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Mit Ziellosigkeit zum Glück?

Über­all wird behaup­tet: Du musst Zie­le haben! Ohne Zie­le schaffst du nichts und ohne Zie­le wirst du auch nicht glück­lich. Auch im Coa­ching geht es sehr häu­fig um Ziel­er­rei­chung. Aber ist Ziel­lo­sig­keit wirk­lich so kon­tro­vers?
In die­ser neu­en Fol­ge von Coach&Coach gehen Jan Gus­tav Fran­ke und ich dem Phä­no­men der Ziel­lo­sig­keit und wie man damit durch­aus auch glück­lich sein kann nach.

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Hier die Tran­skrip­ti­on des Pod­casts:

Jan
Herz­lich will­kom­men zu einer neu­en Fol­ge von Coach und Coach. Ich begrü­ße ganz herz­lich Björn Bob­ach. Hal­lo Björn!

Björn
Hal­lo Jan

Jan
Und mein Name ist Jan Fran­ke und heu­te spre­chen wir über das The­ma Ziel­lo­sig­keit. Pau­se. Und zwar völ­lig ohne Ziel. Nein, wir wol­len schon umrei­ßen und kon­kre­ter ange­hen. Trotz­dem eine ganz. Ein ganz inter­es­san­ter Punkt, denn eine abso­lu­te Ziel­lo­sig­keit. Die begeg­net uns im Leben ja gefühlt rela­tiv sel­ten. Ver­folgt nicht jede Per­son immer ein Ziel? Björn.

Björn
Ja, das ist eine gute Fra­ge. Geht das über­haupt? Kann man wirk­lich völ­lig ziel­los sein? Also ich glau­be, wor­über wir uns einig sind, ist, dass der gesun­de Mensch immer das Ziel hat zu über­le­ben. Ja, also, da sind wir uns einig. Dar­um soll es ja auch gar nicht gehen. Es soll nicht dar­um gehen, dass man auch kei­ne Grund­be­dürf­nis­se hat, denen man nach­geht. Also man wird auch immer essen. Genau­so wird man immer über­le­ben wol­len. Aber die, die. Die Fra­ge ist, gibt es wirk­lich einen Zustand, den man. Nur im Moment leben kann, ohne auf irgend­ein Ziel aus­ge­rich­tet zu sein. Das ist eine gute Fra­ge. Ich muss spon­tan sagen, dass ich den­ke, dass ich den Zustand, glau­be ich, so ein biss­chen schon erlebt habe. Und das sind die­se Urlaubs Momen­te, wenn man ja auch wie­der eine indi­vi­du­el­le Fra­ge, wie man Urlaub gestal­tet. Aber wenn man Urlaub wirk­lich völ­lig in den Tag hin­ein erlebt. Also man steht auf und macht sich über­haupt kei­ne Gedan­ken dar­über, was man an dem Tag tut, son­dern geht so völ­lig.

Björn
Und das ist das Reiz­vol­le, geht völ­lig nach dem eige­nen Wunsch, also nach dem eige­nen Bedürf­nis­se. In dem Moment will ich lie­ber in der Son­ne lie­gen, möch­te ich wan­dern. Aber man setzt sich kein Ziel. Man plant das nicht. Kommt das dem nahe? Ich weiß es nicht.

Jan
Tja, ist das Ziel dann irgend­wie Bedürf­nis­be­frie­di­gung durch Befrie­di­gung?

Björn
Ja, es ist eine gute Fra­ge.

Jan
Ja, also tat­säch­lich ist es auch, als wir jetzt gera­de ange­fan­gen haben, genau das mein Gedan­ke gewe­sen, dass eine abso­lu­te Ziel­lo­sig­keit wahr­schein­lich gar nicht mög­lich ist. Also allein schon dadurch bedingt, dass wir irgend­wie das Ziel haben zu über­le­ben. Bezie­hungs­wei­se auch zwei Din­ge haben, die uns irgend­wie ein Stück weit prä­gen. Näm­lich einer­seits, dass wir ger­ne Glück oder Befrie­di­gung irgend­wie erfah­ren wol­len und ande­rer­seits Schmerz ver­mei­den wol­len, was ja auch ein Antrei­ber sind oder Moti­va­to­ren oder wie man es auch nen­nen möch­te in dem Zusam­men­hang. Aber nichts­des­to­trotz ist das viel­leicht auch schon ein Schritt zu hart in dem Zusam­men­hang, denn ich kann ja auch durch­aus sagen, Du hast jetzt gera­de schon ein Bedürf­nis ange­spro­chen. Wenn ich jetzt noch­mal an die­se Bedürf­nis­py­ra­mi­de den­ke, wo es um ganz grund­sätz­li­che Bedürf­nis­se geht, wie Sicher­heit, ver­nünf­ti­ge Ernäh­rung, dann sozia­les Umfeld und irgend­wann dann auch sozu­sa­gen die­se Sinn­erfül­lung oder mate­ri­el­le Din­ge, die da sind, dann sind ja qua­si die­se stei­gen­den Zie­le, die­se höhe­ren Zie­le in die­ser Bedürf­nis­py­ra­mi­de eigent­lich immer weni­ger exis­ten­zi­ell. Und ich glau­be, wenn wir über Ziel­lo­sig­keit spre­chen, in wel­cher Art und Wei­se auch immer, dann gibt es zumin­dest ja.

Jan
Erst­mal wür­de ich jetzt mal als stei­le The­se in den Raum stel­len in dem Zusam­men­hang erst mal kei­ne Zie­le oder Bedürf­nis­se, die unbe­dingt befrie­digt wer­den müss­ten, weil man ansons­ten ganz gro­ßen Schmerz emp­fin­det, son­dern im Grun­de genom­men müss­te erst mal die Situa­ti­on her­ge­stellt sein, dass es einem erst mal abge­si­chert ganz gut geht. Dann kann man dar­über spre­chen, ob man grund­sätz­lich, was alles wei­te­re angeht, ziel­los ist oder sein kann. Als gesun­der Mensch. Also dass man erst mal grund­sätz­lich abge­si­chert ist, weil ansons­ten wäre es ja die Fra­ge auch wie­der­um, wenn wir spre­chen von einem gesun­den Men­schen, wie man das jetzt für gewöhn­lich defi­niert. Ist man dann ein gesun­der Mensch, wenn man. Wil­lent­lich oder wis­sent­lich in Kauf nimmt, dass man sich hier gera­de gefähr­det und und dass man so ziel­los ist, dass wür­de ich viel­leicht ein biss­chen anders for­mu­lie­ren. Aber wenn wir jetzt mal davon spre­chen es geht dar­um, was haben wir für Zie­le bei­spiels­wei­se im Leben? Grund­sätz­lich also über die per­sön­li­che, abso­lu­te Absi­che­rung hin­aus? Dann kann man sich ja schon die Fra­ge stel­len Ist es jetzt schon ein Ziel zu sagen Ich möch­te ger­ne ein gro­ßes Haus statt einer Miet­woh­nung oder ein dickes Auto statt irgend­wie ein Fahr­rad oder ein Bahn­ti­cket?

Jan
Oder was sind die Punk­te, die irgend­wie mei­ne Zie­le sind in dem Zusam­men­hang? Oder ist es irgend­was ande­res, was ich ger­ne machen möch­te? Ein Zustand im Bewusst­sein oder irgend­wel­che Din­ge, die ich erler­nen möch­te, die mei­ne Zie­le sind? Und wie ist es da? Kann man über­haupt ziel­los sein und war­um soll­te man das über­haupt sein wol­len?

Björn
Also ich muss sagen, ich glau­be, es hat ganz viel mit der Per­spek­ti­ve zu tun, aus der man auf eine Situa­ti­on schaut. Ich dach­te gera­de so an jeman­den, der viel­leicht einen ganz durch­schnitt­li­chen, soli­den Job hat, den jeden Tag macht. Und damit auch hap­py ist. Und da auch kei­ne Ambi­tio­nen zeigt, aus die­sem Job her­aus­zu­wach­sen, beför­dert zu wer­den. Irgend­was, der macht sei­nen Job und will den ein­fach machen. Wir haben schon mal eine Fol­ge zu einem ande­ren The­ma gemacht, wo es um sowas ging.

Jan
Also so sind Glück­lich machen wir das, glau­be ich.

Björn
Genau. Genau. Muss Arbeit glück­lich machen. Wir haben da jeman­den, der macht das. Der wür­de sich sel­ber sehr wahr­schein­lich nicht als ziel­los beschrei­ben. Aber für den ist das Ziel, ein mög­lichst unauf­ge­reg­tes, soli­des, abge­si­cher­tes Leben zu füh­ren und viel­leicht sei­ner Fami­lie ein Bestän­dig­keit zu bie­ten. Wenn jetzt jemand da drauf­schaut von einer Posi­ti­on, sagen wir mal ein Kar­rie­rist, jemand mit unheim­lich viel Ehr­geiz, der sagt, Ich möch­te eigent­lich der nächs­te CEO von Tes­la oder Apple wer­den und der schaut auf die­sen Men­schen, wird er sagen, der hat ja über­haupt kei­ne Zie­le.

Jan
Könn­te pas­sie­ren.

Björn
Und genau so wür­de viel­leicht jemand, der viel­leicht gera­de Schwie­rig­kei­ten im Job hat, der oft völ­lig ori­en­tie­rungs­los ist, viel­leicht jemand, der kei­nen Job fin­det. Also so was, der nicht weiß, was er mit sei­nem Leben machen soll. Auf die­sen glei­chen Men­schen zwar schau­en, sagen, das wär mein Ziel. Also es ist. Es ist wirk­lich. Es hat ganz viel mit der Per­spek­ti­ve zu tun. Ich glau­be, was wir, was Ziel­lo­sig­keit, so wie wir es jetzt bespre­chen woll­ten, gemeint ist als das Ziel, als Antrei­ber, dass man sagt, man wird ange­trie­ben immer davon, ein nächs­tes Ziel zu errei­chen, die nächs­te Beför­de­rung, die nächs­te Gehalts­stu­fe, die nächs­te Bezie­hung, das nächs­te Kind, das nächs­te Haus, das nächs­te Auto, wie auch immer. Aber das nicht zu haben. Gibt es die­sen Zustand da glau­be ich ja, den gibt es immer.

Jan
Das ist ja auch da. Also kom­men wir noch mal zu dem The­ma. Auch Lebens­zie­le. Und so wei­ter. Da haben wir auch schon mal drü­ber gespro­chen. Und da eben auch die Fra­ge habe ich mate­ri­el­le oder Sta­tus Zie­le, die irgend­wie kom­men oder sind es sind es auch Zustand, Zie­le und das, was du gera­de beschrie­ben hast mit jeman­dem, der jetzt in sich ruht und der sagt eigent­lich ist alles in Ord­nung, der hat das qua­si als Ziel, sich so bei­zu­be­hal­ten, dass alles aus­ge­wo­gen ist. Dann ist das ja auch durch­aus ein Ziel, aber eben nicht die­ses Ziel im Sin­ne von ich muss das nächs­te errei­chen, um die­ses oder jenes zu errei­chen. Es gibt ja die Theo­rie oder sage ich mal nicht nur die Theo­rie oder den Ansatz auch metho­disch von so Kar­rie­re Coa­ches, die sagen Du musst dir ehr­gei­zi­ge Zie­le set­zen. Also ent­we­der musst du Zie­le set­zen, die sehr ehr­gei­zig sind und du musst sie kom­mu­ni­zie­ren, damit du dich selbst unter Druck setzt, die­se zu errei­chen. Oder du kannst Zie­le set­zen, die so hoch sind, dass du ver­suchst, so weit zu kom­men, und dann erreichst du sie viel­leicht nicht, aber trotz­dem schon etwas sehr, sehr Hohes, was uns viel­leicht nie­mals erreicht hät­te.

Björn
Da gibt es die­sen schö­nen Satz, den habe ich im Stu­di­um öfter gehört. Du musst nach den Ster­nen grei­fen, wenn du auf einen Berg willst zum Bei­spiel.

Jan
Und das sind, das sind sol­che sol­che Punk­te in dem Zusam­men­hang. Und die kön­nen ja auch durch­aus moti­vie­ren. In dem Zusam­men­hang Es ist ja auch durch­aus legi­tim zu sagen, man nutzt das um, um sich ent­spre­chend zu moti­vie­ren und um vor­an zu stre­ben. Nichts­des­to­trotz ist auch die Fra­ge Ist es not­wen­dig, das unbe­dingt zu haben oder kann es auch? Kann es auch ande­re Wege geben? Denn immer Zie­le zu haben, kann natür­lich auch sehr, sehr ermü­dend sein, wenn man qua­si ein Ziel erreicht. Man hakt es nur ab und dann sagt man gleich das ist jetzt qua­si das neue Nor­mal. Und das ist qua­si ein noch ehr­gei­zi­ger.

Björn
Ja. Stellt sich die Fra­ge auch War­um glau­ben wir denn also nicht wir bei­de? Aber war­um glau­ben so vie­le Men­schen, dass wir per­ma­nent Zie­le haben müs­sen? Ich glau­be, das liegt zum einen dar­an, dass es die­se Kar­rie­re Coa­ches oder die­se Gurus gibt dar­aus drau­ßen Hey, du musst dir immer ein Ziel set­zen und da mög­lichst schritt­wei­se abar­bei­ten. Das Ziel muss ganz groß sein. Macht der letz­te gro­ße Zie­le, damit er vor­an kommst. Da. Mag was dran sein, aber was mir so grad durch durch den Kopf gegan­gen ist, ist es gibt Men­schen, da waren die Zie­le win­zig klein und sie sind rie­sen­groß gewor­den. Da gibt es zum Bei­spiel einen, den kennt jeder Ste­ve Jobs, Der woll­te eigent­lich nur per­fek­te Pro­duk­te machen.

Jan
Das ist ein ganz klei­nes Ziel.

Björn
Per­fek­tio­nist ja, aber er woll­te nicht die eine so erfolg­rei­che Fir­ma unbe­dingt grün­den. Und das ist eine ganz. Es ist aber, fin­de ich, ein schö­ner, schö­nes Bei­spiel dafür, dass es eben nicht das Ziel sein muss. Ich will der größ­te Elek­tro­nik Anbie­ter auf dem Pla­ne­ten wer­den, son­dern das Ziel viel­leicht ist ich möch­te die­ses eine Ding so wun­der­schön machen, dass ich da hin­ter­her voll hin­ter ste­hen kann. Ich kom­me da jetzt gera­de drauf, weil ich ein Inter­view mit sei­ner Wit­we gese­hen habe gera­de und die so ein biss­chen über sei­nen sei­ne Denk­wei­se spricht, was sehr inspi­rie­rend war. Aber die Fra­ge ist tat­säch­lich, die sich mir hier bei der TE bei dem The­ma grund­sätz­lich stellt. War­um Sät­zen wie mei­nen wir, wir müs­sen Zie­le haben und dann fol­gern Dar­aus kann man nicht auch Ori­en­tie­rung haben ohne ein Ziel? Geben uns unse­re Wer­te und unse­re Glau­bens­sät­ze nicht schon Ori­en­tie­rung? Muss es ein Ziel sein am Ende des Tun­nels?

Jan
Ich glau­be, die­ser Punkt, dass immer neue Zie­le kom­men. Du hast gera­de gesagt, das liegt an Kar­rie­re Coa­ches auch nicht nur ja, ich glau­be, die sind qua­si ein Sym­ptom dafür. Sie sind etwas, was da ist, weil es ein Bedürf­nis gibt und das Bedürf­nis erwächst aus dem Men­schen. Also ich den­ke, dass wenn. Die Abhän­gig­keit von äuße­ren Zie­len. Oder wenn es. Wenn es die Not­wen­dig­keit gibt, immer neue, neue äuße­re Zie­le zu defi­nie­ren, dann spricht das letz­ten Endes dafür, dass im Inne­ren even­tu­ell etwas noch nicht ganz auf­be­rei­tet es ist. Spielt ja nichts dage­gen, qua­si frei zu sagen Ach, ich fin­de aber irgend­et­was beson­ders schön und erstre­bens­wert. Und irgend­wann möch­te ich mir das viel­leicht mal leis­ten kön­nen oder das errei­chen oder wie auch immer. Oder ich möch­te mal ein tol­les Rei­se­ziel berei­sen. Das sind ja alles legi­ti­me Sachen, aber wenn qua­si das per­sön­li­che Glück davon abhän­gig ist, dann ist es halt unter Umstän­den schwie­rig oder kann schwie­rig wer­den. Und dann sind natür­lich auch unter Umstän­den die­se Stroh­hal­me da, die Kar­rie­re Coa­ches oder kei­ne Ahnung mehr sein könn­ten.

Jan
Oder sagen wir mal Kar­rie­re Gurus ist viel­leicht das bes­se­re Wort, die dir sagen, wie viel Gutes zu tun hast, damit es gut wird. Aber damit bist du halt immer nur auf der Sym­ptom Ebe­ne unter­wegs und nie­mals an der Ursa­che. Denn letz­ten Endes ist ja der Punkt dahin­ter, dass halt irgend­wie eine Unzu­frie­den­heit aus einem selbst her­aus kommt, die dazu führt, dass man so han­delt oder dass man die­ses oder jenes meint tun zu müs­sen. Und das heißt, es ist aus mei­ner Sicht ja ein ganz ande­rer Punkt. Denn wenn ich sage, ich stre­be nach äuße­ren Zie­len, ist das die eine Sache und das ande­re kann ja sein, ich stre­be nach dem Ziel der inne­ren Aus­ge­gli­chen­heit, oder ich bin inner­lich aus­ge­gli­chen und ich ent­wick­le mich dahin. Das wird wahr­schein­lich in vie­len Fäl­len auch nicht ganz ohne Arbeit mög­lich sein, aber dann ist es ja viel­leicht auch irgend­wo irgend­wo ein Ziel, nur dass man es qua­si nicht von äuße­ren Din­gen dann abhän­gig macht in der Art und Wei­se.

Björn
Ja, also ein Kar­rie­re Guru arbei­tet ja auch inso­fern nur mit der Sehn­sucht der Men­schen, weil was der tut, ist ja, dass er sagt schaut mich an, wie toll und glück­lich ich bin und das möch­te du ja garan­tiert auch und des­we­gen musst du es genau­so machen wie ich. Und damit spricht er eine Sehn­sucht aller Men­schen an und eine Sehn­sucht ist ja nicht unbe­dingt ein Ziel, also die Sehn­sucht nach Glück. Wir möch­ten ja alle glück­lich sein. Wir möch­ten ja, ich ken­ne nie­man­den, der sagt, Ich möch­te aber unbe­dingt unglück­lich sein. Also wür­de ich auch nicht als gesund bezeich­nen. Also jemand Wir wol­len ja alle glück­lich sein, und dar­über müs­sen wir viel­leicht auch mal eine Fol­ge auf­neh­men, was Glück­lich­sein eigent­lich ist und wie oft man das eigent­lich emp­fin­det. Und dann wird die­ses Gefühl von Glück, von Glück­lich­sein an dar­an gekop­pelt, dass man das tun muss und das errei­chen muss, was die­ser Guru erreicht hat, der ja so sich als so unglaub­lich glück­lich ver­kauft. Das Gegen­teil davon ist für mich eigent­lich das Leben im Moment, das kom­plet­te Besin­nen auf den Moment und mit dem Moment zufrie­den sein.

Björn
Los­ge­löst davon kann man ja trotz­dem Wün­sche haben. Und Wün­sche sind ja wie­der was ande­res als ein Ziel. Also ich kann ja als Wunsch haben, ich möch­te nächs­tes Jahr Urlaub in XY machen, das kann ja ein Wunsch sein. Ich kann aber trotz­dem mit dem Moment total im Frie­den sein und auch mit mir im Frie­den sein und brau­che eben nicht die­ses nächs­te Ziel, hin­ter dem ich hin­ter­her hech­te, um dann das Gefühl von Jetzt bin ich eine dicke Wurst, jetzt habe ich was Tol­les geschafft zu haben und ich glau­be sogar, dass das der, der drü­ber nach­den­ke und mich mit dir aus­tau­sche, glau­be ich, dass das der nach­hal­ti­ge­re Weg zur Zufrie­den­heit ist, weil die­ses Das hat­ten wir auch in der Fol­ge, wo es um Zie­le, Errei­chen und Lebens­zie­le ging. Schon die­ses Hin­ter­her­he­cheln von immer wie­der neu auf­ge­setz­ten Zie­len lässt einen nie zur Ruhe kom­men. Man kommt ja nie an, man hat ja immer wie­der die­ses Gefühl, ich muss das nächs­te Ziel und das nächs­te Ziel und das nächs­te Ziel und dann muss ich das Haus wie­der schwarz strei­chen, weil es haben es alle ande­ren schwarz gestri­chen.

Björn
Das ist wird ja nie auf­hö­ren. Und ich glau­be tat­säch­lich, dass die­se Ziel­lo­sig­keit, also die­ses die­se Zufrie­den­heit mit dem Moment und dem Sta­tus quo, los­ge­löst davon, dass man nicht trotz­dem auch ler­nen und sich wei­ter­ent­wi­ckeln kann, aber trotz­dem zufrie­den ist. Ich glau­be, das ist ein Schlüs­sel zu einer nach­hal­ti­gen, zu einem nach­hal­ti­gen Glück ist.

Jan
Ich habe jetzt gera­de über Gurus gespro­chen. Ich habe letz­tens einen Bei­trag gese­hen von einem indi­schen Guru, der sag­te. Das Leben funk­tio­niert in der Rei­hen­fol­ge Zuerst sein. Dann tun und dann haben. Und wenn es in der Rei­hen­fol­ge läuft, dann ist es qua­si eine gute Vor­aus­set­zung dafür, dass man rela­tiv zufrie­den ist. Und das ist ein gro­ßes Dilem­ma der Men­schen ist, das vie­le erst haben wol­len. Und des­halb tun sie etwas und des­halb wer­den sie das, was sie sind.

Björn
Aber das ist schön. Das ist eine schö­ne Betrach­tung.

Jan
Und das und das ist eigent­lich eine schö­ne Idee. Eine schö­ne Betrach­tung ist für mich als pro­zes­su­al den­ken­den Men­schen auch immer irgend­wie ganz schön. Aber die­se Grund­vor­aus­set­zung erst mal bin ich und dann schaue ich was aus mir her­aus. Macht mich zufrie­den. Glück­lich? Wor­an? Wor­an möch­te ich ger­ne auch tätig sein? Und das tue ich. Und dar­aus ergibt sich dann letz­ten Endes und dar­aus habe ich dann auch die Mög­lich­keit, etwas bei­spiels­wei­se zu haben, mate­ri­ell, was ich dann natür­lich sehr, sehr gesund erst mal wirkt. Also auch wenn es viel­leicht in der Rea­li­tät nicht so ein­fach immer umzu­set­zen ist, weil wir natür­lich auch ganz bewusst mit Sehn­süch­ten kon­fron­tiert wer­den. Also wir müs­sen ja nur ein­mal raus­ge­hen auf die Stra­ße, dann ist dort Wer­bung. Im Inter­net ist Wer­bung, auf unse­rem Smart­phone ist per­ma­nent Wer­bung. Wir leben in einer völ­lig unna­tür­li­chen Welt, in der uns Insta­gram oder was weiß ich was für Medi­en zei­gen, wie das Leben sein könn­te oder wie man per­fekt.

Björn
Zu sein hat.

Jan
Oder auch zu sein hat. Genau. Wes­halb ja auch vie­le hin­ge­hen und sagen, sie machen mal die­sen Digi­tal Detox, legen das Han­dy bei­sei­te und ver­su­chen sich da gar nicht von ihnen beein­flus­sen zu las­sen. Und das ist natür­lich auch etwas, was da sicher­lich mit zu tun hat. Also wel­chen Rei­zen set­zen wir uns auch aus und wel­chen Wün­schen, Zie­len oder wel­chen Medi­en geben wir über­haupt die Gele­gen­heit, auch in uns Zie­le, Wün­sche, Sehn­süch­te letz­ten Endes zu? In uns zu plat­zie­ren.

Björn
Ich muss gera­de ver­rück­ter­wei­se ans Tau­chen den­ken, weil die­se die­se die­se Situa­ti­on so völ­lig abge­kop­pelt von von. Also wirk­lich nur so in dem Moment zu sein, abge­kop­pelt von dem, was von außen kommt. Das habe ich tat­säch­lich beim Tau­chen beson­ders inten­siv erlebt. Und mir schießt halt auch durch den Kopf, dass es da auch wie­der Unter­schie­de gab. Also ich war sehr glück­se­lig, wenn ich ein­fach unter Was­ser war und ich konn­te mir eine Stun­de so einen Tauch­gang dau­ert ja meis­tens so um die um eine Stun­de her­um. Ich konn­te eine Stun­de ein­fach Koral­len und Fischen zugu­cken, sanft dahin schwe­ben, mich über­ra­schen las­sen und ich hat­te eigent­lich kein Ziel. Ich bin die gan­ze Zeit nur im Kreis getaucht oder hin­ter­her getaucht. Ich hat­te über­haupt kein Ziel und habe das nur genos­sen. Und auch da gab es Men­schen, die halt völ­lig frus­triert waren, weil die sich als Ziel gesetzt haben. Ich will aber einen Wal heil sehen die­ses Mal. Und es hat nicht funk­tio­niert, weil die Natur funk­tio­niert halt nicht so und die dann völ­lig frus­triert waren und dann geschimpft haben.

Björn
Das war mir so ein das konn­te ich so nicht nach­emp­fin­den, aber das hat etwas damit zu tun. Da woll­ten näm­lich jemand unbe­dingt ein Video von so einem Hai dre­hen und das irgend­wo pos­ten und dann ging das nicht. Und das war also, wie man sich den Moment so zer­stö­ren kann, schießt mir so durch den Kopf.

Jan
Und schon war.

Björn
Ja tat­säch­lich.

Jan
Die­ser ver­damm­te Wal.

Björn
Da. Aber das ist so ein schö­nes Bild, fin­de ich, weil das tat­säch­lich das so ein Dahin­trei­ben ist. Und was dein Unter­was­ser da erwar­tet, das kann man ja nicht pla­nen. Selbst wenn man weiß, da sind bestimm­te Tie­re mit grö­ße­rer Wahr­schein­lich­keit anzu­tref­fen, dann weiß man nicht wie ist die Sicht? Sind die Tie­re wirk­lich da? Wie sind die drauf? Habt ihr Lust aus ihren Löchern zu kom­men? Und wer ist noch da? Und all sol­che Sachen? Und das ist tat­säch­lich ein tota­les Sein im Moment. Und des­we­gen gefällt mir Tau­chen auch so gut, wenn man so völ­lig abge­kop­pelt ist von allem, was über Was­ser ist.

Jan
Ja, das ist eine schö­ne, schö­ne Geschich­te, die du erzählst, die näm­lich ganz viel auch damit zu tun hat, wie man das Leben nimmt, wie man das Gelas­sen­heit gebet, dass man die Din­ge eben. Ja, dass man den Mut haben möch­te, die Din­ge zu ändern, die man ändern kann. Die Gelas­sen­heit, das zu ertra­gen, was man nicht ändern kann oder zu akzep­tie­ren und die Weis­heit, das eine von dem ande­ren zu unter­schei­den. Und ich bin ja auch ein Rie­sen­fan der Stoi­ker. Und auch da wird der gesagt Was pas­siert, kann man nicht ver­än­dern. Aber wir haben in der Hand, wie unse­re Betrach­tungs­wei­se der Din­ge ist. Und ob der Hai da ist oder nicht, ist ja die eine Situa­ti­on. Aber ob wir trotz­dem den Kopf dafür frei haben, die Situa­ti­on zu genie­ßen oder ob wir uns ärgern, das liegt letz­ten Endes in unse­rer Hand.

Björn
Was für ein schö­ner Schluss­satz. Ein sehr schö­ner phi­lo­so­phi­scher Aus­tausch mit dir heu­te. Ja, ein ganz, ganz wun­der­ba­res The­ma, über das man viel nach­den­ken kann. Über das man sich auch viel noch mal über sei­ne eige­nen eige­ne Sor­tie­rung im Leben klar wer­den kann. Und wir hof­fen, dass euch das auch ein biss­chen ange­regt hat da drau­ßen, euch dar­über Gedan­ken zu machen, ob euch viel­leicht nicht ein biss­chen Ziel­lo­sig­keit gut­tun wür­de. Das sind im Moment Sein und ein biss­chen Sein, vor dem Haben kom­men müss­te. Bleibt uns gewo­gen. Ihr fin­det unse­re Kon­takt­da­ten wie immer unter der Pod­cast Beschrei­bung. Ich sag bis zum nächs­ten Mal.

Jan
Und auf Wie­der­hö­ren.