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Optimismus als Lebensphilosophie

In die­ser Fol­ge dis­ku­tie­ren wir über Win­s­ton Chur­chills Zitat „Ich bin ein Opti­mist. Es scheint kei­nen gro­ßen Sinn zu haben, etwas ande­res zu sein.” Wir befas­sen uns mit den Unter­schie­den zwi­schen opti­mis­ti­schen und pes­si­mis­ti­schen Ein­stel­lun­gen und dis­ku­tie­ren die Idee, dass Opti­mis­mus eine Ent­schei­dung und nicht nur ange­bo­ren ist.

Wir geben auch Rat­schlä­ge, wie man opti­mis­ti­scher wer­den kann, indem man Dank­bar­keit übt, sich auf den gegen­wär­ti­gen Moment kon­zen­triert und lernt, die posi­ti­ven Aspek­te in schwie­ri­gen Situa­tio­nen zu sehen. Dar­über hin­aus gehen wir auf die Rol­le der Neu­ro­plas­ti­zi­tät bei der Bil­dung neu­er, posi­ti­ver Denk­mus­ter ein (auch im Coa­ching) und auf die Bedeu­tung, nega­ti­ve Gedan­ken und Gefüh­le ohne Urteil anzu­er­ken­nen und zu akzep­tie­ren.

Abschnit­te:

00:00 Ein­füh­rung und Ange­bots­dis­kus­si­on

03:32 Opti­mis­mus und Pes­si­mis­mus ver­ste­hen

07:57 Die Rol­le der Akzep­tanz im Opti­mis­mus

10:00 Prak­ti­sche Schrit­te, um opti­mis­ti­scher zu wer­den

11:24 Die Bedeu­tung von Geduld und Beharr­lich­keit

12:59 Die Kraft des gegen­wär­ti­gen Augen­blicks und der Akzep­tanz

22:52 Fazit und Abschied

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Jan (00:01.354)
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach & Coach mit Björn Bob­ach. Hal­lo Björn!

Björn (00:09.518)
Hal­lo Jan.

Jan (00:10.986)
und mit mir Jan Fran­ke. Ich freue mich, dass wir heu­te wie­der zusam­men sind und star­te mal mit einem klei­nen Zitat, das da lau­tet, ich bin ein Opti­mist, es scheint nicht viel Sinn zu erge­ben, irgend­et­was ande­res zu sein. Zitat Ende. Win­s­ton Chur­chill.

Die­ses Zitat habe ich gefun­den in einem Jour­nal, was ich nut­ze. Haben wir auch an ande­rer Stel­le schon mal dar­über gespro­chen. Das 6‑Mi­nu­ten-Tage­buch. Und das lag hier heu­te Mor­gen auf mei­nem Tisch. Und ich habe dann auch noch­mal dar­über nach­ge­dacht und habe gedacht, was es eigent­lich für ein span­nen­des Zitat ist. Ich bin ein Opti­mist. Es scheint nicht viel Sinn zu geben, etwas ande­res zu sein.

Was geht dir dadurch den Kopf­füh­ren?

Björn (01:10.414)
Ich muss direkt sagen, ich wür­de mich als Opti­mist bezeich­nen, aber der ers­te Gedan­ke ist, dass das die… Dass die Situa­ti­on, in der wir momen­tan so leben, es natür­lich auch schwer macht, Opti­mist zu blei­ben. Ich den­ke da an die Nach­rich­ten­la­ge, an die Art der Bericht­erstat­tung, dass wir ja eigent­lich bom­bar­diert wer­den mit nega­ti­ven Ein­flüs­sen, nega­ti­ven Nach­rich­ten.

Also man muss nur eine der gän­gi­gen Nach­rich­ten-Apps auf dem Tele­fon auf­ma­chen, dann kriegt man ja eigent­lich sofort schlech­te Lau­ne. Und das ist tat­säch­lich auch eine, manch­mal eine Kraft­an­stren­gung, ist opti­mis­tisch zu blei­ben. Und ich glau­be, des­we­gen wol­len wir ja auch dar­über spre­chen, weil eine opti­mis­ti­sche Hal­tung, eine opti­mis­ti­sche Lebens­ein­stel­lung einem vie­les ja sehr, sehr viel ein­fa­cher macht. Das ist so der ers­te Gedan­ke.

den ich habe. Und der zwei­te Gedan­ke ist, dass ich glau­be, dass es selbst für einen super opti­mis­ti­schen Men­schen Momen­te und Pha­sen im Leben geben kann, wo einem das abhan­den kommt. Wo man auf­grund ver­schie­de­ner Schick­sals­schlä­ge, auf­grund von beruf­li­chen Umstän­den, gesund­heit­li­chen Umstän­den, was auch immer, man in so ein Nega­tiv so gera­ten kann und dann das Gegen­teil ist.

Pes­si­mist und das zu ver­ste­hen, was ist eigent­lich das eine, was das ande­re, wie unter­schei­det sich das und wie kann man aus dem Pes­si­mis­mus raus­fin­den, fin­de ich ist ein ganz wich­ti­ges The­ma auch im Coa­ching.

Jan (02:48.49)
Ja, das was mir da durch den Kopf geht bei die­sem Zitat oder was ich halt eben so inter­es­sant fin­de ist die­se Aus­sa­ge, ich bin ein Opti­mist, es macht nicht viel Sinn etwas ande­res zu sein, weil das impli­ziert eine Ent­schei­dung. Das impli­ziert die Ent­schei­dung, dass man Opti­mist sein möch­te und das dann auch ist oder wird oder wie auch immer. Und das ist näm­lich ein Punkt, der mir oder zumin­dest in mei­ner Wahr­neh­mung schon oft

Björn (03:02.222)
Hm.

Jan (03:18.218)
ent­ge­gen­ge­kom­men ist, dass es eigent­lich eine Aus­sa­ge oft­mals ist, ja ich bin halt ein Opti­mist oder ich bin halt ein Pes­si­mist, so als wäre das natur­ge­ge­ben. Und das ist ja ein Punkt, wor­über man dis­ku­tie­ren kann, wozu es auch For­schung gibt in Sum­me und womit man unter Umstän­den auch arbei­ten kann, kom­men wir jetzt viel­leicht auch gleich noch­mal dazu. Aber in der Tat, wenn ich jetzt irgend­wie sage, was ist denn ein Opti­mist, dann ist ja auch die Fra­ge, was ist ein Pes­si­mist als Gegen­pol dazu.

Und da gibt es unter ande­rem einen For­scher aus den USA, Mar­tin Selig­man, der hat dazu geforscht und hat eben unter­schie­den, dass Opti­mis­ten sozu­sa­gen die Ursa­che für ange­neh­me Ergeb­nis­se oder Ereig­nis­se, Erfol­ge in sich selbst sehen und eben Din­ge, die nega­ti­ver sind als vor­über­ge­hend situa­ti­ons­be­dingt in der Umge­bung sehen. Und bei Pes­si­mis­ten wäre es genau anders her­um.

Das heißt also Pes­si­mis­ten haben den Ein­druck, dass eben die nega­ti­ven Ergeb­nis­se oder die Ereig­nis­se gege­ben sind, viel­leicht auch lang­fris­tig sind in Tei­len und dass sie aber auch selbst nicht viel dar­an tun kön­nen, um es zu ändern. So und das ist natür­lich schon mal eine Grund­ein­stel­lung oder eine Per­spek­ti­ve, wie man auf das Leben schau­en kann. Bin ich selbst in der Lage etwas zu tun und zu ändern? Sind Erfol­ge, sind posi­ti­ve Din­ge von mir selbst beein­fluss­bar oder bin ich gewis­ser­ma­ßen aus­ge­lie­fert?

Björn (04:17.101)
Hm?

Björn (04:30.19)
Mmh.

Björn (04:46.862)
Ja, und das unter­streicht ja auch den Gedan­ken, den ich eben hat­te, noch­mal, dass natür­lich, wenn man Din­ge erlebt in einer Rei­hung, wo man viel­leicht durch äuße­re Umstän­de oder wo eine nega­ti­ve Sache das ande­re jagt, es sehr schwer ist, dar­an zu glau­ben, dass man sel­ber die Macht hat, posi­ti­ve Din­ge zu bewir­ken oder dass man in eine Art Gelähmt­heit ver­fällt.

und meint, man kann es eh nicht ändern, weil von außen kommt ja alles nega­ti­ve. Oder alles, was man gemacht hat, jede Ent­schei­dung, die man getrof­fen hat, mün­det den etwas nega­ti­ven. Und des­we­gen mei­ne ich auch, da kann sich, glau­be ich, kei­ner von kom­plett frei­spre­chen, dass einem so was pas­sie­ren kann, je nach­dem, was es für eine Rei­hung von Din­gen gibt. Und span­nend ist natür­lich die­se Grund­hal­tung.

Die­se unter­schied­li­che Grund­hal­tung, ent­we­der das Posi­ti­ve kommt von mir und das Nega­ti­ve kommt von außen und das akzep­tie­re ich ein­fach, das neh­me ich ein­fach hin. Oder zu sagen, ich bewir­ke nur Nega­ti­ves und ich muss dar­auf war­ten, dass etwas Posi­ti­ves mal von außen kommt. Und dann wird alles wie­der gut. Also man ist im Prin­zip ent­we­der steht man auf sei­nen Füßen oder man liegt auf sei­nem Rücken. Also ent­we­der man läuft sel­ber oder man war­tet dar­auf, dass etwas von außen kommt und einen

Jan (05:46.314)
Mhm.

Jan (06:04.682)
Hmm.

Jan (06:09.45)
Ja, bezie­hungs­wei­se bei den Pes­si­mis­ten ist ja sogar so, dass sie dann nicht mal hof­fen unter Umstän­den, dass von außen was kommt und was sie ret­tet, son­dern dass sie eher davon aus­ge­hen, dass halt eben Din­ge, die jetzt schlecht sind, im Außen auch dau­er­haft so blei­ben.

Björn (06:09.71)
um

Björn (06:21.934)
Ja. Dass man es nicht beein­flus­sen kann, dass es außer­halb des eige­nen Wir­kungs­krei­ses ist.

Jan (06:24.426)
Genau, und dass auch die Din­ge, die bei­spiels­wei­se in einem Lebens­be­reich pas­sie­ren und ange­nehm sind, dass die sich auch auf ande­re Din­ge über­tra­gen. Also, sagen wir mal, beruf­lich läuft irgend­was schief und man bekommt ein nega­ti­ves Feed­back im Job und des­halb fühlt man sich viel­leicht auch als Fami­li­en­mensch.

Björn (06:34.222)
Ja.

Jan (06:47.69)
nega­tiv bewer­tet oder, na also, man über­trägt das, dass man viel­leicht woan­ders eine nega­ti­ve­re Wer­tig­keit hät­te oder wie auch immer, nimmt das im Prin­zip mit, dass man viel­leicht nicht genügt auch in ande­ren Lebens­be­rei­chen, was ja völ­lig unter­schied­lich sein kann.

Björn (06:49.934)
Hm.

Björn (07:00.366)
Es gibt ja auch die­ses Phä­no­men, dass man manch­mal den Ein­druck hat, dass alles Nega­ti­ve sich so bün­delt an einer Stel­le. Also pas­siert eine nega­ti­ve Geschich­te und dann kommt noch was und noch was und noch was und man denkt, war­um ver­sam­melt sich das immer? Und das hat ja auch ganz viel mit uns selbst zu tun. Also wenn ich mit einer nega­ti­ven Ein­stel­lung, weil mir irgend­wie pri­vat was wider­fah­ren ist, zum Job gehe und das dann auch ent­spre­chend da aus­strah­le…

Jan (07:07.85)
Mhm.

Jan (07:24.586)
Mmh.

Jan (07:29.034)
Mhm.

Björn (07:29.422)
ist es viel­leicht auch gar nicht ver­wun­der­lich, wenn ich dann da auch mit nega­ti­ven Gesprä­chen kon­fron­tiert bin. Oder sich der Freun­des­kreis abwen­det. Ja, genau, die­se Pri­ming­ge­schich­te auch wie­der, über die wir ja auch schon mal gespro­chen haben. Weil man in dem Moment viel­leicht nicht sich klar dar­über ist, dass man sehr wohl in der gestal­te­ri­schen Rol­le ist. Auch wenn jetzt gera­de viel­leicht von außen etwas Nega­ti­ves gekom­men ist oder sich irgend­et­was Nega­ti­ves ereig­net hat.

Jan (07:35.722)
Mhm. Es ist gepri­med.

Jan (07:57.098)
Mmh.

Björn (07:58.35)
Das bedingt das natür­lich dann auch. Ja, die Fra­ge ist für mich ganz wich­tig. Und ich glau­be, dar­um soll­te es ja auch heu­te gehen. Vor allem wie schafft man es, opti­mis­tisch zu wer­den oder opti­mis­tisch her zu wer­den? Man muss ja nicht gera­de der Vor­zei­ge opti­mist sein. Auch jedem Men­schen zuge­stan­den, auch mal nega­ti­ve Gedan­ken zu haben und die auch for­mu­lie­ren zu dür­fen. Also das ist ja ganz klar. Wir bei­de haben ja auch schon mal dar­über gespro­chen, dass die­ses zwang­haft posi­ti­ve nun auch über­haupt nicht gesund ist. Aber wie schafft man es?

Jan (08:00.362)
Ja.

Jan (08:25.258)
Mhm.

Björn (08:28.206)
opti­mis­ti­scher zu wer­den. Also wie kann man die­se Ent­schei­dung tref­fen, die Chur­chill getrof­fen hat? Ich bin ein Opti­mist, weil es alles ande­re macht eigent­lich kei­nen Sinn. Wie kann man das schaf­fen?

Jan (08:37.033)
Ja, also erst­mal könn­te man noch­mal die grund­sätz­li­che Fra­ge stel­len, ist es über­haupt mög­lich, das zu tun oder nicht, weil das ist jetzt ein Zitat von Chur­chill und die For­schung zumin­dest, das was mir jetzt so geläu­fig ist, ist, dass, oder die For­schung sagt dazu, dass jetzt die Ten­denz zu Opti­mis­mus, ja oder nein, nur zu 25 Pro­zent im Grun­de genom­men

Das heißt, der Groß­teil ist tat­säch­lich anpass­bar über Sozia­li­sie­rung, dann eben eige­ne Ent­wick­lung und so wei­ter und so fort. Und auch der Mar­tin Selig­man hat­te die Ein­stel­lung aus sei­ner For­schung, die er gemacht hat, dass eine opti­mis­ti­sche Lebens­ein­stel­lung erlern­bar ist. Das ist ja erst­mal eine gute Bot­schaft. Also man ist der Sache nicht aus­ge­lie­fert, son­dern man kann das tun. Und dann ist tat­säch­lich die Fra­ge, wie übt man das auch da? Wir haben ja schon mal über das The­ma Neu­ro­plas­ti­zi­tät des Gehirns gespro­chen.

Björn (09:18.862)
Hm. Hm?

Jan (09:31.754)
Wenn ich die letz­ten Jah­re oder wenn ich einen Groß­teil mei­nes Lebens mit Gedan­ken beschäf­tigt war, die viel­leicht eher pes­si­mis­ti­scher Natur sind oder womit es auch schwer­fiel, dann wird es wahr­schein­lich nicht so sein, dass ich von heu­te auf mor­gen sage, jetzt bin ich Opti­mist und wer­de nie wie­der an die­ses Mus­ter zurück­fal­len, son­dern ich muss es aktiv auch trai­nie­ren. Und das heißt, ich muss in mei­nem Gehirn immer mehr Ver­bin­dun­gen schaf­fen, die halt eben opti­mis­ti­sches Den­ken.

Björn (09:53.262)
Hm.

Jan (10:02.058)
för­dern bzw. ermög­li­chen. Und das heißt, was hel­fen kann, ist, dass man tat­säch­lich beginnt auch täg­lich ein­zu­stu­die­ren, was ist das Gute in den Din­gen, also das zu sehen. Das heißt, wenn mei­ne natür­li­che Reak­ti­on ist, es ist ja klar, dass mir das jetzt wie­der pas­siert, dass ich die Bahn ver­passt habe, ist die Fra­ge, was könn­te auch das Gute in dem Zusam­men­hang sein? Oder muss ich an die­ser Stel­le über­haupt sagen, ist es gut oder schlecht, oder kann ich es ein­fach als akzep­tie­ren?

Mensch, da ist die Bahn jetzt weg­ge­fah­ren von mei­ner Nase. Naja, aber zumin­dest ist mir jetzt klar, dass ich viel­leicht mor­gen mal fünf Minu­ten frü­her los­ge­he. Dann habe ich nicht die­sen Stress und dann wird es auch klap­pen. So, genau­so in vie­len ande­ren Din­gen. Was ist das Posi­ti­ve? Was ist auch das, wofür ich dank­bar sein kann? Und was ist viel­leicht auch ein posi­ti­ves Sze­na­rio, wie sich die Din­ge ent­wi­ckeln kön­nen? Weil oft­mals ist man ja oder gibt es die­se Situa­ti­on, dass

Björn (10:39.022)
Hm.

Jan (10:56.97)
dann im Prin­zip auch so ein Nega­tiv­schlei­fen dann pas­sie­ren, dass Men­schen dar­über nach­den­ken, was könn­te alles am schlimms­ten pas­sie­ren? Und genau­so kann man aber natür­lich sich auch aus­ma­len, was wären denn die posi­ti­ven Aspek­te, wie sich eine Situa­ti­on ent­wi­ckeln könn­te? Und hier ganz aktiv eben erst­mal für sich fest­stel­len, wo rut­sche ich jetzt qua­si in pes­si­mis­ti­sches Den­ken ab? Wo kann ich mei­nen Stopp machen? Und wie kann ich das gege­be­nen­falls auch anders inter­pre­tie­ren und das tat­säch­lich täg­lich zu machen? Ich wür­de sogar dazu raten, Din­ge da…

Björn (11:09.966)
Hm.

Björn (11:22.766)
Hm.

Jan (11:26.41)
auf­zu­schrei­ben.

Björn (11:27.406)
Also ich möch­te direkt dar­auf zurück­kom­men, was du ganz am Anfang jetzt gesagt hast, dass bezüg­lich der Neu­ro­plas­ti­zi­tät, dass es unglaub­lich wich­tig ist, glau­be ich, mit Geduld an sowas ran­zu­ge­hen. Das ist, glau­be ich, ganz, ganz wich­tig. Das sind lang­wie­ri­ge Pro­zes­se, also jetzt nicht jah­re­lan­ge, aber eher wochen­lan­ge Pro­zes­se, bis unser Hirn lernt, neue Ver­knüp­fun­gen zu erstel­len. Das kann ein­fach dau­ern.

Jan (11:39.498)
Mhm.

Björn (11:54.062)
Es ist natür­lich ein biss­chen fatal, wenn ich jetzt ein pes­si­mis­ti­scher Mensch bin und ich neh­me mir vor, ich möch­te jetzt opti­mis­ti­scher sein und dann pas­siert mir direkt zwei Tage spä­ter wie­der etwas, was mich total nach unten zieht. Das ist zu erwar­ten. Ich glau­be, das muss man direkt vor­aus­schi­cken, dass die­se Ver­än­de­run­gen, wie du es gesagt hast, ein­fach Zeit brau­chen. Ich fin­de das mit dem Auf­schrei­ben ganz wich­tig und ganz wun­der­bar als als guten Rat, wie man sowas über­haupt anfan­gen kann.

Und du hast ja das Sechs-Minu­ten-Tage­buch zum Bei­spiel schon erwähnt. Da gibt es ja auch mitt­ler­wei­le jede Men­ge ande­re For­ma­te, auch so in Buch­form, die einem hel­fen kön­nen, das zu trai­nie­ren. Das ist, glau­be ich, ein ganz wich­ti­ger Schritt. Aber die Grund­hal­tung, da wür­de ich ger­ne noch­mal drauf zurück­kom­men. Die Grund­hal­tung ist ja, erst­mal das zu akzep­tie­ren, dass es so ist. Also die Akzep­tanz.

auch dass ich gera­de ein Pes­si­mist bin, dass ich pes­si­mis­tisch bin. Und dass das halt so ist und dass das auch okay ist. Also dass es für den Moment auch nicht zu ändern ist, dass ich erst mal ein pes­si­mis­ti­scher Mensch bin. Ich glau­be, das ist eine ganz wich­ti­ge Vor­aus­set­zung, um über­haupt etwas zu ändern.

Jan (12:54.378)
Mmh.

Jan (13:03.69)
Ja, also da ist halt so ein Stück der Punkt, da wür­de ich ger­ne ein­mal ein­ha­ken und zwar ist ja die Fra­ge, muss ich mich über­haupt iden­ti­fi­zie­ren als Opti­mist oder Pes­si­mist in der Art und Wei­se? Oder kann ich erst­mal akzep­tie­ren, dass ich manch­mal nega­ti­ve Gedan­ken habe?

Björn (13:21.39)
Ja, oder da die Akzep­tanz, genau. Also, dass das, ja, ich woll­te eigent­lich dar­auf hin­aus, dass es okay ist, dass man ein Pes­si­mist ist, dass man nega­ti­ve Gedan­ken hat und sich nicht des­we­gen noch wei­ter run­ter­zieht. Also, das ist, dar­um geht es mir vor allem. Das ist okay, dass ich viel­leicht in einer Situa­ti­on bin, in der ich vor­ran­gig nega­ti­ve Gedan­ken habe und auch ein biss­chen hoff­nungs­los viel­leicht erst­mal bin. Aber…

Jan (13:34.09)
Mhm.

Ja, okay.

Björn (13:50.414)
Mit die­ser Akzep­tanz soll­te natür­lich auch ein­her­ge­hen der fes­te Glau­be dar­an, dass sich das ändern kann. Ich glau­be nur, wenn ich etwas nicht akzep­tie­re, dass etwas auf eine bestimm­te Art gera­de ist, kann ich es auch nicht ändern, weil dann ver­leug­ne ich ja die Situa­ti­on, wie sie gera­de ist und dann wird es mir nicht gelin­gen, sie zu ändern. Das ist, wie soll ich etwas ändern, was ich ver­leug­ne? Dar­um ging es mir. Was sind wei­te­re Mög­lich­kei­ten auf dem Weg?

Jan (14:08.938)
Hm.

Jan (14:13.13)
Hm, okay.

Björn (14:17.838)
Opti­mist zu wer­den oder opti­mis­ti­scher zu sein. Opti­mis­ten sind ja oft nach vor­ne gewandt. Also die sind sehr zukunfts­ori­en­tiert. Man, ich beob­ach­te bei pes­si­mis­ti­schen Grund­hal­tun­gen, auch wenn ich das mal hat­te, eigent­lich immer sehr den Blick nach hin­ten. Also dass man eher in die Ver­gan­gen­heit schaut und ein biss­chen dar­in rum­rührt, was ist alles schlecht gelau­fen? Also wäre der Blick in die Zukunft ein guter Tipp? Ist leicht gesagt.

Jan (14:21.13)
Fer­tig.

Jan (14:24.81)
Mhm.

Jan (14:45.866)
Ja, also tat­säch­lich bin ich mitt­ler­wei­le eher ein Ver­fech­ter der Gegen­wart und ein gro­ßer Fan der Gegen­wart in dem Zusam­men­hang. Aber was beim Pes­si­mis­mus natür­lich in Tei­len der Fall ist, ist die Schluss­fol­ge­rung, dass weil in der Ver­gan­gen­heit Din­ge nega­tiv gelau­fen sind, dass auch in der Zukunft so sein wird. Aber auch selbst wenn man das nicht in der Ver­gan­gen­heits­be­trach­tung machen wür­de, wäre ja qua­si der Stand erst­mal, dass was kommt wird wahr­schein­lich schwie­rig oder schlecht oder wie auch immer.

Björn (14:52.078)
Ja.

Björn (15:06.318)
Mmh.

Jan (15:16.074)
beim Opti­mis­ten eher posi­tiv. Aber grund­sätz­lich ist die Fra­ge für mich, braucht es die­se Bewer­tung, dass ich jetzt sage, das ist jetzt beson­ders gut oder beson­ders schlecht? Mir per­sön­lich wür­de eigent­lich unab­hän­gig vom Opti­mis­mus, da klingt ja auch oft­mals so was eupho­ri­sches mit. Es soll ja jetzt auch nicht dahin­ge­hen, dass man sagt, man lebt in einer Traum­welt.

Björn (15:25.518)
Hm?

Jan (15:42.666)
total tut­ti sein wird und nie irgend­wie schwie­ri­ge Situa­tio­nen mit dabei sein wer­den. Aber die Grund­an­stel­lung könn­te ja auch schon erst­mal sein, Situa­tio­nen wie sie exis­tie­ren oder auch gesche­hen wer­den, sind dann in der Situa­ti­on erst­mal so. Da sind wir wie­der bei der Akzep­tanz. Sie sind weder gut oder schlecht, son­dern sie sind erst­mal ein­fach da. Und die­se Bewer­tung, die machen wir am Ende des Tages selbst. So, aber die…

Björn (16:07.598)
Grüß dich.

Jan (16:09.738)
Mög­lich­keit oder die die Fähig­keit etwas dar­aus zu tun die liegt jeweils im aktu­el­len Moment immer in uns also wir kön­nen Selbst sagen okay wie gehe ich jetzt mit die­ser situa­ti­on um Ich kann wenn ich den bus ver­pas­se ste­hen blei­ben mich ärgern und wie­der nach hau­se gehen oder ich kann gucken okay The­ma ist pas­siert wie geht es jetzt wei­ter

Björn (16:18.83)
Hm?

Jan (16:35.946)
Und wie kann ich trotz­dem noch das Bes­te dar­aus machen? Und was kann ich, wie gesagt, als Gutes aus die­sen Situa­tio­nen sehen? Und von daher wäre die­se, ist das Ein­üben einer Ein­stel­lung, in der man sagt, okay, die Din­ge, die pas­sie­ren, die pas­sie­ren erst mal. Aber ich habe grund­sätz­lich die Erwar­tung, dass alles schon einen guten Weg neh­men wird. Eine Art Grund­ver­trau­en. Da sind wir auch wie­der bei dem The­ma, war­um es ja in Tei­len auch gläu­bi­gen Men­schen leich­ter fällt.

oder opti­mis­tisch zu sein. Zumin­dest gehen da Stu­di­en wie­der, dass das eben in Tei­len so ist, weil sie halt eben eine geord­ne­te Macht sehen, über­ge­ord­net, die halt eben die Din­ge steu­ert. Nach dem Mot­to, Gott wird sich schon was dabei gedacht haben, dass die Din­ge so pas­sie­ren. Und genau­so könn­te es ja jetzt hier für jeman­den, der auch nicht gläu­big ist, die Erkennt­nis für sich selbst sein oder die Fest­stel­lung, dass man sagt, okay,

Björn (17:23.694)
Hm.

Jan (17:34.41)
die Din­ge wer­den sich schon in einem guten Ver­lauf ent­wi­ckeln. Also ich glau­be nicht dar­an, dass etwas beson­ders nega­tiv pas­siert, son­dern es pas­siert etwas und was ich dar­aus mache, ist dann im Prin­zip auch mei­ne eige­ne Hoheit oder da bin ich auch mei­nes eige­nen Glü­ckes Schmied.

Björn (17:49.966)
Ja, ich habe jetzt gera­de so gedacht, auch als du gesagt hast, muss man das über­haupt bewer­ten? Ist das etwas gut oder ist das etwas schlecht oder ist das jetzt ein­fach so, wie es ist erst mal? Und ich neh­me die Bewer­tung raus, natür­lich hilf­reich. Ich glau­be, die­ses The­ma Akzep­tanz, Ver­gan­gen­heit los­las­sen, Gelas­sen­heit üben, da dreht sich ja im Prin­zip auch wie­der alles um die Acht­sam­keit.

Und in dem Moment und jetzt auch gera­de, was du als Bei­spiel hat­test mit der Bus­hal­te­stel­le, immer wie­der die­se Fra­ge, ist das eigent­lich gera­de wirk­lich rele­vant, mich dar­über zu ärgern? Neh­men wir das Bei­spiel mit dem Bus, ver­pas­se nicht jeden Tag Mil­lio­nen von Men­schen mal den Bus und das Leben geht trotz­dem wei­ter und es ist trotz­dem kein Signal, das jetzt alles auf den Abgrund zusteu­ert. Das ist schon sehr schwer, wenn man da jetzt gera­de in so einer Nega­tiv­spi­ra­le ist und des­we­gen glau­be ich tat­säch­lich, dass die­ses Schritt­chen für Schritt­chen und mit Geduld und…

Jan (18:25.29)
Mhm.

Jan (18:30.986)
Mm.

Björn (18:45.39)
Immer wie­der in sol­chen Situa­tio­nen sich bewusst zu machen. Habe ich das jetzt gera­de über­haupt in der Hand? Was ist das jetzt gera­de über­haupt? Ein wirk­li­ches Dra­ma? Acht­sam­keit üben? Auch das Schö­ne im Moment zu sehen? Und sich viel­leicht auch immer mal wie­der bewusst zu machen, dass ja auch das Nega­ti­ve zum Leben dazu­ge­hört. Das ist ja dem Leben abso­lut inne. Also neh­men wir den Tod. Der ist ja…

ins Leben rein­ge­baut. Es gibt kein Leben ohne dass es den Tod gibt. Und der Tod ist, ich glau­be, da müs­sen wir uns nicht dar­über strei­ten. Das ist ja kein schö­nes Lebens­er­eig­nis für die Umge­bung zumin­dest auf jeden Fall nicht. Und die die das gehört trotz­dem zum Leben dazu. Und wenn man sich des­sen bewusst ist, dass ein Leben nie gera­de­aus nach oben läuft. Auch bei Win­s­ton Chur­chill ist es nicht gera­de­aus nach oben gelau­fen, auch wenn der wenn der sich als Opti­mist erklärt.

Jan (19:28.714)
Hm.

Björn (19:43.054)
Hat der sehr wahr­schein­lich aber gelernt, zu ver­ste­hen, dass Rück­schlä­ge etwas ganz Nor­ma­les sind, was aber nicht bedeu­tet, dass nicht alles immer auf dem Weg ist, zu etwas posi­ti­ve­ren sich zu ent­wi­ckeln. Du hat­test mir ja auch mal die­ses Zitat, ich weiß jetzt nicht mehr, wo es her war. Viel­leicht kannst du es noch­mal wie­der­ge­ben, dass das Uni­ver­sum sich auf eine Art und Wei­se ent­wi­ckelt, immer den bes­ten Weg zu fin­den. Woher war das noch­mal?

Jan (20:07.786)
Das war jetzt kein direk­tes Zitat, son­dern das kommt im Prin­zip aus dem Stoi­zis­mus, also auch phi­lo­so­phi­sche Strö­mung. Da woll­ten wir even­tu­ell auch an ande­rer Stel­le noch­mal drü­ber spre­chen. Und da geht man davon aus, dass das Uni­ver­sum oder der Kos­mos eben deter­mi­nis­tisch ist, dass es also einen fes­ten Ver­lauf hat. Und die Ansicht aber in die­ser Phi­lo­so­phie ist, dass qua­si der Kos­mos nach dem best­mög­li­chen Ver­lauf gerich­tet sich ent­wi­ckelt, eben auch gesteu­ert durch…

Björn (20:13.262)
Okay.

Jan (20:35.69)
Göt­ter, wie auch immer, ist ja schon etwas älter. Aber dass es in die­sem Zusam­men­hang auch als Mensch nicht sinn­voll ist, sich dage­gen zu sper­ren oder das nicht zu akzep­tie­ren, wenn das qua­si der best­mög­li­che Ver­lauf des Uni­ver­sums ist oder des Kos­mos in Sum­me. Und dass eher die Fra­ge ist, wie gehe ich qua­si mit den Din­gen um, die nicht in mei­ner Macht lie­gen, eben Din­ge, die im Außen gesche­hen, und ich mich dar­auf kon­zen­trie­re, wie kann ich…

in der jewei­li­gen Situa­ti­on mei­nen bes­ten Bei­trag leis­ten oder das Bes­te tun. Und wie gehe ich auch men­tal damit um? Also es ist ja total die­se Akzep­tanz. Wir hat­ten an ande­rer Stel­le mal das Gelas­sen­heits­ge­bet. Es ist im Prin­zip nichts ande­res. Und das ist ja auch was, was vie­le Kul­tu­ren eint. Weil es eben Fra­gen sind, die sich die Men­schen schon stel­len seit tau­sen­den Jah­ren.

Björn (21:12.494)
Hm.

Björn (21:16.206)
Hm.

Björn (21:25.358)
Ja, und das Gelas­sen­heits­ge­bet ist mir auch gera­de in den Kopf geschos­sen, als du das vor­hin vor­ge­tra­gen hast, weil das Grund­sätz­li­che akzep­tie­ren von Din­gen, die wir nicht beein­flus­sen kön­nen, und sich dar­über klar wer­den, wel­che Din­ge wir wirk­lich beein­flus­sen kön­nen, lässt uns auch wie­der in eine mäch­ti­ge­re Posi­ti­on kom­men bei allem Nega­ti­ven, was wir erle­ben kön­nen, und auch ver­ste­hen, wie wir unse­re jewei­li­ge Situa­ti­on sel­ber auch posi­tiv ver­än­dern und gestal­ten kön­nen.

Und des­we­gen lie­be ich das Gelas­sen­heits­ge­bet auch so, weil es das so schön bün­delt. Die­ses Din­ge hin­zu­neh­men, die man nicht ändern kann und sich auf das zu kon­zen­trie­ren, was man ändern kann. Und hin­neh­men bedeu­tet in dem Fall ja nicht ver­leug­nen, son­dern akzep­tie­ren. Und auch aner­ken­nen, dass etwas so ist, wie es ist, auch wenn es schmerzt und auch durch den Schmerz durch­zu­ge­hen. Aber zu erken­nen, da ist der Punkt, da kann ich anset­zen.

Und da kann ich mein Leben posi­ti­ver gestal­ten.

Jan (22:28.01)
sehr schö­ne Wor­te.

Björn (22:30.318)
pas­send zur Weih­nachts­zeit. Genau. Ja Jan, wir hät­ten jetzt glau­be ich über das The­ma auch noch wei­ter eine hal­be Stun­de spre­chen kön­nen, weil da gibt es so vie­le Aspek­te. Wir hät­ten noch so viel auf das Los­las­sen ein­ge­hen kön­nen. Übers Gelas­sen­heits­ge­bet könn­ten wir eigent­lich noch zehn Fol­gen machen und wie man den Blick nach vor­ne wen­det und wie man Din­ge akzep­tie­ren kann. Also es ist ein unheim­lich viel­schich­ti­ges The­ma.

Jan (22:32.522)
abso­lut.

Jan (22:40.138)
Defi­ni­tiv.

Björn (22:58.446)
Wir haben es eigent­lich nur ange­ris­sen, aber wir hof­fen trotz­dem natür­lich, dass das euch drau­ßen, die ihr das hört, was gebracht hat und ihr viel­leicht, wenn ihr viel­leicht gera­de ein biss­chen pes­si­mis­ti­scher seid auf­grund von äuße­ren Ein­flüs­sen oder der Lage an sich, eine Mög­lich­keit fin­det, etwas posi­ti­ver in die Zukunft zu gehen und euer eige­nes Leben opti­mis­tisch selbst zu gestal­ten. Dan­ke fürs Zuhö­ren. Wir wün­schen euch schö­ne Fei­er­ta­ge am Ende des Monats.

einen guten Über­gang ins neue Jahr und freu­en uns, wenn ihr uns auch 2024 treu bleibt. Ich sage Tschüss und wün­sche euch eine schö­ne Zeit.

Jan (23:36.65)
Auf Wie­der­hö­ren!