das jetzt aufs Beruf­li­che bezo­gen ist, weil man es alles sel­ber macht, weil man unend­lich lan­ge arbei­tet und im Prin­zip für die schö­nen Din­ge des Lebens, also für die pri­va­te Sei­te des Lebens, dann über­haupt kei­ne Zeit mehr bleibt. Alles muss sel­ber gemacht wer­den und alles ist auch nie fer­tig und man kommt dann in einen regel­rech­ten Sog von Unzu­frie­den­heit und arbei­tet und arbei­tet dann. Arbei­te­ten kommt eigent­lich fast nie an, weil die­se 100 % fast nie erreicht wer­den kön­nen. Das allei­ne führt schon zu schwie­ri­gen sozia­len Bedin­gun­gen. Die sind oft ein­sei­tig.

Also, dass es so ist, dass die die ande­re Sei­te, die nicht per­fek­tio­nis­ti­sche Sei­te, sehr dar­un­ter lei­det. Weil natür­lich jemand, der einen so hohen Anspruch an sich selbst und auch an das Umfeld hat, nicht häu­fig eher unum­gäng­lich ist. Das wird schon eher so sein, dass das schwie­ri­ge Men­schen sind, wenn man selbst der Per­fek­tio­nist ist. Es setzt einen das unglaub­lich unter Stress, weil man muss alles orga­ni­sie­ren, ob man jetzt gemein­sa­me Rei­sen plant oder Aben­de, weil man immer das Gefühl hat, man muss es sel­ber orga­ni­sie­ren. Man die­ser Kon­trol­le, die­ser Kon­troll­zwang geht so weit, dass man alles an sich reißt, nur damit es am Ende per­fekt ist. Und das ist eigent­lich für Außen­ste­hen­de nur dann zu ertra­gen, wenn man so ein Typ ist, der Sohn Selbst­wert The­ma hat. Also so ein The­ma damit, dass der Selbst­wert nicht beson­ders gut aus­ge­prägt ist, dass man froh ist, wenn einem alles abge­nom­men wird. Aber das sind ja Gott sei Dank nicht so vie­le nur für die­ses Erträg­li­che im End­ef­fekt. Also es birgt ein ganz gro­ßes Kon­flikt­po­ten­zi­al.

Jetzt habe ich sehr viel dar­über gespro­chen, was Per­fek­tio­nis­mus eigent­lich ist und was er bei einem selbst und in der Umge­bung aus­löst. Es wäre es an der Zeit, dass wir mal da hin­schau­en, was die Ursa­chen von Per­fek­tio­nis­mus ist und wie man dann ins Tun kom­men kann, um Per­fek­tio­nis­mus zu mil­dern oder sogar viel­leicht kom­plett aus­zu­mer­zen. Die Ursa­chen von Per­fek­tio­nis­mus sind fast immer in star­ken Glau­bens­sät­zen aus der Kind­heit ver­or­tet, also Din­ge, die wir als Kind als abso­lu­te Wahr­heit ein­ge­trich­tert bekom­men haben, die uns dann im Erwach­se­nen­le­ben noch steu­ern. Und das sind dann so Sachen wie Du musst per­fekt sein. Natür­lich, bei Per­fek­tio­nis­mus bie­tet sich die­ser Glau­bens­satz ja auch an und ihr kennt das viel­leicht auch noch aus eurer Jugend, dass ihr in der Schu­le jeman­den hat­tet, in der Klas­se, der in Trä­nen aus­ge­bro­chen ist, wenn er kei­ne glat­te Eins hat­te, son­dern eine Eins minus, was einem dann viel­leicht sel­ber völ­lig unver­ständ­lich war. Aber das ist genau­so eine Situa­ti­on, wo ein Glau­bens­satz da schon am Werk ist und los­ge­löst von Du musst per­fekt sein. Gibt es auch Glau­bens­sät­ze wie Du darfst kei­ne Feh­ler machen oder Du musst bes­ser sein als alle ande­ren.

Und das löst dann aus, dass man Angst hat vor einem nicht per­fek­ten Fremd­bild oder auch Angst vor den Kon­se­quen­zen, wenn man Feh­ler macht, dass da die Welt zusam­men­bricht. Völ­lig irra­tio­na­le Geschich­ten, aber die sind so stark, weil sie halt in der Kind­heit ent­stan­den sind, dass die uns dann als Erwach­se­ne dann auch noch ent­spre­chend steu­ern. Vie­le mögen das nicht, wenn man über die­se The­men spricht. Inne­res Kind Mus­ter aus der Kind­heit, weil sie dann den­ken, man gibt gleich den Eltern die Schuld. Dar­um geht es aber eigent­lich über­haupt nicht. Und wenn man sich dem The­ma nähern will, emp­feh­le ich immer wie­der ger­ne habe ich auch an die­ser Stel­le ja schon getan. Das Buch Das Kind in ihr muss Hei­mat fin­den von Ste­fa­nie Stahl. Bezie­hungs­wei­se auch ein gutes Buch ist. Wer A sagt, muss nicht unbe­dingt B sagen. Da geht es dann mehr um Sche­ma Coa­ching, aber das hilft einem, ein wenig näher an die­se The­ma­tik zu kom­men. Und was kann man dann tun? Was kann man sel­ber machen, um sei­nen Per­fek­tio­nis­mus unter Kon­trol­le zu krie­gen bzw abzu­mil­dern?

Das ist, wenn es noch kein zwang­haf­tes Ver­hal­ten ist, defi­ni­tiv ein The­ma für Coa­ching. Also da kann ein Coach hel­fen und was man dann tut in einem Coa­ching, ist tat­säch­lich an die­sen Glau­bens­sät­zen zu arbei­ten. Das muss man auch, weil wenn man das gan­ze The­ma nur ober­fläch­lich behan­delt, dann ist es qua­si garan­tiert, dass das The­ma mit vol­ler Wucht wie­der zurück­kommt, weil die­se Glau­bens­sät­ze so stark in uns ver­an­kert sind, weil sie so früh ent­stan­den sind und so ein­ge­brannt sind, dass sie uns ein­ho­len, wenn wir uns nicht mit den Ursa­chen da aus­ein­an­der­set­zen. Das ist aber ganz ver­rückt, weil wenn man das dann mal getan hat, ist es wirk­lich fast von jetzt auf gleich deut­lich redu­zier­ter. Wenn man schon sel­ber ein biss­chen arbei­ten möch­te, hilft auch eine kla­re Ratio­na­li­sie­rung der The­ma­tik, näm­lich sich, dass man sich wirk­lich mal fragt was gewin­ne ich eigent­lich, wenn ich nicht mehr kon­trol­lie­re, wie viel Zeit gewin­ne ich, wenn ich es nicht per­fekt machen möch­te? Sich auch mal fra­gen Habe ich es über­haupt jemals geschafft, per­fekt zu sein? Und ist danach die Welt unter­ge­gan­gen?

Ist danach irgend­et­was Schlim­mes pas­siert? Und ist es wirk­lich so schlimm, was pas­sie­ren wür­de, wenn es nicht per­fekt ist? Die­se Ratio­na­li­sie­rung ist eine ganz gro­ße Hil­fe um sich die­ses Gefühl, dass man per­fekt sein muss, schon mal ein wenig unter Kon­trol­le zu krie­gen. Also dass man das ein biss­chen abmil­dert, die­ses Gefühl. Und ein Gedan­ke, den ich ganz hilf­reich fin­de, ist immer der Satz Per­fekt ist der Feind von gut. Denn wenn man ver­sucht, etwas per­fekt zu machen, blo­ckiert man unter Umstän­den ein gutes Ergeb­nis, wenn man so dar­auf fokus­siert ist, kei­ne Feh­ler zu machen, ein Ziel zu errei­chen, das gar nicht erreich­bar ist, dass man völ­lig ver­passt, wann etwas gut ist und zum Bei­spiel wenn bei einer Dead­line zu spät ist und nicht abgibt, weil man so auf die­ses per­fek­te Ergeb­nis aus­ge­rich­tet ist, dass man völ­lig ver­gisst, dass man ein wirk­lich gutes Ergeb­nis ablie­fern soll. Und dar­aus ent­ste­hen dann noch viel schlim­me­re Kon­se­quen­zen. Ich hof­fe, die Fol­ge hat euch etwas gebracht und ihr konn­tet viel­leicht etwas über euch selbst ler­nen oder auch über die Moti­ve eines ande­ren, war­um er viel­leicht immer per­fek­tio­nis­tisch sein will.

Ich freue mich über Kom­men­ta­re und natür­lich auch Fra­gen ger­ne in der Kom­men­tar­funk­ti­on oder ihr könnt mich direkt über mei­ne Web­site kon­tak­tie­ren. Ich sage Bis zum nächs­ten Mal bleibt mir treu und bis bald.